Vor der Heiligen Woche möchte ich meine Leser noch am folgenden Text teilhaben lassen und mich dann bis Ostern verabschieden!
In der Fastenzeit, vor allem kurz vor Ostern noch zur Beichte zu gehen ist nicht nur ein guter Brauch, es hilft auch, die Bußzeit noch mal richtig zu verstehen. So war ich heute Morgen im Kölner Dom zur Beichte und der Priester hatte ein paar Worte für mich, die ich gerne mit meinen Lesern teilen möchte. Es geht dabei um das Thema Geduld … Geduld die auch ein Zeichen von Barmherzigkeit und Gnade ist. Gott hat immer Geduld mit uns, schauen wir uns die Weltgeschichte an, dann ist überall die Geduld Gottes mit den Menschen und mit jedem persönlich zu spüren. Letztlich ist auch die Beichte ein Zeichen der Geduld Gottes mit uns.
Aber wie sieht es mit unserer Geduld aus? Und dafür hatte der Priester, offenbar aus einem Buch entnommen, das er vor einiger Zeit gelesen hat, folgendes Zitat:
Glaube ist Geduld mit Gott, Hoffnung ist Geduld mit mir selbst, Liebe ist Geduld mit den Menschen!
Nun ist es nicht so, dass Gott auf unsere Geduld angewiesen wäre, er in irgendetwas zu langsam wäre. Aber wer kennt nicht im Großen oder Kleinen die Situationen, in denen er Gott nicht versteht. Ob es der persönliche Schicksalschlag ist oder die Naturkatastrophe oder der Terroranschlag: Wir verstehen Gott – noch – nicht und fragen uns nach dem Sinn. In diesem Sinne ist der Glaube an Gott, das Vertrauen in ihn ein Zeichen unserer Geduld mit Gott.
Angesichts meiner eigenen Verfehlungen kann mich auch die Hoffnungslosigkeit übermannen. Immer wieder die gleichen Dinge, die ich in der Beichte vor Gott zu tragen habe, immer wieder muss ich mir eingestehen, dass ich noch lange nicht so „heilig“ bin, wie ich es sein sollte. Aber so wie Gott mit mir Geduld hat, so sollte auch ich mit mir Geduld haben, immer in der Hoffnung auf Gott, in der Hoffnung, dass er mir den rechten Weg zeigen und ich an meinen „Stürzen“ wachsen werde. So ist Geduld ein Zeichen der Hoffnung, Hoffnung eben Geduld mit mir selbst.
Und wenn Gott mit mir und allen Menschen Geduld hat, wie sollten wir dann nicht auch mit unseren Nächsten Geduld haben? Wir sind aufgefordert, unseren Nächsten zu lieben, für ihn da zu sein, mit seinen Schwächen, ob sie uns oder andere treffen, mit Barmherzigkeit umzugehen. Das bedeutet ganz wesentlich, mit unserem Nächsten Geduld zu haben – mit unseren Kindern, der Familie, Freunden, Kollegen. Wir alle sind auf dem Weg, brauchen die Geduld Gottes, müssen mit uns selbst geduldig sein … und unsere Nächsten haben unsere Geduld nötig wie unsere Liebe.
Und umgekehrt kann man diese Sätze auch zur eigenen Beichtvorbereitung verwenden: Wo bin ich mit Gott nicht geduldig, wo stelle ich in Frage, was Gott tut, womit er mich oder andere belastet? Wo bin ich mit mir selbst ungeduldig, schaffe es nicht zu akzeptieren, dass ich auf einem Weg und noch nicht am Ziel bin? Und wo bin ich mit meinen Mitmenschen ungeduldig, werfe ihnen vor, wie sie sind, wo bin ich nicht in der Lage, sie mit Liebe zu betrachten?
Ich bin dankbar, so unverhofft auf einen so tiefen älteren Priester im Dom getroffen zu sein, der mich schon mit seinem ersten einfachen Satz „Gott ist geduldig!“ beeindruckt hat. Und ich hoffe, meine Leser können auch ein wenig von diesem kleinen Impuls profitieren. In diesem Sinne wünsche ich eine segensreiche Heilige Woche, in der ich mir selbst eine kleine „Blogpause“ gönnen werde. Wir „sehen“ uns wieder zu Ostern und feiern dann die Auferstehung des Herrn, der immer geduldig mit uns ist!
Rosemarie Steins
Bis dahin eine gesegnete Zeit.