Am heutigen Hochfest Fronleichnam mit vollem Namen Hochfest des Leibes und Blutes Christi – bietet es sich für einen katholischen Blogschreiber natürlich an, auch etwas zu diesem Fest zu schreiben. Ich habe zunächst überlegt, ob ich etwas zum geschichtlichen Hintergrund schreiben sollte aber so ein Sachtext ist doch eher ermüdend. Auch eine Beschreibung der Eucharistie, was die Eucharistie ist, was Transsubstantiation bedeutet, oder auch die Frage der Ehrung und Anbetung des Allerheiligsten wären mögliche Themen gewesen meist auch noch mit der Möglichkeit ein paar prägnante Aussagen hinsichtlich einiger moderner Forderungen nach einem gemeinsamen Abendmahl mit anderen Konfessionen oder der Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene zu treffen. Das meiste davon ist aber anderswo schon sehr schön beschrieben und wenn ich einen Sachtext hätte schreiben wollen, wäre es wohl eine Erklärung der entsprechenden Abschnitte im Katechismus der Katholischen Kirche gewesen das kann aber auch jeder selbst nachlesen und ich empfehle diese Abschnitte ausdrücklich zum Nachlesen, um ein besseres Verständnis davon zu bekommen, was denn die Eucharistie ist, und warum wir Katholiken so viel Wert darauf legen, dass wir uns mit jedem anlegen, der die Bedeutung und die Wertschätzung dieses Sakramentes zu verwässern versucht. Es mögen ein paar Abschnitte aus dem dritten Artikel aus dem ersten Kapitel des zweiten Abschnitts aus dem zweiten Teil des Katechimus ausreichen, um dies zu verdeutlichen:
1323 Unser Erlöser hat beim Letzten Abendmahl in der Nacht, da er verraten wurde, das eucharistische Opfer seines Leibes und Blutes eingesetzt, damit dadurch das Opfer des Kreuzes durch die Zeiten hindurch bis zu seiner Wiederkunft fortdauere und er so der Kirche, der geliebten Braut, das Gedächtnis seines Todes und seiner Auferstehung anvertraue: als Sakrament des Erbarmens und Zeichen der Einheit, als Band der Liebe und österliches Mahl, in dem Christus genossen, das Herz mit Gnade erfüllt und uns das Unterpfand der künftigen Herrlichkeit gegeben wird“ (SC 47). (SC steht für die Konstitution über die Heilige Liturgie Sacrosanctum Concilium des 2. Vatikanischen Konzils)
1327 Die Eucharistie ist also der Inbegriff und die Summe unseres Glaubens: Unsere Denkweise stimmt mit der Eucharistie überein, und die Eucharistie wiederum bestätigt unsere Denkweise“ (Irenäus, hæer. 4,18,5).
1341 Der Auftrag Jesu, seine Gesten und seine Worte zu wiederholen, bis er kommt“ (1 Kor 11,26), verlangt nicht nur, sich an Jesus und an das, was er getan hat, zu erinnern. Er zielt darauf, daß die Apostel und ihre Nachfolger das Gedächtnis Christi, seines Lebens, seines Todes, seiner Auferstehung und seines Eintretens für uns beim Vater liturgisch begehen.
Wie gesagt, das sind nur Auszüge und eigentlich ist es wichtig, den ganzen Text, auch die Einsetzungsgeschichten aus den Evangelien zu lesen, um zu verstehen, in welcher Situation und mit welchem Ziel Jesus uns die Eucharistie geschenkt hat und welche besondere Bedeutung sie für Katholiken in aller Welt hat oder wenigstens haben sollte. Ich selbst möchte aber heute etwas über meine persönliche Beziehung zur Eucharistie schreiben und hoffe, dass das auch andere ermutigt, über die ihre nachzudenken und sie damit auch zu vertiefen (und sie vielleicht auch hier zu kommentieren?).
Als früherer Taufscheinkatholik bin ich als Kind zur Erstkommunion gegangen, kann mich an die Katechese nur noch ganz dunkel erinnern, wusste aber jedenfalls über lange Jahre nicht, was wirklich in der Heiligen Messe passiert. Wer sich dem Glauben erst nähert, wie ich das getan habe, für den ist dann der Glaube daran, dass dieses Stück Brot und der Kelch mit Wein auf dem Altar gewandelt wird in den Leib und das Blut Christi, dass dieses Brot und dieser Wein ihre äußere Gestalt zwar beibehalten, weiterhin nach Brot und Wein schmecken und sich chemisch nicht von dem Brot und Wein vor der Wandlung unterscheiden, und doch Leib und Blut Christi geworden sind, eine ziemliche Herausforderung. Wie bei jeder Glaubensfrage: der Glaube bedingt, dass ich dies annehmen kann, und ich muss es annehmen, um es glauben zu können. Wenn man so will ist es eine Art katholisches Axiom: es gibt dafür keinen Beweis, und doch weiß ein Katholik, dass nach den Wandlungsworten nicht mehr Brot und Wein auf dem Altar liegen sondern eben Christus selbst darin anwesend ist. Das Brot, die Hostien, die man vielleicht eben noch in Plastiktüten kühl und trocken aufbewahrt hat, der Wein, der keine besondere Qualität hat und bei dem man vielleicht vorher noch geprüft hat, ob er denn korkt jetzt kniet man vor diesen Zeichen nieder, denn sie sind wahrhaft Christus geworden. Wie es in der Übersetzung des Hymnus Adoro te devote von Thomas von Aquin heißt:
Gottheit tief verborgen, betend nah ich dir.
Unter diesen Zeichen bist du wahrhaft hier.
Sieh, mit ganzem Herzen schenk ich dir mich hin,
weil vor solchem Wunder ich nur Armut bin.
Auch ich habe keinen Beweis dafür, was dort in der Heiligen Messe passiert, ich habe nur die Einsetzungsworte Jesu auf die ich vertraue und ich habe zwei Jahrtausende mit Gläubigen, die diese Worte als Priester gesprochen haben, die sich vor diesem Sakrament verneigt haben, die unter Verfolgung leidend immer zumindest versucht haben, die Eucharistie zu feiern, weil sie dieses gewandelte Brot als lebensnotwendig betrachtet haben. Und ich habe Milliarden Menschen, die sich auch heute vor dem Allerheiligsten niederknien, Menschen, die vor nichts und niemandem die Knie beugen außer vor Gott selbst (dem als einzigem diese Ehrerbietung gebührt) und die in der Eucharistie diesen Gott als wahrhaft anwesend erkennen und sich daher vor ihm niederwerfen.
Der beste Beweis der Wandlung ist für mich noch immer der Glaube anderer Menschen: wer einmal noch zweifelnd einen Priester mit liebevollem, freundschaftlichen, gläubigen und glücklichem Blick vor dem Allerheiligsten hat knien sehen, wer einen Priester andächtig die Heilige Messe hat feiern sehen und die Ehrfurcht erkannt hat, mit der er nach der Wandlung mit Brot und Wein umgeht, der kann ermessen, welche Bedeutung diese Handlungen haben. Wie der Heilige Pfarrer von Ars zitiert wird:
Oh, wie groß ist der Priester! … Wenn er sich selbst verstünde, würde er sterben … Gott gehorcht ihm: Er spricht zwei Sätze aus, und auf sein Wort hin steigt der Herr vom Himmel herab und schließt sich in eine kleine Hostie ein …
Und so verneige auch ich mich beim Betreten einer Kirche vor dem Tabernakel, in dem Jesus, wahrhaft und körperlich, auf mich wartet, damit ich ihn anspreche (auch wenn ich ihn auch außerhalb der Kirche und geistig im Gebet ansprechen kann), so knie ich nieder vor dem Allerheiligsten Altarsakrament, freue mich über Anbetungszeiten, in denen dieses Sakrament auf dem Altar ausgesetzt wird und so kann ich mit der Gemeinde und Christus an Fronleichnam durch die Straßen der Stadt ziehen, singend und betend den Glauben bekennen und dem für Nichtglaubende Stück Brot eigentlich aber für gläubige Katholiken Christus selbst in der Monstranz folgen. Wie unser Pastor heute in der Predigt sagte, fragt uns Christus, ob wir mit ihm gehen wollen, und wie wunderbar ist es, wenn eine ganze Gemeinde ganz buchstäblich auf diese Frage antwortet und mit Jesus durch die Straßen der eigenen Stadt geht. Mit Christus gehen, das können wir immer, denn er ist auch ohne die gewandelte Hostie bei uns, aber an diesem Festtag ist das doch noch eine andere Art, den Glauben zu bekennen beten und hoffen wir, dass dieses Brauchtum auch in Zukunft noch Zuspruch erhält aus der Gemeinde, der Zuspruch dazu wächst zusammen mit dem Glauben daran, dass wir kein Stück Brot durch die Straßen tragen sondern Christus selbst uns durch die Straßen begleitet!