Wer in den vergangenen Tagen die katholischen Medien verfolgt hat, mag dieses Themas möglicherweise schon überdrüssig sein, wer die Mainstreammedien verfolgt, für den ist das Thema vielleicht noch neu. Nichtsdestotrotz: die Kirche in Deutschland hat einen neuen Skandal! Und diesmal auf Ebene der Bistümer hausgemacht!
Was ist passiert? Die Kirche, das heißt die Bistümer, sind Eigentümer des Weltbildverlages. Vielleicht gibt es bei dem einen oder anderen in der Fußgängerzone ein Ladengeschäft dieses Verlages, und wer es bislang nicht wusste, wird darüber nicht darauf gekommen sein, dass es sich um ein katholisches Unternehmen handelt, mal abgesehen von einer etwas geräumiger gestalteten Religions- und Esoterik -Ecke. Nun kann man Zweifel haben, was dieser Verlag, der eine nur wenig katholische Außenwirkung hat, im Portfolio der Kirche zu suchen hat. Zudem wurde vor einigen Jahren auch schon mal angekündigt, dass der Verlag verkauft werden sollte nun, ist er offensichtlich nicht. Was jetzt aber ans Licht kommt ist deutlich unappetitlicher: über den Online-Handel des Verlags wird offenbar sehr erfolgreich neben esoterischer auch pornografische, satanistische und kirchenfeindliche, atheistische Propaganda vertrieben. Zudem sind die Bistümer über den Weltbild-Konzern indirekt auch noch zu 50 % am Verlag Droemer-Knaur beteiligt, der solche Machwerke nicht nur vertreibt sondern pornografische Literatur sogar produziert.
Man könnte nun meinen, dass bei der Vielzahl der kirchlichen Beteiligungen diese Zusammenhänge nur einfach nicht aufgefallen sind. So einfach ist das aber leider nicht, denn bereits 2008 wurde den Bistümern von der Initiative Katholisches! Weltbild eine Dokumentation zugesandt, die auf die Missstände hinwies. Passiert ist, bis auf den Hinweis, dass man bessere Filter zum Einsatz bringen wolle (was offenbar nicht passiert ist), nichts.
Man hätte vermuten können, dass es sich bei den jetzt in den einschlägigen katholischen Medien aufgekommenen Vorwürfen, nur um ein Strohfeuer handelte, das die Bischöfe der betreffenden Bistümer aussitzen könnten. Nun hat aber wie ich finde zum Glück die Mainstreampresse das Thema aufgefriffen: beginnend mit Welt-Online, wo ein Artikel von Berhard Müller erschienen ist, seines Zeichens Chefredakteur der PUR, eines katholischen Monatsmagazins, gänzlich unverdächtig des Kirchen-Bashings, bin ich selbst heute Morgen in der U-Bahn auf eine Titelschlagzeile im Express gestoßen, die damit aufmacht, dass die Kirche mit Pornos Millionen verdient. Und da ist er also, der Skandal!
Nun kann ich über das, was hier ans Licht kommt, und wie es nun zweifelsohne generell gegen unsere geliebte Kirche in Stellung gebracht wird, natürlich nicht glücklich sein andererseits !
Offenbar haben die Bistümer am Verlag und Beteiligungen so sehr gehangen, dass sie sich trotz bekannter Missstände bislang nicht trennen mochten. Man darf spekulieren, was der Hintergrund sein mag und vermutlich werden finanzielle Interessen eine nicht unbedeutende Rolle gespielt haben. Katholische Verlage, wenn auch kleinere, die katholische Literatur vertreiben, gibt es ja zum Glück noch mehr, und offenbar mit einer ganz guten Auswahl, genannt werden soll hier nur mal fe-medien. Die stehen nicht im Eigentum der Kirchen und sind damit der Kontrolle der Bistümer entzogen, aber diese Kontrolle hat beim Weltbild-Verlag auch nicht funktioniert, das kann also kein Argument sein, die Beteiligung aufrecht zu erhalten. Es bleibt also als verbleibendes Argument nurmehr der schnöde Mammon. Und hier passt das päpstliche Wort der notwendigen Entweltlichung, das die deutschen Bischöfe in ihrer Mehrzahl bislang nicht auf sich selbst beziehen mochten (das Thema Kirchensteuer wurde schnell wieder von der Agenda genommen), wie die Faust aufs Auge: der Mammon gewinnt das Sagen und schon dringt Schwefelgeruch in unsere Kirche ein! Also nichts wie raus da?
Aber halt, in einem Artikel von Gabriele Kuby steht ein viel besserer Vorschlag. Warum nicht aus dem unsäglichen Weltbildverlag tatsächlich einen katholischen machen? Man würde als Kirche doch ein Gebäude, in dem ein Bordell betrieben wird, nicht verkaufen, damit der Geschäftsbetrieb weiter fortgeführt werden kann! Man würde doch dieses Etablissement schließen und als Akt der Buße für die eingenommen schmutzigen Mieten vielleicht eine Einrichtung für Aussteigerinnen aus der Prostitution oder ein Frauenhaus für misshandelte Frauen einrichten. Das wäre wahre Umkehr, und warum sollte das nicht auch mit dem Weltbild-Verlag gehen. Alle pornografische und antikirchlichen Veröffentlichungen raus (was nicht heißt, dass man nicht auch kirchenkritisches veröffentlichen kann, wenn es konstruktiv ist), katholische Medien rein, junge katholische Autoren gefördert, Gewinne in kirchliche, karitative, vielleicht missionarische Aktionen stecken, und schon haben wir das Musterbeispiel, wie ein katholischer Verlag sein sollte. Dazu noch den Einfluss bei Droemer-Knaur nutzen (soll keiner sagen, mit 50 % habe man keinen) und die Produktion und den Verkauf des in Rede stehenden Schunds stoppen!
Das wäre doch mal Entweltlichung! Das würde so darf man vermuten weniger Geld einbringen, aber früher oder später wird der Herr die Tische der Geldwechsler in unseren Bistümern ohnehin umwerfen (Johannes 2, 13-17) da möchte man nicht in der Reihe derer stehen, die Jesus als Heuchler bezeichnet hat, wie sie von Frau Kuby in dem Artikel erwähnt werden.
Um nicht missverstanden zu werden: es geht mir hier nicht darum, nur mit dem Finger auf deutsche Bistümer zu zeigen, das Thema Entweltlichung geht uns weiter alle an. Hier scheint mir aber der Schaden für unsere Kirche so groß werden zu können, dass Gefahr im Verzug ist: wie soll man als katholischer Laie seinem Hirten resp. Bischof folgen, wenn er an solchen Geschäften ganz bewusst beteiligt ist? Nun, dieses Bewusstsein darf nun vorausgesetzt werden und jetzt bleibt zu beobachten, wie die Hirten reagieren.
Beten wir also für unsere Bischöfe und für weise und vor allem katholische Entscheidungen!
Hintergrund (Quelle Wikipedia):
Die Verlagsgruppe Weltbild hat nach eigenen Angaben (Stand Juni 2010) rund 6500 Beschäftigte, davon rund 1800 am Stammsitz Augsburg. Als unkonsolidierter Gesamtumsatz wurden im Geschäftsjahr 2009/2010 rund 1,65 Milliarden Euro ausgewiesen. Die Hälfte des Umsatzes steuerten die Filialen, 30 Prozent der Warenabsatz via Internet und 20 Prozent der Versandhandel bei.
Am 28. Mai 2009 wurde bekannt, dass Weltbild im Rahmen einer Neustrukturierung 322 Mitarbeitern im Verkauf betriebsbedingt kündigt, da sich Umsätze in das Internet verlagert hätten. In der Folge kam es zu Streiks in der Zentrale in Augsburg.[16]
Gesellschafter des Unternehmens sind zwölf katholische deutsche Diözesen, der Verband der Diözesen Deutschlands und die Soldatenseelsorge Berlin. Zu den Eigentümern gehören die Diözesen Augsburg, Aachen, Bamberg, Eichstätt, Fulda, Freiburg, München/Freising, Münster, Passau, Regensburg, Trier und Würzburg. Größere Beteiligungen halten unter anderem der Verband der Diözesen (24,2 %), die Erzdiözese München und Freising (13,2 %) und die Diözese Augsburg (11,7 %). Die Geschäftsführer sind Carel Halff (Vorsitz der Geschäftsführung), Klaus Driever und Martin Beer.