Bargeld ist gelebte Freiheit! Der Satz ist keine Überhöhung des Mammons, sondern weist den Staat in seine Grenzen.
Wann haben Sie das letzte mal eine Rechnung über 5.000 € bar bezahlt? Wie viele Rechnungen dieser Größenordnung haben Sie – als Privatmensch – überhaupt? Und als Unternehmer: Gehen Sie tatsächlich mit 5.000 € in bar zu Ihren Lieferanten? Das sind immerhin zehn 500-€-Scheine, von denen ich bislang im Original noch nicht einen gesehen habe, 100-er sind ja schon selten, und selbst mit 50-ern wird es in manchen Geschäften schon schwierig zu bezahlen: „Haben Sie’s auch kleiner?“ Insofern hat das von der Bundesregierung offenbar geplante Verbot von Bargeldzahlungen über 5.000 € für die meisten von uns eher theoretische Bedeutung. Also alles nicht so wild? Trifft doch nur Terroristen und Geldwäscher?
Es geht – mal wieder – ums Prinzip, und hier besonders um das Prinzip Freiheit! Und mit der Freiheit ist es beim Thema Geld in den meisten Ländern sowieso nicht so weit her. Das geht schon mit dem staatlichen Geldmonopol, das eigentlich nur eine staatliche Geldbeschaffungsmaschine ist, los. Oder kennen Sie einen sachlichen Grund, warum grundsätzlich nur ein Staat Geld herausgeben darf? Was sollte mich hindern, mein eigenes Geld zu drucken, mit meinem Konterfei drauf und einem von mir festgelegten Wechselkurs und einer Einlösegarantie durch mein – zugegeben nicht allzu großes – Vermögen? Okay, mir würde niemand solches Geld abnehmen, Sie würden dem Wert dieses Geldes zu Recht nicht vertrauen und mich auslachen, wenn ich vorschlagen würde, sie sollten zukünftig mit dem „Papsttreuen-Taler“ bezahlen. Aber es geht darum, dass ich auch dann nicht mein eigenes Geld herausgeben dürfte, wenn sie mir vertrauten, wenn ich ein stattliches Vermögen mein Eigen nennen würde und viele Menschen lieber mit dem PT zahlen würden als mit dem Euro. Ich darf solches Geld nicht herausgeben, Sie dürften es nicht benutzen. Freiheit?
Und diese Einschränkung der Freiheit macht sich der Staat nun zu Nutze, wenn er die Verwendung von hohen Bargeldbeträgen verbietet. Es gibt in Deutschland – abgesehen von Projekten wie bitcoin – keine Ausweichmöglichkeiten zum staatlich verordneten Euro. Wer also aus welchen Gründen auch immer, Bargeldzahlungen in entsprechender Höhe vornehmen will, kann das zukünftig nicht mehr tun. Da geht es zunächst mal nicht um die Frage, warum Sie das tun sollten oder ob es eine relevante Anzahl illegaler Bargeldtransfers gibt, die ein solches Verbot begründen könnten. Es geht darum, dass die Regierung mehr oder weniger willkürlich festlegt, wie Sie Ihr Bargeld verwenden können. In einem kurzen Kommentar beschreibt es Holger Steltzner in der Frankfurter Allgemeinen genau so, wie man es einschätzen muss:
Das Ziel ist die Abschaffung des Bargelds. Berlin wird das natürlich auf allen Kanälen dementieren, weil die Deutschen (noch) leidenschaftlich am Bargeld hängen. Doch die Allianz gegen Bargeld ist mächtig und vor allem international – sie reicht von Washington, dem Silicon Valley über New York bis nach Brüssel, Berlin oder Frankfurt.
Und die Gründe: Terrorbekämpfung? Verhinderung von Geldwäsche? Auch hier die knappe und nachvollziehbare Antwort:
Politiker träumen vom gläsernen Wähler und Steuerbürger, Internetfirmen wollen alles über alle Kunden wissen, Banken brauchen neue Gebührenquellen, und manche Zentralbank will die Leute mit Strafzinsen zum Konsum treiben. Deshalb wird viel von Schwarzgeld oder Steuerflucht geredet und so getan, als kauften IS-Terroristen ihre Kalaschnikow bar in der Eckkneipe oder als wasche die Mafia ihr Geld in der Pizzeria statt in der eigenen Bank. Die Wahrheit ist schrecklicher: Die Feinde des Bargelds streben nach totaler Kontrolle.
Als Mitherausgeber der FAZ kann man Steltzner nicht als Verschwörungstheoretiker abtun; seine Sorgen sind fundiert und – das vor allem – auch nicht von der Hand zu weisen. Es ist aber leider wieder das alte Spiel: Die Regierung sagt „Vertraut uns!“ und – so das Kalkül – die Bürger werden sagen „Die werden schon wissen, was sie tun.“ Die Regierung behauptet, nur Gutes, den Schutz des Gemeinwohls und die Bekämpfung von Verbrechen im Sinn zu haben … und die Frage ist, ob man das so einfach glauben sollte. Und selbst wenn diese Regierung es ehrlich meinen sollte: Wer garantiert, dass eine andere nicht doch mal den Kontroll-Knopf ganz durchdrückt und Bargeld-Zahlungen verbietet, und wir als gläserne Bürger dastehen?
Ich gebe zu, bislang bin ich allzu sorglos mit bargeldlosen Zahlungen umgegangen. Ich fürchte, wenn ich die Regierungspläne sehe, muss sich das ändern. Ich werde weiterhin nicht mit Zigtausend Euro durch die Gegend laufen um ein Auto zu bezahlen. Aber der normale Samstagseinkauf, bei dem die Karte schnell gezückt ist, der Kleidungseinkauf bei dem einen Kredit- und EC-Karten vermeintlich mehr Flexibilität einräumen? Das geht auch ohne und kann – wenn es viele tun – Signalwirkung haben, wenn man sich der bargeldlosen Zahlung verschließt (mal abgesehen von einem potenziellen Spareffekt, wenn man in Scheinen und Münzen sieht, wie viel Geld man mal wieder auzugeben gedenkt).
Die Bundesregierung, vertreten durch Finanzstaatssekretär Michael Meister (CDU), beeilt sich denn auch, Kritik von Seiten der FDP und der Grünen (da kann man mal sehen!), die darauf hinweisen, dass die massive Einschränkung der Bargeldzahlungen ein Eingriff auf Datenschutz und Privatsphäre darstellt und es der Regierung lediglich um die Kontrolle über Sparguthaben gehe, klarzustellen, dass man keine Pläne habe, den Einsatz von Bargeld zu untersagen. Erstens wird jeder kritische Bürger dabei ein Echo mit der Stimme Walter Ulbrichts im Ohr haben („Niemand hat die Absicht …“). Zweitens, und das ist eigentlich noch dramatischer, macht die Einlassung Meisters eines deutlich: Die Regierung könnte genau das tun, Bargeld abschaffen und die totale Kontrolle über die Konsum- und Zahlungsverhalten der Bürger erlangen.
Was mich angeht: Ich habe noch nie eine Rechnung von 5.000 Euro bar bezahlt und ich habe auch nicht die Absicht, das zu tun. Aber das soll bitte meine eigene Entscheidung sein, und nicht die der Regierung! Also: Bargeld lacht … ich werde zukünftig – aus Prinzip – deutlich mehr bar zahlen, und mich mal eingehend mit bitcoins und anderen alternativen Geldsystemen beschäftigen.
P.S. Wenn einer meiner Leser sich mit bitcoins auskennt und einfache Literaturhinweise (zur Anwendung, Nutzungsmöglichkeiten und auch Risiken) hat, wäre ich für einen entsprechenden Kommentar dankbar.
Marco Gallina
Es ist doch relativ einfach: keine Regierung käme auf die Idee, von heute auf Morgen das Bargeld abzuschaffen. Man muss es langsam machen, in stetigen Schritten. Zuerst 5.000 Euro als Maximum, das können unsere Bundestagsabgeordneten vielen als vernünftig verkaufen. Dann werden es 3.000, anschließend 1.000, zuletzt 500, irgendwann 100, und dann ist sowieso alles gleich.
Bei mir an der Kasse zahlen Teenager und Twens ihre Zigaretten per Karte.
Die meisten kennen es gar nicht mehr anders. Die sind schon so hervorragend erzogen, die können gar nicht mehr anders denken. Mir sind Leute bekannt, die haben nicht einmal mehr 10 Euro in der Tasche, weil sie so auf Karte getrimmt sind. Davon einer sogar FDP-Mitglied.
Insofern muss das Übel nicht nur aus Prinzip bekämpft werden, sondern eben auch an der Wurzel. Aufklärung tut Not. Gedankenlosigkeit ist einer der Hauptfeinde der Freiheit. Sie bedroht immer wieder unsere Persönlichkeit; ob im Glauben unser Gewissen, oder unsere Freiheit in der Gesellschaft.
Anton Vogel
Nun sein wir doch mal ehrlich : Welchen Wert hat das Bargeld noch, das es ja in Mengen und ohne entsprechenden Gegenwert munter in Fülle gedruckt wird ? Und mit der selben Fülle und Selbsverständlichkeit auf allerlei sinnvolle, aber in der Mehrheit sinnlose, Art in Umlauf gehalten wird ? Das ist doch im Grunde Papierverschwendung ! Da tut es so eine ordinäre Plastekarte auch !
Wenn man das System durchbrechen wollte, müßte man zu Gold – und Silbermünzen zurückkommen. Im oben erwähnten Fall mit den 5000,oo € dürfte es da ein gewichtiges Problem geben ! Hier stößt wohl langsam das gesamte Geld (schöpfungs)sysem an seine „natürlichen“ Grenzen !
Konrad Kugler
Also umera 90 n. Chr. mußte Johannes wegen dem Kaiser Domitian auf der Insel Patmos wohnen. Und dort hat er sonderbare Dinge aufgeschrieben.
Habe ich heute früh angefangen, wieder zu lesen. Die sieben Gemeinden. Morgen die vier Siegel.
Worum geht es? Das Zeichen des Tieres; von Chips ist noch nicht die Rede; man wird weder kaufen noch verkaufen können;
Das ist der Restbestand meines Wissens. Der braucht aufmöbeln.