Wenn Sie mir letzte Woche bei dem Beitrag über die Cannabis-Freigabe gefolgt sind, werden sie diesen zur Steuerhinterziehung lieben.
Susanne Kablitz ist in der deutschen „libertären“ Szene ein Begriff. Sie ist Mitglied der Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft und gründete den Hayek-Club für Krefeld und den Niederrhein. Außerdem war sie bis Ende vergangenen Jahres Vorstandsvorsitzende der einzigen wirklich libertären und – zumindest damals – ernstzunehmenden Partei, der pdv. Außerdem veröffentlicht sie regelmäßig Beiträge auf ihrem eigenen Blog und in verschiedenen liberalen und vor allem libertären Medien.
Und sie hat ein Buch unter dem Titel „Bis zum letzten Atemzug“ geschrieben, mit dem sie in Romanform ein Plädoyer für die Freiheit und die Freie Marktwirtschaft liefert. Im aktuellen Link der Woche bietet sie einen kleinen Einblick in dieses Buch, in dem es um die Paria unserer Zeit geht, schlimmer offenbar als alle Kapitalverbrecher: Die Steuerhinterzieher. Es wundert nicht, dass sie als Libertäre dieser „Klientel“ ein bisschen anders gegenübersteht als der durchschnittliche „Lasst den Hoeneß nie wieder raus“-Pöbler:
Hier ist es ganz egal, dass „Steuerhinterzieher“ in der Regel lediglich ihr selbst erworbenes, erarbeitetes Geld „am Fiskus“ vorbei in Sicherheit bringen. Es ist auch egal, dass viele, die ihr erwirtschaftetes Geld im Ausland anlegen, nur dem krakenartigen Zugriff der deutschen Umverteilungsmaschinerie entgehen wollen, weil sie eben der Meinung sind, dass Eigentumsrechte noch etwas gelten und nicht akzeptieren und noch viel weniger einsehen wollen, dass der Staat mit dem Geld besser umgehen kann als sie selbst.
Es ist auch egal, dass es Menschen wütend macht, wenn ihre nur einmal einzusetzende Lebenszeit und Lebensenergie dazu genutzt wird, ihnen genau dies – in Geld umgerechnet – wegzunehmen, um einem völlig aus den Fugen geratenen Regierungsmoloch dienlich zu sein.
Auf ansprechend polemische Art stellt Susanne Kablitz nicht nur das Steuersystem als solches in Frage. Dass Steuern legalisierter Raub sind, muss ich den meisten meiner Leser wohl kaum noch erklären. Funktionieren kann so ein enteignendes Steuersystem aber nur, wenn die Bevölkerung mitmacht. Und diese Art von „Mindset“ entarvt Kablitz auf eine Art, dass es beinahe körperlich weh tut:
Längst stellt sich schon kaum einer mehr die Frage, wem das Geld, das der Einzelne aus eigener Arbeitskraft, einer besonderen Fähigkeit, einem außergewöhnlichem Talent, einer kreativen Idee oder einfach nur aus der Tatsache heraus, am rechten Platz zur rechten Zeit zu sein, erwirtschaftet, eigentlich zusteht. Für uns alle scheint vollkommen klar zu sein, dass wir einen Großteil unseres Geldes sofort abzuliefern haben.
Tun wir dies nicht, sind wir kriminell!
Verzeihung, aber hier ist irgendetwas total schief gelaufen. Wir sind in erster Linie zunächst einmal besonders dämlich! Statt uns in der Gemeinschaft einem ausbeuterischen System entgegenzustellen und den Machtgenießern den Saft abzudrehen – nein – wir sprechen die schuldig, die ihr Eigentum schützen wollen.
Und hier liegt das wesentliche Problem, das man am Beispiel bekannter Steuerhinterzieher deutlich machen kann. Die meisten von ihnen haben durch unternehmerisches Engagement (und persönliches Risiko) einen wesentlichen Beitrag zum Gemeinwohl geleistet – und sind damit gleichzeitig zu Reichtum gekommen. Ein Uli Honeß beispielsweise hat nicht seine Umsätze ins Ausland geleitet um sie der Steuer zu entziehen, er hat bereits versteuerte Gewinne vor dem Fiskus in Sicherheit gebracht. Gesetzeswidrig, keine Frage, aber moralisch so verwerflich? Es wird doch wohl niemand glauben, dass mit den hinterzogenen Millionen seitens des Staates Sinnvolleres passiert wäre als die Finanzierung der Neuregulierung von „Paternostern“?
Und trotzdem machen die meisten mit, verlangen den Kopf der Steuerhinterzieher, und stärken damit doch nur den Staat in seiner Rolle als Leviathan.
Der Beitrag von Susanne Kablitz endet polemisch aber treffend. Wenn sie von „uns“ spricht, wird nicht ganz klar, ob sie sich selbst ebenfalls meint, aber wenn diese Ansage der Sache dient, das System in seinen Grundlagen in Frage zu stellen, ist schon viel gewonnen:
Und da wir nichts Besseres zu tun haben, uns auf den jeweils anderen zu stürzen statt einmal die Grundsatzfrage zu stellen, geschieht es uns völlig recht, dass wir bis auf die Unterbuxe ausgezogen werden.
„Hängt sie höher – die Steuersünder, die Schandmale des Gemeinwohls!“ ist am 26.05.2015 auf dem Blog „susanne kablitz – Jenseits der Illusionsbedürftigkeit“ erschienen.
akinom
Ich habe noch nie eine Beziehung zum Geld gehabt und meinen „Finanzminister“ geheiratet. Dabei hätten wir mit unseren 3 Kindern und mir als „Nur-Hausfrau“ sicher auch Not gelitten ohne das handwerkliche Geschick unseres Ernährers. Steht es mir da mit meiner „Mathematik 5“ auf dem Abschlusszeugnis zu, Stellung zu diesem Thema zu nehmen?
„Gebt dem Kaiser, was des Kaiser ist!“ fällt mir dazu ein und auch die Frage, ob nicht auch die Steuern, die vor 2000 Jahren dem römischen Kaiser auch von Nicht-Römern gezahlt werden mussten, „legalisierter Raub“ gewesen sind.
Aber wie sieht es heute bei den Alleinherrschern im demokratischen Schafspelz aus? Da stehen ja nicht nur die Paternoster zur Diskussion sondern auch immer mehr von den Dingen, die eben nicht „Des Kaisers“ sondern wirklich „Gottes“ sind, wie Genderwahnsinn und Lebensschutz!
Seelische „Bauchschmerzen“ müssen sicher nicht weniger die veruntreuten Kirchensteuern machen, die mit der Drohung von Kirchenausschluss eingezogen werden…
Aber nun noch zum Paternoster: Vor Jahren bin ich mit den Enkelkindern extra im Essener Deutschlandhaus gewesen. Das Vergnügen, zum Nulltarif Paternoster zu fahren, hatte ich so kommentiert: „Mein Vater – euer Urgroßvater – ist als Kind in Berlin noch mit einer Pferdebahn gefahren, einer von Pferden gezogenen Straßenbahn. Und ich habe noch einen Rheindampfer und Dampflokomotiven kennen gelernt. Ob eure Kinder wohl einmal staunen werden, dass ihr einen Paternoster life erlebt habt?“
Papsttreuer
Danke für diesen Kommentar. In der Tat soll mein Link der Woche kein Aufruf zur Steuerhinterziehung sein; in Frage stellen möchte ich aber tatsächlich das Steuersystem und die Verhältnismäßigkeit, mit der über Steuerhinterzieher der Stab gebrochen wird, im Gegensatz zu Politikern, die mit dem Geld der Menschen in nicht selten unverantwortlicher Weise umgehen.
Gottes Segen!