16 Comments

  1. andreas

    Hallo Herr Holtkamp,

    nun, ich hatte zum Thema Scheidung ja bereits früher etwas gesagt, möchte aber noch einmal sagen was mir wichtig erscheint.

    Als meine erste Ehe geschieden wurde, war ich Anfang 30. Wenn ich die überlieferten Worte von Jesus wortgetreu hätte umsetzen müssen, dann wäre mir bis zu meinem Lebensende nur ein zölibatäres Leben, ohne jede Sexualität aber eigentlich auch ohne jede tiefergehende Zärtlichkeit geblieben. Für den Rest meines Lebens. Ich rede weder one night stands noch grassierender Promiskuität das Wort, aber für mich würde hier tatsächlich etwas gefordert, was über meine Kraft hinausgeht.

    Was aber noch unendlich viel wichtiger ist: Meine zweite Ehe (die Beziehung hält nun seit 15 Jahren), wurde mit zwei wunderbaren, noch kleinen Kindern gesegnet.
    Was soll ich denn glauben, wenn ich das Gesicht dieser Kinder blicke, als das mir vielleicht doch vergeben ist? Das es doch so unendlich viel wichtiger ist, ein ganzes Leben lang Zuneigung, Liebe und Fürsorge in Verantwortung für Kinder zu leben?

    Und darauf finde ich weder in dieser Diskussion noch wirklich in Jesu Wort eine Antwort.

  2. Thomas Kovacs

    Man muß Em Marx sagen daß das was er als „grundsätzliches Problem sieht ein Thema der kommenden Synode ist das war hier nicht das Thema die Reform halte ich für sehr gut

    • akinom

      Kann man sagen „Reform gut, Reformation nix gut“? REFORM war immer für mich ein positiv besetzter Begriff. Doch war das, was uns in Politik und Kirche in den letzten Jahrzehnten an Neuerungen als „Reform“ verkauft worden ist m. E. eher zu vergleichen mit Wölfen im Schafspelz.

      Eine amerikanischen Studie besagt, dass nur eine von 1500 (!!!) katholischen Ehen zerbricht, wenn die Ehegatten täglich mit einander beten und wo beide das Bußsakrament regelmäßig empfangen. Natürlich ist auch dort Ehe und Familie nur mit Kreuz zu haben. Aber welcher Priester wagt es, Brautleuten diese gnadenhafte „Lebensversicherung“ zu empfehlen aus Furcht, sie könnten dem Traualtar fern bleiben ohne den GLauben an eine lebenslängliche „Hoch-Zeit“? Ist eine solche Irreführung durch die Hirten vielleicht auch Ursache für zahllose ungültig geschlossene Ehen? Ich weiß es nicht…

    • Papsttreuer

      „Ist eine solche Irreführung durch die Hirten vielleicht auch Ursache für zahllose ungültig geschlossene Ehen? Ich weiß es nicht…“ – Ich bin ziemlich sicher, so hatte es ja auch schon Papst Benedikt vermutet, als er auf die Möglichkeit der Annullierung verwies. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass sich die Ehevorbereitung in vielen Fällen auf die Liturgiegestaltung beschränkt. Ich finde da die Idee von verpflichtenden Ehevorbereitungskursen (vielleicht ein oder ein halbes Jahr mit wöchentlichen Veranstaltungen) schon sinnvoll. Wer das nicht will, der will im Grunde auch nicht sakramental heiraten.
      Danke für den Kommentar und Gottes Segen!

    • Bernhard Martin

      Los gehts! Wir machen ein oberbayrisches „Institut JP II“ (meinetwegen #2 oder mehr) auf und bieten Ehevorbereitungskurse auf Basis der Theologie Des Leibes an. Zeit wird’s und Zeit hätt ich, nur alleine kann ich’s nicht.

  3. Von einer kleinen Revolution würde ich schon sprechen, immerhin handelt es sich um die größte Änderung im Annullierungsprozess seit 300 Jahren – der in gerade mal drei Monaten (sic!) vorbereitet wurde, und noch dazu von einer überaus und ungewöhnlich übersichtlichen Anzahl von Kirchenrechtlern. Freilich ist es nicht die Art von Revolution, die man hierzulande eher im Sinn hat.
    Die Kritik an der Verfahrensaufsicht durch Diözesanbischöfe basiert mMn mehr darauf, dass Diözesanbischöfe oft keine Kirchenrechtler sind, die nun Urteile über nicht-sakramentale und sakramentale Ehen fällen können, ohne, dass irgendein Kirchenrechtler an diesem Prozess beteiligt ist. Dass ein rechtlicher Prozess ohne im Recht geschulte Personen stattfinden kann, ist doch zumindest bedenklich.

    Besonders schräg sind auch die Bedingungen, die das neue Schnellverfahren ermöglichen. Nichtigkeitsgründe werden mit Hinweisen auf Nichtigkeitsgründe vermischt, und mehr noch, mit Dingen, die gar keine Nichtigkeitsgründe (oder Hinweise darauf) sind.
    Unklarheit kann das ganze auch für Ehepaare mit sich bringen, die bis dato von der Gültigkeit ihrer Ehe überzeugt waren … denn nicht wenige der aufgeführten Bedingungen für ein Schnellverfahren finden sich nun mal im Leben vieler Eheleute. Wenn man nun sagt, da brauche sich Otto-Normal-Ehepartner keine Gedanken zu machen, die Ehe wird schon gültig sein, warum ermöglichen diese Dinge dann ein Schnellverfahren?

    So viel nur mal von mir als erste Beobachtungen kurz nach der Veröffentlichung von Mitis Iudex Dominus Iesus. Ich denke, die Sache ist wesentlich komplexer, als sie auf den ersten Blick scheint. Schnellschüsse, nun mal egal aus welchem Lager, können da schnell in die Hose gehen. Womit nicht gesagt sein soll, bei hiesigem Artikel handle es sich um einen solchen. ;-)

    • Papsttreuer

      Danke für die vertiefenden Erläuterungen an den verehrten Bloggerkollegen!

      Was ich offenbar nicht deutlich genug gemacht zu haben scheine, ist der Umstand, dass ich vor der Frage „Annulierung oder nicht?“ in Deutschland die Frage des Glaubens (insbesondere aber nicht nur) der Bischöfe an die Sakramente sehe. Wenn ich eh der Meinung bin, dass man Menschen so lange Ehen nicht zumuten kann, dass sie nach einer Trennung gar nicht anders können, als sich wieder zu binden, dass ihnen dazu schlicht die Fähigkeit fehlt, die Gnade Gottes dazu nicht ausreicht … dann habe ich mich vom Glauben an die sakramentale Ehe verabschiedet. Dann muss ich mir streng genommen auch keine Gedanken mehr über Annulierungen machen, dann würde nur noch ein Segen zurückgezogen und ein Verwaltungsakt rückabgewickelt. Schade aber – leider, leider – nicht zu ändern.

      Das bestreitet nicht, dass das Verfahren der Annullierung durch die Neuregelung nicht deutlich geändert wird (wenn ich mir bislang auch über den Umfang nicht im Klaren war). Das Grundproblem liegt aber woanders.

      Gottes Segen!

    • Da gehe ich natürlich vollkommen d’accord! Ich war es hier wahrscheinlich viel mehr, der das Thema etwas verfehlt hat.

      Weiterhin Gottes Segen und viele Dann für den Beitrag!

  4. Katharina

    Ich bin katholisch und stehe dazu, aber habe ein Problem.
    Ich habe mit 17 Jahren meinen jetzigen Mann kennen gelernt. Er war damals 27 und schon einmal verheiratet mit einer Konfessionslosen Frau. Diese Ehe wurde geschieden. Wir haben als ich 18 Jahre alt war geheiratet und haben eine zauberhafte gemeinsame Tochter. Auch diese ist getauft. Auch wenn mein Mann Konfessionslos ist stand er immer zur Katholischen Kirche und würde auch bei treten, aber laut mehreren Anfragen beim Pfarramt ist das ein Problem das wir nicht Kirchlich verheiratet sind und man könnte uns auch nicht Kirchlich trauen. Da seine erste Ehe vor Gott noch bestand hat. Wir sind nun 27 Jahre am heutigen Tag verheiratet und lieben uns wie am ersten Tag und diese kirchliche Trauung bliebt uns verwehrt. Nun kommt noch hinzu das mein Man nach einer verpfuschten OP 2010 Gesundheitlich so schwer angegriffen ist das man oft die Hilfe und den Rat im Glauben sucht auch er aber das würde unsere Liebe krönen.
    Das wäre wirklich ein Fortschritt wenn man Paaren die solang glücklich zusammen Leben die Möglichkeit gibt kirchlich zu heiraten. Denn diese lange Zeit ist Beweis genug und gerade in der heutigen Zeit auch nicht mehr selbstverständliche. Für gerade diese Paare wäre es toll ohne großartige Probleme den Stand der Ehe vor Gott zu besiegeln..!!!

    • Papsttreuer

      Liebe Katharina,

      danke zunächst für Ihren Kommentar und die damit verbundene Frage. Nun bin ich kein Kirchenrechtler, aber wenn Ihr standesamtlich angetrauter Mann und seine frühere standesamtlich mit ihm verheiratete Ehefrau beide konfessionslos sind, bin ich nicht sicher, ob diese Ehe tatsächlich noch Bestand haben kann. Was anderes wäre es, nach meiner Kenntnis, wenn er evangelisch gewesen ist oder die katholische Kirche eine Dispens gestellt hat, aber das scheint ja nicht der Fall zu sein. Da würde ich notfalls noch mal beim zuständigen Bistum nachfragen. Mindestens wäre doch hier zweifelhaft, ob überhaupt einer der Partner den Willen zu einer unauflöslichen Ehe hatte, was doch einen Grund auch zur Annullierung einer katholischen Ehe liefern würde.

      Sollte das nicht zum Erfolg führen, sprechen Sie mich gerne noch mal an. Ich würde dann versuchen, ob wir nicht eine Art geistliche Begleitung für Sie finden. Ich bin – auch wenn Paare in einer zweiten Beziehung so lange zusammen sind wie Sie und füreinander einstehen – der Meinung, dass auch das ein gültig gespendetes Sakrament (wenn es das denn wäre) nicht aufheben kann. Eine kichliche Heirat wäre dann ausgeschlossen. Das heißt aber ja nicht, dass man nicht auch ein gutes Glaubensleben mit Gottes Gnade führen kann. Da darf man die Kirche dann auch mal beim Wort nehmen: Geschiedene und wiederverheiratete Geschiedene sind nicht (!) aus der Kirche ausgeschlossen! Für ernsthaft Glaubende ist der Ausschluss von den Sakramenten und die Unmöglichkeit einer zweiten Ehe sicher schwer, aber diese Last ließe sich ja vielleicht auf andere Art lindern.

      Ihnen und Ihrem Mann wünsche ich Gottes reichen Segen!

    • Katharina

      Danke für Ihre nette Nachricht, ich werde mich noch einmal Kundig machen.
      Aber mir hat unser Pfarrer ausdrücklich gesagt das es eine Ur Ehe wäre wenn zwei ohne Konfession heiraten und diese auch vor Gott bestand hat.

      Das mach mich schon traurig weil wir sehr gern diesen Bund der Ehe noch schließen würden. Mein Mann wäre auch bereit der katholischen Kirche beizutreten um diesen Wunsch stärke zu verleihen.

      Unsere Tochter hat auch im vergangenen Jahr noch Ihre Kommunion nach geholt, weil sie schon Standesamtlich verheiratet ist und gern noch kirchlich heiraten möchte. Bei Ihr steht dieses Problem aber nicht zu Debatte da beide noch nicht verheiratet waren.

      Danke, schon mal Im Voraus ..

      Mit freundlichen Grüßen
      Katharina

  5. Ich weiß, wovon ich rede!

    Vor der kirchlichen Trauung lebte ich mit meiner Frau zivil verheiratet als „Öffentlicher Sünder“ zusammen. Während der Schwangerschaft mit unserem zweiten Kind wurde sie anders. Nach ein paar Jahren betrieb
    meine Frau die Scheidung, die ich aber verhindern konnte. Ich wollte nicht geschieden sein und quasi meinem Feind den Haushalt mitfinanzieren. Mit ca. 45 lehnte meine Frau jeden GV mit mir ab. Fast 20 Jahre.

    Die Ehe war immer eine öffentliche Angelegenheit, sowohl beim Staat und in der Kirche. Zivil Wiederverheiratete können eigentlich nur dann zu den Sakramenten zugelassen werden, wenn sie in der Kirche öffentlich Enthaltsamkeit versprechen.

    Diese Konsequenz wird nie angesprochen, weil man schon nicht mehr wagt, zu sagen, daß jeder außereheliche Akt sündhaft ist.

    Ich will Mut machen für einen entschlossenen Schritt. Das Leben ist ohne Sex auch schön.

    • Papsttreuer

      Danke für dieses Zeugnis – in der Tat tuen sich die meisten schwer, diese ja auch bestehende Alternative zu benennen.
      Gottes Segen für Sie!

    • akinom

      Segenswünsche auch von mir für dieses Zeugnis!

      Die Gürtellinie bezeichnet eine Schamgrenze; früher wie heute. Nur scheint man sich heute nur dessen zu schämen,was oberhalb der Gürtellinie blebt. Neulich las ich eine Kath.Net.-Meldung, die das Fehlen von Zeugnissen Homosexueller beklagt, die ihre „Orientierung“ nicht ausleben. Gibt das nicht zu denken?

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