Das Thema Berufung und unsere persönliche Antwort auf diesen Ruf Gottes ist derzeit in den Evangelien sehr präsent. Da ging es einerseits um die Ankündigung der Geburt Johannes des Täufers, an den sein Vater Zacharias nicht recht glauben mag. Da ist andererseits die Nachricht an Maria, dass sie einen Sohn gebähren wird, den Sohn Gottes einen Auftrag den sie mit den unvergleichlichen Worten Ich bin die Magd des Herrn annimmt.
Und in jeder Betrachtung zu diesen Geschichten fehlt nie der Hinweis: was möchte den Gott von mir? Bin ich in der Lage zuzuhören, was meine Berufung ist? Und bin ich auch willens, diesem Ruf Gottes zu folgen?
Das Problem dabei: als Christen wissen wir, dass wir Gott nicht egal sind, dass wir einen Auftrag haben. Und wenn wir Gott ernst nehmen, fühlen wir uns auch verantwortlich, diesen Auftrag Gottes zu erfüllen. Und wenn wir dann nicht so genau wissen, was der Herr von uns will dann machen wir eben, was wir glauben, dass in seinem Sinne sein könnte. Kurz gesagt: wir machen Dinge für Gott, statt die Dinge zu tun, die Gott von uns will!
Wenn man nun nicht gerade im Sinne christlicher Mystiker die Stimme Gottes sehr real gehört hat, bleibt also scheinbar immer eine gewisse Unsicherheit denn verfehlen wollen wir den Auftrag Gottes am Ende auch nicht. Nicht aus Angst vor Gott man darf wohl annehmen, dass Gott sich barmherzig erweist, wenn wir ihn nur falsch verstanden haben, sondern einfach aus der bekannten Verantwortung heraus, dass nur wir ganz persönlich den jeweiligen Auftrag wahrnehmen können. Maria hätte auch nein sagen können, vielleicht weil sie wie Zacharias der Botschaft des Engels nicht geglaubt, sie vielmehr vielleicht als Versuchung des Teufels zum Stolz missdeutet hätte? Nun, sie hat die Botschaft verstanden und hat sich aus freiem Willen dem Werk Gottes gefügt. Kunststück, könnte man sagen: wenn der Erzengel Gabriel vor mir stehen würde, hätte ich die Botschaft auch verstanden! Aber machen wir es uns nicht so einfach: erstens wissen wir nicht, in welcher Gestalt der Engel Maria entgegengetreten ist, und auch eine eindringliche Botschaft kann sich in der Erinnerung verfälschen, gerade dann, wenn wir ihr nicht folgen wollen.
Es bleibt aber das Fakt: den Willen Gottes für unser Leben zu entdecken ist offenbar gar nicht so einfach. Mir selbst geht das jedenfalls immer wieder so, gerade jetzt auch in der Adventszeit, in der die Betrachtung der Menschen, die Gottes Ruf folgten, in den Evangelien so eindringlich beschrieben wird. Und wenn es auch anderen so geht, hätte ich vielleicht einen Vorschlag: wie wäre es denn mit einem Auftrag, der für jeden von uns gilt: betrachten wir Christus in der Krippe, betrachten wir auch sein Leben, betrachten wir sein Leiden, Sterben und seine Auferstehung, und hören wir seine Bitte: Ich möchte, dass Du bei mir sein willst!
Natürlich möchte Gott uns bei sich haben, darum ist er Mensch geworden, hat sich gedemütigt um uns das Menschsein zu zeigen, wird immer wieder in uns geboren, wenn wir ihn erkennen, hat unsere Sünden mit aufs Kreuz getragen, um uns zu reinigen, dass wir Gott schauen können. Jesus hat den Auftrag seines Vaters erfüllt: sein Wille ist es, dass wir zu ihm gelangen! Unser Beitrag dazu fehlt aber noch: auch wir müssen wollen! Es hilft nichts, auf den Ruf Gottes zu einem spektakulären Auftrag zu warten, wenn wir uns nicht über das Ziel bewusst werden: zu ihm zu gelangen! Das ist der erste Wunsch, der in uns wachsen, in gewisser Weise auch geboren werden muss, der uns erst dazu befähigt, Gottes weitere Aufträge an uns wahrzunehmen und auch zu erfüllen. Vermutlich ist unsere Berufung nicht so spektakulär wie die des Petrus oder des Paulus. Vielleicht ist unsere Berufung einfach die, unsere Familie, Ehefrau oder Ehemann und Kinder, zu Gott zu führen? Vielleicht ist es nur unsere Berufung, in unserem weltlichen Leben konsequent Zeugnis für den Glauben abzulegen? Vielleicht ist es aber auch ein besonderes Apostolat, das unsere Fähigkeiten, die wir von Gott geschenkt bekommen haben, benötigt um Frucht zu bringen? Vielleicht ist es eine Berufung zum Priestertum oder zum gottgeweihten Leben? Vielleicht ist es auch tatsächlich etwas wirklich Spektakuläres, dass wir uns selbst gar nicht zutrauen, von dem aber Gott weiß, dass wir es können schließlich hat er uns unsere Talente geschenkt, die wir einsetzen sollten?
In jedem Fall ist es Gottes Wunsch, uns bei sich zu haben, und wenn wir diesen Wunsch erwidern, wenn wir Christus ganz fest zusagen können: Ja, ich möchte bei Dir sein!, dann sind wir bestimmt auch in der Lage, mehr zu tun als nur Dinge für Gott, sondern die Dinge, die Gott uns aufgibt. Das muss der erste Schritt sein in der Nachfolge Christi ihm nachfolgen zu wollen! Ich glaube auch, dass dieser Schritt einfacher klingt, als er eigentlich ist. Denn dieser Wunsch geht einher mit der Zusage, ihm tatsächlich folgen zu wollen, egal, was seine Berufung für uns ist!
Gelungener kann ein menschliches Leben nicht sein als das der Gottesmutter Maria folgen wir also nach in ihrem Glaubensakt: Ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach Deinem Wort!