5 Comments

  1. akinom

    Die Nachrichten überschlagen sich. Ich kann die Fülle der Informationen und Bewertungen nicht mehr sortieren einschließlich die des Papsttreuen. Heute ist dann auch noch die Geiselnahme in der nordfranzösischen Kirche hin zu gekommen, bei der einem Priester die Kehle durchgeschnitten wurde.

    Wichtig finde ich aber alles Konstruktive und Mutige, was gesagt und getan wird und denke dabei an mehrere Stellungnahmen und Warnungen des Grünen-Chefs Özdemir, dem scheinbar die Augen buchstäblich aufgegangen zu sein scheinen. (Ich beziehe mich auf kath.net.- Meldungen) .

    Wichtig finde ich auch die Warnung der Deutschen Depressionsliga vor vorschnell und undifferenzierter Zuordnung von Gewalttaten zu psychischen Erkrankungen.

    Persönlich berührt hat mich – ob Amokläufer oder nicht – die Tat des 17-jährigen David oder Ali S. besonders deshalb, weil er offenbar seine furchtbare Tat nach einer „Wallfahrt“ nach Winnenden begonnen hat ,vorzubereiten. Tim Kretschmer ist seit der Bluttat 2009 in meinem täglichen Gebet, wie auch Robert Steinhäuser seit 2002: „Möge die 17. Kerze im Erfurter Dom nie verlöschen hatte ich damals seinen Eltern in einem Brief geschrieben, der unbeantwortet geblieben ist…
    Damals schrieb ich:

    Die 17. Kerze

    Liebe Eltern, lieber Bruder, liebe Großeltern und Freunde der Familie von Robert Steinhäuser,

    in unerklärlicher Weise nahe fühle ich mich Ihnen, obwohl ich von Ihrer Existenz erst erfuhr, als Ihr Name auf so schauerliche Weise in Deutschland, ja in der ganzen Welt bekannt wurde. Seit den ersten Meldungen über die schockierenden Ereignisse in Erfurt habe ich besonders Sie in mein Herz und meine Gebete geschlossen. Sie werden darin täglich einen festen Platz behalten.

    Warum? Das haben alle gefragt. Ich brauche keine Antwort darauf. Mir genügt meine Gewissheit, dass es keine Sinnlosigkeit gibt. Vielleicht ist die Frage nach dem Warum auch ein winziges Stückchen mit diesem Brief beantwortet, der sonst nie geschrieben worden wäre und mit dem Platz, den Sie in meinem Herzen eingenommen haben und behalten werden.

    Mein Warum ist ein anderes Warum. Es lautet: Warum hat niemand bemerkt, dass Sie die am meisten be- und getroffenen Opfer der grausigen Ereignisse sind? Unschuldige Opfer? Gewiss nicht. Denn es gibt keine unschuldigen Opfer, weil es keine schuldlosen Menschen gibt, weil Schuldhaftigkeit und Schuldfähigkeit wesenhaft zum Menschsein gehören. Wer das abstreitet, nimmt Menschen nicht ernst. Deshalb erschreckt es mich immer wieder, dass das Wort Verantwortung in den Nachrichten offenbar nur noch vorkommt, wenn eine verbrecherische Organisation in Bekennerschreiben angeblich „die Verantwortung übernommen haben“ für Unmenschliches, was nie und nimmer zu verantworten ist…

    Nein, auch Sie, liebe Familie Steinhäuser, sind keine „unschuldigen Opfer“. Aber gerade das verbindet mich besonders mit Ihnen, liebe Frau Steinhäuser: Ich bin gewiss keine bessere Mutter als Sie: Dass mein Versagen, das besonders in der Sprachlosigkeit unserer Familie liegt, nicht zur Katastrophe geführt hat, ist nicht Verdienst, sondern Geschenk. Wie gerne möchte ich Ihnen ein Stückchen von diesem Geschenk abgeben!

    Wohltuend anders als die zitierten Bekennerschreiben von verbrecherischen fanatisierten Organisationen ist das Bekenntnis der Familie Steinhäuser: „Eltern des Attentäters bitten um Verzeihung“ lautet die Überschrift auf der ersten Seite unserer Tageszeitung. Auch, wenn Sie das noch lange nicht erkennen können:
    Dadurch ist die 17. Kerze, die im Erfurter Dom für Robert brennt, zum „Licht für die Welt“ geworden.

    „Eltern das Attentäters bitten um Verzeihung“. Diese Überschrift hat mich noch aus einem anderen Grunde zutiefst betroffen gemacht: Vor 13 Jahren gab es in unserem Stadtteil einen Sexualmord, dem ein Junge aus der Schulklasse meiner Tochter zum Opfer gefallen ist. Eingebrannt haben sich in mir die Worte des Priesters, der kurze Zeit nach dem Verbrechen während des normalen Sonntagsgottesdienstes verkündete: „Ich komme aus dem Gefängnis und konnte dem Täter die Verzeihung der Eltern bringen, der Eltern des Opfers.“ Man hätte eine Stecknadel fallen hören können… Diese Eltern haben heute einen zwölfjährigen Sohn, der ganz gewiss ohne dieses Wort (und die seelsorgliche Begleitung des Priesters) nicht hätte geboren werden können. So kann Leben dort wieder wachsen und blühen, wo dies nach menschlichem Ermessen unmöglich scheint.

    Diese Geschichte zeigt mir, dass es keinen Scherbenhaufen gibt, der zu groß ist, um es Gott zu ermöglichen, ihn in ein wunderschönes Mosaik zu verwandeln.
    Die Schuld von Robert? Es ist nicht Ihre, es ist nicht meine Sache, darüber zu urteilen. Ich merke aber, wie ich ihn immer mehr lieben kann, je größer der Platz wird, den Sie, die Eltern, der Bruder, die Großeltern in meinem Herzen einnehmen. Liebe und Fürbitte über den Tod hinaus ist in meinem Osterglauben
    nie sinnlos gewesen, weil Ostern endgültiger Sieg über den Tod bedeutet, trotz allem.

    Trost und Geschenk der Gnade ist es für mich auch, dass Robert als letzte Begegnung im Leben die Liebe seines großartigen Lehrers erfahren durfte. Ich kann mir vorstellen, dass mich dies als Mutter eifersüchtig machen würde.

    Heute ist übrigens das Fest meiner Namenspatronin, der heiligen Monika und Mutter des heiligen Augustinus, die um ihren Sohn zahllose Tränen vergossen hat. Sie tröstete der hl Ambrosius mit den Worten: „Ein Kind so vieler Tränen kann nicht verloren gehen!“

    Möge die 17. Kerze in Ihren Herzen weiter brennen, in dem meinen werde ich sie nicht löschen und Sie im täglichen Gebet begleiten im festen Glauben an den Erfinder des schönsten aller Worte, dass da heißt: Trotzdem!!!!

    In Liebe und ganz persönlicher Verbundenheit
    M.H.

    am 4. Mai 2002

  2. Lehrer Lämpel

    @akinom/Monika,
    ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, aber da Sie Ihren damaligen Brief hier öffentlich machten, ist eine ebenfalls öffentliche Reaktion wohl erlaubt.

    So sehr ich Ihr Mitleid und Gebet für die Angehörigen des Täters Robert Steinhäuser achte und respektiere, halte ich allerdings Gebet für den nicht mehr lebenden Täter selbst für vergebens und sinnlos.
    Und dieses gerade auch biblisch begründet:
    Das Beten für die Feinde ist nur zu deren irdischen Lebzeiten noch wirksam, damit sie sich bekehren und ihr Seelenheil nicht auf ewig verspielen.
    Wer dagegen unbereut in schwersten Sünden stirbt, ist nach allem, was wir nicht zuletzt aus der Bibel wissen, auf ewig verloren.
    Das mögen manche heute nicht hören und hoffen auf eine sog. All-Erlösung und auf eine somit leere Hölle.
    Die Bibel – Gottes Offenbarung – lehrt das aber nicht; im Gegenteil: Sie ist voll von entsprechenden Warnungen, dass der Mensch sein ewiges Heil verspielen kann.
    So z.B. der Weheruf des Herrn über den Verräter Judas, für den es besser wäre, nicht geboren zu sein.
    Ähnlich die drohende Mahnung an die Verführer der glaubenden Kleinen zum Bösen, für die es besser wäre, mit einem Stein um den Hals im Meer versenkt zu sein.
    Oder die drastische Aufforderung des Herrn, lieber ein Körperteil, das zum Bösen verführt zu entfernen, als dadurch in die Hölle zu kommen.
    Ebenso das Gleichnis mit den törichten Jungfrauen oder dem Mann ohne festliches Gewand, der dafür keine Entschuldigung hat und in die Finsternis geworfen wird, wo Heulen und Zähneknirschen ist.
    Nicht zu vergessen das Gleichnis des Herrn vom armen Lazarus und dem unbarmherzigen reichen Prasser. Letzterem geht es im Jenseits erbärmlich schlecht, ohne dass ihm irgendwie auch nur kleinste Linderung zuteil wird. Selbst seine Bitte um Warnung der noch lebenden Angehörigen wird abgeschlagen: Sie haben Mose und die Propheten, um zu hören – das muss genügen.

    Das sind alles keine schönen Wahrheiten, sondern im Gegenteil drohende und verstörende, aber so stehen sie nun mal in der Bibel.

    Man kann sein Seelenheil auch auf ewig verspielen!

    Ich lese aus Ihrem Beitrag, dass Sie wohl voller Dankbarkeit für wunderbare Bewahrung vor eigener Sündhaftigkeit für Schuldige und deren Angehörige beten.

    Das ist ehrenwert und im Falle lebender Menschen auch respektabel ‚ kein Gebet geht verloren.

    Aber ich entsinne mich auch nachdenklich an eine geschilderte Begebenheit mit der Seherin Therese von Konnersreuth, worin sie auf das Gebet für [die Bekehrung? des damaligen Machthabers] Adolf Hitler resigniert geantwortet haben soll: „Wenn’s nur helfen tät…“

    • Wolfram

      Natürlich KANN man sein Seelenheil auf ewig verspielen, da haben Sie ganz recht – dennoch ist es vermessen, bei einem anderen Menschen fix davon auszugehen, daß er es tatsächlich verspielt hat. Weder wissen wir mit letzter Sicherheit, ob der Betreffende wirklich Herr über seine Handlungen war, noch, was in seinen letzten Momenten in ihm vorgegangen ist.
      Ich gebe zu, die Chancen im vorliegenden Fall stehen sehr schlecht. Ich kann mir aber nicht vorstellen, daß es Gott mißfällt, wenn man es dennoch versucht. Übrigens erwähnen die Prophezeiungen von Fatima Seelen, die in die Hölle kämen, weil niemand für sie bete. Offenbar ist da also doch kein simpler Automatismus am Werk.

    • Lehrer Lämpel

      Richtig, @Wolfram, das Beten für selbst schwere Sünder zu deren Lebzeiten um Bekehrung ist eine barmherzige Tat – nachdem sie aber unbekehrt gestorben sind und in der Hölle gelandet sind, ist es sinnlos.

      Ich hatte A. Hitler beispielhaft angeführt.
      Nach der seherisch begabten Therese von Konnersreuth war wohl bereits zu seinen Lebzeiten jegliches Gebet für ihn vergebens.
      Können Sie sich Hitlers Seele irgendwo anders als in der Hölle vorstellen?

  3. Hans

    Die Erkenntnis, wie bei Ihnen „Manchmal ist es eben besser, sich erst mal zurück zu halten“ kommt dann hinterher. Was ist das für ein Reflex, sofort seine Meinung in die Welt hinauszu posaunen? Alle Welt muss gerade auch diese Meinung unbedingt sofort wissen? Man sollte mal einen Fachmann dazu konsultieren.

    Aber Sie weiter: „Was aber dann passierte, verschlägt einem die Sprache: In den Medien wird der Täter je nach politischer Ausrichtung richtig als Ali S. oder politisch gefärbt David S. bezeichnet“ Schon wieder eine Meinung, basierend auf Nichtwissen, aber hinaus in Welt damit! Gerade ein paar Sätze vorher „Manchmal ist es eben besser, sich erst mal zurück zu halten“ Muss man das jetzt verstehen?
    Zum Amokläufer: In seinem Reisepass steht David S. Seine Schulkameraden nannten ihn aber Ali. Der Amokläufer hat Anfang Mai seinen Namen in allen amtlichen Dokumenten in David hat ändern lassen – direkt nachdem er volljährig geworden war.

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