Bei der Frage, wie man über das Leiden Christi wie wir es im Glaubensbekenntnis mit den Worten
[Ich glaube an Jesus Christus]
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
bezeugen in einem Blog kurzweilig schreiben kann bin ich ratlos geblieben. Kurzweilig geht das nicht, betrachtend schon eher. Wenn man Jesu Leben in der Bibel nachliest kommt man (hoffentlich) ganz unweigerlich zu dem Schluss, dass er rein weltlich und von außen betrachtet ein Supertyp gewesen sein muss. Die Menschen hingen an seinen Lippen, viele folgten ihm, warfen ihr Leben über den Haufen um bei ihm zu sein. Seine Charakterzüge müssen so gewesen sein, dass er ein Mensch war, den man gerne um sich hatte, der durch seine durch und durch liebevolle Art und sein Gutsein eine Anziehungskraft auslöste, die bis heute nicht wiederholt wurde.
Und wie schon in der Betrachtung im letzten Monat beschrieben: er war dabei zwar auch ganz Gott, aber eben auch ganz Mensch; man könnte sagen: mehr Mensch geht nicht!
Und zu diesem Menschsein gesellt sich nun der Tod, der Tod der durch die Sünde des Menschen erst in die Welt kam, quasi dadurch erst geschaffen wurde. Er, das Leben selbst, wählte mit seinem Menschsein auch den Tod (wenn auch sein Gottsein im Folgenden einen Ausweg für ihn und für uns aus dem Tod bereithält). Und was für einer! Was hier in knappen Worten im Glaubensbekenntnis geschrieben steht gelitten, gekreuzigt, gestorben das hat schon immer die Fantasie der Menschen angeregt. Das Kreuzweggebet ist ein Beispiel dafür, die intensive Betrachtung des Leidensweges an seinen wesentlichen Stationen. Die Passion Christi, der Film beschreibt von wenigen Ausnahmen abgesehen in mehr als zwei Stunden nicht mehr als genau das: das Leiden und Sterben von Jesus Christus, in expliziten, brutalen Bildern, die eine solche Anklage darstellen, dass viele sie nicht ertragen können oder wollen und dem Produzenten und Regisseur schlechte Absichten mit dem Werk unterstellen. Es führt aber kein Weg daran vorbei: so oder so ähnlich wie in dem Film beschrieben muss der Leidensweg Jesu gewesen sein, und man muss sich fragen, ob es gut sein kann, die Augen davor zu verschließen. Muss man das alles so explizit zeigen? Wenn man Gefahr läuft zu vergessen, wie es war, dann ja!
Und es wird noch schlimmer: Was der Film nicht zeigt, worüber sich auch der Kreuzweg mit seiner eher weltlichen Beschreibung der Leidensstationen nicht ausbreitet, ist der Abschluss dieses Leidens: begraben und hinabgestiegen in das Reich des Todes! Dem Christentum wurde immer auch mal vorgeworfen eine Drohbotschaft zu verbreiten, aber die Wahrheit ist nun mal manchmal bedrohlich: Der Abstieg in das Reich des Todes ist wenn man so will das Finale des Todes. Wenn man also das weltliche Leiden schon als schmerzhaft, als brutal, als unmenschlich betrachtet, dann ist es der Abstieg in das Reich des Todes erst Recht Kardinal Ratzinger hat den Tod einmal als die endgültige Trennung von Gott, als die endgültige Einsamkeit bezeichnet; etwas also, das jeden körperlichen Schmerz in den Schatten stellt oder: so war es bis Jesus den Weg gegangen ist.
Und jetzt stellt sich die Frage: Warum? Ich möchte die Lorbeeren für den kommenden Absatz nicht alleine einstreichen, die Wortwahl (den exakten Wortlaut erinnere ich leider nicht mehr) stammt von einem Priester der Legionäre Christi, Pater Georg Hülsenbeck LC, der einmal bei Exerzitien zum Leiden Christi in ähnlicher Weise predigte und dem ich noch heute, einige Jahre später dankbar bin für diesen Einblick in die Passion:
Warum? Warum hast du dich beschimpfen lassen, bespucken und schlagen lassen, beleidigen und verraten lassen? Für dich!
Warum hast du dich von einem wie Pilatus verurteilen lassen? Warum hast du nicht deine göttliche Macht gegen diesen kleinen Weltenmachthaber gezeigt und bewiesen, dass du wirklich Gott bist? Für dich!
Warum hast du dich geißeln lassen, dir von Peitschen die Haut abreißen lassen, dich mit einer Dornenkrone quälen lassen? Für dich!
Warum hast du dir ein Kreuz auf deine geschundenen Schulten laden lassen? Warum hast du dich mit dem Kreuz durch die Stadt treiben lassen unter dem Gejohle und Geschrei und den Schlägen der aufgeputschten Menge? Warum hast du bis zur Erschöpfung und darüber hinaus dein eigenes Kreuz bis nach Golgatha getragen? Für dich!
Warum hast du dich ans Kreuz schlagen lassen, mit anderen Verbrechern auf dem Berg über der Stadt aufrichten und dich entblößt den Blicken der Massen zeigen lassen? Warum hast du am Kreuz gelitten, bist beinahe irre geworden an Gott, deinem Vater? Für dich!
Warum bist du der du doch Gott bist gestorben, unter unmenschlichsten Bedingungen, unter Qualen und Schreien, unter dem Jubel der Pharisäer und Schriftgelehrten und des Volkes, das dich nicht verstanden hat? Für dich!
Warum hast du den Weg angetreten in die Einsamkeit des Todes, in die Gottverlassenheit der Hölle, die denen bereitet ist, die nicht zu Gott gehören, in die Abwesenheit von Liebe und in die Abwesenheit jeden Lichts? Für dich!
Warum? Für dich!
Ist die Antwort Für dich! für uns ausreichend? Wollen wir nicht eigentlich mehr wissen, es theologisch durchdringen? Wollen wir nicht wissen, warum es notwendig war, dass Christus auf diese bestialische Art am Kreuz gestorben ist? So legitim dieser Wunsch erscheint, eigentlich ist er nur das Ergebnis unseres Misstrauens gegen Gott: Ist er vielleicht doch der rachsüchtige Buchhalter, der statt unser eben seinen Sohn hat blutig büßen lassen? Ist es vielleicht doch so, dass Gott nicht vergibt sondern Auge um Auge Vergeltung verlangt, notfalls durch ein stellvertretendes Opfer? Offenbar scheint dieses Misstrauen tief in uns zu schlummern, denn sonst wäre die Antwort Für dich!, gegeben von Gott selbst, für uns ausreichend.
Ich nehme deine Schuld, die es gibt, auf mich, und erlöse dich von ihr, ich opfere mich selbst auf, damit du frei von Sünde sein kannst, immer wieder wenn du dich gegen mich wendest vergebe ich dir und nehme die Schuld mit auf meine Schultern nach Golgatha.
Warum? Für dich!
(Dieser Beitrag wurde auch veröffentlicht auf Das Ja des Glaubens, einem Gemeinschaftsblog katholischer Blogger zum Jahr des Glaubens)
Chrylieb
Ja Gott Selbst in Jesus Christus hat die große Schuld … unsere Ursünde des Falls auf sich genommem um uns davon zu befreien, um uns den Weg nach Hause frei zu machen. Der Film zeigt wirklich alles das was der Mensch Jesus durchstehen und erdulden mußte, bevor Er am Kreuze starb.
Es wäre aber auch sehr wichtig zu erwähnen, dass Jesus Christus den Tod besiegt, ja ihn überwunden hat, denn Er ist am dritten Tage von den Toten auferstanden.
Unter Tod sollte man den gesitigen Tod der Seele verstehen, die ohne Licht und ohne Kraft ist. So kann jetzt jede Seele wieder auferstehen, wenn der Mensch die Liebe lebt und sich an Jesus Christus wendet, zu Ihm vor`s Kreuz kommt, sich als Sünder bekennt und Ihn dann um Vergebung der Sünden = Erlösung bittet ….
Papsttreuer
Vielen Dank zunächst für den freundlichen Kommentar. Ein Hinweis mit Blick auf die Frage der Überwindung des Todes durch Jesus: der Gemeinsaschaftsblog „Das Ja des Glaubens“ und die damit auch hier unter diesem Tag veröffentlichten Beiträge von meiner Seite, hangeln sich über das Jahr des Glaubens am apostolischen Glaubensbekenntnis entlang. Im März ist das Hauptthema das Leiden und der Tod Jesu, im April wird es die Auferstehung sein – kommt also noch!
Gottes Segen für Sie!