Am vergangenen Wochenende hat in Mannheim der sogenannte Dialogprozess gestartet, bei dem es zu einem weitreichenden Austausch zwischen der Amtskirche (ich mag den Begriff nicht, aber was hilfts wenn man verstanden werden will) und den Laien kommen soll. Dieser Dialogprozess ist über mehrere Jahre angelegt. In diesem Zeitraum sollen zukunftsweisende Themen für die katholische Kirche in Deutschland besprochen werden
und die Motivation wäre sicher nur gering, wenn nicht auch Entscheidungen und Umsetzungen dabei herauskämen.
Nun ist es sicher nie verkehrt sich auszutauschen, es hilft beim Verständnis, wenn man dem anderen zuhört und wenn der durch Zuhören auch Wertschätzung erfährt. So kann ich nur zustimmend diesem Prozess gegenüberstehen, wenn die im Prozess vertretenen Laien die Möglichkeit bekommen, sich intensiv mit den Inhalten des kirchlichen Lehramtes zu befassen, damit sie diese Inhalte in Zukunft auch selber vertreten können. Und diese kirchlichen Lehrinhalte an den Fragen der säkularen Welt zu stählen ist sicher auch keine schlechte Idee aber ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich die Idee dieses Prozesses und der Teilnehmer ist?!
Da ich selber nicht aktiver Teilnehmer des Dialogprozesses bin, berufe ich mich auf einen Bericht von Bernhard Luthe, 3. Vorsitzender von Deutschland pro Papa und Teilnehmer eben dieser Veranstaltung in Mannheim. Nachzulesen hier: http://www.kath.net/detail.php?id=32270. Ergänzend dazu auch die offiziellen Äußerungen einiger beteiligter Bischöfe, auch auf kath.net hier nachzulesen: http://www.kath.net/detail.php?id=32278.
Nun möchte ich gar nicht die einzelnen Positionen gegeneinanderstellen, zu dem es vom kirchlichen Lehramt entsprechende Aussagen gibt, die einfach zu übernehmen sind. Vielleicht mache ich es mir ja zu einfach, aber wer unkatholische Positionen vertritt und sie durchzusetzen versucht, der handelt nicht katholisch und ist eben nicht katholisch. Ich kann auch nicht einem Fußballverein beitreten und auf viel Unterstützung für meine Idee hoffen, das Handspiel zu legitimieren. Es soll also nicht darum gehen, was im Einzelnen von Personen gesagt wurde, weil ich nicht dabei war und nicht beurteilen kann, in welchem Zusammenhang Aussagen getroffen wurden (obwohl ich in Kenntnis der Person von Herrn Luthe keinen Zweifel daran habe, dass er korrekt zitiert). Es soll aber darum gehen, welche Positionen dort aufeinandertreffen sollten und wie sich diese in einen Dialog einbinden lassen.
Die bislang gestellten Forderungen sind nicht unbekannt und auch schon lange nicht mehr unbeantwortet: die Zulassung von Frauen zum Diakonat und langfristig zur Priesterweihe, die Aufhebung des Pflichtzölibats und die Zulassung sogenannter viri probati zum Priesteramt, der stärkere Einfluss von Laien in Verkündigung und Liturgie (bspw. durch Übernahme der Predigt in der Heiligen Messe) bishin zur Relativierung einiger Aussagen der Kirche hinsichtlich Moralfragen wie Verhütung, Homosexualität, Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Eucharistie etc. Das alles sind zugegeben Reizthemen, für deren Beantwortung die Kirche in der säkularen Gesellschaft keine Beliebtheitspreise gewinnt. So wäre es sicher der einfachste Weg, den Forderungen nachzukommen und sich der Welt anzupassen. Der einfachere Weg, aber auch der richtige?
Es geht am Ende um nicht weniger als um die Wahrheit, und bei der gibt es natürlich keine Kompromisse (habe ich an anderer Stelle schon mal ausgeführt) also können die genannten Themenstellungen nicht Inhalt des Dialogprozesses sein, es sei denn man einigt sich auf das Ziel, diese Inhalte im Sinne der Kirche transparenter zu machen um sie auch als Laie anständig vertreten zu können.
Matthias Kopp, Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz, hatte in einer Podiumsdiskussion des Kölner Presseclubs (http://papsttreuer.blog.de/2011/07/06/ermattet-ratlos-bericht-podiums-diskussion-11432280/) die Devise ausgegeben, dass sich die Bischofskonferenz nicht die Themenliste diktieren lassen werde und man nicht altbekannte Fragen (wie die oben gestellten) abarbeiten wolle. Nun, frommer Wunsch und nichts gegen den Optimismus von Herrn Kopp, aber wenn stimmt, was Herr Luthe schreibt und wozu ich bis auf die Wertung auch keinen Widerspruch in den Äußerungen der Bischöfe sehe, sind die am Dialog beteiligten Laien wohl teilweise anderer Meinung. Was also tun? Die Themen begrenzen und in Kauf nehmen, dass einige Beteiligte nicht mehr werden teilnehmen wollen? Oder die Themen öffnen und ein Ergebnis beschwören, dass im Widerspruch zur Lehre der Kirche steht?
Welche Entscheidung man auch immer trifft, es bleibt nicht aus, festzustellen, dass nicht jeder der Beteiligten mit den Gesprächsergebnissen zufrieden sein wird. Und der Maßstab der Ergebnisse muss das kirchliche Lehramt sein. Man kann sich heute darüber unterhalten, wie wir Christus in der heutigen Zeit verkünden können, man kann über Formen der Evangelisierung im Alltag sprechen, man kann sicher auch darüber sprechen, welchen Anspruch wir heute an Priester und Seelsorger stellen können, dürfen oder müssen und welche Aufgaben im Umkehrschluss von Laien erfüllt werden müssen, dürfen oder können. All das sind brennende Fragen, auf die die Welt zu Recht eine Antwort erwartet, damit sie Christus kennen- und lieben lernen kann. Diskussionen über längst entschiedene Fragen der inneren Kirchenverfassung gehören sicher nicht dazu. Und wer letztere Fragen auf der Agenda des Dialogprozesses zulässt muss sich in der Tat die Frage gefallen lassen, welche Zielsetzung er eigentlich verfolgt?! Am Ende des Prozesses kann nämlich sonst genau das stehen, was im Sinne Jesu eigentlich vermieden werden sollte, nämlich die Spaltung der Kirche in einen ultramontanen, katholischen Teil und in einen deutschen Sonderweg, der sich außerhalb der katholischen Kirchen wiederfindet. Beten wir gemeinsam dafür, dass es nicht soweit kommt, aber seien wir auch nicht so blauäugig, dieses Ergebnis für ausgeschlossen zu halten.
Und wir Laien, die nicht Mitglied eines offiziellen Gremiums sind, die einfach in den Gemeinden, in kirchlichen Bewegungen, in ihrem persönlichen Umfeld in der Familie und am Arbeitsplatz ihre missionarische Arbeit tun, wir sollten uns nicht verwirren lassen sondern einfach weiter Christus und seiner Kirche, mit dem Papst als Pontifex Maximus, folgen.