Am 20. Juli gehört sich ein Beitrag über Deutschland. Der fällt aber in diesen Tagen nicht so leicht.
Gerade vor ein paar Tagen las ich irgendwo einen Beitrag, in dem sich jemand sorgte, was eigentlich passieren wird, wenn das normale Lieschen Müller aus Deutschland sich die Frage stellt, warum es in der Politik so drüber und drunter geht? Warum sie eigentlich zu wesentlichen Entscheidungen – anders als beispielsweise Schweizer oder Briten – nicht gefragt wird? Warum eigentlich niemand in der Lage ist, ihr die grundsätzlichen weltpolitischen Zusammenhänge so zu erklären, wie es nötig wäre und sie stattdessen nur was von Alternativlosigkeit hört? Und warum wird sie mit ihrer Frage in eine vermeintlich rechte Ecke gedrängt?Was ist eigentlich, wenn nicht mehr nur die Höckes und Pirinccis dieser Republik aufmucken, sondern der normale Arbeiter und Angestellte um die Ecke, der sich bislang – so lange alles einigermaßen reibungslos lief – kaum um Politik gekümmert hat? Dieser Punkt scheint unaufhaltsam auf uns zuzukommen, wenn er nicht schon in breiten Schichten da ist.
Die Einschläge kommen näher
Denn langsam wurde und wird es ungemütlich. Die Flüchtlingskrise – mit einem Höhepunkt im letzten Jahr, aber alles andere als ausgestanden – ist da nur ein Teilaspekt: Offener Rechtsbruch auf Zuruf der Kanzlerin – vorher schon in der Griechenlandkrise (die übrigens alles andere als ausgestanden ist und sich mit einer anstehenden Italienkrise potenzieren dürfte), jetzt in der Frage der Flüchtlings- und Grenzpolitik. Islamistischer Terror in vielen Ländern Europas, sodass es nur eine Frage der Zeit war, wann er Deutschland erreichen wird. Dabei ist es auch egal, ob der Attentäter von Würzburg nun zum IS gehörte oder nicht: Er fühlte sich ihm zugehörig, was die Entwicklung nur gefährlicher und unkalkulierbarer macht. Die generelle Frage des Islam in Deutschland, die eigentlich eine Wertefrage darstellt: Was sind „unsere“ Werte, welche Werte sind „uns“ wichtig – etwas härter formuliert: Für welche Werte würden wir kämpfen und akzeptieren wir keine Abweichung?
Früher war all das eher eine theoretische Diskussion, die im Feuilleton distinguiert besprochen wurde. Zuwanderung war immer schon ein Thema, aber so lange sie eher unter der Wahrnehmungsschwelle stattfand eher was für die „Schöngeister“ auf der einen und die „Scharfmacher“ auf der anderen Seite. Wenn das mal kein Fehler war, denn Antworten auf die entsprechenden Fragen wären nun bitter nötig. Wenn in der Nachbarschaft ein Flüchtlingsheim entsteht, wenn eine Moschee in unmittelbarer Nähe gebaut werden soll, wenn in Freibädern über spezielle Öffnungszeiten für muslimische Frauen nachgedacht wird … und wenn der Terror um die Ecke lugt, dann ist die Antwort „Wir schaffen das!“ eben nicht mehr genug.
Unterschiedliche Reaktionen
Vor diesem Hintergrund ist mein gestriger Beitrag zum Anschlag in Würzburg geschrieben. Der Text ist etwas anders geraten als meine sonstigen Artikel: Ich habe persönliche Eindrücke beschrieben und eine Reaktion, der es vor allem an einem mangelte: Gottvertrauen! Nun bin ich davon überzeugt, dass Gottvertrauen notwendig ist, aber nicht ausreichend, um jeden Unbill aus dem Weg zu gehen. Der liebe Gott – davon bin ich überzeugt – möchte auch, dass wir uns selbst einsetzen und uns nicht nur darauf verlassen, dass er Angst, Terror und Wiedrigkeiten von uns fernhalten möge.
Eine typische Reaktion, die man auch in meinem Beitrag nachlesen kann, auf eine Situation, die einen betrifft, die man selbst aber kaum beeinflussen kann und in der man sich ungehört fühlt ist: Sarkasmus. Ich gebe zu, ich nutze dieses Stilmittel – gerne auch mit seiner schärferen Verwandten, dem Zynismus – im täglichen Gespräch gerne; in meinen Beiträgen weniger. Sarkasmus ist in der Lage, ähnlich wie die Satire, Dinge auf die Spitze zu formulieren. Wenn man also im Hinblick auf den Anschlag in Stuttgart einerseits von Politikern hört, man hätte den Angreifer doch bitte „angriffsunfähig“ schießen sollen, wenn man wie jetzt von unserem Bundespräsidenten hört, da habe die Integration versagt, wenn die Sorge darum, solche Ereignisse könnten von „den Rechten“ instrumentalisiert werden, wichtiger genommen wird als die Analyse der sich tatsächlich stellenden Herausforderungen, dann kann einem schon mal das gequälte „Jaja, aber wir schaffen das!“ herausrutschen.
Aufgeben geht gar nicht
Und doch ist eine solche Reaktion nicht richtig – dokumentiert sie doch eine Hilflosigkeit, in die ich mich lieber nicht hineinbegebe. Wobei sich schon die Frage stellt: Wie kann ich denn Einfluss nehmen? Ich kann mich bedingt schützen gegen Terror und Übergriffe: Durch Meiden von größeren Veranstaltungen oder durch das Mitführen von Pfefferspray. Ich kann einen Kurs in Selbstverteidigung machen oder – wenn ich das alles nicht will – kann ich versuchen, in ein Land auszuwandern, in dem mit den beschriebenen Themen vernünftiger umgegangen wird.
Aber ganz ehrlich: Ich will nicht auf einen Kirmesbesuch verzichten, meinen Kindern die Teilnahme an solchen Dingen verbieten. Ich möchte nicht in einem Land leben, in dem sich meine Frau nur mit Pfefferspray in der Tasche aus der Tür trauen kann. Und ganz sicher möchte ich nicht aus solchen Gründen mein Land verlassen. Ich bin nämlich aus verschiedensten Gründen trotzdem froh, in Deutschland zu leben, bin hier verwurzelt und – ja, auch das – habe keine Motivation, einfach so aufzugeben. Ich bin, ich fühle mich als Patriot – eine Eigenschaft, die ich eben erst in den USA wieder kennen- und schätzen gelernt habe. Und als solcher nehme ich auch eine Verantwortung gegenüber diesem Land an: Wenn es so nicht weitergehen kann, dann muss ich dazu beitragen, dass es anders wird.
Was tun?
Aber was dann? Was tun? Kritik an der Migrations- und Einwanderungspolitik wird hierzulande „geahndet“ mit dem Verweis in die rechte Ecke. Der Politikbetrieb erscheint für einen Menschen, der viel von Freiheit und wenig von Selbstbestimmung hält, wenig anziehend; ganz abgesehen davon, dass man für Positionen wie meine jedenfalls in den etablierten Parteien keine Mehrheiten findet. Eine neue Partei gründen oder einer kleineren beitreten und unterstützen? Letzteres schon eher, aber womöglich komme ich da auch schnell in die Situation, die eigene Machtlosigkeit noch mehr zu erfahren.
Aber den Mund aufmachen – oder besser: die „digitale Feder“ zücken, das kann ich. Berichten, was mir berichtenswert erscheint, das kann ich. Meine Meinung sagen, gelegen oder ungelegen, das kann ich. Nachteile dafür in Kauf nehmen, das muss ich dann. Mit der Familie reden, inwieweit ich in die Vollen gehen kann, und wo ich lieber diplomatisch formuliere – im Interesse des Gesamtziels aber auch im ganz egoistischen Eigeninteresse -, das werde ich dann tun. Einfach das tun, was mir liegt, mit dem Ziel, diese Gesellschaft – unabhängig von aktuellen Themen – christlicher und freier zu gestalten, das kann ich als Auftrag annehmen. Frustrationen wird es geben, aber dann kann ich meinen Kindern wenigstens später sagen und mit auf den Weg geben, dass man nicht den Mund halten muss, nur weil „die Anderen“ nicht hören wollen, was man zu sagen hat.
Gott ist größer
Und ja, beten! Ein Feedback von einem Leser, den ich persönlich kenne, sehr schätze und auf dessen Urteil ich Wert lege (und der Auslöser für diesen Beitrag war) endet nach einer Kritik an zu viel Sarkasmus und zu wenig konstruktiven Vorschlägen mit den Worten: „Pass auf Dich, Deine Familie aber vor allem Deine Seele auf! Wir Menschen heute laufen Gefahr, sie im Wirrwarr dieser Welt zu verlieren. Aber was bleibt uns dann?“ Reiner Sarkasmus, auch das „Suhlen“ in nur scheinbar unlösbaren Problemen, schließt einen wesentlichen „Keyplayer“ aus: Gott selbst! In Zeiten, in denen die – eigenen oder öffentlichen – Probleme unlösbar erscheinen, beweist sich der Glaube: Betrachte ich Gott als außerhalb des Weltgeschehens stehend? Oder glaube ich, dass Gott am Ende alles gut machen wird, sich einmischt, mich und uns begleitet, seine schützende Hand über mich hält?
Nur Beten, das scheint mir nicht der christliche Weg zu sein. Aber nicht zu beten noch viel weniger. Da kommt mir ein Satz in den Sinn, der auf den Heiligen Ignatius von Loyola zurückgehen soll: „Handle so, als ob alles von dir abhinge; bete so, als ob alles von Gott abhinge.“ Gott zu bitten, ihn anzuflehen, immer auch wieder um das Gleiche zu bitten, zu insistieren, auch Verständnis und Verstehen zu erbitten – und daraus zu handeln: Das muss unser, muss auch mein Weg sein.
Der Erzengel Michael
Und wenn wir schon dabei sind, nutzen wir doch unseren Partner, den Gott uns für die Kämpfe gegen das Böse an die Seite gestellt hat, und der zudem auch noch Patron unserer Nation ist. Beten wir doch zum Erzengel Michael um Hilfe und Unterstützung. Kämpfen wir mit ihm gemeinsam. Das war auch der Vorschlag in einem Kommentar zu meinem gestrigen Beitrag; und für diejenigen, die dieses schöne Gebet nicht kennen, möchte ich es abschließend noch zitieren:
Heiliger Erzengel Michael,
verteidige uns im Kampfe;
gegen die Bosheit und die Nachstellungen des Teufels sei unser Schutz!„Gott gebiete ihm“, so bitten wir flehentlich.
Und du, Fürst der himmlischen Heerscharen,
stürze den Satan und die anderen bösen Geister,
die zum Verderben der Menschen
die Welt durchziehen,
mit Gottes Kraft hinab in den Abgrund.Amen.
Nachtrag: Das Heilige Deutschland
Eingangs erwähnte ich den 20. Juli – den Jahrestag des Hitlerattentats 1944. Bereits 2012 habe ich dazu einen Beitrag geschrieben, den ich hier gerne noch mal verlinke (leider durch die Migration vom vorherigen Bloghoster mit ein wenig zerschossenen Formaten, aber lesbar). Der zeitliche Kontext ist natürlich ein anderer, trotzdem möchte ich das Fazit hier noch mal wiedergeben:
Wir stehen in Deutschland heute nicht unter einem Unrechtsregime, aber von Heiligkeit ist dieser Staat sicher auch weit entfernt – politische Diskussionen und gottvergessene Entscheidungen der Organe dieses Staates sind nicht selten, wenn sie sich auch nicht immer so menschenverachtend äußern wie zwischen 1933 und 1945. Und trotzdem können wir als Katholiken auch heute im guten Sinne Patrioten sein: so wie wir selbst vermutlich nicht heilig sind, so sind wir aufgefordert, an unserer Heiligkeit zu arbeiten, an der Vollkommenheit, an der Einswerdung unseres Willens und Tuns mit Gott. Und genau so sind wir aufgefordert, für ein Land einzustehen, dass sich derzeit nicht besonders heilig verhält, von dem man aber ebenfalls ein heiligmäßiges Handeln erwarten darf!
Wenn wir uns also heute in der Gesellschaft, in Vereinen, Politik, Bürgerinitiativen, den Gemeinden etc. engagieren, dann sollten wir das auch tun mit dem Gedanken an den Satz, den Claus Graf Schenk von Stauffenberg uns in gewisser Weise allen ins Stammbuch geschrieben hat:
Es lebe das Heilige Deutschland!
akinom
Der 20.Juli 1944. Die heldenhaften Märtyrer für das „Heilige Deutschland“, ihr und unser Vaterland, sind nicht umsonst gestorben. Auch wenn Hitler den Spieß umgedreht hat und sich propagandistisch von jubelnden Fanatikern und Unbelehrbaren als ein von der „Vorsehung“ ausersehenen Göttersohn feiern ließ….
Schaudernd sehe ich unsägliche Parallelen beim Putsch gegen Erdogan und seine hasserfüllten diktatorisch-ideoloigischen Reaktionen. Ich wage nicht zu denken an hunderte Tote, tausende Entlassene und Inhaftierte von der Todesstrafe bedrohte Menschen und global erfolgreich gesäte lähmende Angst….
Und wie war das noch bei den Silvesterereignissen nicht nur auf der Kölner Domplatte? Mehr als eine handvoll Inhaftierte gibt es da bisher wohl nicht. Oder?
„Heiliger Erzengel Michael,
verteidige uns im Kampfe;
gegen die Bosheit
und die Nachstellungen des Teufels sei unser Schutz!“
Micha
„….Kölner Domplatte? Mehr als eine handvoll Inhaftierte gibt es da bisher wohl nicht. Oder?“
Das wär beim Adolf oder dem Erdogan nicht passiert. Tja, früher oder woanders ist allles besser.
akinom
Genau das sind meine seelischen Bauchschmerzen!
Konrad Kugler
Heiliger Erzengel Michael, …
Diese Gebet hat man eliminiert. Der mächtige Geist des Konzils hat das ruck zuck erledigt.
Ein anderes Gebet hat man erst gar nicht anerkannt; Amsterdam 1950.
Herr Jesus Christus, Sohn des Vaters,
sende jetzt Deinen Geist über die Erde.
Laß den Heiligen Geist wohnen in den Herzen aller Völker,
damit sie bewahrt bleiben mögen vor Verfall, Unheil und Krieg.
Möge die Frau aller Völker, die Jungfrau Maria
unsere Fürsprecherin sein. Amen.
Das Original „die einst Maria war“ wurde von Rom in „die Jungfrau Maria“ geändert.
Wer die Aussagen der Muttergottes in Fatima genau liest, kann erkennen, daß die Katholiken den WK II verhindern hätten können.
Konrad Kugler
Ein anderer Gedanke
Paulus sagt: Jede Regierung kommt von Gott.
Jesus sagt: Du hättest keine Macht über mich, wenn sie Dir nicht von oben [dem Kaiser und dem von Gott] gegeben wäre.
Womit haben sich die Deutschen einen Hitler verdient, die Russen einen Lenin und Stalin und die Polen die beiden und eine verrückte Regierung?
Mußten die Polen und die Tschechen für die Vertreibung der Deutschen mit 40 Jahren Kommunismus büßen?
Wolfram
Diese Sichtweise läßt sich natürlich aus dem Schrifttext ableiten. Als katholischer Liberaler sehe ich aber auch eine andere Leseweise: nicht „JEDE Regierung kommt von Gott (und man muß ihr gehorchen wie Gott selbst)“, sondern „Jede REGIERUNG kommt von Gott (und kommt sie nicht von Gott, so ist sie keine, sondern nur eine Gewaltherrschaft)“.
Somit sehe ich hier nicht unbedingt den Befehl zur Unterordnung, sondern vielmehr die Beschränkung, wann man sich unterordnen muß, und wann man sich nicht unterordnen darf.
Dr. Werner Wenzel
Ich bin sehr traurig das mit dem Konzil das Schutzgebet am
Michael“ Alle Heiligen,bittet für uns !Sankt Michael, Schimherr des Reiches der Deutschen, beschütze uns und unser Vaterland !
Maria, unsere liebe FraFrau,breite deinen Mantel aus übe unser deutsches Voll !; aus unseren Fürbitten verschwunden ist.
Jan-Philipp
Sehr gut. Und danke von einem, der in Berlin seit langem kämpft für das Heilige Deutschland. Das bedeutet zunächst die Heiligung der Agierenden. Da können wir immer anfangen. Und das wirkt auch. Denn es ist nicht wahr, dass „das alles“ nichts mit uns zu tun hat. Natürlich hat es. „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist“, bedeutet nämlich nicht nur Steuern zahlen. Es bedeutet für JEDEN, wenigstens hinzugehen. Zur Wahl, aber auch zur Agora, dort, wo über die gemeinsame Sache gesprochen und wo gehandelt wird. Jeder, der die Wichtigkeit des Kampfes nicht gesehen und die Christen in der CDU nicht zumindest durch Anwesenheit und Aufmunterung gestärkt hat, hat das christliche Erbe in der Politik mit verschleudert. Deswegen müssen alle auch dort wieder ran. Sich nicht angewidert abwenden… Wohin sollen wir den gehen? Wir können ale Minderheit, die wir immer waren, nur dann etwas bewegen, wenn wir die Nichtchristen mitnehmen und ihnen in den Institutionen begegnen. Alles andere ist Kapitulation. Kapituliert nicht!!! Es lebt das Heilige Deutschland!