Es wird mit harten Bandagen gegen den Papst gekämpft. Der Teufel ist unterwegs und schaut, wen er verschlingen kann. Papsttreue ist damit ein Wert an sich.
Es ist ein großartiges Dokument des Glaubens und des Vertrauens in Gott, das uns Joachim Kardinal Meisner in seinem „geistlichen Testament“ hinterlassen hat. Es zeugt von einer tiefen Beziehung zum Herrn, es zeugt von einem tiefen Glauben an sein Wirken in der Welt und es zeugt von einem tiefen Vertrauen in Kirche und Papst. Und gerade letzteres erscheint mir derzeit notwendig. Ich glaube darum, dass jedes Wort des 2011 verfassten Dokumentes lesenswert und eindrucksvoll ist, möchte mich aber auf den folgenden Abschnitt beschränken (den gesamten Text findet man hier)
Das geistliche Testament Kardinal Meisners zum Thema Papsttreue
Das ist meine letzte Bitte an Sie alle um Ihres Heiles willen: Stehen Sie zu unserem Heiligen Vater. Er ist der Petrus von heute. Folgen Sie seiner Wegweisung. Hören Sie auf sein Wort. Petrus will nichts für sich, sondern alles für den Herrn und für seine Schwestern und Brüder.
Sie wissen alle, die Spanne meines Lebens umfasste drei gesellschaftliche Systeme: das zwölfjährige Hitlerreich, die vierundvierzigjährige Herrschaft des Kommunismus und schon jetzt über zwanzig Jahre die freiheitliche Demokratie. In allen drei Lebensepochen hat mir der Dienst des Papstes immer Orientierung, Ermutigung und Beistand geschenkt. Haltet immer zum Papst, und ihr werdet Christus nie verlieren!
Zweifel am Wortlaut, nicht Zweifel am Papst
Ich weiß, geschrieben wurde das Testament zur Amtszeit Benedikts XVI. Und ich könnte mir eine grobe Vorstellung davon zu Eigen machen, ob wohl Papst Benedikt oder Papst Franziskus unserem früheren Erzbischof mehr gelegen hat. Aber ich glaube auch, dass Kardinal Meisner ein sehr nachdenklicher und ernsthafter Mensch gewesen sein muss. Und so kann ich mir nicht vorstellen, dass er nach möglichen Zweifeln an manchen Worten des Papstes und den auch von ihm unterschriebenen „dubia“ mit Blick auf das päpstliche Schreiben „Amoris Laetitia“ sein geistliches Testament an uns – die Gläubigen seines Bistums – nicht geändert hätte, wenn er an seiner Richtigkeit deutliche Zweifel gehabt hätte.
Was derzeit an Hörensagen über den Papst ausgekübelt wird, hat mit sachlicher, gar theologischer Kritik an seinen Positionen nichts mehr zu tun. Problematisch ist dabei nicht mal so sehr der Inhalt, der brisant genug sein könnte für ein investigatives Nachrichtenmagazin, sondern die Form der Verbreitung in katholischen Kreisen, die sich unter Papst Benedikt noch „papsttreu“ genannt hätten. Ich sage es gerne, um nicht missverstanden zu werden: Ich halte es für keine gute Idee, Kardinal Gerhard Müllers Amtszeit auslaufen zu lassen: Erstens weil er ein exzellenter Kenner der Materie ist, zweitens weil es gerade in der Funktion für einen pastoral geprägten Papst so etwas wie einen „Rottweiler Gottes“ braucht, wie ihn Papst Johannes Paul II. ihn seinerzeit in Kardinal Ratzinger hatte. Das Vorgehen verstehe ich nicht, ich halte es nicht für besonders weise … was aber nichts an der Tatsache ändert, dass ich nicht alle Hintergründe kenne, die zu dieser Entscheidung geführt haben.
Berechtigte Kritik oder Werfen mit Dreck?
Wenn jetzt umgekehrt monokausal nach Dreck gesucht wird, den man auf Papst Franziskus werfen kann, ihm neben schlechten Absichten auch noch – Was ist schlimmer? – schlechten menschlichen Stil, in Bezug auf die Abberufung Kardinal Müllers unter Berufung auf namentlich bislang nicht bekannten „Ohrenzeugen“ eines privaten Tischgesprächs, unterstellt wird, dann wird eine Grenze überschritten, die ich bei aller berechtigter Kritik nicht mitgehen kann (interessanterweise teilweise sogar unter Beteiligung von Menschen, die schon gegen Papst Benedikt agitiert haben, was aber heute anscheinend keiner mehr wissen will). Das ganze verkommt zu einem Schmierentheater gegen den Papst, über das sich am Ende nur der Widersacher in der Hölle freuen dürfte. Und abgesehen vom Papst wird man damit auch Kardinal Müller nicht gerecht, der seine Position bereits klargestellt hat (siehe hier).
Darf man als konservativer Katholik Kritik am Papst üben? Ja, natürlich darf man das, so wie man als Liberaler auch Kritik an Papst Benedikt XVI. üben durfte. Aber sind Hörensagen, mittlerweile festgestellte Falschmeldungen und aus dem Zusammenhang gerissene Wortmeldungen die richtigen Mittel dafür? Das waren sie bei Papst Benedikt nicht (weshalb es diesen Blog überhaupt gibt) und das sind sie bei Papst Franziskus auch nicht. Von dieser Überzeugung werde ich nicht abweichen, nur weil mir so manche Wortwahl des Papstes nicht gefällt und mir manche Entscheidung unverständlich erscheint. Der Papst ist der Papst ist der Papst – was gerade konservative Katholiken wissen, von denen Teile darum auch nicht zurückschrecken, an der Rechtmäßigkeit seiner Wahl Zweifel zu wecken.
Absichten und Stil zeugen von der Urheberschaft
Damit wären wir wieder bei den Fragen der Absicht und des menschlichen Stils angelangt: Aus der aktuellen Diskussion werden – wenn es nach dem Willen dieser „Kirchenverteidiger“ geht – weder Papst Franziskus, noch Kardinal Müller, und in der Folge ganz sicher nicht die Kirche, unbeschadet heraus kommen. Letztere wird auch das überstehen, aber man hat ihr mit diesem Schaukampf einen Bärendienst erwiesen. Auf welcher Seite steht man dann?
Liesl Karlstadt
Päpste und Medien:
im Zweifel vertraue ich immer auf erstere. Über ihren persönlichen Werdegang bin ich gut informiert.
Über Journalisten weiß ich meist wenig. Nur über eine bewährte Art, Auflage und Quote zu machen : wichtige Zusatzinformationen weglassen, die alles ändern; und natürlich: „kritisch“ sein,
d. h. unkritisch die Meinung des Medienschaffenden übernehmen.
Oft genügt eine Kontrollüberlegung: die Wahrscheinlichkeit, dass ein Papst die Amtszeit eines Kardinals „ohne Grund“ nicht verlängert, ist noch deutlich geringer als dass ein Unternehmer einen Arbeiter „ohne Grund“ entlässt.
Und – last not least – Medien haben auch keine Garantie des Herrn: Mt. 16,18.
KonradGeorg
Die Vermutung ist nicht unbegründet, wenn man davon ausgeht, daß die 5-Jahre-Amtszeit genutzt wird, um Widerständige los zu werden. Der nächste also Kardinal Sarah?
KonradGeorg
Papst Franziskus ist unser – mein – Papst.
Ich bin als Bayer und Deutscher 1943 auf die Welt gekommen und wurde vier Tage später katholisch gemacht. Mit sechs Jahren erfuhr ich, daß Gott die Welt erschaffen hat und seit meiner Erstkommunion glaube ich unverbrüchlich an die leibliche Gegenwart Jesu im Allerheiligsten Altarsakrament. Nie hatte ich Glaubenszweifel und die Lehre der Kirche ist für mich logisch. Dieses Bewußtsein verstärkt sich immer mehr. ./. Trotzdem habe ich mir zwei mehrjährige Dispensen von der Sonntagspflicht geleistet. Nie hätte ich mir erlaubt, in diesen Zeiten bei Zwangsmessen (Hochzeiten und Trauerfälle) zur Kommunion zu gehen. ./.
Vor es langweilig wird. Ich habe die falsche Frau geheiratet (progessives Tun und konservatives Denken halt) 1989 erklärte sie mir, daß sie nicht mehr mit mir schlafen wolle, weil sie kein Kind mehr wolle.[ Eigentlich wollte sie überhaupt keine Kinder, brachte aber schon eines in die Ehe mit.]
Ich wollte nicht geschieden sein. Fast zwanzig Jahre habe ich ihre Launen und auch Bosheiten ertragen. Jetzt haben wir ein recht gutes Verhältnis zueinander. [Viele RK meinerseits.]
Unser Papst sagte zwar, daß er kein Programm habe, aber eine Absicht hatte er sicher. Nachdem die erste Synode schiefgelaufen war, konnte die zweite nur noch den Eindruck korrigieren, aber das Ziel wurde dann in der Fußnote präsentiert. Das Jahr der Barmherzigkeit soll wohl symbolisieren, daß die Fahrt im Porsche auf der Autobahn der Barmherzigkeit direkt in den Himmel führt. Das suggeriert Amoris Laetitia. >Enge Pforte< war wohl einmal.
Tatsächlich sehe ich einen direkten Zusammenhang mit dem Sozialismus.
Wir haben einen Papst mit irdischem Barmherzigkeitsfimmel [ich habe nachgeschaut, der Begriff passt],
Das überdimensionierte Jahr der Barmherzigkeit steht in einer unguten Konkurrenz zum Sonntag der Barmherzigkeit.
Liesl Karlstadt
Das Grußwort von Benedikt XVI zum heutigen Requiem für Kardinal Meisner ist ein schöner Kommentar zu unserem Thema:
„Was mich an den letzten Gesprächen mit dem heimgegangenen Kardinal besonders beeindruckt hat, war die gelöste Heiterkeit, die innere Freude und die Zuversicht, zu der er gefunden hatte. Wir wissen, dass es ihm, dem leidenschaftlichen Hirten und Seelsorger, schwerfiel, sein Amt zu lassen und dies gerade in einer Zeit, in der die Kirche besonders dringend überzeugender Hirten bedarf, die der Diktatur des Zeitgeistes widerstehen und ganz entschieden aus dem Glauben leben und denken. Aber um so mehr hat es mich bewegt, dass er in dieser letzten Periode seines Lebens loszulassen gelernt hat und immer mehr aus der tiefen Gewissheit lebte, dass der Herr seine Kirche nicht verlässt, auch wenn manchmal das Boot schon fast zum Kentern angefüllt ist.“
KonradGeorg
Danke für diesen Beitrag
Brigitte Brausam-Hansen
Ja, wer in der Wahrheit lebt, bekommt oft heftigen Gegenwind. Das gehört (leider) noch zum Glauben dazu.
Bleiben wir dem Menschen, der sie an höchster Stelle vertritt, treu und erlauben ihm Schwächen wie jedem Anderen.
Was diese sind, kann ich jedoch nicht beurteilen und wer sich das zutraut, sollte es gut und sachlich begründen können.
Doch das, was ich bisher von Papst Franziskus „mitbekomme“ finde ich authentisch und zeitgemäß und vertrauenswert.
Ich bin vor allem Jesus Christus und auch seinem ersten Hirten treu ohne meinen gesunden Verstand auszuschalten.
Gero
Ein Grund für meine Abkehr vom christlichen Glauben (nicht von den christlichen Werten und Regeln) ist das Ablehnen jeglichen Führerkultes.
Auch die automatische Anerkennung von Autorität aufgrund eines Amtes, in welches eine Person ohne meine Billigung berufen worden ist, ist mir zutiefst fremd.
Die Unabhängigkeit und Freigeistigkeit eines Menschen sollte sich solchen ritualisierten Strukturen nicht unterwerfen.
Kein Problem habe ich damit, Leuten zu folgen, die durch eigene Tat und kluge Worte mir(!) vermitteln können, daß sie sich meiner Gefolgschaft würdig erweisen.
Das kann auch ein offizieller Würdenträger sein.
Aber nicht eben automatisch.
Kardinal Meisner habe ich als Atheist übrigens eher als Fundamentalist wahrgenommen, der mehr den Buchstaben als der Realität verpflichtet war.
Die Möglichkeiten, die ihm sein Amt gegeben hätte, schöpfte er nicht zugunsten seiner Glaubensgemeinschaft aus.
Meine Meinung.
Lehrer Lämpel
Klar widerspricht es Ihrer Meinung, nach der es keinen Gott gibt und somit die Bibel zu einem großen Teil Mumpitz und Lüge ist, wenn eben ein Mann wie Kardinal Meissner diese von Ihnen abgelehnte Bibel in Gänze als Gottes Wort und Offenbarung ernst nahm und verkündete.
Sie sehen das als Buchstabengläubigkeit an – ich aber als Realität.
Ich schätze Kardinal Meissner gerade wegen dieser Unangepasstheit an den Mainstream und seines Mutes, Klartext zu reden, ungemein.
Meine Meinung.