Natürlich kann man dem Papst ab und zu widersprechen. Aber wer so von der Zärtlichkeit und der Sorge Gottes um uns sprechen kann, der ist der Richtige!
Man kann sich, und ich habe das im meinem vorherigen Beitrag getan, auch mal von Aussagen des Papstes distanzieren und trotzdem papsttreu bleiben. Man kann die Wortwahl kritisieren, die er ab und zu an den Tag legt, man kann auch die Themenwahl für optimierbar halten. Aber das sind am Ende in der Mehrzahl Geschmacksfragen. Oder wie es ein Bekannter kürzlich ausdrückte: „Hat der Papst bezüglich des Konzentrationslagervergleichs „ex cathedra“ gesprochen? Hat er nicht, also woher kommt da der Sturm im Wasserglas?“ Ich bin zwar der Meinung, dass die Erwartungshaltung an einen Papst eine andere sein darf als an Lieschen Müller, die ihre Meinung sagt, aber am Ende stimmt natürlich auch: Der Papst ist der Papst – und seine Stimme sollten wir als Katholiken mit Wohlwollen hören, auch wenn es uns manchmal nicht passt.
Relevant ist die Beziehung zu Gott
Und immer dann, wenn ich darin zu wenig erfolgreich bin, wenn ich den Papst plötzlich durch eine allzu kritische Brille sehe, dann kommen Katechesen wie die vom vergangenen Mittwoch, die mir zeigen, was den Papst eigentlich ausmacht: Nicht seine politische Tätigkeit, nicht seine Stärke oder Schwäche im freien Reden, nicht mal sein vielleicht manchmal etwas anstrengende Mitteilungsbedürfnis. Was wirklich relevant ist, ist seine Beziehung zu Gott. Müsste ich dort Zweifel haben, wäre das verheerend.
„… der so zärtlich liebt …“
Aber gerade hier zeigt der Papst immer wieder eine geradezu leidenschaftliche Beziehung zu Christus, die in Worten wie diesen zum Ausdruck kommt (Zitate von Zenit):
Er ist kein isolierter Gott, sondern ein Mit-Gott, insbesondere ein Gott mit uns, d.h. mit dem menschlichen Wesen. Unser Gott ist kein abwesender Gott, der in einem fernen Himmel eingeschlossen lebt; vielmehr ist er ein vom Menschen „begeisterter“ Gott, der so zärtlich liebt, dass er sich nicht von ihm trennen kann. […]
Auf seinem Weg durch die Welt ist der Mensch niemals alleine. Vor allem Christen fühlen sich niemals verlassen, da Jesus uns versichert, dass er uns nicht erst am Ende der langen Reise erwartet, sondern uns an jedem unserer Tage begleitet. […]
Es wird keinen Tag in unserem Leben geben, an dem wir aufhören, eine Sorge für das Herz Gottes zu sein. Er sorgt sich um uns und geht mit uns. Und warum tut er dies? Er tut dies einfach, weil er uns liebt.
(Hervorhebungen durch mich)
Wie ein leiblicher Vater
Da ist er wieder, der Hinweis auf die „Zärtlichkeit“ Gottes, die der Papst immer wieder herausstellt. Und der damit ein Wort benutzt, dass die meisten von uns eher nicht mit Gott in Verbindung bringen, vielleicht weil das Wort – jedenfalls im Deutschen – zu sehr die Körperlichkeit in den Vordergrund stellt. Und doch ist es treffend und für mich immer wieder tröstlich, dieses Wort so zu hören. Liebe, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit … alles Begriffe, die auch richtig sind, die aber für sich genommen beinahe technisch klingen. So als ob Gottvater sich dazu erst entscheiden müsste.
Gott dagegen ist ein Vater, der seine Kinder auf den Knien hat, sie fest an sich drückt, nicht nur, wenn sie Trost brauchen, sondern anlasslos – oder aus nur einem einzigen Anlass: Weil er uns liebt!
Gottesbeziehung und Theologie
Und wie ein Vater sich um seine Kinder sorgt, so sorgt sich auch Gott immer um uns. Was für ein großartiger Satz: „Es wird keinen Tag in unserem Leben geben, an dem wir aufhören, eine Sorge für das Herz Gottes zu sein.“ Wir sind, jeder einzelne, in das Herz Gottes hineingeschrieben, er ist für uns da, liebt uns, nicht weil … sondern einfach so. Manchmal frage ich mich an Abenden, wie Gott mich an diesem Tag wohl gesehen haben mag: Hat er mit mir gelacht, hat er sich mit mir gefreut, war er vielleicht über etwas das ich getan habe, traurig? Aber eines ist sicher: Er schaut mit den liebenden Augen eines Vaters auf mich, der zur Nachtruhe dann das mit mir macht, was ich auch mit meinen Kindern mache: Mich noch einmal zärtlich, und fest, in den Arm nehmen.
Das alles ist nicht so sehr theologisch sondern das Resultat einer Gottesbeziehung, beinahe mystisch. Die Theologie gehört zum Glauben dazu, aber die Gottesbeziehung ist wichtiger. Denn die ist für jeden, auch für den, der Details und Besonderheiten der Theologie nicht versteht. Wie ich meinen Kindern immer zu sagen versuche: Gott ist nicht kompliziert! Wenn man erst studiert haben müsste, um ihm nahezukommen, dann wäre etwas faul. Und bei einem Papst, der eine solche Gottesbeziehung hat, der von der Zärtlichkeit Gottes und seiner väterlichen Liebe sprechen kann, ist mir um die Kirche nicht bange.