Der Marienmonat Mai legt nahe, mit einer Rosenkranzbetrachtung eine alte Serie wieder aufzugreifen. Bei aller Politik aus Welt und Kirche also hier mal wieder etwas Geistliches.
Es ist Mai und damit – wie im Oktober – Marienmonat. In der Vergangenheit hatte ich bereits begonnen, kurze oder auch mal längere Betrachtungen zum Rosenkranz zu veröffentlichen (hier noch auf papsttreuer.blog.de). Diese noch lange nicht vollständige Reihe setze ich gerne fort und dachte – da schließlich auch Osterzeit ist – beginne ich doch mit dem ersten Geheimnis des Glorreichen Rosenkranzes: „Jesus, der von den Toten auferstanden ist.“
An sich ist dieser Satz schon ein Hammer, auf ihn gründet sich unser Glauben:
Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos. […] Nun aber ist Christus von den Toten auferweckt worden als der Erste der Entschlafenen. Da nämlich durch einen Menschen der Tod gekommen ist, kommt durch einen Menschen auch die Auferstehung der Toten. Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden.
(1, Korinther 15,14ff)
Natürlich beinhaltet der Rosenkranz die ganze Geschichte Jesu, ist insofern auch eine Art Glaubensbekenntnis über sein Leben. Vor allem aber die ersten drei glorreichen Geheimnisse sind es, die unseren Glauben auf die Probe stellen, und dieses hier in besonderem Maße. Erst kürzlich ging wieder durch die Presse, dass viele Christen, selbst Priester, nicht an die Auferstehung Jesu glauben – wie kann man dann Christ sein, worauf gründet sich dann die Hoffnung? Oder wird bei der Frage nur ein falsches Verständnis von Auferstehung negiert? Hoffen wir es und beten wir dafür!
Nun ist aber der Rosenkranz auch eine Art Brille Mariens, durch die wir auf das Leben Jesu schauen. In vielen Geheimnissen wird Maria daher auch direkt angesprochen (Den Du, Maria … Der Dich, Maria …) aber auch alle anderen Geheimnisse sollten wir mit den Augen Mariens zu sehen versuchen. Sie ist seine leibliche Mutter, hat ihn großgezogen, ihn sein ganzes Leben begleitet. Sie wird für ihn gebetet und gewacht haben, als er ein Kind war genau so wie als Erwachsener, der einen Weg eingeschlagen hat, der – gelinde gesagt – ungewöhnlich war. Was sie sich wohl hat anhören müssen in Nazareth, über ihren Sohn, dem wohl sein Erfolg zu Kopf gestiegen ist, der sich nicht in die Welt eingefügt hat, wie man es von ihm erwartet hat.
Aber Maria, ganz Mutter, ist ihm immer treu geblieben. Und sie war es eben auch, die ihn auf seinem Kreuzweg begkleitet und auf Golgotha bis zu seinem Tod mit ihm ausgehalten hat. Und nun bestätigt sich mit seiner Auferstehung alles, was er immer prophezeit hat: Er hat den entgültigen Sieg über den Tod errungen, ist selbst auferstanden und ist unsere Hoffnung auf Auferstehung geworden. Und nun berichtet die Bibel über das Zusammentreffen des auferstandenen Jesus mit seiner Mutter … kein Wort! Es wird berichtet, dass Maria mit den Aposteln ausgeharrt habe, also kann man vermutlich davon ausgehen, dass sie bei ihnen war, als Jesus ihnen in Jerusalem begegnet ist – sicher kann man sich aber nicht sein, berichtet wird darüber nichts.
Und ich frage mich: Nach den Berichten über seine Auferstehung, was muss in Marias Herz vorgegangen sein? Ich kann mir vorstellen, dass es sich dabei nicht – oder wenigstens nicht nur – um Gefühle der Erlösung gehandelt haben wird, sondern ganz menschliche Gefühle einer Mutter, die erfährt, dass ihr totgeglaubtes Kind wieder da ist. Wenn sie ihn tatsächlich gesehen hat, wie mag das gewesen sein? Man sieht Freudentränen, Dankbarkeit, eine nicht in Worte zu fassende Erleichterung darüber, dass das Leiden ihres Sohnes ein Ende hat. Vielleicht steht darüber deshalb nichts in der Bibel, weil es den Autoren zu theatralisch erschienen wäre? Oder sagt dieser Umstand auch wieder etwas über Marias Demut aus?
Jedenfalls kann sich vermutlich niemand vorstellen, mit welchen Gefühlen Maria zu kämpfen hatte, als man ihr Jesus vom Kreuz in den Schoß gelegt hat – den zerschundenen Körper ihre Sohnes, der auf so schändliche Art umgebracht wurde. Und jetzt: Er ist auferstanden! Er ist wahrhaft auferstanden! Wie groß muss umgekehrt die Freude gewesen sein? Und vielleicht, wenn man zumindest versucht, sich in Marias Rolle hineinzudenken, haben wir auch ein Bild davon, wie groß unsere eigene Freude über die Auferstehung Jesu eigentlich sein müsste?
Wir lesen in der Bibel von der Auferstehung, wir feiern sie zu Ostern, wir kennen all die Texte zur Erlösung, die das Leiden und die Auferstehung Jesu uns erlangt haben. Aber wer sich darüber nicht mindestens so freut wie sich Maria über die Rettung ihres Sohnes gefreut hat, wer sich darüber nicht mindestens so freut, wie wenn sein eigenes Kind vor dem sicheren Tod gerettet wird, der hat die Bedeutung der Auferstehung Jesu, der hat unser aller und seine eigene persönliche Erlösung wohl nicht verstanden. Und was mich angeht: Ich bin offensichtlich noch ganz weit davon entfernt!