Zwischenzeitlich stand ich mit Stefan Kaufmann persönlich in Verbindung und muss feststellen, dass die Pressedarstellungen, auf die ich mich im Beitrag unten gestüzt habe, wohl nicht vollständig korrekt waren. Ich bitte daher, hinsichtlich der geschilderten Sachlage den hier verlinkten Beitrag unter dem Titel „Homosexualität und Kirche: Es ist komplizierter!“ zu berücksichtigen!
Der Medien-Gau vor dem Bischof Gebhardt Fürst und die Kirche in Stuttgart stehen, ist mehr gewollt als passiert.
Die Schlagzeile verfälscht den Sachverhalt aber sie wirkt, sie wirkt wohl auch so, wie sie wirken soll! „Kirche verweigert schwulem CDU-Chef den Segen“ so heißt es derzeit in den Medien und man hat vor Augen einen armen, verfolgten Homosexuellen, dem mit unbarmherziger Härte seitens der katholischen Kirche die Tür vor der Nase zugeschlagen wird. So ist es natürlich nicht, und blickt man hinter die Kulissen des Medienzirkus wird schnell klar, welches Spiel hier gespielt wird.
Der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, nicht gerade als Hardliner bekannt, hat nämlich mitnichten dem Stuttgarter CDU-Kreisvorsitzenden Stefan Kaufmann den Segen verweigert. Was er nicht tun möchte ist, dessen homosexuelle Beziehung zu seinem langjährigen Lebenspartner im Rahmen einer Messe zu segnen. Und wenn man es genau nimmt: Er kann gar nicht anders! Und das aus mindestens zwei Gründen:
Erstens ist gelebte Homosexualität, und davon muss man bei einer „Verpartnerung“ wohl ausgehen, aus katholischer Sicht immer noch eine Sünde, und nicht eben eine kleine, weil sie sich gegen die Schöpfungsordnung Gottes wendet. Wer’s nachlesen möchte, wird im Katechismus unter den Nummern 2357ff fündig, in denen es unter anderem heißt: „Gestützt auf die Heilige Schrift, die sie als schlimme Abirrung bezeichnet [Vgl. Gen 19, 1-29; Röm 1,24-27; 1 Kor 6,10; 1 Tim 1,10.], hat die kirchliche Überlieferung stets erklärt, „daß die homosexuellen Handlungen in sich nicht in Ordnung sind“ (CDF, Erkl. „Persona humana“ 8). Sie verstoßen gegen das natürliche Gesetz, denn die Weitergabe des Lebens bleibt beim Geschlechtsakt ausgeschlossen. Sie entspringen nicht einer wahren affektiven und geschlechtlichen Ergänzungsbedürftigkeit. Sie sind in keinem Fall zu billigen.“
Einen Segen für eine solche Handlung, noch dazu von einem Bischof, zu erteilen, würde entweder bedeuten, diese Sünde offensiv gutzuheißen, sie unter den Schutz Gottes zu stellen – was für eine pervertierte Vorstellung von Barmherzigkeit. Alternativ könnte man mit dem Segen den Wunsch nach Umkehr der beiden Männer verbinden … das allerdings ist wohl kaum im Sinne der Beiden, die sich ja offensichlich nicht anschicken, umzukehren.
Zweitens könnte man nun argumentieren, dass es doch einen Unterschied macht, ob sich ein homosexuelles Paar auf ein kurzfristiges sexuelles Abenteuer einlässt und dafür einen Segen möchte, oder ob es sich um eine langjährige Beziehung mit gegenseitiger Verantwortungsübernahme und dem Vorsatz der lebenslangen Bindung handelt, für die die beiden Partner auch göttlichen Beistand benötigen, nicht weniger als es Ehepaare tun, die in ihrer Beziehung auch Schwierigkeiten und Versuchungen ausgsetzt sind, die sie mit Hilfe der Gnaden des Ehesakramentes meistern. Eine solche Differenzierung, die darauf hinauslaufen würde, das tendenziell Gute an der Beziehung unter den Schutz Gottes zu stellen, das sündhafte aber einfach auszuklammern, wäre einerseits niemandem begreiflich zu machen (Die Schlagzeile würde dann lauten „Bischof Fürst gibt schwulem Paar den Segen!“) und andererseits auch vor dem Hintergrund dessen, was der Beziehung zugrunde liegt, nämlich die ungeordnete, nicht schöpfungsgemäße Anziehung eines Mannes zu einem Mann, nicht sachgerecht.
Und, schlägt Bischof Fürst damit den beiden die Kirchentüren vor der Nase zu – egal ob zu Recht oder zu Unrecht? Nein, tut er nicht, und wenn die beiden jetzt als Opfer dargestellt werden, ist das auch eine Konsequenz der offensichtlichen Suche nach Öffentlichkeit in dieser Sache. Bei kath.net wird Stefan Kaufmann aus einem Interview mit der taz von vor einem Jahr wie folgt zitiert: „Wir sind bewusst in der Kirche […] Und es ist auch Politik, wenn ich den Bischof bitte, unsere Segnung zu genehmigen.“
Kein Zweifel, hier geht es – jedenfalls medial – nicht um ein seelsorgerisches Gespräch, dass ein hochrangiger Stuttgarter Lokalpolitiker mit einem Bischof oder einem Priester geführt hat, hier wird mit harten Medienbandagen gekämpft, um einen Segen zu erzwingen oder die Kirche bei Nichtleistung an den Pranger zu stellen. Es geht offensichtlich nicht in erster Linie um die Sorge des schwulen Paares um ihr Seelenheil sondern um die Wirkung der öffentlichen Forderung nach einer Segnung der Beziehung.
Man kann Bischof Fürst, pikanterweise als Vorsitzender der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz sozusagen „Medienbischof“, vorwerfen, hier nicht gerade medial geschickt agiert zu haben. Er hat mit der Weigerung, eine homosexuelle Partnerschaft unter einen kirchlichen Segen zu stellen, aber richtig gehandelt. Einen Ausweg im Sinne einer differenzierten Begleitung der Beziehung durch die Kirche hat ihm das Paar nicht gelassen … und mit dem Medienhype nun womöglich (ich bin da vorsichtig, wird über Herrn Kaufmann doch nicht von einem besonderen Drang zu medialer Selbstdarstellung berichtet) doch bekommen, was sie wollten.
Man kann, das sei all denen noch ins Stammbuch geschrieben, die an dieser Stelle einer dumpfen Ablehung homosexueller Menschen fröhnen, für Stefan Kaufmann und seinen Lebenspartner beten, in der Tat ihre gegenseitige Verantwortungsübernahme vor Gott stellen und ihn um seine Gnade auch für diese Sünder bitten, wie wir es für alle tun sollten. Von einem Bischof zu verlangen, diese Beziehung segnen zu lassen, offenbar in Kenntnis der kirchlichen Lehre, ist aber in höchstem Maße unredlich.
Bettina Taubinger
Es ist traurig zu sehen, wie hier aus politischen Gründen ein Segen erpresst wird. Ein Segen bringt nur Segen, wenn auch das Verhalten in der richtigen Ordnung angestrebt wird.
Papsttreuer
Danke für diesen prägnanten und richtigen Kommentar – man könnte auch formulieren: Auf einem solchen Segen liegt/läge kein Segen!
Aber natürlich: Gottes Segen für Sie!
Klaus Ebner
Es ist das gute Recht der Kirche zu segnen wen oder was sie will. Problematisch scheint mir aber der Satz aus dem KKK „Sie sind auf keinen Fall zu billigen.“Billigen“ steht als Synomym für „genehmigen“ – das Gegenteil davon wäre „verbieten“. „Nicht billigen“ ist etwas völlig anderes als „nicht segnen“. Man kann daraus durchaus die Schlussfolgerung anstellen, dass es die Kirche begrüßen würde wenn homosexuelle Beziehungen komplett verboten würden (die kath. Kirche hat auch nie gegen ungerechte Gesetze protestiert, die derartige Beziehungen unter Strafe gestellt haben). In der Diskussion um „Akzeptanz für sexuelle Vielfalt“ war viel davon die Rede, dass man homosexuelle Beziehungen nicht „akzeptieren“ aber „tolerieren“ müsse. Davon ist im KKK aber nichts zu lesen.
Papsttreuer
Vielen Dank für Ihren Kommentar, Herr Ebner. Eigentlich hatte ich mir bislang nicht viele Gedanken darüber gemacht, aber da ich weiß, in welch mühevoller und jahrelanger Kleinarbeit der KKK entstanden ist, konnte ich mir kaum so etwas vorstellen. Und in der Tat: Der Duden definiert „billigen“ als „gutheißen; für angebracht halten“, Synonyme sind u.a. „akzeptieren, anerkennen, befürworten, begrüßen, beipflichten, bejahen“ – alles Dinge, die die katholische Kirche nicht tun kann und die durch eine Segnung einer solchen Partnerschaft zum Ausdruck kämen. Das Gegenteil davon wäre dann aber auch nicht „verbieten“. Dass die Kirche in Fragen der Gesetzgebung nicht immer Vorreiter war – zugegeben – als solches aber auch oft Kind der Zeit. Versetzen wir uns aber in die heutige Zeit, dann lesen wir im Katechismus (von mir im Beitrag nicht, im Blog schon öfter zitiert) folgende Sätze:
„Ihnen [den Menschen mit homosexuellen Neigungen] ist mit Achtung, Mitgefühl und Takt zu begegnen. Man hüte sich, sie in irgend einer Weise ungerecht zurückzusetzen. Auch diese Menschen sind berufen, in ihrem Leben den Willen Gottes zu erfüllen und, wenn sie Christen sind, die Schwierigkeiten, die ihnen aus ihrer Verfasstheit erwachsen können, mit dem Kreuzesopfer des Herrn zu vereinen.“
Diese Formulierung wird Homosexuellenverbände wenig beruhigen, zeigen aber deutlich die Ablehnung von Diskriminierungen.
Jürg Rückert
Der Angriff geht, wie so oft, von der Lobby (oder einzelnen Lobbyisten) der Schwulen aus. Er ist mit Sicherheit wohl berechnet als Schlag gegen die katholische Kirche. Wie ein Schäferhund versucht man den Bischof vor sich her zu treiben, die Kirche neu zu formatieren. Gleichzeitig scheint der Politiker von seiner Partei ob seiner Attacke nichts mehr befürchten zu müssen.
Für mich ist die Reaktion der CDU von großer Bedeutung. Sollte sie sich zur Partei der Schwulen umbenannt haben („SchwuDU“), so wäre Sodom als Chiffre für Sünde endgültig stigmatisiert. Wie viele Gerechte findet der Herr noch in Sodom? Reicht es aus, um die Stadt (Staat) vor der Vernichtung zu bewahren? Wir werden sehen!
Ganz ohne Katechismus: Verstößt der Analverkehr nicht gegen die menschliche Würde? Anfang der 70iger Jahre waren wir ein kleine Gruppe von Medizinstudenten. Der Dermatologe sagte in seiner Vorlesung, dass man bei Schwulen den syphilitischen Primäraffekt auch im After suchen müsse. Neben mir saß eine hübsche Kommilitonin. Für einen Moment senkte ich den Blick, ich schämte mich ein Mann zu sein. Heute scheint dies ganz anders.
Herr Honekamp hat – und das ist ganz typisch – in einer Einlassung seine Distanz zu Homophobie bekundet. Er musste das tun, um im Geschäft bleiben zu dürfen. Auch das zeigt überdeutlich, welche Mächte uns regieren. Der CEO von Firefox wurde gefeuert, weil er einen minimalen Betrag einer Gruppe von Anhängern der „traditionellen Familie“ gespendet hatte (Rufschädigung des Unternehmens)! Andere haben Schwulenverbänden Millionen gespendet, was eine „gute Tat“ und niemals rufschädigend war. Das ist nicht mehr meine Welt!
Der Herr wird es richten.
Papsttreuer
Danke für den Kommentar, Herr Rückert. In der Dramatik kann ich Ihnen, wie Sie sich vermutlich denken, nicht ganz folgen, wohl aber in der Tendenz, die unsere Gesellschaft dahin führt, die Sünde nicht mehr nur nicht mehr als solche zu bezeichnen, sondern sie sogar gutzuheißen (daher die „Forderung“ nach Segnung).
Meine Distand zur Homophobie entstammt allerdings meinem katholischen Glauben, nicht einer Furcht davor, nicht „im Geschäft“ bleiben zu können. Ich betreibe diesen Blog als Hobby, und das schimmste was passieren könnte, wäre, dass meine Leser sich abwendeten und die Zugriffszahlen einbrechen. Das fände ich zwar schade, wäre aber kein Grund, aus meiner Seele eine Mördergrube zu machen. Umgekehrt kenne ich Herrn Kaufmann aber gar nicht persönlich und vielleicht liegt ihm wirklich – neben der politischen Wirkung – etwas an dem Segen. Unabhängig davon (siehe meine Antwort auf den Kommentar von Herrn Ebner) bin ich überzeugt, dass eine Diskriminierung von Homosexuellen genau so wenig legitim ist wie eine Bevorzugung. Und aus christlicher Sicht heißt doch „nicht zu diskriminieren“ unter anderem auch, für einen Menschen zu beten?
Ich hoffe, ich habe das damit ein wenig klarstellen können?
Herzliche Grüße und Gottes Segen!
Dieter Schrader
Als ev.luth. Christen können wir uns nur freuen,daß es noch(!) einen Bischof gibt,der mutig genug ist, so ein Ansinnen abzulehnen. Ein befreundeter ev.Probst hat es einmal kurz und knapp auf die Formel gebracht: Wo keine Verheißung (von Gott), da kein Segen. Mehr ist eigentlich nicht dazu zu sagen.Dank an Sie für die Veröffentlichung
Papsttreuer
Danke Herr Schrader für den Kommentar! Vielleicht darf ich dazu noch mal meine Antwort an Frau Taubinger wiederholen:
Auf einem solchen Segen liegt/läge kein Segen!
Aber natürlich: Gottes Segen für Sie!