Ein Jahresrückblick wäre leicht – aber was hat die Leser des PAPSTTREUENBLOGs im ablaufenden Jahr am meisten beschäftigt?
Wer sich die Jahresrückblicke im Fernsehen und den Magazinen ansieht, kann schon ein bisschen verzweifeln: Über all die zwischengestreuten Sport-Events, Todesanzeigen und Boulevardthemen stehen in großen Lettern die Themen Flüchtlingsansturm, Terror und Eurokrise (an letztere erinnern sich noch die Älteren unter uns – sie ist aber noch da!). An viele der Nachrichten erinnert man sich gar nicht mehr, andere Ereignisse vermisst man, nur um dann festzustellen, dass sie schon 2014 stattgefunden haben. Fest steht jedenfalls, dass das Jahr 2015 weltpolitisch nicht gerade ein positiv stimmendes Jahr gewesen ist und man nach Optimismus eine ganze Weile suchen muss.Einer solchen Negativrückschau möchte ich mich daher lieber nicht anschließen. Statt eines solchen Rückblicks werfe ich einfach mal einen Blick auf meine Blogstatistik und schaue nach, welche Beiträge am meisten gelesen wurden. Daraus ergibt sich eine ganz eigene Top-Ten-Liste von Beiträgen und Themen, die offenbar in diesem Jahr interessant waren (Homepage und Einzelseiten wie das Impressum lasse ich mal außen vor, da gibt es inhaltlich schließlich nicht viel zu sehen). Ob das ein positiveres Bild zeichnet? Entscheiden Sie selbst!
Platz 10: „Causa Matussek: Die Welt ist durchgeknallt“
Angesichts der Tatsache, dass dieser Beitrag vom 17.11. stammt, ist es schon verwunderlich, dass er bereits in den Top-10 des Jahres vorkommt. Ganz offensichtlich reizt der Umgang der Medien im Allgemeinen und der „Welt“ im Besonderen mit dem Journalisten Matthias Matussek und seinem Faux-pas im Umfeld der Pariser Attentate nicht wenige zum Widerspruch. Auch wenn man Smileys in Facebook-Beiträgen zu diesem Thema für unpassend hält: Der Furor, den Matussek seitens seiner Arbeitgeber und seiner Journalistenkollegen getroffen hat, erscheint reichlich gaga.
Platz 9: „GenderGaga: Der nackte Kaiser“
Gaga ist auch das ganze Thema Gender Mainstreaming. Manche meinen ja, es ginge dabei nur um die Gleichberechtigung von Männern und Frauen. Dass das nicht so ist, beweist Birgit Kelle mit ihrem neuen Buch „GenderGaga“; und das viele ihr in der Einschätzung folgen, beweist die Platzierung einer Rezension in den Top-10. Gender bleibt übrigens Gaga – Augen also weiterhin aufhalten, auch 2016!
Platz 8: „Betreuungsgeld: Ein Wutbeitrag!“
Genau das war es: Ein Wutbeitrag, dessen Ende ich hier nur kurz zitieren möchte, um nicht direkt wieder Bluthochdruck zu bekommen: „Als Transferleistung halte ich vom Betreuungsgeld nicht nur wegen des geringen Betrages nicht viel – die Familien werden mit diesen anderthalb Hunderten nicht gerettet. Besser wäre es, den Familien und Unternehmen das Geld für eine Politik nach dem Gusto von Frau Schwesig gar nicht erst wegzunehmen und sie nicht zu zwingen, um die paar Euro auch noch zu betteln. Hier geht es aber um eine politische Stoßrichtung, gegen Familien und gegen die Freiheit gerichtet, gegen die man auch als Kritiker dieser Regelung antreten muss. Frau Schwesig kann sich das Betreuungsgeld gerne sonstwohin stecken, aber sie und ihre Spießgesellen sollten endlich hart arbeitende Familien, Eltern die sich liebevoll um ihre Kinder kümmern und die Zukunft dieses Landes in die Hand nehmen in Ruhe lassen und dahin verschwinden wo der Pfeffer wächst!“ – und Frau Schwesig ist mit ihrem unheilvollen Wirkenauch 2016 noch da!
Platz 7: „Dr. Proebstl: Mal wieder der falsche Skandal“
Politische Korrektheit und die Maschinerie, die losgeht, wenn einer dagegen verstößt: An Percy Hoven und seiner Kunstfigur Dr. Proebstl haben sich im Oktober die Medien gerieben. Leider hört man heute nichts mehr davon, was wohl auch den Schluss nahelegt, dass es mit der sogenannten Kampagnenfähigkeit der Konservativen auch nicht so weit her ist. Denn auch, wenn man Proebstl und seine Auftritte – insbesondere bei Pegida – nicht mag: „Der eigentliche Skandal ist aber, dass es diese Kunstfigur, an der man sich auch gerne reiben kann, nicht mehr gibt. Der Skandal ist, dass Menschen damit Geld verdienen, jemanden wie Percy Hoven medial zu verfüttern. Der Skandal ist, dass die Herbert Grönemeyers dieser Welt in Talkshows ihren Schmonzes von sich geben dürfen, und tatsächlich kritische Beiträge lieber unter der Decke gehalten werden, notfalls mit der „sanften“ Gewalt der Nazikeule. Ganz ehrlich: diese ganze Mischpoke k… mich immer mehr an. So schaut’s aus!“
Platz 6: „Warum Benedikt XVI. wirklich zurückgetreten ist“
Noch eine Rezension auf der Top-10-Liste, und noch dazu eine zu einem philosophischen Buch zu einem eigentlich eher drögen Thema. Ich nehme an, die Platzierung ist hier auf die richtige Titelwahl zurückzuführen: Wer wollte als Katholik nicht gerne wissen, warum Benedikt XVI. tatsächlich zurückgetreten ist? Gerüchte und Verschwörungstheorien schießen bei solchen Fragen ins Kraut. Und vielleicht ist es da gut, dazu mal die fast außerweltliche Sichtweise von Giorgio Agamben zu lesen. Jedenfalls freut es mich, dass ein solches Thema Leser findet – und vielleicht Menschen zu diesem Blog und zum Glauben führt.
Platz 5: „‚Homophobie‘? Rutsch uns den Buckel runter!“
Den richtigen Umgang mit sogenannten Shitstorms hat uns in diesem Sommer die Firma Müller (die von Müller Milch) gezeigt. Deren Werbeikone Andreas Gabalier wurde mit recht abseitigen Vorwürfen der Homophobie überzogen und irgendein Gernegroß meinte, bei der Firma Müller anfragen zu müssen, ob man sich nicht doch lieber von ihm trennen wolle. Na, dem haben Sie aber was erzählt: „Besser kann man es nicht formulieren – ein diplomatisch verpacktes „Du kannst uns mit Deiner Gender- und Blockwartsch… gepflegt den Buckel runter rutschen!“ Und eine Rückendeckung für den eigenen Werbepartner noch obendrein. Das schönste aber – die Antwort macht deutlich, worauf es eigentlich ankommen sollte: Verstößt jemand gegen Gesetze? Nein? Wo ist dann das Problem? Ach, Dir passt die Meinung nicht? Dann ist das Dein Problem!“
Platz 4: „Umerziehung: Sie wollen uns alle!“
Noch mal Gender, aber diesmal in seiner fiesesten Form: Es geht um den sogenannten „Aktionsplan für Akzeptanz & gleiche Rechte“ in Baden-Württemberg, einem Bundesland dessen grün-rote Regierung es sich offenbar zur Aufgabe gemacht hat, nicht nur unsere Kinder – was schon schlimm genug wäre – sondern jeden Lebensbereich mit der Gender-Mainstreaming-Ideologie zu durchseuchen. Bislang ist es ihnen noch nicht gelungen, die „Demo für alle“ erhält Zuspruch wie nie, und zwischenzeitlich spricht sich auch in anderen Winkeln der Republik herum, dass es dabei um ein Umerziehungsprogramm im großen Stil geht, das – man muss sich das vorstellen – nicht mal demokratisch legitimiert ist. – Ich merke, ich kriege bei dem Thema auch hohen Blutdruck!
Platz 3: „Kindergarten: Blau eingefärbte Kinder“
Ein persönlicher Beitrag auf dem dritten Platz, das freut mich natürlich. Es ging um unsere persönlichen familiären Erfahrungen mit dem – nebenbei katholischen – Kindergarten, den unser Sohn bis zum Frühjahr besucht hat, bevor wir die Notbremse gezogen haben und er nun – jedenfalls bis zum kommenden Sommer – zu Hause bleiben darf. Das war – wie bereits im Beitrag angekündigt – nicht ganz leicht durchzuziehen, der eine oder andere guckt schief, wenn er unseren Großen fragt, in welchen Kindergarten er denn geht und der antwortet „Gar nicht!“. Aber auch dies ist unsere Erfahrung: Wenn wir in der Kindergartenzeit immer gedacht haben, er mache Entwicklungsschübe aufgrund seines Aufenthalts dort, stellen wir jetzt fest: Es musste wohl eher trotz seines Aufenthalts dort heißen, denn jetzt geht es erst richtig ab! Mag sein, dass es Kinder gibt, für die ein Kindergarten gut ist – zwingend ist das jedenfalls nicht!
Platz 2: „Jugendwort: Lieber kompostieren oder rumoxidieren?“
Naja, dass dieser eher unscheinbare Beitrag es auf den zweiten Platz der PAPSTTREUERBLOG-Charts geschafft hat liegt wohl eher an der richtigen Bestückung mit Stichwörtern und Snippet-Texten. Denn eigentlich hat das Thema, abgesehen von der gesellschaftlichen Bedeutung der Sprache, weniger mit Glauben als mit Boulevard zu tun. Ein zweites Hoch erhielt der Beitrag auch noch, als das finale Jugendwort dann tatsächlich gekürt wurde – Google liefert Kunschaft! Naja, vielleicht ist der eine oder andere Leser, der sich hierher verirrt hat, ja dadurch auf den Geschmack gekommen: Der Geist weht, wo er will!
… and the winner is … „Rechtskatholizismus: Bin ich lechts oder rinks?“
Offenbar ein brennendes Thema: Kann ein Katholik eigentlich politisch rechts stehen? Und was bedeutet diese politische Zuschreibung überhaupt? Die hohe Zugriffszahl auf diesen Beitrag speiste sich auch aus der Verlinkung der Internetseite pi-news (pi für „politically incorrect“), was Wasser auf die Mühlen all derjenigen ist, die meinen, der PAPSTTREUEBLOG würde ohnehin nach rechts tendieren. Die Botschaft des Textes ist aber eine andere – nämlich die, dass eine Schubladisierung in rechts und links schon mal ein „guter“ Schritt im gegenseitigen Missverstehen ist: „Das allerdings scheint mir für die katholische Kirche, das Christentum insgesamt – jedenfalls in unseren Breiten – eine der hervorstechendsten internen Herausforderungen zu sein: Die Kommunikation mit anderen Milieus aufrecht zu erhalten, den Kontakt zu „den Anderen“ nicht zu verlieren, den Spagat zu wagen, den eigenen Glauben, die eigenen Überzeugungen nicht aufzugeben, aber an anderen Überzeugungen zu verproben. Auch die Mission, vereinfacht das Werben für die eigene Position ohne einen unethischen Proselytismus zu betreiben, will in einem solchen Umfeld erst mal gelernt sein.“
So, das waren sie, die zehn im vergangenen Jahr – nebenbei nach dem „Relaunch“ im Januar – meistgelesenen Beiträge dieses Blogs 2015. Haben Sie sich wiedergefunden? Hätten Sie andere Themen und Beiträge „vorne“ gesehen? Würden Sie im nächsten Jahr lieber über andere, zusätzliche Themen lesen? Mehr Glauben, mehr Politik, mehr Freiheit? Lassen Sie es mich gerne wissen. Natürlich schreibt ein Blogger auf seiner persönlichen Seite in erster Linie mal, was ihn selbst umtreibt – aber vielleicht gibt es auch Themen, die ich noch gar nicht gesehen habe, und die es wert sind, aufgegriffen zu werden.
Ich hoffe jedenfalls, dass Sie, liebe Leserinnen und Leser, mir weiterhin gewogen bleiben und wünsche Ihnen jetzt erst mal einen guten Rutsch und vor allem Gottes reichen Segen für das neue Jahr 2016!
Abschließen möchte ich dieses Jahr – ganz ökumenisch – mit den Worten Dietrich Bonnhoeffers:
Von guten Mächten treu und still umgeben,
Behütet und getröstet wunderbar,
So will ich diese Tage mit euch leben
Und mit euch gehen in ein neues Jahr.
Gassenreh
Betr. Umerziehung: Es bedarf dringend einer umfassenden Information über das eigentliche Ausmaß des mehr oder weniger verborgenen Inhalts der geplanten Aktions/Bildungspläne, um Beschädigung der inneren Identität vorallem unserer Kinder zu vermeiden. Denn die eigentümliche Reduzierung des Menschen auf seine Sexualität erfasst immer stärker nahezu alle Bereiche (Krippe, Kita, Schule). Vorallem die Schwächsten, die Kinder, werden möglicherweise ernste Probleme durch Gender Mainstreaming (social engineering) bekommen und damit die Zukunft unseres Volkes (Siehe auch in den hierzulande weitgehend unbekannten Studien z. B. von Prof. Annica Dahlström, Uni Göteborg: Innerhalb der letzten 15 – 20 Jahre einen Anstieg psychischer Erkrankungen bei schwedischen Mädchen um 1000 Prozent (Depressionen um 500 Prozent; Suizidrate finnischer Mädchen ist die höchste in Europa). [Einzelheiten über „Kinder – Die Gefährdung ihrer normalen (Gehirn-) Entwicklung durch Gender Mainstreaming“ sind in dem Buch: „Vergewaltigung der menschlichen Identität. Über die Irrtümer der Gender-Ideologie, 6. Auflage, Verlag Logos Editions, Ansbach, 2014: ISBN 978-3-9814303-9-4 und „Es trifft Frauen und Kinder zuerst – Wie der Genderismus krank machen kann“, Verlag Logos Editions, Ansbach, 2015: ISBN 978-3-945818-01-5 nachzulesen]
Peter Friedrich
Bzgl. Platz 9 „Birgit Kelle“/Gender“Gaga“:
Auf der FB-Seite von „Birgit Kelle“ hat ein Daniel-Pascal Zorn („…als konservativer Katholik darf man auf Textbefunde verweisen, wenn Laien ihre Halbbildung dazu missbrauchen, um damit Propaganda gegen irgendwelche nicht existenten Feindbilder zu betreiben. Der Grimm über eklatante intellektuelle Unredlichkeit ist Motivation meines Beitrags. …) m. E. die Anti-Gender-Ideologie nach Strich und Faden widerlegt, Birgit Kelle jedenfalls ist argumentativ hoffnungslos geschlagen wortlos aus der Diskussion geflüchtet. Zu finden unter dem Titel: „Neues aus der Anstalt“ vom 14. Dezember 2015, hier schon mal der Beginn:
„Daniel-Pascal Zorn Antwort auf die Polemik von Birgit Kelle – Eine Gegenpolemik auf argumentationslogischer Basis
Eingangs eine einfache Frage zum Warmwerden:
Wo ist hier der Denkfehler? „Transgender“ – „Wenn man sich angeblich über sein Geschlecht [!] hinwegsetzen [!] kann und die Biologie hier kein Hindernis ist…“ – 1. Das ist eine Petitip principii. 2. Das versteht nicht, was „Gender“ bedeutet. Ich darf zu dem ewig wiederholten Vorwurf, die „Gender-Theory“ setze sich über die Biologie hinweg, weiter unten Judth Butler zitieren *).
Frau Kelle ist eine Meisterin in der endlosen Wiederholung desselben Fehlschlusses: http://www.hoheluft-magazin.de/…/na-logisch-das…/ – Sie scheint nicht zu verstehen, dass ihre persönlichen Horrorvisionen, die aus beinahe rührender Uninformiertheit von manchen ‚Sarkasmus‘ genannt werden, schlichte antihumanistische und zum Teil menschenverachtende Polemik sind. Natürlich kann man sich selbst mit so etwas in einen Rausch schreiben. Überzeugender wird es dadurch nicht.
Ansonsten möchte man ihr müde verschiedene argumentationslogische Eier auf dem Kopf zerschlagen: extreme examples make bad rules (mereologischer Fehlschluss); pauschale Pathologisierung aller Transgender-Menschen als latent geistesgestört; uninformierte Darstellung bis hin zur kompletten Verzerrung; Aneinanderreihung von Pappkameraden; Schlüsse aus eigenen Unterstellungen (Bestätigungsfehler: „Schwachsinn“ als Schluss aus als Schwachsinn dargestelltem Schwachsinn) usw. usw….
„Nichts zeigt besser als all diese absurden Geschichten, dass sich Gender Mainstreaming längst von seiner Ursprungsdefinition als Frauenpolitik verabschiedet hat […].“ – Das ist wohl die frechste Rechtfertigung einer Argumentation, die von ihren eigenen Unterstellungen zehrt, die ich seit langem gelesen habe.
„Gender kennt keine Grenzen“ – Begreift man, dass z. B. Butlers Gender-Begriff letztlich auf einen stinknormalen Humanismus hinausläuft, in dem der Mensch als „plastes et fictor“ vom „pater deus“ in dessen „liberalitas“ geschaffen wurde, dann versteht man auch, worum es beim „Gender-Mainstreaming“ geht: Um die radikal aufklärerische Forderung nach Gleichberechtigung, die von Menschen wie Kelle, die die gesamte Bandbreite von A bis B beherrschen und daraus Selbstvertrauen schöpfen, stets mit der absurden Forderung nach Angleichung verwechselt wird.
„Wer sagt denn, dass wir überhaupt als Mensch leben und unser Menschsein akzeptieren müssen, nur weil irgendein Gott oder eine ominöse übermächtige Natur uns in diesen Körper gesteckt hat?“
Ich zitiere Pico della Mirandola aus dem Jahre des Herrn 1486, die Worte Gott-Vaters an den Menschen:
„Die Natur der übrigen Geschöpfe ist fest bestimmt und wird innerhalb von uns vorgeschriebener Gesetze begrenzt. Du sollst dir deine ohne jede Einschränkung und Enge, nach deinem Ermessen, dem ich dich anvertraut habe, selber bestimmen. Ich habe dich in die Mitte der Welt gestellt, damit du dich von dort aus bequemer umsehen kannst, was es auf der Welt gibt. Weder haben wir dich himmlisch noch irdisch, weder sterblich noch unsterblich geschaffen, damit du wie dein eigener, in Ehre frei entscheidender, schöpferischer Bildhauer dich selbst zu der Gestalt ausformst, die du bevorzugst. Du kannst zum Niedrigeren, zum Tierischen entarten; du kannst aber auch zum Höheren, zum Göttlichen wiedergeboren werden, wenn deine Seele es beschließt.“ (Pico, De hominis dignitate)
Kelle hat offenbar schlicht ein Intelligenzproblem bezüglich der von ihr so leidenschaftlich bearbeiteten Thematik. Deutlicher gesagt: Ihre Argumentation ist immer ein bisschen dumm (fehlschlüssig, inkonsistent, zu verliebt in die eigene Polemik, die nicht so clever ist, wie sie tut); zwar klug genug, um drei Sätze aneinanderzureihen, aber dass eben die Grundsätze, die sie so leidenschaftlich attackiert, dieselben sind, die ihr eben diesen Ausdruck ermöglichen, ihre Meinung als solche schützen, ihr die Freiheit geben, zu sagen, was auch immer sie will, auch wenn es der größte Schwachsinn ist – diesen Gedankenschritt wird sie in diesem Leben wahrscheinlich nicht mehr vollziehen (ein Jammer, wenn man es recht bedenkt). Ich verachte Menschen, die ihre argumentative Beschränktheit dazu ausbeuten, anderer Menschen Möglichkeiten zu zerstören, nur weil sie nicht verstehen, die Forderung nach Möglichkeit von der Forderung nach Wirklichkeit zu unterscheiden. Kelle hat offenbar, mit Pico gesprochen, beschlossen, zum Niedrigeren zu entarten, die göttliche Gabe der Vernunft dramatisch zu unterbieten – und damit allen anderen die Chance zu vergeigen, zum Höheren und zum Göttlichen, nämlich: zur Freiheit wiedergeboren zu werden, weil sie als diese Freiheit nur ihr eigenes enges Weltbild begreifen kann.- Cuiusvis hominis est errare, nullius nisi insipientis in errore perseverare. Gott schütze uns vor der Herrschaft derjenigen, die das Eigene (‚idion‘) zum Ausgangspunkt von allem anderen machen und nach dieser Praxis benannt sind…
„Neues aus der Anstalt“ – Der Titel passt besser, als sie dachte.
(Und zu ängstlich, um Kommentare zuzulassen, ist sie auch noch – weswegen ich auf Ihrer FB-Seite poste. Mal sehen, wie lange der Post stehenbleibt – gesichert ist er jedenfalls)
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*) Judith Butler, Körper von Gewicht:
„Die meisten Leser faßten ‚Das Unbehagen der Geschlechter‘ verständlicherweise so auf, als werde die Relevanz des Biologischen bei der Determinierung der Geschlechtsidentität gänzlich verneint. […] Hierbei ist jedoch wichtig, in Erinnerung zu behalten, daß eine Erörterung des Biologischen und des Materiellen als [!] fundierende Kategorien nicht dasselbe ist, wie sie als [!] deskriptive Bereiche oder Gegenstände der Untersuchung nutzlos zu machen. […] [Meine Arbeit] […] folgt […] denjenigen Traditionen eines Feminismus, die darum bemüht waren, den Sinn der Biologie als [!] Schicksal, Biologie als [!] Zwang zu überwinden, nicht aber um Feminismus der Entkörperung zu betreiben. […] Wir sollten uns […] daran erinnern, daß Körper außerhalb der Norm noch immer Körper sind, und für sie und in ihrem Namen suchen wir ein erweiterungsfähiges und mitfühlendes Vokabular der Anerkennung. […] [Ich würde] auch deutlich machen, daß [die Infragestellung der biologischen Basis] durchaus ein Weg zu einer Rückkehr zum Körper sein kann, dem Körper als einem gelebten Ort der Möglichkeit, dem Körper als einem Ort für eine Reihe sich erweiternder Möglichkeiten [!] [vgl. Pico oben]. […] Allerdings würde ich auch warnen, daß dies nicht bedeutet, der Körper werde vollkommen oder erschöpfend linguistisch konstituiert. Eine solche Behauptung läuft auf einen linguistischen Idealismus hinaus, den ich unannehmbar finde.“ (Einleitung, 9-11)
Im weiteren Verlauf geht es nicht um das „biologische Geschlecht“, sondern um „die Materialität des biologischen Geschlechts“ (15), also „die unkenntlich gewordene Wirkung der Macht“ (332).
„Es reicht nicht aus, die Auffassung zu vertreten, daß es kein vordiskursives ‚biologisches Geschlecht‘ gibt, das den festen Bezugspunkt darstellt, von dem aus oder mit Bezug auf den die kulturelle Konstruktion des sozialen Geschlechts vor sich geht.“ Entsprechend geht es um die Frage: „[W]ie haben wir die ‚Materie‘ des biologischen Geschlechts [s. o.] und die von Körpern allgemein als eine ständig wiederholte und gewaltsame Eingrenzung der kulturellen Intelligibiltät zu verstehen?“ (16-17)
Noch deutlicher: „Die sexuelle Differenz ist […] nie einfach nur [!] [impliziert: sondern auch] eine Funktion materieller Unterschiede, die nicht in irgendeiner Weise von diskursiven Praktiken markiert und geformt wären. Überdies ist die Behauptung, sexuelle Differenzen seien von diskursiven Abgrenzungen nicht zu trennen, nicht dasselbe wie die Aussage, der Diskurs verursache [!] die sexuelle Differenz.“ (21)
Alles, was DANN über die Konstruiertheit noch des „biologischen Geschlechts“ gesagt wird, steht im Horizont einer „Reformulierung der Materialität von Körpern“ (22), also der Hinsicht auf (!) die Machteffekte, die der Term „biologisches Geschlecht“ auf sich vereint.
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Viel Spaß beim sachlichen Widerlegen meiner Argumente. Es ist immer hart, in der eigenen verabsolutierten Weltsicht irritiert zu werden. Gemäß Profession bin ich aber, sagen wir: vorbereitet. Ich bin übrigens kein Vertreter der „Gender-Ideologie“; ich finde Butlers Ansatz in der Tat thematisch zu beschränkt und den Rest der Debatte philosophisch zu uninformiert. Aber auch als konservativer Katholik darf man auf Textbefunde verweisen, wenn Laien ihre Halbbildung dazu missbrauchen, um damit Propaganda gegen irgendwelche nicht existenten Feindbilder zu betreiben. Der Grimm über eklatante intellektuelle Unredlichkeit ist Motivation meines Beitrags.
Achja: Erwartbare Reaktion der Autorin: Wiederholung der Verabsolutierung der eigenen Position und Zuschreibung eines Pappkameraden aus dem daraus resultierenden Bestätigungsfehler heraus; persönlicher Angriff; tu-quoque-Argumentation (Umkehr-Argumente); Kritisieren von Forderungen, die keiner macht… Alles oben schon passiert, Beleg bei Anfrage. Aber mal sehen, wie sehr sie dem Namen der Plattform gerecht wird, auf der sie schreibt. Ich bleibe gespannt.
Na logisch! Das Slippery-Slope-Argument
Die Logik-Kolumne von Daniel-Pascal Zorn. Heute: Das Slippery-Slope-Argument. Im Sommer 2015…
hoheluft-magazin.de
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Daniel-Pascal Zorn
Daniel-Pascal Zorn Nachtrag: „laut WHO handelt es sich bei Transsexualität um eine Geschlechtsidentitätsstörung, also um eine klassifizierte Krankheit“
Ersteres ist richtig, letzteres falsch. Die Klassifikation nach ICD-10 ist im Sinne der Ätiologie deskriptiv, nicht pathogenetisch angelegt. D. h. gerade weil man die Ursachen für psychopathologische Störungen oft nicht kennt (was Voraussetzung für die Bezeichnung „Krankheit“ wäre), beschreibt das ICD-10 in solchen Fällen schlicht die Symptomatik zum Zweck der Klassifikation. Die Unterscheidung zwischen deskriptiver (symptomatologischer) und normativer (pathogenetischer, Krankheiten festlegender) Rede in psychopathologischen Texten ist der am breitesten diskutierte Kontext der Psychopathologie des 20. Jahrhunderts – eine ‚Störung‘ platt mit einer ‚Krankheit‘ gleichzusetzen, entspricht einem wissenschaftstheoretischen Rückfall ins 19. Jahrhundert. Vgl. dazu u. a.:
– http://link.springer.com/article/10.1007%2Fs00115-005-1947-0
– http://www.kurtludewig.de/…/42%20Psychiatrische…
– (Diesen Artikel:) https://books.google.de/books?id=3UqmeEdGEsUC&pg=PA70…
Zum Einlesen in die Problematik, vgl. http://www.swr.de/…/did…/nid=661224/173rlrv/index.html
Die Klassifikation hat außerdem einen wirtschaftlichen und natürlich einen wissenschaftspolitischen Aspekt (Stichwort: Naturalisierung der Psychiatrie, Psychopharmaka).
Interessant ist, dass Frau Kelle immer gerne darauf verweist, dass man Dinge immer noch diskutieren könne – „Die Diskussion muss möglich sein“ -, sich aber umgekehrt immer wieder auf Auffassungen beruft, die natürlich selbst Thema einer Diskussion sind. Mit „Fakt ist…“ und der Unterstellung von „Ahnungslosigkeit“ (wie oben) kann man jeden Unsinn rechtfertigen – wissenschaftlich haltbarer oder überzeugender wird das Argument dadurch nicht.
6 Std. · Bearbeitet
Thomas Söchtig
Thomas Söchtig Lieber Daniel, gibt es da auch irgend wo eine Zusammenfassung und Erklärung der Thesen von Frau Butler, dass „ungebildete“ so wie ich das auch einigermassen verstehen können ?
1 · 12 Std.
Daniel-Pascal Zorn
Daniel-Pascal Zorn Lieber Thomas, das ist eine gute Frage – und nicht so leicht zu beantworten.
Butler ist Philosophin. – D. h. zunächst: Allein ihre ‚Thesen‘ werden Dir nicht weiterhelfen; Du brauchst auch eine Erläuterung wie sie welche Begriffe gebraucht und wie sie ihre Thesen begründet. In der Philosophie geht es immer um einen Rechtfertigungs-zusammenhang: es wird nicht erklärt und beschrieben, sondern es wird eine bestimmte Perspektive begründet vorgeschlagen. Und dann muss man auch verstehen, das Butler – ganz wie Frau Kelle hier – sich das Recht zur Zuspitzung eines Problems nimmt. Allerdings nicht in jedem Ihrer Bücher; das ‚Unbehagen der Geschlechter‘ ist so geschrieben; ‚Körper von Gewicht‘ dagegen versucht, die Argumentation noch einmal sachlich einzuholen. Es gibt kritisch-pointierte und philosophisch-explizierende Schriften, wie bei jedem Denker.
Dann besteht das Problem, dass viele Einführungen in Butlers Werk sich, wie man im Alltagssprech sagen würde, gern wie Butler selbst reden hören. Sie übernehmen den Jargon und werden dadurch unzugänglich. Das ist bei Philosophie-Rezeption häufig der Fall; Einführungen werden von Anhängern einer Theorie geschrieben und die gehen selten verständlich und angemessen kritisch ans Werk.
Ein drittes Problem besteht darin, dass Butler auf anderen Philosophen aufbaut. Um ihre Argumente zu verstehen – und sie nicht, wie Kelle und Kuby das tun – mit eigenem Missverstehen auszutauschen und dann anzugreifen, muss man andere Philosophen gut bis sehr gut kennen. – Als Mindestanforderung würde ich sagen, dass man sich beschäftigen muss mit: Foucaults Konzept von ‚Macht‘ als Effekt fortlaufend wiederholter Aussagen über eine Sache; Derridas Dekonstruktion von metaphysischen Vorstellungen von Unmittelbarkeit, Vorgegebenheit und Präsenz. Butler bezieht sich außerdem viel auf Hegel, Lacan, Nietzsche… Wie Du oben siehst, hilft auch ein breites Verständnis der humanistischen Tradition von Cusanus bis Spinoza weiter – alleine, ohne all das, fürchte ich, wird es für den Laien recht schwer, auf Anhieb alles gut zu verstehen. Das ist aber für Philosophie – wie auch für höhere Mathematik, theoretische Physik, Philologie, Geschichte usw. – ganz normal. Deswegen hält man darüber auch Uni-Seminare ab.
Trotzdem kannst Du es mal mit Einführungen versuchen. Es gibt da verschiedene, die unterschiedlich gut sind. Von der Einführung von Bublitz bei Junius würde ich abraten, ebenso von Distelhorst bei utb-Profile. – Dagegen gibt z. B. von (Eva) von Redecker im VS-Verlag eine ganz gelungene ‚Leseanleitung‘, die auch erklärt, wie Butler Sprache und ihre Performanz (also: was Sprache tut) versteht. Die Einführung von Villa bei Campus ist ähnlich verständlich aufgebaut.
Einzelne Fragen per PN kann ich Dir auch zu beantworten versuchen.
Grundsätzlich gilt jedoch: Wer die eigene Weltsicht und die eigenen Voraussetzungen von vornherein absolut setzt, dem wird keine Philosophie etwas sagen – sie kann nur verlieren. Man muss sich also auf sie einlassen. Das heißt nicht gleich: Sie als richtig zu übernehmen. Aber es heißt, ihr die Chance zu geben, ihr Anliegen unter fairen Bedingungen vorzutragen. Man muss sie also lesen wie einen Roman: Den legt man ja auch nicht gleich weg, weil man am Anfang noch nicht viel versteht; ebensowenig hat man Angst vor Orks im Schrank oder unterm Bett, weil man den ‚Herrn der Ringe‘ liest. Das versteht jeder. Aber bei Philosophie hat man gleich Angst, umerzogen zu werden. Und das ist absurd.
Ich kann Dir also nur empfehlen: Lies Butler, lies möglichst viele verschiedene sachliche Einführungen zu Butler (und nicht Pamphlete von Kelle & Co. oder unkritischen Butler-Schülerinnen) und bilde Dir Deine eigene Meinung.
Hier die beiden empfohlenen Einführungen, da vor allem die Einleitungskapitel nach der obligatorischen biographischen Übersicht:
– http://www.springer.com/us/book/9783531164335
– http://www.campus.de/…/philosophie/judith_butler-3972.html…“
Fortsetzung
Allen ein gutes neues Jahr!
Peter Friedrich
Papsttreuer
Sehr geehrter Herr Friedrich, mal unter uns: einen mit Beleidigungen durchsetzen Langtext auf Facebook würde ich auch nicht weiter würdigen. Spätestens bei Formulierungen wie diesen würde ich jedenfalls allergisch reagieren: „(Und zu ängstlich, um Kommentare zuzulassen, ist sie auch noch – weswegen ich auf Ihrer FB-Seite poste. Mal sehen, wie lange der Post stehenbleibt – gesichert ist er jedenfalls)“
Ich lese auch in dem Text von Herrn Zorn abgesehen von ein paar pseudowissenschaftlichen Formulierungen kein Argument heraus, dass tatsächlich bedenkenswert wäre, um die Position von Frau Kelle zu widerlegen. Ich mag aber in dem ganzen Wortschwall auch das Entscheidende übersehen haben …
Herzliche Grüße und Gottes Segen!
Marco Gallina
Ein gutes Neues Jahr, Herr Honekamp!