Na, hat Sie der Titel dieses Eintrags hergelockt? Das wäre doch mal was, eine einfache Beschreibung, wie man wie Jesus wird. Ein paar Äußerlichkeiten anpassen und schon hat man alles erreicht und das Himmelreich ist auch in Reichweite. Und in der Tat scheinen mir ein paar einfache Beschreibungen ausreichend, um dem Ideal, wie Jesus zu sein, schon sehr nahezukommen. Bestimmt gibt es noch andere Themen, wie man ein Leben nach dem Vorbild Jesu gestalten kann, ich habe hier eine sehr persönliche Auswahl von drei Punkten getroffen. Das macht es vielleicht einfacher, diese Anforderungen auch im Blick zu halten. Letztlich ist es ein Leben aus dem Glauben, das uns zur Ähnlichkeit mit Christus führt und hier ist natürlich die Bibel die beste Quelle, ergänzt um den Katechismus, die päpstlichen Enzykliken und Schreiben etc. Die hier beschriebenen Punkte sollten einen aber auf den richtigen Weg bringen wobei ich mich über eine Rückmeldung freuen würde, wenn etwas wirklich Wichtiges hier nicht enthalten sein sollte.
Liebe, und tu was Du willst!
Dieser Satz des Heiligen Augustinus ist wohl die kürzeste Formel auf die man das Leben wie Jesus bringen kann. Jesus ist der Christus, menschgewordener Gott, zu uns gekommen aus einem einzigen Grund: seine Liebe zu uns! Und diese Liebe beschränkt sich nicht auf ein paar wenige Hyperfromme, sondern auch und vor allem auf diejenigen, die sich von ihm abgewandt haben! Deine Feinde lieben, dieses Gebot hat Jesus nicht nur verkündet (Lukas 6, 27 ff) sondern bis zum Ende am Kreuz und darüber hinaus gelebt. Was bedeutet das für uns? Eigentlich (!) ganz einfach: alles, was wir tun, sollten wir mit einem Gefühl der Liebe für den anderen tun. Dazu gehört eben auch, mit seinen Feinden wertschätzend und menschlich umzugehen, bei Meinungsverschiedenheiten den anderen zu achten, letztlich auch, Ungläubigen in Liebe auf den richtigen Weg zu helfen, ihre Entscheidungen aber auch in Liebe zu achten: Bekehrung unter Zwang lässt sich beispielsweise unter diesem Gesichtspunkt nicht mit der Liebe vereinbaren. Man sieht schnell: jeden mit den Augen der Liebe zu betrachten und so mit ihm umzugehen, klingt einfach, ist es aber für unsere menschliche Natur nicht. Ich stelle mir vor, dass Augustinus sich bei dem oben zitierten Satz ein Augenzwinkern nicht verkneifen konnte, wird er doch gewusst haben, wie schwer uns (und bestimmt auch ihm) das fällt!
Sprich so oft es geht, am besten immer, mit Gott!
Für mich immer wieder beeindruckend an den an beeindruckenden Geschichten nicht gerade armen Berichten über das Leben Jesu ist sein Gebetsleben. Er ist doch Gottes Sohn, Gott selbst der Mensch geworden ist, wieso muss er da beten? Nun, ich sehe das so, dass es mir gleich sein kann, warum Jesus gebetet hat, aber das er gebetet hat zeigt mir, dass ich doch wohl kaum annehmen kann, Gebet nicht nötig zu haben! So scheint es nur folgerichtig, dass wir zum ständigen Gebet aufgefordert sind, wobei es nicht so sehr ein Zwang sein sollte als viel mehr der innere Drang, der uns zum Gespräch mit Gott animieren sollte. Kardinal Meisner hat gerade auf der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz geäußert, dass ein Christ in seiner Wohnung einen Gebetsort, eine Gebetsecke haben [sollte], wo er wie ein Kartäuser oder wie eine Kartäuserin täglich ein gutes Stück Einkehr halten kann. Aus meiner eigenen Erfahrung ein wirklich wichtiger Tipp, denn das Gebet benötigt teilweise tatsächlich Überwindung, und wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass der Teufel uns am Gebet hindern möchte (was wiederum ein Hinweis auf die Bedeutung des Gebetes ist) da ist es gut, sich nicht nur feste Zeiten für das Gebet vorzunehmen sondern sich auch einen geeigneten Ort einzurichten, soweit dies irgend möglich ist.
Bilde Dein Gewissen und mache es dann zum Maßstab Deines Handelns!
Über das Gewissen würde ich gerne noch mal einen separaten Beitrag schreiben, da es sich wie auch die Ansprache des Papstes im Bundestag andeutet um einen ganz wesentlichen Aspekt des christlichen Lebens handelt. Ganz praktisch bedeutet das, dass wir uns unserem Gewissen verpflichtet sind, ein schlecht ausgebildetes Gewissen uns aber ebenfalls in ein verfehltes Leben führen kann. Mit gutem Gewissen einen Mord zu begehen ist kein Zeichen der Legitimierung des Mordes sondern ein Zeichen für ein schlecht ausgebildetes Gewissen. Das ist natürlich ein Extrembeispiel, macht aber deutlich, wie auch generell mit dem Gewissen umzugehen ist.
Vielleicht ist es dazu hilfreich, sich bei den Fragen der Lebensgestaltung zunächst mal die Frage zu stellen, ob es sich überhaupt um eine Gewissensfrage handelt. Morgens aufzustehen, um beim Bäcker Brötchen einzukaufen ist sicher keine Frage des Gewissens, beim Bäcker das zu hoch ausgegebene Rückgeld wissentlich einzustecken ist schon was anderes. Und so sind es vermutlich meist die kleinen Dinge, aber auch die großen, mit denen wir unser Gewissen nicht belasten wollen: nehmen wir als Beispiel das Zusammenleben mit dem Partner außerhalb einer Ehe. Das macht doch jeder ich schade damit doch niemandem! ist, was die Welt uns zu diesem Thema in den Mund legt, Unzucht ist das, was der Katechismus dazu sagt (Nummer 2.353). Man muss dabei nicht mal blind dem Katechismus folgen sondern darf die Sicht sicher auch hinterfragen. Ein gläubiger Katholik kann aber eigentlich zu keinem anderen Ergebnis als der Katechismus kommen und so führt ihn sein Gewissen am Ende in einen Widerspruch zur Wertung in der Welt. Diese dann zum Maßstab seines Handelns zu machen wird damit wesentlich schwerer als der Hinweis Folge Deinem Gewissen auf den ersten Blick offenbart.
Und immer wieder aufstehen!
Die oben stehenden drei Punkte sind, wie man leicht feststellt nur auf den ersten Blick leicht umzusetzen. Sich abends im Gebet darauf zu besinnen, wie man sich daran gehalten hat, also ob ich die Menschen, auch die, die mir übles wollen, in Liebe behandelt habe, ob ich im Gespräch mit Gott geblieben bin und immer meinem (gut ausgebildeten) Gewissen gefolgt bin, kann einen schon sehr deprimieren, jedenfalls wenn man ehrlich zu sich ist. Ich habe dazu mal den schönen Satz gehört Vermutlich sieht uns Gott viel positiver als wir uns selbst, der vermutlich für Menschen guten Willens immer gilt. Besprechen wir also abends mit Jesus, was uns gut gelungen ist (und danken ihm für die Hilfe dabei) und wo wir daneben gelegen haben, bitten ihn um Hilfe und nehmen uns für den nächsten Tag Besserung vor. Kombiniert mit der Beichte machen wir uns so immer wieder auf, an unserem Leben zu arbeiten und immer mehr zu werden wie Jesus. Das Ziel ist Heiligkeit, das Ziel ist der Himmel, und dafür sollte uns keine Anstrengung zu groß sein!
Jesus ist Herr
Lieber Pabsttreuer,
Du hast in allen aufgezählten Punkten das Wesentliche erfasst. Dies vielleicht noch zur Ergänzung:
Der Vater hat seinen Sohn gesandt, um uns zu erlösen und eine Schar von „Schülern“ (Jüngern) herauszubilden, die Jesus nachfolgen und ihm dabei immer ähnlicher werden.
(„Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker…“ Mat 28.20)
Jesus definiert Nachfolge so:
1. „Entsage allem was Du hast“ (übersetzt in unsere Zeit: Tue Buße, laß dich taufen, empfange den Geist und gehe in eine Gemeinde, um dort zu dienen.)
2. „Nimm Dein Kreuz auf Dich“ (das heißt: Sage „Nein“ zu Deinem Fleisch!
Sage „Nein“ zu Zorn, Rache, Lüge, Unzucht etc.)
Sage „Ja“ zu Heiligkeit, das heißt Absonderung von der „Welt“)
3. „Folge mir nach“ (das meint: Schau auf mich, sieh, wie ich es mache, „bleibe in mir“.)
Zu den 5 wichtigsten Disziplinen eines „disciples“ (Schüler) gehören:
I Schriftstudium („Wer an meinem Wort bleibt ist wahrhaft mein Jünger“),
II Gebet („Der Vater sucht Anbeter“),
III Fasten („Im Verborgenen mit gewaschenem Angesicht und gesalbtem Haupt“)
IV Geben („…Laß deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut“),
V Zeuge sein („… bis an das Ende der Erde“)
Dies ist das „Arbeitsprogramm“ eines Jüngers Jesu Christi.
Gott gebe uns die Kraft und erhalte uns die Freude, damit wir ein Leben vor seinem Antlitz führen können, welches ihm wohlgefällig ist.
Ein Leben, das sich in fast allem von dem unterscheidet, was wir täglich von unseren Mitmenschen sehen und hören (müssen).
Trösten wir uns auch mit den Worten unseres Herrn, der uns ein „sanftes Joch und eine leichte Last“ gibt und der uns Lohn in der Herrlichkeit des Himmels zusagt, solange wir treu und geduldig nachfolgen.
Gruß und Segen
Ein Glaubensbruder
Papsttreuer
Lieber Glaubensbruder,
vielen Dank für die umfangreiche und erhellende Rückmeldung! Ich hätte gehofft, dass die von Ihnen genannten Themen zumindest implizit auch in meiner Beschreibung auftauchen, vielleicht aber nicht ausreichend transparent.
Was mich interessieren würde: sind die von Ihnen genannten Punkte ihre eigenen Erfahrungen oder „theologisches Allgemeingut“ – in Summe würde ich mich jedenfalls freuen, mehr Kommentare von Ihnen zu lesen!
Herzliche Grüße
Der Papsttreue