Wenn Aldi Werbung für Ostern machen kann, was sollte uns dann abhalten?
Jaja, ich weiß, es ist Werbung, ich weiß, dass hinter Werbung immer auch wirtschaftliche Interessen stecken. Und ich bin auch nicht so blauägig zu glauben, dass sich ein Handelsdiscounter nun zum Retter des christlichen Abendlandes entwickelt. Und trotzdem: Wenn Aldi-Süd eine 16-seitige „Osterbroschüre“ für Kinder herausgibt, in der es erst auf den letzten Seiten um ein Angebot von Aldi-Foto geht, dafür aber auf den ersten Seiten kindgerecht und trotzdem korrekt die Osterereignisse wiedergegeben werden, dann ist man doch positiv verblüfft. Wie es der Bloggerkollege Josef Bordat in Kürze auf den Punkt bringt:Da stehen dann Dinge wie: “An Ostern feiern Christen auf der ganzen Welt die Auferstehung von Jesus Christus, dem Sohn Gottes.” Oder – über die Kreuzigung Jesu: “Der Jünger Judas verriet dem Hohen Rat, wo sich Jesus aufhielt. Als Belohnung bekam Judas 30 Silbermünzen. Nachdem die Tempelwache Jesus gefangen genommen hatte, wurde er von Pilatus, dem römischen Statthalter und mächtigsten Mann der Gegend, zum Tod am Kreuz verurteilt. Sein schweres Kreuz musste Jesus selbst auf den Berg tragen, auf dem er wenig später gekreuzigt wurde und starb.” Nein, das steht nicht in einer Handreichung für die Kommunionkinderkatechese – das steht in einem Aldi-Prospekt!
Man kann Aldi-Süd nur danken für die feine Aufbereitung des Themas, auch die Erläuterungen weltweiter Osterbräuche, die sich weit jenseits der „Hasenfest“-Werbung anderer Einzelhändler bewegen.
Vor allem kann man aber auch aus diesem Prospekt – abgesehen von den Inhalten – einiges lernen. Zunächst mal das Offensichtliche, dass es nämlich sehr wohl Handelsunternehmen gibt, die auf solche Inhalte wert legen. Und da ist es mir im ersten Schritt mal egal, ob sie das aus wirtschaftlichem Kalkül oder aus der Freude am christlichen Osterfest tun. Sie tun es und sie geben damit ein Beispiel für andere, die vielleicht überlegen, etwas ähnliches zu versuchen.
Und da sind wir dann beim weniger Offensichtlichen: Man kann mit der Frohen Botschaft Werbung machen! Es schadet nicht, es erfolgt kein shitstorm (jedenfalls kenne ich bislang keinen, der zu medialer Aufmerksamkeit geführt hätte), es ist einfach ein Zeugnis, zumindest ein kulturelles, wenn schon kein religiöses. Das bedeutet auch, dass man auf Seiten von Aldi-Süd offenbar einen Bedarf festgestellt hat, an dem nicht wenige Katecheten verzweifeln: Das Glaubenswissen über kirchliche Feste ist weithin verloren gegangen, und doch ist dieses Wissen notwendig, wenn man Ostern oder auch das Weihnachtsfest nicht einfach nur als leere Hülle mit allerlei Konsum auffüllen will.
Und zuletzt: Was mag einen Christen in Zeiten, in denen sogar ein Lebensmitteldiscounter mit der Ostergeschichte wirbt, davon abhalten, „Werbung“ für Ostern, für die frohe Botschaft von der Auferstehung Jesu zu machen? Natürlich ist die Broschüre für Kinder gemacht und insofern „niederschwellig“, und doch ist sie fachlich korrekt – es will sich doch angesichts eines solchen Flyers niemand ernsthaft damit herausreden, dass man die Ostergeschichte in einer säkularen Welt niemandem mehr nahebringen könne? Und man wird sich nicht damit herausreden können, dass man das alles nur symbolisch zu verstehen habe.
Okay, es ist nur Werbung, wollen wir es mal nicht höher aufhängen als es gehört. Und trotzdem ist es ermutigend für diejenigen, die ihre Aufgabe in der Evangelisierung sehen (was eigentlich jeden Christen ansprechen sollte) und beschämend für die, die behaupten, so etwas könne man heute nicht mehr machen. Applaus also für Aldi!
Andreas
Also weder Frau Käßmann noch Frau Göring-Eckhardt glauben an die Wiederauferstehung, scheint also katholische Osterbroschūre zu sein? Und warum kann das die Kirche nicht?
akinom
„Ich glaube nicht, dass es gute Christen gibt, die sich als ‚gute Christen‘ fühlen.“ So hatte ich den letzten Barmherzigkeitsbeitrag kommentiert. Sicher ist der für mich namenlose „ALDI-Botschafter des Osterglaubens“ ein „ganz normaler“ guter Christ, einer, für den es keine Trennung gibt zwischen Beruf, Alltag und Christsein, einer den der Heilige Josémarià Escrivà mit gemeint hat, als er jemandem ins Stammbuch geschrieben hatte: „Es ist wichtiger ein katholischer Journalist zu sein, als ein Journalist katholischer Medien.“
Man braucht die Bibel auch nur nach dem Zufallsprinzip aufzuschlagen, um zu sehen, dass gerade solche Menschen dem Herzen Jesu besonders nahe stehen, anders als viele Theologen in Amt und Würden, die glauben die gültige Eintrittskarte für den Himmel längst in der Tasche zu tragen.
Das Beispiel ALDI-Osterprospekt ist für mich ein Zeichen für die Weite der Kirche, in der der Geist weht und sich dreht, wo und wann er will. So z.B. auch hier und bei Archäologen, die den vergrabenen Glauben der Theologen behutsam und sorgsam wieder ans Tageslicht befördern.
ALDI? Da war doch mal was… Ach ja. 1971 hatte Ruhrbischof Hengsbach das Lösegeld für den entführten Theo Albrecht überbracht. Ostern geht es auch um Lösegeld…