Auch auf die Gefahr hin, mich heute in Deutschland exterm unbeliebt zu machen … aber irgendwie habe ich den Eindruck, die Italiener haben gestern einfach den besseren Fußball gespielt und so verdient gewonnen. Zum Glück war aber die deutsche Mannschaft statistisch die jüngste bei dieser EM – und sie haben also in der Mehrzahl noch die Möglichkeit, sich zu steigern und bei der WM in zwei Jahren noch erfolgreicher zu sein (und unter die letzten vier zu kommen ist jetzt auch keine schlechte Leistung!)
Es ist mir aber ein Bedürfnis auf einen Unterschied zwischen den Mannschaften hinzuweisen, der nicht so sehr sportlicher Natur ist: der Glaubensunterschied! Nun kann ich nichts über das Glaubensleben der einzelnen Spieler sagen, aber die nach außen getragenen Überzeugungen sehen doch so aus:
Der deutsche Bundestrainer Löw hat die Mannschaft mit sogenannten Shamballa-Armbändern beglückt, Kettchen aus der buddhistischen Esoterik-Ecke, die für das notwendige Quäntchen Glück sorgen sollten, wenn es Spitz auf Knopf steht. Man darf annehmen (oder: ich möchte glauben), dass dahinter kein echter Glaube an die Wirkung der Bändchen oder die dahinterstehende Philosophe steht, aber was es deutlich macht: man ist nicht auf eine viel naheliegendere Alternative gekommen …
Die hat der italienische Trainer Prandelli genutzt: er pilgerte als Dank für Siege und Bitte um gutes Spiel seiner Mannschaft mit seinem Assistenten zum Kloster Bielany, das von Mönchen des toskanischen Camaldolesi-Ordens geführt wird. Hier darf man wiederum annehmen (oder: ich möchte glauben), dass dahinter tatsächlich der Glaube an Gott steht, ohne den wir nichts tun können, und den wir – so hat es auch Jesus gesagt – auch um Kleinigkeiten wie den Gewinn eines Fußballspiels bitten dürfen.
Pilgern gegen Shamballa, christlicher Glaube gegen Esoterik? So zugespitzt würde ich das Ergebnis nicht sehen, aber wenn ich mich frage, welche Bitte um spirituellen Beistand Gott besser gefällt, muss die Antwort wohl eindeutig ausfallen!