Manchmal muss man als Dunkelkatholik auch mal was zugeben: ich kann eine gewisse Begeisterung für Freikirchen nicht verhehlen theologisch trennt uns vieles, in der Frage der Morallehren, auch in Fragen der Ernsthaftigkeit der biblischen Botschaften, nur wenig so jedenfalls mein laienhafter Eindruck.
Ausdruck meiner Vorliebe für Freikirchler ist auch meine Vorliebe für die Bücher von John Eldredge und seinen Ransomed Heart Ministries. Zwar muss ich an vielen Stellen, wenn es gegen die organisierte Kirche geht, auch mal die Zähne zusammenbeißen, tröste mich aber mit dem Gedanken, dass Eldredge die richtige katholische Kirche offenbar gar nicht kennt sondern nur einen entfernten und verfälschten Eindruck von ihr hat vielleicht genau den, den ich auch ab und zu an unserer Kirche, soweit sie von dieser Welt ist, kritisiere.
Eldredge schreibt immer wieder über das Abendteuer, Christ zu sein! Er schreibt über den Krieg, der zwischen den Menschen und dem Teufel tobt und den wir nur (dann aber auch sicher) mit Gottes Hilfe gewinnen können! Er schreibt über seine Abneigung gegen eine frömmelnde Kirche, die das Gegenteil dessen darstelle, was Jesus, was aber auch Petrus, Paulus, alle Apostel und die ersten Christen ausgemacht hätte nett sein reicht eben nicht, um Christ zu sein! Neben seiner Vorliebe für Naturabenteuer (Kunststück, wohnhaft in Colorador) vergleicht er diese Abenteuer auch immer mit dem Kampf der Kirche ohne zu vergessen, darauf hinzuweisen, dass wir als Männer, in der Kirche, in der Gesellschaft, in unserer Ehe, in unseren unterschiedlichen Rollen, eine besondere Verantwortung tragen, die nur wir tragen können und uns niemand abnehmen kann: das Naturabenteuer als Abbild des geistlichen Abenteuers, das letztlich das viel größere ist.
Eldredge und Ransomed Heart veröffentlichen auch regelmäßig Podcasts von gut 20 bis 30 Minuten Länge, in denen natürlich auch immer ein bisschen Werbung für Ransomed-Hearts-Evens gemacht wird, die aber vor allem Bedenkenswertes für den Tag beinhalten, Ansätze zur Betrachtungen zu unserem täglichen Leben (mag sein, dass es das auch aus katholischer Sicht gibt, hätte ich aber noch nicht gefunden). Und die letzten beiden Beiträge hatten es in sich, galten sie doch den Geschehnissen um Colorado Springs, wo in diesem Jahr heftige Waldbrände tobten, die die ganze Stadt bedrohten und in Atem hielten. Auch die Familie Eldredge wurde evakuiert und mit dem Gedanken konfrontiert, das eigene Haus nicht wiederzusehen. Nicht an Leib und Leben bedroht und dennoch existenziell. Und ein Schluss der Betrachtungen traf mich wie ein Blitz: das Verlassen des Hauses war schwierig, die Angst um die eigene Habe, auch die Angst, ob man das ganze überhaupt überleben werde, hielt die Menschen in Atem aber, so sagt Eldredge, was ihn schockierte war nicht so sehr die Angst, die er trotz seines Gebetes teilte, sondern die Tatsache, dass das Geschehen für die meisten Menschen, auch für Christen, das wichtigste Ereignis darstellt, dass sie in ihrem Leben erlebt haben und erleben werden!
Sein Haus wurde gerettet, auch das Unternehmen Ransomed Heart wurde nicht weiter beeinflusst, daher ist er sich offenbar im Klaren darüber, dass seine Einsicht durchaus auch von diesem Glück beeinflusst sein kann, aber seine Einschätzung ist bedenkenswert: dürfen solche Naturkatastrophen das größte Ereignis in unserem Leben sein? Dürfen weltliche Ereignisse überhaupt unser christliches Leben derart beherrschen, dass sie sich vor unser geistliches Leben drängen? Das fängt in den kleinen Dingen an: was muss passieren, dass ich die Sonntagsmesse ausfallen lasse, was ist ein Grund von dem ich mit gutem Gewissen sagen kann, dass es richtig ist, nicht hinzugehen? Was ist dann ein Grund, das Tagesgebet zu vernachlässigen? Und bei den großen Dingen, und um bei dem Beispiel von Eldredge zu bleiben: an welcher Rangstelle darf eine solche Katastrophe in einem christlichen Leben stehen? Natürlich: wir sind auch aufgefordert, für unser Leben und das unserer Familien zu sorgen Christsein macht diese Dinge nicht unwichtig, im Gegenteil, sie werden dadurch, dass ich eine dienende Funktion übernehme, sogar noch wichtiger. Aber anders gefragt: was ist das größere Abenteuer: diese weltlichen Situationen zu bestehen oder der Kampf gegen das Böse in der Welt, Seite an Seite mit Jesus?
In einem der beiden Podcast-Teile beschreibt Eldregde Feuerwehrleute, die sich zum Rückzug aufmachten, weil sie schlicht an dem auf sie zukommenden Feuer nichts mehr machen konnten. Im gleichen Augenblick kam eine Spezialtruppe auf einem Transporter an, die Männer sprangen vom Wagen und rannten in Richtung des Feuers! Das, so ein Schluss, ist ein richtiges Bild für einen Christen: keinem (geistlichen) Kampf aus dem Weg gehen, wenn es heiß wird ist die richtige Richtung der Herd des Feuers niemals alleine sondern im Team, mindestens mit Gott selbst, der uns in diesem Kampf begleitet. Dann ist das Feuer ein gutes Bild für den Kampf, aber ein reales Feuer ist nicht der wesentliche Kampf unseres Lebens!
Wenn ich ehrlich bin, frage ich mich im Anschluss auch, was denn das Abenteuer in meinem Leben ist: eine christliche Ehe führen, bis dass der Tod uns scheidet (seit Samstag sind meine Frau und ich fünf Jahre verheiratet was dann nur ein kleiner Anfang ist, so hoffen wir jedenfalls)? Ein Kind (demnächst hoffentlich zwei) Kinder zu versorgen, zu erziehen, sie auf dem Weg zu einem guten Leben anzuleiten und zu begleiten? Freunden auf dem Glaubensweg zu helfen und denen, die sich verirrt haben, den Weg zurück zeigen (gehen müssen sie ihn schon selbst)? In der Gemeinde Verantwortung übernehmen, für kleine oder größere Dinge, je nach Notwendigkeit und Fähigkeiten? Nicht nachlassen in der Evangelisierung, in so einem Blog, viel mehr aber im Kontakt zu Menschen, erfindungsreich sein, Menschen einen Blick auf Gott zu bieten?
Ja, alles! Und immer dann, wenn es dabei heiß wird, wenn wir bekämpft werden, wenn uns von der Welt widersprochen wird, wenn wir bedroht werden, dann dürfen wir sicher sein, uns in der Nähe des wirklichen Brandherds aufzuhalten, genau dort, wo Gott uns haben will, wo wir (wie es in einem Kirchenlied heißt, das ich eigentlich nicht besonders mag, das aber mal unser Kardinal zitiert hat, was es in gewisser Weise adelt) nicht fehlen dürfen, weil wir dort nötig sind! Das herauszufinden, wo wir nötig sind, wo Gott uns haben will (und nicht da, wo wir uns gerne einbringen wollen) und dort nicht zu fehlen das und der Kampf darum ist Abenteuer genug für ein ganzes Leben!
Cicero
Komisch, diese heimliche Liebe – mit den nötigen Abstrichen – haben viele Katholiken.
Es ist wohl vor allem eines, das jedenfalls mich immer wieder beeindruckt:
Die meinen es ernst!
Templarii
Wunderbar, ich hab auch das Buch von ihm; „Der ungezähmte Mann“ der mir aus dem Herzen spricht. Schön noch andere katholiken zu sehen die genauso wahrnehmen was ich fühle. Dass das Feuer in Deutschland erloschen ist und nur eine leere pseudoantiritualisierung vollzogen wird und mehr nicht.
Hier noch mein Beitrag zu dem Buch von Eldrige:
http://recognoscere.wordpress.com/2012/05/30/buchempfehlung-der-ungezahmte-mann/
gruss,
Templarii – recognoscere.wordpress.com