Man hat eine Umfrage gemacht jetzt liegen die Ergebnisse vor, und wie zu erwarten war, entbrennt nun der Streit, wie diese zu bewerten sind, welche Konsequenzen gezogen werden sollten. Sie werden es ahnen: es geht um die deutschen Ergebnisse der vatikanischen Befragung zur Vorbereitung der Familiensynode im Herbst 2014, die jetzt von der Deutschen Bischofskonferenz vorgelegt wurden. Kernbotschaft: die Lehren der Kirche zu Familie, Ehe und Sexualität sind weithin unbekannt, dort wo sie punktuell bekannt sind werden sie, trotz des durchaus vorhandenen Wunsches nach erfüllenden Beziehungen und stabilen Ehen, als lebensfern abgelehnt. Soweit so wenig überraschend!
Ich möchte hier mal einen Vergleich anbieten, der auf ganz unscheinbare Weise ungeeignet ist:
Nehmen wir mal an, ich bin Hersteller von Mobiltelefonen. Weil mir selbst das ganze Smartphone-Gewische auf die Nerven geht und ich glaube, dass das auch für meine Kunden nicht gut ist, lehne ich es aber ab, Geräte analog zur heutigen Technik herzustellen: Kleiner Bildschirm und Tastatur das ist meine Vorstellung von Telefon und das wird sie auch bleiben. Nun kommt bei einer Befragung potenzieller Kunden heraus, dass die aber lieber die neuen Geräte meiner Wettbewerber kaufen, die mit dem Wischen und den Apps und allem, was das Handybesitzerherz begehrt.
Jetzt habe ich als Hersteller der altmodischen Telefone im Wesentlichen zwei Möglichkeiten: Ich versuche krampfhaft, die Kunden davon zu überzeugen, dass das Smartphonegewese von Übel und meine althergebrachte Technologie der neuen weit überlegen ist oder ich schwenke auf die Wünsche meiner Kunden ein, und biete zukünftig die Technologie, die der Markt verlangt (vielleicht sogar mit ein paar Zusatzleistungen, die notwendig sind, damit ich bereits verlorene Marktanteile wiedergewinnen kann). Welche Strategie auf dem Markt erfolgreich sein kann und welche in den schnellen Ruin führt, wird sich jeder ausdenken können.
So oder so ähnlich muss sich die Masse der deutschen Presselandschaft, und man muss befürchten auch nicht wenige Katholiken und katholische Amtsträger, das Szenario vorstellen vor dem die katholische Kirche steht: Die Kirche ist Anbieter von Lebenslösungen, manche sprechen auch von Sinnanbieter aber ihre Lösungen bleiben immer öfter in den Regalen liegen, eigentlich kann man schon gar nicht mehr davon sprechen, dass sie überhaupt eine wirklich große Zahl von Kunden im Sinne überzeugter Stammkunden hat. Das eine oder andere Feature wird noch gerne mitgenommen, aber das Vollpaket, das die eigentliche Lösung darstellt, will keiner mehr haben. Um im obigen Bild zu bleiben: Kleine Handyanhänger (mit Kreuz, ohne Corpus) kriege ich noch verkauft, aber mehr auch schon nicht!
Und wie der Mobiltelefonhersteller ist man geneigt zu schließen: Ein neues Produkt muss her, die Lösungen gehören konsequent neu überdacht, das Design vollständig umgestellt. Und man orientiert sich an dem, was der Markt honoriert: Man bleibt bei den Handyanhängern (mit Kreuz ohne Corpus), soviel Corporate Identity darf es schon noch sein, die daran hängende Lösung stelle ich aber so um, wie es meine Kunden haben wollen. Und schon bin ich wieder im Geschäft gemeinsam mit unüberschauber vielen anderen Sinnanbietern, deren Lösungen sich von meinen kaum noch unterscheiden, außer dem Schriftzug nach und meinem kleinen Extra, dem Handyanhänger (mit Kreuz, ohne Corpus).
Der überzeugte Katholik, und mein Verdacht ist auch jeder, der wirklich an einer Lösung für sein Leben interessiert ist, auch der, der die Lehre/Lösungen der Kirche als veraltet kritisiert, ahnt es: Irgendwie scheint die Strategie hier nicht zu passen! Aber was, so könnte man fragen, ist denn im Kern der Unterschied zwischen dem Angebot eines Mobiltelefonherstellers und der katholischen Kirche? Liest man sich in den obigen Vergleich ein, dann könnte man auf den Gedanken kommen, dass der doch gar nicht so weit hergeholt ist?
Ist er aber doch, denn die Kirche Trommelwirbel Tusch: verkauft nichts! Die Kirche hat einen Zweck, den Papst Benedikt und Papst Franziskus in gleichen Worten vertreten haben: Die Kirche existiert, um zu evangelisieren! Das ist der gottgegebene und unabänderliche Auftrag der Kirche. Die Lösungen, die die Kirche auch und vor allem im Bereich der Familienpastoral anbietet, sind kein Produkt sondern Teil der Evangelisierung. Und deren Ziel wiederum ist so außerweltlich wie nur irgendwas die Menschen zu Gott und letztlich in den Himmel zu führen! Und wie man da hineinkommt, dass hat Gott uns bereits mitgeteilt, und es sieht nicht so aus, als ob er die Kriterien ändern würde: Ein Leben in Liebe zu Gott und den Menschen! Alles, was dann im Katechismus steht sind zwar eigentlich nur noch Ausprägungen, aber sie stellen die Lösung der Kirche dar, die sie nicht selbst gewählt hat, sondern von Gott offenbart wurde.
Die Kirche ist zurück zum Bild gar nicht Hersteller der Handys sondern nur Händler (Handelnder in der Welt) Gottes. Und wenn mir als Händler das Produkt meines Herstellers nicht mehr gefällt, dann kann ich natürlich den Lieferanten wechseln, sollte aber nicht mehr so tun, als ob es noch Gott wäre, der mit seiner ganzen Lösungskompetenz hinter mir steht!
Es ist wahr: Man kann auch als Anbieter von Gottes Lösungen von Marketingstrategien der Wirtschaft lernen. Man kann versuchen, die Sprache der Kunden zu sprechen, statt sich in technischen Kauderwelsch zu ergehen, dass die Kunden nicht verstehen, und das auch nicht notwendig ist, um die Lösung zu verinnerlichen. Insofern sind die Hinweise, dass kirchliche Dokumente auch deshalb nicht rezipiert werden, weil sie sprachlich nicht ansprechend sind, durchaus richtig (wenn auch nicht sonderlich innovativ). Die Dokumentation der Befragungsergebnisse ist auch ein Dokument des Versagens aller, die in der Evangelisierung tätig sind (und bitte nicht auf andere zeigen, das ist jeder Christ ganz persönlich!), die ihren Auftrag, die Menschen zu Chrisus zu führen, aus unterschiedlichsten Gründen nicht erfüllt haben. Daraus abzuleiten, dass die Leistung selbst, die Evangelisierung, die Vermittlung des Wortes Christi, die den Weg in den Himmel ebnet, zu verändern wäre, ist aber ein fundamentaler Fehler, der dem Händler weder von den Kunden und besonders nicht vom Hersteller so ohne weiteres vergeben wird.
Und um das Bild ein letztes mal zu bemühen: Wenn ich schon versuche, meine Lösung ein bisschen ansprechender zu gestalten als es andere tun, warum dann nicht ein bisschen mutiger sein und als Accessoire eine (alte) Neuheit anbieten einen Handyanhänger (mit Kreuz und Corpus)!
Werner Wenzel
Ja, ja mein lieber Bruder im Geiste. Die Crux ist nur“wes Brot ich esse des Lied ich singe“. Das git zu meinem großen Bedauern sinngleich für unsere Bischöfe und die Bischofskonferenz im Besonderen. Mir tut das Herz weh, wenn ich die Bilder aus Frankreich sehe,allerdings nur auf Arte, und bei uns? Wo ist das Wort der Bischöfe? Das höre ich nur für den kampf gegen Rechts vereint mit allen Gutmenschen