Der Islamismus hat nichts mit dem Islam zu tun? Erzähl das mal einem Islamisten!
„Das hat alles nichts mit dem Islam zu tun“ – ein Satz, den die meisten langsam nicht mehr hören können. Mag sein, dass der IS eine falsche Koran-Interpretation anwendet, kann sein, dass die Mehrheit der Muslime weltweit friedliebend ist. Aber wenn sich eine Terrorgruppe auf den Glauben bezieht und in der Welt Terror verbreitet, dann hat das natürlich mit dem Islam zu tun. Der Islam hat ein Gewaltproblem, an diesem Fakt kommt niemand vorbei, der ernsthaft nach Lösungen suchen will.
Aber vielleicht sollte man, wenn man sich fragt, ob der Terror mit dem Islam zu tun hat, einfach auch mal den Terroristen fragen – das stellt der atheistische Blogger arprin in einem Beitrag dar. Zunächst macht er mal deutlich, warum die gängigen Erklärungsmuster, warum es am Ende der Westen und die Perspektivlosigkeit junger Menschen sein sollten, die den Terror hervorrufen, nicht tragen:
Es mag sein, dass Perspektivlosigkeit einige Jugendliche in den IS treibt (obwohl die meisten Terroristen Ingenieure und Ärzte sind) und fehlgeleitete westliche Außenpolitik Strukturen geschaffen hat, die unbeabsichtigt den Aufstieg von islamistischen Gruppen begünstigt hat. Aber Perspektivlosigkeit gibt es auch bei Christen und Atheisten, ohne dass diese in den Straßen Menschen massakrieren, und die westliche Außenpolitik in Vietnam und El Salvador hat nicht dazu geführt, dass vietnamesische oder salvadorianische Terroristen sich in Amerika in die Luft jagen. Es hat eben doch was mit der Ideologie zu tun. Der Westen hat nicht den Koran, die Scharia oder den Salafismus erfunden.
Das ist so bestechend einfach, dass ich immer noch nach dem Haken dieser Argumentation suche … ich werde aber nicht fündig.
Besonders spannend und – mal wieder abhängig vom Humor – lustig ist dann aber der Dialog „zwischen einem islamistischen Terroristen und einem “regressiven Linken”“, den der Autor bei einem irakischen Facebookeintrag gefunden hat – hier nur ein kleiner Auszug, beginnend mit dem „Linken“:
“Nein, das ist definitiv keine muslimische Sache. Ihr Typen seid keine echten Muslime, und ihr verunglimpft eine großartige Religion indem ihr das sagt.”
“Hä!? Wer bist du, uns zu erzählen, dass wir keine echte Muslime sind!? Der Islam steht buchstäblich im Zentrum von allem was wir tun, und wir haben die wahrste, am meisten buchstabengetreue und ehrlichste Interpretation ihrer Gründungsschriften umgesetzt. Es ist unser ganzer Existenzgrund.”
“Nö. Wir haben euch erschaffen. Wir haben ein soziales und wirtschaftliches System installiert, dass euch entfremdet und entrechtet, und deshalb habt ihr das gemacht. Tut uns leid.”
Genau darum geht’s: Die politische Linke will einreden, dass der Westen (also alle die, die das, was im Westen so passiert im Grunde gut finden, sie selbst natürlich nicht) verantwortlich ist für Terror und Gewalt. Das ist im Grunde die gleiche Opferverhöhnung, die man an anderer Stelle – berechtigt – als Antisemitismus bezeichnet. Opferbashing scheint aber, gerade wenn der Westen und westliche Kultur selbst das Opfer ist, besonders gut zu laufen. Letztlich ist das auch ein kulturrassistischer Ansatz, bescheinigt man den Islamisten doch, nicht den Durchblick zu haben, dass sie wie kleine Kinder an der Geschichte ihres Volkes hängen und die wahren Opfer sind.
Das ist so treffend, dass ich meinen liebsten atheistischen Blog (naja, es ist der einzige ausgewiesen atheistische, den ich lese) hier gerne unter den Links der Woche „prämiere“. Ob es dem Autor gefällt, auf einer katholischen Seite verlinkt zu sein? Nach Lektüre seiner Beiträge würde ich vermuten, dass ihn das zumindest amüsiert.
Konrad Kugler
Links hier: Sektoraler geistiger Totalschaden!!!