Im Moment geistert bei Kirchens ein Gespenst herum, dass ich so recht nicht verstehen mag das Gespenst einer männerfeindlichen Kirche, vielleicht besser einer männerfeindlichen Gemeinde. Bevor jetzt alle feministischen TheologInnen aufheulen nein, es geht nicht darum, den Frauen das Priesteramt zu verwehren und sich dann trotzdem über Männerfeindlichkeit zu beschweren. Hier geht es um etwas anderes: die fehlende Beteiligung von Männern in der täglichen Gemeindearbeit und ihre Hintergründe.
Auslöser der Diskussion ist wohl ein Artikel aus dem freikirchlich orientierten Magazin idea mit dem prägnanten Titel Was Männer an Gemeinden hassen. Zunächst mal beschreibt der Autor dort die von ihm wahrgenommene alltägliche Gemeinderealität mit Gesprächskreisen und wohlfeilen Aufrufen zur Bewahrung der Schöpfung, ummantelt in pastoralem Ton, der bei Männern so gar nicht ankommen mag. Einen schönen Artikel dazu findet man auch im Blog Mein Predigtgarten, der auch Links zu weiterführender Literatur zu dem Thema liefert.
Nun ist es zweifellos so, dass Gemeindeveranstaltungen (abgesehen von der katholischen Liturgie) oft in rein weiblicher Hand sind. Das mag ich hoffe, die eben angesprochenen FeministInnen mögen mir das angestaubte Menschenbild verzeihen daran liegen, dass die Männer der Gemeinde eben auf die Jagd gehen und die Frauen das Feuer am Brennen halten, was ihnen die Zeit gibt, Gesprächsrunden und Pfarrfeste zu organisieren, wozu dem durchschnittlichen Mann einfach die Zeit fehlt. Das führt so meine Wahrnehmung dazu, dass diese Organisationsteams und dann auch die Veranstaltungen frauendominiert sind, und sich selbst die Männer, die sich in ihrer Freizeit einbringen könnten, dies nicht mehr wollen. Dazu habe ich mal den passenden Satz gelesen: Männer bewegen in der Regel außerhalb der Kirche noch ziemlich viel. In den Gemeinden dagegen oft nur noch Bierbänke oder den Hammer.
Dieses Themas hat sich auch der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für die Männerarbeit und Männerseelsorge in Deutschland, Erzbischof Schick, angenommen eine Rolle, von der ich bislang noch gar nichts wusste und die mich verblüfft aufstöhnen lässt: Was es alles gibt!?. In kath.net wird berichtet, dass auch er sich um eine verbesserte Männerpastoral sorgt. Schön oder besser entlarvend dabei der Satz, dass wir eine männerorientierte Pastoral und Gottesdienstgestaltung, die Männer anspricht benötigen als wenn es so etwas wie eine frauen- oder männerorientierte Gottesdienst-Gestaltung überhaupt geben dürfte, wenn man mal von der Predigt absieht, die sich möglicherweise auch mal mehr oder weniger an Frauen oder Männer richten mag.
Trotzdem, bei aller Wahrnehmung von frauendominierten Gemeindeveranstaltungen, muss ich zugeben, dass sich die Problematik mir irgendwie nicht so recht erschließen mag: „Wenn Männer beten, wackelt die Hölle“ wer sich diesen Satz mal zu eigen gemacht hat, der sucht nicht mehr nach einer „Männerpastoral“ und beschwert sich auch nicht über mangelndes Bewusstsein für die männliche Identität in der Kirche – der nimmt die Sache selbst in die Hand und gestaltet die Welt um sich herum in Christi Sinn. Dann überlasse ich Stuhlkreise mit Kräutertee denen, die’s brauchen und arbeite mit am Reich Christi! Natürlich sind Frauen und Männer unterschiedlich (eine Selbstverständlichkeit, die man in Zeiten des Gender Mainstreaming wohl auch ab und zu betonen muss) und haben einen unterschiedlichen Zugang zu Glaubensthemen. Ich habe in einem anderen Beitrag schon mal etwas über den männlichen Katholiken geschrieben wobei männliches Katholischsein eben nicht zwischen Gemeindearbeit und dem Rest des Lebens unterscheidet.
Was in meinen Augen vielleicht fehlen mag ist das Verständnis dafür, dass das Christsein eines Mannes eine ganz und gar männliche Anforderung ist: Einstehen für den Glauben, Zeugnis geben für das Glaubensleben notfalls bis zum Martyrium, Kämpfen für Gerechtigkeit und Wahrheit, auch für die eigene Familie, Einstehen für die Schwachen und Kleinen in der Welt ich würde sagen, dieser Bruce-Willis-Katholizismus hat mit Stuhlkreisen nach heutigem Muster nichts zu tun, fehlt dort aber vielleicht. Da kann man aber die Männer kann ich uns Männer nur auffordern: entern wir diese Veranstaltungen, sorgen wir dafür, dass gemeindliche Veranstaltungen nicht mehr nachmittags um drei stattfinden, wenn wir arbeiten gehen, sondern abends um sieben, wenn wir auch teilnehmen können machen wir dem Pfarrgemeinderat (für den wir uns bewerben), dem Pastoralteam, wenn notwendig dem Pastor, ordentlich Feuer unter dem Hintern, dass uns die Veranstaltungen in der Gemeinde langweilen und machen wir Vorschläge für männliche Veranstaltungen. Wer hofft, dass die Gemeinde männlicher wird und tatsächlich erwartet, dass der frauendominierte PGR das schon für ihn lösen wird, ist in der katholischen Kirche eigentlich fehl am Platz oder hat Jesus, haben die Apostel, haben die ersten Christen darauf gewartet, dass die Pharisäer, dass die Römer, dass die heidnischen Völker einen Arbeitskreis einrichten um sich mit ihren Ansprüchen zu beschäftigen? Sie haben nach Jesu Auftrag, beseelt vom Heiligen Geist und unter Einsatz und vielfachem Verlust ihres irdischen Lebens eine Kirche gegründet, die nach 2000 Jahren immer noch besteht und weltweit weiter wächst! So geht das! Und auch, wenn ich mit dem Anspruch das Heft in die Hand zu nehmen allzu oft selbst nicht genüge: die Forderung von Männern, die Gemeinden müssten männlicher werden, sich mehr auf die männlichen Anforderungen einstellen, ist schlicht kontraproduktiv!
Im Film „Königreichg der Himmel“ heißt es so schön: „Was für ein Mann ist ein Mann, der nicht die Welt verbessert?!“ – DAS ist eine männliche Sicht!