Jetzt gehts also wieder in die Weihnachtszeit. Selbst hartgesottene säkulare Zeitgenossen sind von den Lebkuchenbergen ab Mitte September abgestoßen, aber mit Ende des Oktobers fallen alle Hemmungen, denn schließlich beginnt doch jetzt die Weihnachtszeit richtig! Oder?
Okay, war ein Scherz, natürlich ist es noch nicht so weit, aber wir werden ab morgen oder Mittwoch wieder erleben dürfen, wie die Halloween-Ausstattung der Geschäfte dem finalen Weihnachtsansturm weicht. Alles muss raus, Lebkuchen, Plätzchen, Krawatten und Socken, künstliche Bäume, Spielzeug für die lieben Kleinen, Schmuck für die Frau und die ewig gleiche Frage, was schenke ich eigentlich meinem Mann? Da ist es gut, wenn man als Katholik erst mal vom Gas gehen kann: nein, die Weihnachtszeit beginnt erst mit Weihnachten selbst, und wenn wir uns vorbereiten auf diese Zeit dann im Advent, dessen erster Sonntag in diesem Jahr am 27. November begangen wird. Am davorliegenden Sonntag endet das Kirchenjahr mit dem Fest Christkönig: das Fest mit dem wir als Katholiken das wahre Königtum Jesu des Christus feiern, dem alle weltliche Macht nachstehen muss.
Aber bevor es so weit ist, ist das noch dieser etwas verlorene Feiertag der jetzt vor uns steht, an einem Dienstag, was einem die Möglichkeit gibt, sich mit einem Brückentag ein richtig langes Wochenende zu bescheren. Und am Montag Halloween zu feiern aber was ist das Fest Allerheiligen eigentlich. Zunächst mal ist das ein heute hochgradig katholisches Fest! Versuchen wir also erst gar nicht, es in aller Kürze Protestanten oder anderen Konfessionen zu erklären, das wird doch schwierig, denn schon dieser Feiertag muss ihnen als Provokation erscheinen. Die römisch-katholische Kirche gedenkt an diesem Hochfest aller jener, die als Glaubenszeugen, als unsere Fürsprecher und Vorbilder bei Christus sind und Anteil an seiner Herrlichkeit haben. So definiert kathpedia . Wir als Katholiken glauben, dass wir nach dem Tod, wenn wir denn das Himmelreich erreichen, Gott, unseren Vater schauen, und auf diesem Weg auch für noch lebende Menschen sprechen können (nebenbei: ebenso glauben wir, dass wir auch als Lebende für verstorbene fürsprechen können und sollen, aber das ist eine ein bisschen andere Geschichte). Und so bitten wir die bereits von uns gegangenen, soweit wir annehmen, dass sie den Herrn bereits sehen, um ihre Fürsprache bei Gott. Und das Fest Allerheiligen ist ein Ausdruck der Verehrung, der wir diesen Heiligen entgegenbringen. Wohlgemerkt: Verehrung, nicht Anbetung!
Und wie kommen diese verstorbenen Menschen in den Himmel? Auch dies eine Frage, die auf viele Missverständnisse verweist. Selbst Katholiken glauben wohl teilweise, dass der Papst durch die Heiligsprechung dieser Menschen die Tür für das Himmelreich öffnet. Das ist es aber natürlich nicht. Nein, das Himmelreich erreichen wir am Ende durch Gottes Gnade (was schon Thema eigener theologischen Abhandlungen ist), auf Erden durch besondere Gnadengaben nachgewiesen, wie eben durch ein heiligmäßiges Leben und bspw. durch nachgewiesene Wunder. Gott beruft also zur Heiligkeit aber nicht nur die wenigen Heiligen, die wir kenne, die Mutter Theresas dieser Welt, sondern uns alle. Und diejenigen, die den Ruf annehmen, sind also, so glauben wir, in der Lage nach ihrem Tod Gott zu schauen. Die katholische Kirche stellt das nur noch fest: sie prüft, ob jemand ein heiligmäßiges Leben geführt hat bzw. im Zustand der Heiligkeit gestorben ist und ob die ihm geschenkten Gnadengaben auf Heiligkeit hinweisen. Die Heiligsprechung macht also niemanden heilig, sondern bestätigt nur kirchenseitig, dass dieser Mensch wohl nun im Paradies sein wird und wir ihn um seine Fürsprache bitten können. Und daran gedenken wir am 1. November (im Vergleich zum Fest Allerseelen, zu dem wir selber für alle beten, die nach ihrem Tod noch nicht den Herrn sehen können).
Wer das weiß und das Fest entsprechend feiert, also die Heiligen ehrt, sie um Fürsprache bittet und ihnen für ihre Fürsprache dankt, der kann auch den Vorabend von Allerheiligen (All hallows eve Halloween) feiern dann weiß er was er tut und was er an dem Abend besser nicht tut.
Insofern wünsche ich also nun allen einen in diesem Sinne gesegneten Feiertag und noch ein gutes restlichen Kirchenjahr (wie gesagt, bis Weihnachten ist noch was hin
P.S. Dieser Beitrag ist inspiriert von der Predigt unseres Pastors heute Morgen, dem ich auf diesem Wege auch mal ganz herzlich für seine wunderbare Arbeit danken möchte!