dass ich diesen Beitrag nicht hätte so formulieren müssen, aber:
Offenbar hat sich die Vollversammlung des Verbandes der Diözesen Deutschlands (VDD) jetzt dazu durchgerungen, den Weltbild-Konzern abzustoßen. Dazu und zu den Inhalten des Weltbild-Skandals wurde eine Stellungnahme herausgegeben. Neben der begrüßenswerten Botschaft, an den unehrenhaften Geschäften in Zukunft keinen Anteil mehr haben zu wollen, enthält der Text aber Sprengstoff in einer Konzentration, die einen schon noch nervös machen und den Blutdruck steigen lassen kann. Hier daher zunächst der vollständige Text (Hervorhebungen von mir):
Die Vollversammlung des Verbandes der Diözesen Deutschlands (VDD) hat sich gestern in Würzburg mit der aktuellen Debatte über die Verlagsgruppe Weltbild GmbH befasst. Der VDD hält 24,2 Prozent der Anteile an der Verlagsgruppe Weltbild GmbH.
Die Geschäftsführung kennt die verpflichtenden Vorgaben der Gesellschafter in Bezug auf die Werteorientierung des Unternehmens und hat sie aufgrund der entsprechenden Verankerung in der Satzung der Verlagsgruppe Weltbild GmbH umzusetzen. Der Aufsichtsrat hat die Geschäftsführung diesbezüglich zu überwachen. Es ist der Geschäftsführung nicht gelungen, die internetgestützte Verbreitung sowie die Produktion von Medien, die den ideellen Zielen der Gesellschafter widersprechen, im eigenen Bereich bzw. im Bereich der Unternehmensbeteiligungen hinreichend zu unterbinden. Die Glaubwürdigkeit der Verlagsgruppe und ihrer Gesellschafter hat darunter gelitten.
Die VDD-Vollversammlung hat eine Stellungnahme des Aufsichtsrates der Verlagsgruppe Weltbild GmbH und einen Bericht von P. Dr. Hans Langendörfer SJ und Dr. Matthias Meyer als den beiden Aufsichtsratsmitgliedern erörtert, die den VDD seit zwei Jahren im Aufsichtsrat repräsentieren. Die VDD-Vollversammlung dankt ihnen für ihre Initiative, die Geschäftsführung zur Einhaltung der in der Unternehmenssatzung verankerten kirchlichen Werte anzuhalten. Sie spricht ihnen ihr uneingeschränktes Vertrauen aus.
Die VDD-Vollversammlung hat die unverzügliche Einberufung einer Gesellschafterversammlung der Verlagsgruppe Weltbild GmbH verlangt und dieser klare Beschlussempfehlungen unterbreitet. Sie betreffen verbindliche Vorgaben der Gesellschafter, nach denen der Aufsichtsrat sicherstellen soll, dass die angezeigten organisatorischen und strukturellen Maßnahmen für eine Veräußerung der Verlagsgruppe Weltbild GmbH ohne jeden Verzug entschlossen aufgenommen werden.
Die Gesellschafter sollen einen regelmäßigen Bericht der Geschäftsführung über den Veräußerungsprozess erhalten und neue Aufsichtsräte berufen. Die Gesellschafterversammlung ist diesen Beschlussempfehlungen vollständig gefolgt. Über die Einzelheiten informiert die Verlagsgruppe Weltbild GmbH.
Die deutschen Bischöfe, die der Vollversammlung des Verbandes der Diözesen Deutschlands angehören, bedauern die verzerrende und unangemessene Weise der publizistischen Auseinandersetzung mit den anstehenden Fragen namentlich in Medien, die der Kirche nahestehen.
Man sollte nun nicht von den Bischöfen als Mitgliedern des VDD erwarten, dass sie die verantwortlichen Aufsichtsratsmitglieder den Medien als Bauernopfer zum Fraß vorwerfen, zumal dies auch unangemessen wäre, wurden sie (die Vertreter des VDD wie Pater Hans Langendörfer) schließlich von den Bischöfen entsandt. Aber was hier geschrieben steht, geht in eine ganz andere, beinahe wahrheitsverfälschende Richtung:
Es ist der Geschäftsführung nicht gelungen, Verbreitung und Produktion von Medien, die den ideellen Zielen der Gesellschafter widersprechen, zu unterbinden wie groß kann das Versagen der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates sein, dem man ein solches Zeugnis ausstellt? Und ihnen wird trotzdem explizit das uneingeschränkte Vertrauen ausgesprochen? Es ist ja nicht so, als ob die Missstände bei Weltbild gerade erst bekannt geworden sind. Über Jahre haben sie bestanden und bspw. Kardinal Meisner dazu bewogen, das Erzbistum Köln aus dem Engagement zurückzuziehen . Passiert ist seither wenig, und damit offenbar der Beweis dafür erbracht, dass unser Kardinal recht hat: ein solches Geschäft ist mit dem Amt als Bischöfe nicht zu vereinbaren, weil eben nicht erfolgreich zu betreiben. Ich würde zwar vermuten, dass man einen Verlag auch christlich betreiben kann (siehe auch erfolgreiche Beispiele wie fe-Medien oder evangelisch-freikirchlich Gerth-Medien), aber vermutlich nicht in der gleichen Größenordnung, schon gar nicht als Marktführer.
Was dem Fass aber den Boden ausschlägt ist das Nachtreten gegen diejenigen, die da die Bischöfe dazu offenbar nicht in der Lage waren für für den rechten katholischen und apostolischen Glauben eingetreten sind:
Die deutschen Bischöfe, bedauern die verzerrende und unangemessene Weise der publizistischen Auseinandersetzung mit den anstehenden Fragen namentlich in Medien, die der Kirche nahestehen. nun sind es also PUR, kath.net, Tagespost und Co gewesen? Die verantwortlichen Bischöfe kommen über Jahre ihrer Aufgabe nicht nach, leise Hinweise und Analysen versuchen sie auszusitzen und jetzt wird der Bote geköpft? Pfui!
Diejenigen Bischöfe, die für den oben zitierten Satz stehen sind sicher nicht diejenigen, denen man als Hirten folgen sollte. Dass man im übrigen in diese der Kirche nahestehenden Kreise auch unseren Papst einsortieren muss, der deutlich Handlungsbedarf angemahnt hat, deutlicher als sonst in derartigen Fällen (siehe mein Eintrag hier), ficht die Herren offenbar nicht an.
Nun könnte ich mich gemütlich darauf zurückziehen, das große Glück zu haben, in einer Gemeinde beheimatet zu sein, deren Pastor wahrhaft katholisch ist, ich selbst engagiert in einer katholischen und papsttreuen Laienbewegung, mit einem Erzbischof Kardinal Meisner, der im Gegensatz zu seinen Amtskollegen keine Angst vor Romtreue hat, und damit letztlich hierarchisch rom- und papsttreu bleiben kann und gleichzeitig meinen Hirten folgen. Der neue und ganz andere Skandal ist aber, dass es unter den deutschen Bischöfen offenbar solche gibt, die ihre Gläubigen ganz offensiv vor eine Zerreißprobe stellen, wenn sie gleichzeitig ihrem Bischof und dem Papst folgen wollen!
Man möchte es nicht beschreien, aber trotz der positiven Grundbotschaft, das unsägliche Engagement bei Weltbild zu beenden (ich glaubs allerdings erst, wenns soweit ist) ist der Riss in der katholischen Kirche in Deutschland durch diese Verlautbarung noch deutlicher geworden, als er es bisher war!
Anonymous
Die Kritik an den Kritikern hätten die Bischöfe sich verkneifen sollen. Hier wird der Feuermelder dafür gescholten, dass er Feueralarm gegeben hat. Schade!
Siehe auch:
http://predigtgarten.blogspot.com/2011/11/bischofe-wollen-baldmoglichst-weltbild.html
Papsttreuer
Danke erst mal für den Kommentar und auch für den Link zum Blog: In der Tat scheint es so zu sein, als ob die Bischöfe noch nicht verstanden haben oder nicht verstehen wollen, worum es eigentlich geht. So bleibt der Eindruck, sie seien beleidigt, weil man ihnen ihr schönes Spielzeug weggenommen hat. Sehr schade und – was mich angeht – sehr blutdrucktreibend!