Nun hat mich tatsächlich eine Rückmeldung zu einem Posting erreicht. Neben ein paar Dingen, über die man sich mit Nichtkatholiken sicher streiten kann, ist auch ein Punkt dabei, der wichtig ist, und den ich gerne kommentieren möchte: ist es vermessen, die katholische Kirche als die einzig wahre zu bezeichnen, den katholischen Glauben als die einzige Wahrheit? Stellt sich nicht heute wie zu allen Zeiten die gewichtige Frage Was ist Wahrheit?, wie sie schon Pilatus gestellt hat?
Natürlich stellt sich die Frage nach der Wahrheit immer wieder auch im ganz normalen alltäglichen Leben außerhalb des Glaubens (mal angenommen, dass man das trennen könnte). So stellt sich ganz aktuell in der Presse die Frage nach der Herkunft des EHEC-Erregers. Bislang hat diese Frage noch niemand beantworten können, und eine schnelle Schuldzuweisung an spanische Bauern hat sich als falsch, also als Unwahrheit, herausgestellt. Für spanische Bauer, die nun auf Tonnen von Tomaten und Gurken sitzenbleiben ist diese Frage nach der Wahrheit also keine Kleinigkeit sondern existenzsbedrohend. Das ist natürlich nicht die gleiche Frage, wie die nach der Religion, es macht aber schon mal etwas deutlich: was heute noch als richtig und wahr anerkannt zu sein schien, kann ganz schnell als falsch und unwahr entlarvt werden. Fragestellungen in der Politik folgen dem gleichen Muster: eine Partei, die über Jahrzehnte zu den Befürwortern der Atomkraft gehörte, entscheidet sich nun, die Grünen in ihrem Bestreben zu überholen, was die reichlich ratlos hinterlässt. War also die bisherige Position falsch? Im Gegensatz zum ersten Beispiel ist hier schon ein Unterschied: es wird vermutlich einen Auslöser des Virus geben und den hat man nur noch nicht erkannt. Im zweiten Beispiel kann man auch vom Dazulernen, von Erkenntnisgewinn sprechen, der einen Menschen oder eine Partei dazu bringt, jahrzehntelang aufrecht erhaltene Positionen selber in Frage zu stellen. Gut passt das Beispiel der Atomkraft auch deshalb, weil teilweise geargwöhnt wird, dass der Ausstieg aus dem Ausstieg aus dem Ausstieg eher wahltaktisch motiviert ist als dass es einer echten Überzeugung entspränge. Also ist wahr, was die Mehrzahl der Bevölkerung als wahr annimmt? Dann gäbe es in der Tat keine Wahrheit, dann gäbe es nur Erkenntnisstände, die morgen schon ganz anders aussehen könnten. Oder gibt es nicht neben berechtigten Meinungen doch etwas, was ganz unabhängig von Meinungsumfragen und unterschiedlichen Kenntnisständen als wahr angenommen werden kann?
Was ist also Wahrheit gibt es sie überhaupt? Jede Religion der Welt behauptet Ja, es gibt Wahrheit! und so tut das ganz selbstverständlich auch der katholische Glaube. Ganz einfach kann man das vielleicht daran festmachen, dass es Glaubensfragstellungen gibt, die man nur mit ja oder nein beantworten kann. Es kann dann sein, dass man mit seiner Antwort falsch liegt, aber sicher ist, dass es eine richtige Antwort gibt. Also: Gibt es einen Gott? Ein Atheist wird sagen nein, ein Christ, Jude, Muslim würde sagen ja. Beide mit voller Überzeugung, vielleicht und das wäre sicher nicht das schlechteste mit dem Hauch eines Zweifels. Wie es unser Papst noch als Kardinal mal gesagt hat (die Quelle ist mir gerade entfallen): im Zweifel treffen sich der Atheist und der Gläubige! Nur eine der Antworten kann aber wahr sein (ich sehe mal von Spitzfindigkeiten ab, ob es mehrere Götter geben könnte, ich möchte ja nur ein Prinzip klarmachen), und wenn es einen Gott gibt, liegt der Atheist falsch, wenn es keinen gibt liegt der Gläubige falsch. Der Gott der abrahamitischen Religionen ist auch keiner, der sich morgen entscheidet, sich einfach in Nichts aufzulösen, und auch keiner, der vom Menschen oder einer anderen Macht (was müsste das sein?) geschaffen werden könnte, also bleibt diese Wahrheit auch bestehen. Und wie ich in meinem ersten Beitrag in diesem Blog bereits geschrieben habe, stellt sich, wenn man Gott als existent annimmt, die weiterführende Frage: ist es der Gott der Bibel, ein Gott der Liebe und der Barmherzigkeit, der seinen Sohn und damit sich selbst hat Mensch werden lassen, um für unsere Sünden einzustehen, der für uns gestorben ist und uns durch seine Auferstehung erlöst hat? Wieder: ja oder nein? Der Muslim und der Jude werden an dieser Stelle nein sagen, da der von ihnen angenommene Gott anderen Prinzipien folgt (Unterwerfung im Islam, Gesetz im Judentum), der Christ wird sagen ja.
Bei der Gelegenheit kann man auch gleich die Frage mit beantworten, ob es nicht doch am Ende der gleiche Gott sei, den wir anbeten? Ein Christ kann hier sagen: Im Prinzip schon! Und das einfach deshalb, weil es nur einen Gott gibt, keinen anderen, und diesen nicht existenten, anderen Gott kann ich also auch nicht anbeten. Damit ist es immer derselbe. Ob der allerdings so ist, wie sich die anderen Religionen ihn sich vorstellen, ist die dann noch offene Frage: ein Gott der verlangt, Ungläubige zu töten ist schwerlich der Gleiche wie der Gott der Christen. Auch hier: wenn es nur einen gibt, kann nicht beides gleichzeitig wahr sein und ist also der eine Gott einer und der andere doch keiner betet man also den gleichen Gott an?
Nehmen wir also mal an (schließlich schreibe ich den Blog, andere Verfasser dürfen gerne andere Annahmen treffen), der Gott der Bibel sei der wahre Gott. Dann stellt sich wieder die Frage, ob der in der katholischen Kirche als einziger repräsentiert wird. Der Katholik wird sagen ja, der Protestant nein dazwischen gibt es nichts. Bei allem Entgegenkommen, zu dem auch die katholische Kirche hinsichtlich der Religionsfreiheit bereit ist, bspw. einzugestehen, dass auch in anderen Religionen und Konfessionen einen Funken der Wahrheit Gottes enthalten ist, und auch Gläubige dieser Religion das Paradies erreichen können, so stellt sich trotzdem die Frage: ist die katholische Kirche die, die Jesus gegründet hat, und die vom Heiligen Geist beseelt seit 2.000 Jahren existiert? Ja oder nein?
Nun, wie man sich denken kann, antworte ich mit Ja, und aus dieser Position schreibe ich auch in diesem Blog. Aber ist das nicht intolerant? Kann ich, was ich für mich in Anspruch nehme, den wahren Glauben zu haben, den anderen denn absprechen? Ich kann nicht nur, ich muss! Denn wenn die Kirche in der katholischen Kirche verwirklicht ist, dann ist sie es nicht in der evangelischen, die in einigen wesentlichen Fragestellungen, angefangen bei der Eucharistie, in den aktuellen moralischen Fragen nicht endend, von der Lehre der katholischen Kirche abweicht. Nein, dort kann ich nicht zu Hause sein, an sie kann ich nicht glauben, wenn ich an all das glaube, was die katholische Kirche vertritt. Und natürlich kann und sollte ich Verständnis dafür haben, wenn ein Moslem etwas anderes glaubt als ich, aber ich kann ihm in seinem Glauben nicht folgen: entweder er oder ich liegt falsch! Der Zweifel darf jeweils erlaubt sein, vor der Entscheidung drücken kann ich mich letztlich nicht. Und aus christlicher Sicht: wir haben den Auftrag, den Glauben zu verbreiten, direkt von Jesus bekommen, wie im Evangelium von Christi Himmelfahrt noch mal deutlich steht: Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern (Matthäus 28, 19a). Und wenn ich glaube, dass es der katholische Glaube ist, der ins Paradies führt, dann ist es meine Pflicht, zu versuchen, anderen Menschen diesen Glauben nahezubringen, und es ist meine Pflicht, das ohne Abstriche zu tun. Das ist nicht intolerant, das ist Nächstenliebe! Toleranz ist, dem anderen seinen Glauben oder auch seinen Unglauben zu lassen, wenn er den richtigen ablehnt: ich kann niemanden glauben machen und erst recht kann (und darf) ich niemanden zwingen, zu glauben. Aber meine Aufgabe als Katholik ist es, den Glauben bekannt zu machen auch ein Zweck dieses Blogs, auch wenn der diesem in seinen ersten Tagen natürlich nicht gerecht werden kann.
Dazu kommt noch so etwas wie ein Trick, so könnte man es leicht negativ ausdrücken: ich glaube, dass Jesus genau diese katholische Kirche gegründet hat, ich glaube, dass diese katholische Kirche durch Menschen durch die Zeit begleitet wird, die vom Heiligen Geist beseelt sind, allen voran die Nachfolger der Apostel, die Bischöfe, und unter ihnen der Nachfolger Petri, also unser Papst. Ich habe keinen vernünftigen Grund, an dem zu zweifeln, was der Papst sagt oder an dem, was die Kirche bspw. im Katechismus sagt. Alles, was ich früher dazu in Zweifel gezogen habe, stellt sich mir heute als wahr dar, und was dem widerspricht als unwahr. Und so wie ich mit einer gewissen Berechtigung annehme, dass ein Licht an- und ausgeht, wenn ich den Schalter betätige und so wie die Erfahrung zeigt, dass ich einen blauen Daumen bekomme, wenn ich mit dem Hammer anstatt auf einen Nagel auf diesen haue, so vertraue ich darauf, dass uns der Papst in die richtige Richtung lenken wird. Ich habe schon einiges in Frage gestellt und wurde immer wieder eines Besseren belehrt. Und nun vertraue ich ihm, folge den Weisungen der Kirche, auch wenn ich nicht in jedem Fall den Grund für diese Weisung kenne. Aber die Erfahrung hat mir gezeigt, dass es immer einen Grund gibt und dieser seine Basis in Jesus Christus hat. Mehr brauch ich nicht, um mich als papsttreu zu bezeichnen und um zu glauben, dass die katholische Kirche die einzig wahre ist! Ich kann das nicht glauben, ich muss das glauben, weil ich weiß, dass ich sonst aus der Wahrheit heraus falle!