Wenn ein innerkatholisches Manifest zur Unterstützung des Papstes zum Streit führt, dann hat jemand anderes gewonnen. Aber nur ein kleines Scharmützel.
C.S. Lewis „Dienstanweisungen an einen Unterteufel“ gehören vermutlich zum Amüsantesten was man zum Thema Teufel und Hölle lesen kann. So amüsant, dass man leicht versucht ist, das alles zu wenig ernst zu nehmen. In dem Werk gibt der Teufel Screwtape seinem „Unterteufel“ Wormwood Tipps, wie er einen Gentleman, der auf „die gute Seite“ zu rutschen droht, auf die schiefe Bahn bringen kann. C.S. Lewis hält sich in seinem Werk aber nicht lange mit der allgemein bekannten Sünde auf sondern lässt den Mann zu einer übersteigerten Frömmigkeit verführen oder dazu, seinen Glauben auf eine Art und Weise zu leben, die für andere eher abschreckend ist. Wie gesagt: Alles sehr amüsant, wenn man sich nicht klar macht, dass man selbst Opfer Screwtapes bzw. Wormwoods werden könnte.
Der Streit um „#SineDubiis“
Daran musste ich im Gebet denken, als ich das Wochenende Revue passieren lies. Von außen – also außerhalb der Kirche – betrachtet, ist das alles nur ein kleiner Sturm im Wasserglas. Innerhalb aber, insbesondere innerhalb der doch einigermaßen überschaubaren „Szene“ konservativer katholischer Blogger hat das Geschehen erhebliches Zerstörungspotenzial. Es geht dabei um das von den Machern des „Cathwalk“ verfassten Manifest „#SineDubiis – Wir gehen mit Papst Franziskus!“ (Anmerkung: Der Titel wurde zwischenzeitlich aufgrund einer grammatikalischen Ungenauigkeit geändert). Ich hatte mich entschieden, das Manifest trotz vieler Übereinstimmungen zu meiner eigenen Position nicht zu unterzeichnen und dazu auch einen eigenen Beitrag verfasst.
Problematisch an dem Dokument war für mich eigentlich nur eine, aber eine wesentliche Perspektive. Der eine Teil beschäftigt sich nämlich mit der Verteidigung des Papstes. Das ist der Teil, den ich locker unterschreiben könnte. Der andere Teil beinhaltet aber einen Angriff auf die Kritiker des Papstes aus dem konservativen Lager. Der darin wiederum enthaltenen sachlichen Kritik kann ich ebenfalls zustimmen, nicht aber der Form, in der es um angebliche Pathologien und „patentierte Fromme“ geht. Dieser Teil, wenn man so will ein thematisches „Viertel“ des Manifests, hat für mich den Ausschlag gegeben, nicht zu unterzeichnen. Eigentlich eine sehr persönliche Entscheidung, die andere auch anders treffen könnten und getroffen haben.
Kritik an der Kritik der Kritik
Nach Veröffentlichung des Manifests schlugen die Wellen allerdings hoch, und da wird es dann aufgrund der Mischung des Dokuments auch unübersichtlich: Die einen halten die Verteidigung des Papstes schon für falsch – das sind am ehesten aber natürlich auch diejenigen, gegen die sich die „Angriffe“ in dem Dokument richten. Manche meinen, die sachlichen Argumente gegen die Papstkritiker seinen nicht korrekt. Wieder andere meinen wie ich, dass die Form der Kritik an den vermeintlichen Gegnern des Papstes nicht sinnvoll und zielführend, für eine innerkirchliche Auseinandersetzung auch nicht angemessen sei. Letzteres ruft Widerspruch bei denen hervor, die die Kritik an den Kritikern für durchaus nachvollziehbar halten. Wieder andere kritisieren diejenigen, die meinen, die sachliche Kritik an den Papstkritikern treffe sehr wohl ins Schwarze und zuletzt werden diejenigen kritisiert, die die generelle Verteidigung des Papstes kritisch sehen. Man bekommt ein Bild von der Komplexität?
Das Ende vom Lied, und ich muss zugeben, dass ich durch einen wenig durchdachten und in Teilen offenbar verletzenden Facebookbeitrag daran auch nicht unbeteiligt war, ist ein innerkatholischer Streit um den wahren Glauben, die rechte Form von Kritik und gegenseitige Vorwürfe, mit der eigenen Position schief zu liegen. Bloggerkollege Josef Bordat liegt sicher nicht falsch mit einem Vergleich mit einer Szene aus dem Film „Das Leben des Brian“.
Screwtape 1 – PAPSTTREUERBLOG 0
Will man die Gründe dafür analysieren – Wie konnte das passieren? – begibt man sich schnell wieder auf das dünne Eis, bei anderen missverstanden zu werden. Da ich nicht mit dem Finger auf andere zeigen möchte, beziehe ich das also mal auf mich: War mein Beitrag vom vergangenen Freitag wirklich notwendig? Hat die Welt auf meine Einschätzung zum Manifest gewartet? Mir war das wichtig, aber hat es am Ende nicht der Diskussion eher geschadet als genutzt? Mein Facebook-Kommentar „gegen“ Unterzeichner des Manifests, die offenbar meine Bedenken durchaus teilten und sich darum von Teilen des Dokuments distanzierten, war ganz sicher nicht hilfreich. Öl ins bereits brennende Feuer zu gießen, die Intention der Unterzeichner auf polemische Weise in Frage zu stellen … das alles hat am Ende zu Streit unter denjenigen geführt, die eigentlich einer Meinung, nur in einer Nuance zu einem anderen Schluss gekommen sind. Das vorläufige Ergebnis des Wochenendes lautet darum, bei aller Zustimmung, die ich für meinen Blogbeitrag erhalten habe: Screwtape 1 – PAPSTTREUERBLOG 0.
Was mich betrifft, habe ich eine Vorstellung davon, wo mich Wormwood gepackt hat: Es ist wohl die Eitelkeit, die mich immer mal wieder antreibt, an Stellen den Mund aufzumachen, an denen ich besser geschwiegen hätte, meine Meinung kundzutun, wenn sie gar nicht notwendig gewesen wäre, eine Pointe zu setzen, wo sie nicht hilft sondern verletzend wirkt. Die Schwäche kenne ich, deshalb hängt an meinem Schreibtisch ein Spruch aus dem Epheser-Brief (4,29): „Über eure Lippen komme kein böses Wort. sondern nur ein gutes, das den, der es braucht, stärkt, und dem, der es hört, Nutzen bringt.“ Leider ist mir diese Devise nicht immer bewusst.
Team Jesus ∞ – Screwtape 1
Der Herr lässt uns aber zum Glück in solchen Situationen nicht alleine. Er schenkt uns Einsicht in die eigene Fehlbarkeit, er schenkt uns auch immer wieder mal die richtigen Worte. Screwtape hat aufgrund menschlicher Schwächen insofern nur ein kleines Scharmützel gewonnen. Mag er mit Wormwood feiern … aber am Ende ist er mal wieder aufgefallen. Er wird nicht den Sieg erringen, nicht über uns, nicht über die Kirche, nicht über Jesus Christus. Er hat schon verloren und er weiß das auch.
Aber Schaden kann er noch anrichten – und darum heißt es weiterhin, aufzupassen. Der Herr will uns retten, da wäre es doch schön, wenn wir ihm dabei nicht auch noch Steine in den Weg legten, nur weil wir wissen, dass er sie wieder wegräumen kann. Ich für meinen Teil habe an diesem Wochenende wieder was gelernt – und bete, dass ich das nicht vergesse. Und ich bitte auch auf diesem Wege noch mal all diejenigen um Entschuldigung, die ich mit meiner öffentlichen persönlichen Kritik verletzt habe.
Gerd
„Die Schwäche kenne ich, deshalb hängt an meinem Schreibtisch ein Spruch aus dem Epheser-Brief (4,29): „Über eure Lippen komme kein böses Wort. sondern nur ein gutes, das den, der es braucht, stärkt, und dem, der es hört, Nutzen bringt.“
Ich kann in ihrem Artikel kein böses Wort ausfindig machen. Das wird sie wohl nicht beruhigen, allerdings ist das meine Wahrnehmung. Mich hat es gestärkt und Nutzen gebracht.
laurentius
Ich möchte es einmal so sagen: Mir ist die Sache zu personalisiert.
Das Papstamt gilt es als Katholik immer zu verteidigen. Den jeweiligen momentanen Inhaber gilt es hingegen kritisch zu begleiten, ob er dem hohen Amt und der hohen Verantwortung keine Schande macht.
Liesl Karlstadt
Ich empfinde Ihre Kommentare als ausgewogen. Man kann Amoris laetitiae im übrigen auch als Rückschritt auffassen, wenn man die manchmal laxe Praxis der katholischen Kirchen in ehemals protestantischen Ländern erlebt. Vor allem, wenn man die Bilder des ständig Beicht hörenden oder selbst beichtenden Franziskus sieht. Deutlicher als dieser Papst hat noch keiner für die Beichte geworben. Das macht ihm so schnell keiner nach. Allerdings gibt es einen weiteren Pluspunkt dieses Papstes: er macht deutlich, dass es nicht nur die Oberflächlichkeit der zeitgeistigen „Progressiven“ gibt, eh klar, sondern auch die „Oberflächlichkeit der Konservativen“. Nachdem das ganze Evangelium voll von letzterem ist, finde ich es überfällig, dass ein Papst auch das mal thematisiert. Schließlich müssen wir uns fragen, ob nicht tiefere Ursachen der Verdunstung des Glaubens im Zeitgeist im unfruchtbaren Festhalten an äußeren Formen und Strukturen liegen, denen der Hl. Geist im Inneren fehlt.
Konrad Kugler
Die Fußnote ist der Auslöser des Streites!
Der Geist des Konzils hat der RKK schwersten Schaden zugefügt. Von 1965 bis 1971 hat die Hälfte der bisherigen GD-Besucher diesen eingestellt. [Eugen Kleindienst, Augsburg schon lange Rom]
Seither ist die RKK geistig kastriert. Statt zB auf die Erkenntnisse von Rötzer zu schauen und zu propagieren, hat die innerkirchlichliche Zerrissenheit die Atmosphäre vergiftet und das Denken behindert. Allein wegen der Kinder gibt es zwei Geschlechter. Allein wegen der Kinder ist die „Bürgerliche Ehe“ von Gott gewollt. Allein wegen der Kinder ist der außereheliche Sex sündhaft, weil jedes Kind ein Recht darauf hat, in geordnete Verhältnisse hineingeboren zu werden.
Mit Rötzer hätte die Frau sagen können „Schatz, heut geht nix“. Ihr Mann wäre schon in der Früh abgeturnt und so viel Streit und von der Pille verursachter Widerwille ausgeschaltet gewesen. Wieviele Ehen allein deshalb gescheitert sind???
Gregor Kühn
Die Tatsache, dass ich mich vor Jesus nicht verstecken kann und auch nicht muss, dass ich vor Ihm ein offenes Buch und ein gläserner Mensch bin, dass ich vor Ihm keinen Gedanken und kein Motiv verbergen kann, empfinde ich als sehr befreiend.
Ich muss mir und anderen nichts mehr vormachen und kann zu meinen Fehlern stehen. Ihr ehrlicher Umgang mit eigenen Fehlern und ihre Fähigkeit zu kritischer
Selbstreflexion ist vorbildlich und gefällt mir sehr gut.