Vorsicht Satire
Soviel Renitenz kann man eigentlich gar nicht glauben. Über Monate haben ZdK, WsK, kfd, Süddeutsche, Spiegel und Stern, Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk und Fernsehen klar gemacht, was der Papst bei seinem Besuch in Deutschland zu verkünden hat. Und das so laut, dass es doch eigentlich bis nach Rom oder in den Urlaub nach Castel Gandolfo hätte dringen müssen. Und jetzt das: der Papst kommt und hält sich nicht an die Vorgaben sondern verfällt in einen quasi pre-konziliaren Stil der Verkündigung ohne sich um die demokratischen Gepflogenheiten, die man doch auch von einer Kirche und damit einem Papst erwarten kann, zu scheren:
Schon ganz am Anfang der Reise, Im Bundestag hält er eine Rede, der die meisten der Volksvertreter wahrscheinlich gar nicht haben folgen können ein unglaublicher Affront und Nachweis eines elitären Dünkels. Und die Botschaft hat es auch noch in sich: kurz gesagt hat die Politik auf die Ökologie des Menschen Rücksicht zu nehmen und sich nicht an eigenen Grundsätzen zu orientieren. Das hat noch gefehlt, dass uns ein Ex-Bayer und Neu-Vaticanisti, erzählt, wie Parlamentarismus zu funktionieren hat. Naja, zum Glück hat ihn sowieso niemand verstanden?!
In seinen Predigten fordert er dann seine unmündigen Schäfchen auf, für seine Kirche Werbung zu machen. Natürlich nennt er das nicht so, sondern verbrämt das ganze mit Begriffen wie seid das Licht der Welt oder bleibt im Weinstock des Herrn. Laufend nimmt er dabei Bezug auf Jesus Christus, eine Gestalt, deren Historizität von führenden Theologen zumindest in Zweifel gezogen wird, und scheut sich auch nicht vor Unterscheidungen wie gut und böse wo doch in den vergangenen Jahren klar geworden sein sollte, dass beides nur Kategorien einer archaischen Gesellschaftsordnung sind, mithin ein Instrument der Unterdrückung des Volkes als legitimen Spuverän der Staatsform. Und was zu befürchten war ist eingetraten: viele seiner Zuhörer fallen hinter jede Art der Aufklärung zurück und sind offenbar gewillt, diesem Mann, der sich nach außen hin gerne klein und bescheiden gibt zu folgen. Und noch erschreckender: offensichtlich hat er einen großen Einfluss auf unsere Jugend, die wir doch gerade so gut im Griff wähnten!
Als ob das aber nicht genug wäre, kritisiert er in seinen Ansprachen völlig unverblümt die katholischen Laiengremien und geißelt einen Glaubensverfall in der Kirche. Obschon zwischenzeitlich common-sense verweigert sich der Papst damit nicht nur der Einsicht, dass Religion in einem säkularen Staat Privatsache zu sein und in der Öffentlichkeit nichts zu suchen und die Religionsfreiheit ihre beste gesellschaftliche Übersetzung in der Freiheit der Gesellschaft von Religion hat. Nein, er propagiert ganz offen, dass weltliche Aktivitäten nur auf der Basis des Glaubens gedeihen können. Die Einhegung der katholischen Kirche in Gremienarbeit versucht er als Irrweg zu diskreditieren, wenn und soweit diese Strukturen der Evangelisierung nicht hilfreich sind. Dabei war doch im Vorfeld des Besuches ganz klar von demokratisch legitimierten Politikern und Medien zum Ausdruck gebracht worden, dass Evangelisierung sich mit unserem Verständnis eines Rechtsstaates nicht verträgt und nur als ein Instrument der Unterdrückung der Menschen verstanden werden kann, gerichtet gegen die freiheitlichen Wirkungen unseres säkularen Staates. Einen Gipfel der Unverschämtheit erreicht der Papst dann, wenn er die orthodoxen (sic!) Kirchen protegiert und der evangelischen Kirche das eingeforderte Gastgeschenk verweigert! Leider haben sich Vertreter dieser Kirche einlullen lassen und verkünden, dass auch gar nicht mehr zu erwarten war ein Dolchstoß in den Rücken der Ökumene für die der Papst sowenig Verständnis gezeigt hat!
Zum Glück gibt es aber aufrechte Medien wie die eben schon erwähnte Süddeutsche Zeitung, die den Fedehandschuh aufgegriffen haben und in weiser und unglaublicher Hellsicht bereits im Vorfeld der Ansprachen die Kommentierungen in den Redaktionsschubladen hatten, dass die Inhalte und Ergebnisse des Besuches als ganzes enttäuscht hätten, nicht zuletzt auch die aufrechten Katholiken selbst, die doch bemüht sind, ihren dem Staat angepasste Position in der Gesellschaft zu suchen. Trotz der immer wieder auftretenden Jubelstimmungen ist doch klar, dass diese Analyse die richtige ist und alles andere nur emotional aufgeladene Stimmungsmache ist, vor der die Gesellschaft durch die Volks- und Medienvertreter zu schützen sind.
Um es noch mal klar zu sagen: der Papst hat die Erwartungen an seinen Besuch nicht erfüllt und wir, das heißt alle Deutschen in Summe, Protestanten im besonderen, Laienvertreter von Wir sind Kirche im Einzelfall (leider gibt es davon auch gar nicht mehr) und der ganze Rest sind alle, wirklich ALLE maßlos enttäuscht über die geringe Aufbruchswirkung, die der Papst in die Kirche zu legen bereit ist, immer mit der Ausrede, dass es doch nicht seine Kirche sei, sondern die vom eben erwähnten Jesus Christus.
Satire Ende
Und im Ernst …
… um es noch mal klar zu stellen: der Text oben ist eine Satire, denn wir papsttreue Katholiken danken dem Papst für seine wunderbaren Worte, von denen wir noch lange zehren werden. Und ich persönlich danke für die erhebende Erfahrung der Messe im Berliner Olympiastadion, die dortige Predigt, die Rede im Bundestag, die klaren Worte gegenüber dem ZdK …
Ich erlaube mir nicht, Erwartungen an den Papst zu äußern, aber wenn ich im Vorfeld welche geäußert hätte, so wären sie mit diesem Besuch umfänglich erfüllt worden: klare Worte in Liebe vorgetragen! Ein großartiger Papst, den uns der Herr noch lange erhalten möge!
Gerne stelle ich an dieser Stelle ein Dokument mit den Ansprachen und Predigten ein, in denen nachgelesen werden kann, zu wem unser Papst was eigentlich wirklich gesagt hat. Selber lesen ist besser als Sekundärliteratur aus den Mainstreammedien!
Entnommen habe ich die Texte der Nachrichtenagentur Zenit, die ich an dieser Stelle nur wärmstens empfehlen kann.
Gottes Segen
Der Papsttreue
Papsttreuer
Hier gibt es übrigens auch die Redetexte der Deutschlandreise und Vidos der Veranstaltungen:
http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/travels/2011/index_germania_ge.htm