In diesem Beitrag geht es nur am Rande um Volker Beck – gerade weil sich der christliche Umgang mit ihm schwieriger gestalten könnte, als man meint.
Versuchen Sie bitte mal – ich weiß, das geht so wenig, wie eine Minute nicht an rosa Elefanten zu denken, aber dennoch meine Bitte – beim Lesen des folgenden Beitrags nicht an Volker Beck und den aktuellen Skandal zu denken. Es geht hier – und auch in diesem Fall – nicht in erster Linie um Politik sondern um Fehlverhalten, was wir als Christen Sünde nennen, um Heuchelei, die Papst Franziskus in seinem Interviewbuch „Der Name Gottes ist Barmherzigkeit“ als Korrumpiertheit beschreibt, und der Frage, wie man mit einem Sünder und dessen Sünde umgehen sollte – Stichwort: Barmherzigkeit. Zu dem Buch werde ich in Kürze noch eine Rezension schreiben, aber ein paar Dinge, die generell gelten, möchte ich hier schon mal anführen.Papst Franziskus spricht von der Barmherzigkeit und davon, dass Gott immer auf der Suche ist, irgendwie barmherzig mit uns zu sein. Er spricht von einem kleinen Türspalt, den Gott nutzen kann, um uns, die wir in Sünde gefallen sind, wieder auf den rechten Weg zurück zu bringen. Er spricht vom Barmherzigen Vater, der nicht einfach darauf wartet, dass der verlorene Sohn zurückkommt um ihm dann – nach ordentlicher Zurechtweisung – zu vergeben, sondern der den Horizont nach seinem Jungen absucht, nach einer Möglichkeit, ihm zu vergeben, Barmherzigkeit zu üben. Für den Papst gehört zur Barmherzigkeit aber immer auch die Einsicht in die eigene Sünde und zumindest den Ansatz von Reue, und sei es – wie es auch im Buch beschrieben wird – nur die Reue, für die begangenen Sünden keine rechte Reue empfinden zu können. Wie gesagt: Ein Türspalt – er mag auch noch so klein sein – reicht Gott, um seine Barmherzigkeit über uns auszuschütten … aber diesen Türspalt braucht es eben auch.
Dagegen meint der Papst mit Korrumpiertheit eine innere Verfassung, in der man die Sünde so weit internalisiert hat, sich so sehr an sie gewöhnt hat, sie so sehr als doch normal verteidigt, dass man sie gar nicht mehr als solche wahrnimmt. Er spricht im Beispiel von einem Ehemann, der sich für einen guten Christen hält, obwohl er ein Verhältnis mit seiner Haushälterin hat – das sei, so meint der, doch normal, und sieht gar nicht mehr, wie er gegen seinen eigenen Glauben verstößt, gegen Grundsätze seines Glaubens, die ihm sehr wohl geläufig sein sollten. In diesem Fall – keine Reue über begangene Sünden – fällt es schwer, von Barmherzigkeit zu sprechen. Gottes Gerechtigkeit – so könnte man sicher etwas verkürzt beschreiben – kann hier nicht umhin, die Sünde zu verurteilen, und vergeben werden kann sie nicht, wenn keine Reue besteht. Aber ist so ein Mensch dann verloren?
Da hätten wir die Rechnung ohne den Erfindungsreichtum Gottes gemacht, der dann eben auf die Suche geht, wie die Korrumpiertheit von der Sünde für diesen Menschen aufzubrechen ist. Wenn – noch – keine Reue da ist, dann findet Gott Wege, Reue zu erwecken, um dann barmherzig sein zu können. Wenn überhaupt jemand „verloren“ gehen könnte, dann derjenige, der sich weigert, dieses Aufbrechen zu nutzen, der sich damit in bewusster Weise gegen Gott wendet, seine Hilfestellungen – ich bin versucht zu sagen diese „Hilferufe“ Gottes nach seiner Liebe – ablehnt. Ich gehöre nicht zu denen, die behaupten, die Hölle sei leer, aber ich vertraue in die Barmherzigkeit und den Erfindungsreichtum Gottes, dass die Hölle am Ende nur eine Ausnahme darstellt, eben weil Gott uns zu sich ruft, uns bei sich haben will, nicht will, dass jemand in ewiger Trennung von ihm leben muss.
Solche Ereignisse, die die Korrumpiertheit aufbrechen, können Schicksalsschläge sein, die man dann eben nicht als Strafe Gottes zu verstehen hat, sondern als Handreichung, als lautes Rufen Gottes nach der Umkehr des Menschen zu ihm. In dem Beispiel mag das eine schwere Krankheit sein, bei der ihn die Ehefrau pflegt oder der Verlust von Arbeitsplatz oder Freunden, der mit der Affäre in Vebindung steht. Wohlgemerkt: Gott straft nicht, er – so möchte ich es ausdrücken – ruft laut zur Ordnung! Und er tut das auf eine Weise, dass jeder Mensch es erkennen kann, und schon böser Wille dazu gehört, diesen Ruf abzulehen oder so zu tun, als habe man ihn nich gehört.
Und nun stellt sich die Frage, was diese göttliche Barmherzigkeit mit uns zu tun hat? Recht einfach: Wir sind aufgefordert, so barmherzig zu sein wie er! Das ist ein hoher Anspruch, an dem man scheitern kann, und für dessen Scheitern man wiederum Reue empfinden kann. Es gehört allerdings zumindest der ernsthafte Versuch dazu, barmherzig zu sein wie Gott im Himmel, um dann echte Reue darüber empfinden zu können, dass man dahinter zurück bleibt, womit wir wieder bei der Barmherzigkeit Gottes wären, der uns das nur zu gerne vergibt. Es mag aber auch dazu kommen, dass man es ablehnt, barmherzig zu sein, wie es der Vater im Himmel ist – es nicht nur – passiv – nicht schafft, sondern – aktiv – nicht will. Es mag soweit gehen, dass man die Umkehr, die Erkenntnis des Anderen über die Schuld gar nicht will oder sie direkt in Zweifel zieht – dem Anderen den Türspalt wie auch das weit geöffnete Tor – nicht zugestehen will. Mir scheint, solch ein mangelnder Barmherzigkeitswille, entschuldigt mit der hohen Schuld des Anderen, stellt auch eine Art von Korrumpiertheit dar, derer man sich bewusst werden muss.
Und jetzt – das wäre meine Bitte – denken Sie doch einen Augenblick an Volker Beck und ordnen ihn und vor allem sich selbst in diese Überlegungen ein. Ich schreibe bewusst nicht, wie ich das selbst sehe, sonst liefe ich Gefahr, dass dies trotz meines Fastenvorsatzes doch ein politischer Beitrag wird. Aber trotzdem mag noch eine Überlegung dazu treten: Mal abgesehen davon, dass Schadenfreude sicher keine christliche Tugend ist – mit welcher Einstellung zu dem aktuellen Thema glaube ich, Gott mit gutem Gewissen gegenübertreten zu können? Was mich betrifft: Ich habe da noch einen ziemlichen Weg vor mir!
Andreas
Also an Beck störte mich -wie an seiner Partei -wie unbeschadet beide aus ihrem eintreten fūr Pädophilie herausgekommen sind und nun sogar mit Koffern voller Sexspielzeug auf unsere Kinder losgelassen werden. Dem Menschen Volker Beck wūnsche ich Genesung.
Was die Barmherzigkeit angeht: Den Gott, den Sie, Herr Honekamp und Akinom mir beschreiben, finde ich in der Schrift nicht. Ja, wie sehnlich wūrde ich an den „Tūrspalt“ glauben, aber wo wird dieser Tūrspalt, wo wird dieser Gott der alles tut um uns zu vergeben offenbar?
Lehrer Lämpel
Vorsicht, wenn Sie meinen, die Höllenstrafe sei nur eine seltene Ausnahme:
Der Herr Jesus teilt uns im Gleichnis vom armen Lazarus und dem reichen Prasser etwas anderes sehr ernstes mit.
Der Prasser hat eigentlich zu Lebzeiten keine schlimmen Übertretungen der 10 Gebote begangen, sondern „nur“ sich eben nicht um den armen Lazarus zu seinen Lebzeiten gekümmert.
Also das Gebot der Barmherzigen Nächstenliebe nicht beachtet.
Dafür landet er dann im Feuer der Hölle(?) oder etwa doch nur des Fegefeuers(?).
Wo finde ich mich denn im Bezug auf dieses Gleichnis wieder oder betrifft mich das gar nicht…?
Siegfried Simperl
Barmherzigkeit als Freibrief?
Nach der Bibel lässt sich die Gnade beschreiben als Vergebung, unverdienter Pardon, Gnadenerweis nach Reue.
Gottes Barmherzigkeit setzt voraus, dass wir umkehren bzw. den Weg der Sünde verlassen wollen.
Aus der Gnade machen jedoch manche einen Freibrief zur Zügellosigkeit. Sie erteilen sich die Freiheit zum Sündigen.
Wie der Judasbrief zeigt, wurde die Gnade bereits im ersten Jahrhundert n. Chr. auf diese Weise missbraucht, und sie wird auch noch heute auf diese Weise missbraucht.
akinom
Danke für diesen Beitrag, Herr Honekamp!
Ich habe es geschafft, Volker Beck außen vor zu lassen und bin froh, keinen Menschen verurteilen zu müssen und das Urteil dem überlassen zu dürfen, der Herr ist über den Spagat von Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. (Ich besitze übrigens noch meinen Aufsatz zu diesem Thema vom Jahr 1964. (!!!)) Andererseits sind wir nicht bewahrt vor der Scheidung der Geister, wenn es um die Sünde als solche geht. Es ist eben nicht alles gleich gültig!
Nun einige Gedanken dazu aus meinem eigenen Glaubensleben:
Es ist leicht, barmherzig zu sein einem Menschen gegenüber, der bereut und ihn wie einen „verlorenen Sohn“ mit offenen Armen und offenem Herzen zu begegnen oder ihm sogar entgegen zu eilen.
Aber was, wenn es für den Sünder (noch?) nicht möglich ist, zu bereuen? Da hatte mir vor Jahren eine Freundin und Seelenführerin bei der „Türöffnung“ geholfen. Sie sagte: „Wenn Du nicht bereuen kannst, bereue wenigstens, dass du nicht bereuen kannst!“ Ist damit nicht schon mehr als ein Spalt geöffnet? Und ist die Hinführung zur „Reue, nicht bereuen zu können“ nicht auch eine „Strategie“ des barmherzigen himmlischen Vaters?
Aber wie hilft mir diese Erfahrung, wenn ich außen vor der verschlossenen Tür eines korrupten Herzens stehe? Für mich ist das ein täglicher Balanceakt zwischen „Frieden um jeden Preis“ und „den Ball flach halten“. „Frieden um jeden Preis“ kommt nach meiner Erfahrung meist sehr teuer zu stehen, weil er als Einladung verstanden wird, immer noch ein Schüppchen auf den Haufen Ärger und Schikane drauf zu werfen. „Den Ball flach halten“ kann dagegen auf die Dauer den Anreiz zu schikanieren nehmen und den beabsichtigten Ärger wie einen Bumerang zurück werfen. Ätsch!
An eine fast leere Hölle kann ich leider auch nicht glauben. Aber die Tür zur Hölle wird in den Herzen gewiss von innen so verrammelt, dass sie der größt denkbaren Barmherzigkeit keine Chance gibt, sie auch nur einen Spalt weit zu öffnen. Versuchen wir es trotzdem mit einem Gebet für Volker Beck. Andreas hat es mit seinen „Genesungswünschen“ offenbar schon getan.
Andreas
Gehe hin und sündige nicht mehr, daran erinnere ich mich. Die Vergebung in diesem Fall wurde nicht durch Reue erwiesen, sondern als Kredit künftiger Umkehr.
Passt also nicht so richtig zu dem was hier gesagt wurde, da ja zuerst eine Umkehr und Reue erforderlich sind.
Für mich und meine Frau bleibt demnach keine Hoffnung, da wir ja wiederverheiratet sind. Und die Kinder die uns geschenkt wurden? Das allergrößte was einem Menschen auf Erden überhaupt zuteil werden kann? Wie soll ich die einordnen?
Ich würde das gerne als den „Türspalt“ auffassen, die Barmherzigkeit mit einer solchen Aufgabe betraut zu werden, ein Zeichen von Vergebung.
Aber, solche Barmherzigkeit scheint mit dem Christentum der Schrift und dem was katholischer Glaube ist, unvereinbar zu sein.
Andreas
Ich möchte in aller Demut nach dem Studium eines Blogeintrags von Hadmut Danisch und einem Artikel in der Welt, alle positiven Wünsche für Herrn Beck zurückziehen.
Die mögliche schwärze dieses schaurigen Abgrundes war mir nicht im Ansatz klar.
Mich schaudert!
Werner Kaunzner
Volker Beck hat sich öffentlich als Moralist, rechthaberisch und überheblich gezeigt. Seine angeblichen Verdienste waren Bemühungen in eigener Sache als Homosexueller. Sein öffentlicher Auftritt ließ eher vermuten, dass er Kokser ist. Kokain gilt als Managerdroge. Michel Friedmann, ebenfalls ehemaliger (?) Kokser ist typisch für dieses aggressive Verhalten.
Es steht niemandem zu, über den Menschen moralisch zu richten, deshalb hat der Begriff Erbarmen bei dereartigem Fehlverhalten von Politikeren nichts zu suchen. Wer ein öffentliches, von der Sozialgemeinschaft finanziertes Amt ausführt, ist verpflichtet, seine geistige Gesundheit zu bewahren.
Der Missbrauch von Drogen nach dem Betäubungsmittelgesetz ist ein KO-Kriterium. Wer nachweilich kokst, Heroin spritzt, Designerdrogen wie Crystal-Meth konsumiert, muss aus dem öffenltichen Amt entfernt werden.
Wer nur seinem Gewissen verantwortlich ist, muss gewährleisten, dass sein Gewissen intaktt ist und nicht von Drogen beeinflusst wird.