Gott weiß alles über uns: Wie ist das mit den Erfordernissen des Datenschutzes vereinbar? Sehr gut sogar!
Regelmäßige Leser werden es bemerkt haben: Die Frequenz der Beiträge auf diesem Blog sind deutlich gesunken. Ich versuche derzeit, mindestens einen Beitrag pro Woche zu schreiben, das klappt aber – wie in der vergangenen Woche – auch nicht immer. Der Grund dieser eingeschränkten Bloggerei ist einfach und profan: Es mangelt an Zeit! Ich habe Anfang Mai eine neue Anstellung aufgenommen und bin nun viel unterwegs, abends meist erst spät zu Hause und versuche die verbleibende Zeit mit der Familie zu verbringen. Da bleibt für eine „Hobbyberufung“ wie diese einfach zu wenig Zeit.Gott und unsere persönlichen Daten
Aber eine Parallele zu einem beruflichen Thema möchte ich doch hier aufgreifen. Ich bin im Moment im Umfeld der sogenannten Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) unterwegs. Klingt nicht besonders interessant, ist es aber, weil es weitreichend in die Rechte von Unternehmen eingreift, persönliche Daten von Kunden, Mitarbeitern und sonstigen Kontakten zu speichern, bzw. diese dazu zwingt, sie unter bestimmten Umständen und nach Fristen auch zu löschen. Gerade für Dienstleister, für die persönliche Kundendaten einen Geschäftswert darstellen, ist das schon einschneidend; ganz abgesehen davon, dass diese Verfahren für viele Unternehmen auch neu sind – manche Systeme sehen ein Löschen von Daten gar nicht erst vor!
Dabei kam mir der Gedanke, dass es durchaus Parallelen zu unserem Verhältnis zu Gott und dieser DSGVO gibt. Da ist einmal der Umstand, dass persönliche Daten nur bei einer eindeutigen Rechtsgrundlage gespeichert werden dürfen. Dazu gehört neben der Einwilligung der Betroffenen auch das berechtigte Interesse des Unternehmens. Gott ist – so sehen wir Christen das – allwissend. Es gibt keinen Winkel meiner Seele, der Gott unbekannt wäre. Dabei ist es mir ab und zu durchaus unangenehm, mir bewusst zu sein, dass Gott schon alles weiß. Andererseits ist es für die Beichte auch tröstlich: Immer wenn mich Hemmungen befallen, eine Sünde zu bekennen, rufe ich mir ins Bewusstsein, dass Gott das ja alles schon weiß. Es ist also nicht so, dass ich ihn mit meiner Beichte überraschen könnte. Und das ist sein berechtigtes Interesse: Er benötigt dieses Wissen, um uns zu sich zu führen! Wir benötigen, dass er alles von uns weiß, damit wir sichergehen können, dass er uns auf dem richtigen Weg leiten wird!
Irrelevante Daten löschen – die Beichte
Und doch sieht Gott auch „Löschläufe“ vor – zu genau dem gleichen Zeitpunkt: Mit der Beichte reinigt er unsere Seele und die Sünde ist, natürlich abgesehen von weltlichen Konsequenzen, quasi ungeschehen. Ein Priester berichtete mir einmal von einem mystisch begabten Priester, der Gott nach der Beichte eines Schwerverbrechers fragen wollte, was denn dessen schlimmste Sünde gewesen sei. Die Antwort Gottes: „Ich weiß von keiner Sünde!“ Natürlich, die Beichte macht eine Sünde nicht ungeschehen, aber Gott rechnet sie uns nicht mehr an; er braucht dieses Wissen über unseren Sturz nicht mehr. Er hat es sowieso nur gebraucht, um uns wieder aufzuhelfen.
Ob wir mit Gott nach unserem Tod auch über unsere gebeichteten Sünden sprechen können? Mir gefällt der Gedanke, dass Gott ein solches Gespräch ablehnen wird. Denn diese Sünden sind dann ohne Belang. Ich selbst werde sie mir nur gemerkt haben, noch immer unter einem schlechten Gewissen leiden, weil ich Gottes Vergebung letztlich vielleicht doch nicht 100-prozentig vertraue. Für Gott sind unsere einmal gebeichteten Sünden einfach irrelevant – sie werden gelöscht, ich muss sie nicht immer weiter beichten. Im Gegenteil: Gottes Vergebung nicht zu trauen ist mein persönliches Problem in meiner Beziehung zu ihm. DARÜBER kann und sollte ich mit ihm – vielleicht auch in der nächsten Beichte, bestimmt aber im Gebet – sprechen.
Dankbar für so einen Gott
Gott ist also weiter als die meisten Unternehmen: Er weiß alles über uns, aber er vergisst ganz freiwillig, wenn es irrelevant wird. Kenner der Materie werden sicher den einen oder anderen Aspekt finden, bei dem dieses Bild wackelt. Das ist wohl immer so. Und trotzdem scheinen mir Ähnlichkeiten auf der Hand zu liegen, und ich bin froh, dass wir einen Gott haben, der mit unseren „personenbezogenen Daten“ so umgeht, wie er es tut.
Gerd
Schöner Artikel. Wenn der Zeitmangel sowas „produziert“, dann mehr davon!
Dieter Schrader
Vielen Dank für diesen Blog.Er ist so ermutigend und eine Einladung zur persönlichen Beichte, daß wir ihn unserem ev.luth. Pfarrer zur Verfügung gestellt haben. ( in Papierform-Ihr Einverständnis voraussetzend). Denn Ihr Plädoyer für die Beichte gilt eigentlich allen Christen,unabhängig welcher Konfession sie angehören.Besonders hat meiner Frau und mir der Vergleich mit dem “ Löschen“
der Daten gefallen. Besser kann man es nicht ausdrücken. Wichtig wäre noch zu erwähnen,daß mein Ja auch dazugehört um die Auswirkung festzustellen.
Die Botschaft vom Kreuz und Auferstehung wird auf moderne Weise dargestellt.