Ich möchte gleich warnen, dass dieser Beitrag nicht heimelig wird und ich kann nur jedem, der gerne eine gefühlige Adventsstimmung zaubern möchte (gegen die nichts zu sagen ist, wenn sie dem Glauben entspringt), abraten, hier weiter zu lesen.
Zunächst mal in die Geschichte, kurz nach Jesu Geburt: König Herodes sah sein Wohlergehen durch die Geburt Christi gefährdet. Wie unangenehm, da kommt einer, der mir womöglich meine Königswürde streitig machen wird?! Und dann auch noch ein Kind, mit dem man kaum über einen Kompromiss wird verhandeln können. Er sah in seiner Blindheit nur eine Lösung: der kleine Junge Jesus muss sterben. So versuchte er die drei Weisen zu überzeugen, ihm den Aufenthaltsort des Jungen zu nennen, vorgeblich um ihm zu huldigen, in Wahrheit um ihn umbringen zu können. Da die Weisen dank der Eingabe eines Engels den Plan durchschauen, geben sie ihm die gewünschte Information nicht und er entschließt sich zu einem teuflischen Plan: da er den einen Jungen nicht ausfindig machen kann sollen eben alle Kinder, die im betreffenden Alter sind, getötet werden! Im Matthäus-Evangelium wird das auf unglaublich traurige Weise geschildert: Damals erfüllte sich, was durch den Propheten Jeremia gesagt worden ist: Ein Geschrei war in Rama zu hören, lautes Weinen und Klagen: Rahel weinte um ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn sie waren dahin. (Matthäus 2, 17-18)
Szenenwechsel: Australien im Jahr 2011 eine Familie ist mit Zwillingen schwanger. Eines davon verspricht Ärger zu machen. Ärzte finden heraus, dass es einen Herzfehler hat. Die Eltern stimmen einer Abtreibung in der 32. Schwangerschaftswoche zu (Anmerkung: auch in Deutschland wäre so etwas erlaubt). Dann passiert ein ärztlicher Fehler und die Abtreibungsärzte töten das gesunde Baby im Mutterleib. Nach diesem Kunstfehler wird auch das erkrankte Baby bei einem Notkaiserschnitt getötet die Ärzte sprechen bei dem Vorgang von einer schrecklichen Tragödie!
Rahel weinte um ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn sie waren dahin.
Ich möchte nicht missverstanden werden, den Eltern der beiden Kinder gebührt unser Gebet und unser Mitgefühl: Wie mögen sie sich über die Schwangerschaft gefreut haben? Wie mögen sie sich über die Nachricht von Zwillingen gefreut haben? Wie mögen sie über die Nachricht, dass eines der Zwillinge schwer herzkrank sei, schockiert und traurig gewesen sein. Wie mögen sie mit der Entscheidung zur Abtreibung gerungen haben? Wie groß muss der Schmerz gewesen sein, als das falsche Baby betötet wurde? Wie groß muss ihr Kummer sein, dass sie nun statt mit Zwillingen ohne Kinder die Klinik verlassen mussten?
Rahel weinte um ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn sie waren dahin.
Dennoch: die Tragödie ist nicht erst die Tötung des gesunden Kindes die Tragödie beginnt mit der Entscheidung, dem kranken Kind von vorneherein keine Chance auf Leben zugestehen zu wollen (nach allem, was man in der Presse dazu liest, war das Kind nicht unheilbar krank, es wären aber eine Vielzahl an Behandlungen und Operationen notwendig gewesen). Die Tragödie geht damit weiter, dass man nun über das gesunde Kind weint und die Welt das kranke nicht als Teil der eigentlichen Tragödie sehen möchte – es wäre wohl keine Schlagzeile, dass ein krankes Kind abgetrieben wurde. Wäre es für das kranke Kind keine Tragödie gewesen, wenn alles wie von Ärzten und Eltern geplant gelaufen wäre?
Rahel weinte um ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn sie waren dahin.
Ich kann mir kaum vorstellen, wie groß der Schmerz und die Sorge von Eltern sein muss, die eine Diagnose wie die über den Herzfehler dieses ungeborenen Kindes erhalten. Und doch: Dieses Kind ist ein Geschöpf Gottes. Gott liebt dieses Kind wie er jeden Menschen liebt mit einer Liebe, die einfach möchte, dass jemand ist! Gott wollte dieses Kind auf dieser Welt und die Welt, Ärzte und Eltern, hat es nicht gewollt! Wie groß muss der Kummer Gottes sein, wenn eines seiner Geschöpfe hier auf der Welt nicht gewollt ist? Gott kennt diesen Schmerz, weil er Mensch geworden ist, der von dieser Welt nicht gewollt war, nicht von König Herodes, nicht von einem Großteil der Pharisäer in Jerusalem, nicht von den Römern, die seine Jünger verfolgten, … nicht von vielen Menschen heute, die glauben, Gott würde sie in ihrer Freiheit einschränken, wie ein krankes Kind, um das man sich vielleicht ein Leben lang kümmern muss? Wie groß muss die Trauer Jesu sein, der die beiden Kinder jetzt bei sich aufgenommen hat, die er so gerne in der Welt gesehen hätte?
Rahel weinte um ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn sie waren dahin.