Kürzlich bat mich ein Leser dieses Blogs, doch mal etwas zum Thema Die Warnung zu schreiben. Für alle, die damit gar nichts anfangen können: seit einiger Zeit werden auf einer Internetseite diesen Namens Botschaften verkündet, die einer anonymen Seherin angeblich von Jesus übermittelt wurden und die auf sein zweites Kommen und damit das bevorstehende Ende der Welt hindeuten.
Wer Die Warnung googeled wird sowohl auf die entsprechende Seite treffen als auch auf Unterstützer und Kritiker. Die katholische Kirche hat sich bislang nach meinem Wissen nicht offiziell zu dieser Seite geäußert, allerdings gibt es einige Hinweise darauf, dass das, was dort verbreitet wird durchaus gut gemeint sein könnte (den Menschen die Gefahr eines gottabgewandten Lebens vor Augen zu führen), aber eben keine Botschaften Jesu sind, es nicht sein können, weil sie (Achtung jetzt wirds dogmatisch) der Lehre der katholischen Kirche widersprechen.
Eine der für mich sprechendsten Einschätzungen dazu stammt vom österreichischen Bischof Andreas Laun, der auf kath.net eine Warnung vor der Warnung veröffentlicht hat. Hauptgründe für seine Ablehnung der Warnung bestehen nach diesem Bericht darin, dass die angebliche Seherin anonym bleibt und im Vergleich zu anderen Offenbarungen nicht durch ein Zeichen vom Himmel beglaubigt ist, wie dies zum Beispiel beim Sonnenwunder von Fatima der Fall war. Auch die angeführte Rede von den christlichen Kirchen, die es nach Lehre der katholischen Kirche so nicht gibt (entweder sie gehören zu DER christlichen Kirche oder sie sind christliche Gemeinschaften), die Rede von einem jetzt doppelt so schweren Leiden Christi wie bei seiner Passion oder der Hinweis auf eine Vorbereitung des 2. Kommens Jesu, die im vollen Gange sei, als ob es sich um ein zeitlich vorzubereitendes Ereignis handelte, bringt Bischof Laun zu dem Schluss, dass es sich hier wohl kaum um authentische Botschaften Jesu handelt.
Mir selbst fehlt einfach die Zeit, mich mit den Botschaften intensiv zu beschäftigen um mir ein wirkliches Bild zu machen. Andererseits, und das ist meine feste Überzeugung zu dem Thema: Das ist auch gar nicht notwendig! Was Die Warnung nahelegt ist zunächst mal ein christliches, an Jesus orientiertes Verhalten was jeden Christen durchaus überzeugen wird und keine besondere Neuerung darstellt. Vom Ende der Welt haben wir zudem durch die Endzeitreden Jesu und die Offenbarung des Johannes Bilder, von denen schon seit Ewigkeiten auf die aktuelle Weltsituation geschlossen wird. Aber seien wir ehrlich: wer heutige Kriege wie in Nordafrika und im Nahen Osten als Belege für das heranziehende Weltende anführt, muss die Geschichte des 20. Jahrhunderts verschlafen haben. Da halte ich es lieber mit Jesus, der am Ende des Gleichnisses von den klugen und den törichten Jungfrauen sagt: Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde. (Matthäus 25, 13)
Und es ist auch gut so, dass wir vom Ende der Welt, dem genauen Vorgehen und von den Zeichen und dem Zeitpunkt so gut wie nichts wissen. Was wir wissen ist, dass es zu einer Stunde kommt, die wir nicht kennen, und wir wissen um was es dabei geht. Dazu passt gut das Evangelium vom heutigen Tag, das man als tatsächliche, nämlich von Jesus selbst ausgesprochene Warnung verstehen kann:
Auf seinem Weg nach Jerusalem zog er von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und lehrte. Da fragte ihn einer: Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden? Er sagte zu ihnen: Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen; denn viele, sage ich euch, werden versuchen hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen. Wenn der Herr des Hauses aufsteht und die Tür verschließt, dann steht ihr draußen, klopft an die Tür und ruft: Herr, mach uns auf! Er aber wird euch antworten: Ich weiß nicht, woher ihr seid. Dann werdet ihr sagen: Wir haben doch mit dir gegessen und getrunken, und du hast auf unseren Straßen gelehrt. Er aber wird erwidern: Ich sage euch, ich weiß nicht, woher ihr seid. Weg von mir, ihr habt alle Unrecht getan! Da werdet ihr heulen und mit den Zähnen knirschen, wenn ihr seht, daß Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes sind, ihr selbst aber ausgeschlossen seid. Und man wird von Osten und Westen und von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen. Dann werden manche von den Letzten die Ersten sein und manche von den Ersten die Letzten.
(Lukas 13, 22-30)
Wenn man es recht bedenkt: Mehr Warnung braucht kein Mensch! Diese Stelle macht deutlich, dass das Himmelreich nicht automatisch erreicht wird, dass unser Gott natürlich ein Gott der Liebe und der Gnade ist, aber auch der Gott des Gerichtes! Er nimmt unsere Entscheidungen, unser Handeln ernst, und wir sollten das auch tun. Bemühen wir uns mit allen Kräften, unser Leben gottgemäß zu gestalten. Diese Warnung, aus dem Munde Jesu und nicht von zweifelhafter Herkunft, hat nichts mit Angstmachen zu tun, sie hat etwas mit Konsequenzen aus unserem freien Willen und unseren Entscheidungen zu tun. Der Weg der Umkehr ist jederzeit offen, bis zuletzt aber wenn man Christus ernst nimmt: auch nicht länger!
Die Warnung, wie sie im Internet zu finden ist, verbreitet in erster Linie Angst. Diese Angst kann bei manchem dazu führen, sich wirklich mit Jesus auseinanderzusetzen und umzukehren. Dann hätte Gott eine Angst machende Botschaft zu etwas Gutem gewendet. Jesu Botschaft ist aber eben nicht eine der Angst, sondern der Hoffnung und der Liebe, eine Botschaft von der Möglichkeit der Umkehr, eine Botschaft von Gottes Vertrauen in uns, die ihn dazu bewegt hat, uns einen freien Willen zu geben, um uns zu überzeugen, ihn zu lieben. Nicht angstvoll auf das Ende schauen sondern mit Vertrauen auf Christus das ist christliches, das ist katholisches Leben!
Die Warnung braucht kein Mensch! Beten wir daher, dass sie nicht Unheil anrichtet, Menschen von Gott und seiner Liebe entfernt, sondern Jesus sie zu etwas Gutem nutzt!
Eugenie Roth
Hier noch eine Bibelstelle zum Thema:
http://eugenieroth.blogspot.de/2012/09/die-warnung-kommt.html
Bibel nehmen! Lesen!!!