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  1. Siegfried Simperl

    Das Problem ist wohl, dass jede naturalistische Erklärung – und eine andere steht dem Atheisten nicht zur Verfügung – die Moral wegdeutet. Für Nietzsche war die Moral eine Erfindung der Schwachen, um sich vor den Starken zu schützen. Für Evolutionisten ist sie ein Trick der Natur im Überlebenskampf. Für Psychologisten ist sie ein Produkt der Erziehung. In allen diesen Fällen wird der Spruch des Gewissens in etwas anderes verwandelt, als was er sich selbst präsentiert: Er ist nicht mehr Ausfluss einer objektiv bestehenden Verpflichtung, sondern ein Natur-, Erziehungs- oder Gesellschaftsprodukt. Im selben Moment, in dem er als solcher durchschaut wird, verliert er seine bindende Kraft, und die Frage, ob ich mich darüber hinwegsetze oder nicht, wird eine Frage des berechnenden Kalküls. Mit anderen Worten: Jede naturalistische Erklärung steht im Widerspruch zur sittlichen Evidenz.

    Wenn also Atheisten moralisch handeln, dann nur, weil sie inkonsequent sind. Gott sei Dank sind sie das! In der Praxis ist die sittliche Evidenz eben doch stärker als jede naturalistische Erklärung. Und der zu Ende gedachte Atheismus zerstört die Moral.Wir sind auf besten Wege.

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