Noch mal eine Nacht drüber schlafen ist immer wieder ein gut gemeinter Rat, vor allem dann, wenn man vor einer Entscheidung steht, die einen auch emotional tangiert. Früher keine Ahnung wie das heute bei der Truppe ist konnte man sich bei der Bundeswehr über einen Vorgesetzten, sein Verhalten oder seine Befehle beschweren aber nicht am gleichen Tag, an dem der betreffende Vorfall stattgefunden hat. Diese eine Nacht bringt ein bisschen Ruhe in eine vielleicht emotional aufgewühlte Situation und Entscheidungslage, man sieht Zusammenhänge, Konsequenzen etc. meist besser und ausgeschlafen auch in einem anderen, hoffentlich neutralerem, nüchternen Licht.
Wenn sich nun ein Priester, Theologieprofessor, manche meinen der größte Theologe unserer Zeit, der in seiner Karriere zum Bischof, Kardinal, Präfekt der Glaubenskongregation und dann Papst wurde (und das sind nur die ganz groben Meilensteine) überlegt, sein Amt niederzulegen, dann darf man wohl mit Fug und Recht annehmen, dass er darüber sicher die eine oder andere Nacht geschlafen hat. Er wird sich über die Konsequenzen Gedanken gemacht haben: Könnte mein Rücktritt Signalwirkungen auf nachfolgende Pontifikate haben? Wird mein Rücktritt der Kirche eher schaden als nützen? Man darf sicher davon ausgehen, dass dieser Diener im Weinberg des Herrn dabei am allerwenigsten vor Augen hatte, sich nun endlich in den wohlverdienten Ruhestand zu verabschieden (wenn das auch möglicherweise ein angenehmer Nebeneffekt ist, der ihm mit 85 Jahren und dem Arbeitspensum der vergangenen Jahre auch gegönnt ist). Er hat, und bei allen Bewertungen seines Schrittes muss man das als Präambel im Hinterkopf haben, das Wohl der Kirche, das Wohl des Petrusamtes, auch das Wohl der Gläubigen dabei im Sinn!
Nach ersten wohlwollenden Reaktionen aus Kirche und Politik tauchen nun die ersten Einschränkungen auf: Darf ein Papst abgesehen von kirchenrechtlichen Regelungen einfach so zurück treten? Versucht er damit nicht, vom Kreuz herabzusteigen, stellt er das grandiose Zeugnis eines Johannes Paul II. nicht in Frage, der das Amt bis zum Schluss mit für einige Zeitgenossen kaum zu ertragenden Leiden ausgefüllt hat? Verlässt er das Schifflein Petri nicht in einer kritischen Situation wie ein Kapitän, der ein schlingerndes Schiff mitsamt Passagieren verlässt? Bürdet der Papst nicht einem Nachfolger eine Argumentation auf, die er nicht hätte führen müssen also selbst auch zu gegebener Zeit zurückzutreten, wenn die Kräfte nachlassen? Wird das Amt des Papstes durch den Rücktritt nicht einer gewissen „Transzendenz“ beraubt und ist das etwas Positives oder schadet es nicht eher der Kirche?
Solche und viele Fragen mehr sind durchaus berechtigt, man muss sie sich stellen dürfen, aber als Katholik nur mit der Maßgabe als dass man dem Papst mit einem Vertrauensvorschuss entgegen kommt: Diese Fragen wird sich Benedikt XVI. gestellt haben, einige Nächte darüber geschlafen haben, was in seinem Fall heißt, er wird das Thema durchbetet haben, den Heiligen Geist um Hilfe, um Klarheit, um Verständnis gebeten haben. Heraus kommt dann eine verantwortliche Entscheidung, die man nicht in Frage stellen kann (sie ist richtig in dem Sinne, als der Papst sie als richtig bewertet hat), sehr wohl aber in all diesen Nuancen respektieren sollte. Das ich das tue sollte sich vor dem Hintergrund des Blognamens von alleine verstehen, aber diese Überlegungen mögen auch bei der Einschätzung jetzt auf uns zurollender Kommentare in den Medien von weltlicher wie von kirchlicher Seite hilfreich sein: Unterstellt dabei jemand dem Papst Egoismus? Unterstellt jemand, dass der Papst aus einer kritischen Situation heraus die Flucht antritt? Unterstellt jemand dem Papst mangelndes Verständnis für die Konsequenzen seines Schrittes? Unterstellt jemand dem Papst, durch diesen Schritt der Kirche Schaden zuzufügen? Für diesen Fall kann man den Kommentar getrost vergessen und dem Kommentator empfehlen, doch beim nächsten mal noch eine Nacht über die Kommentierung zu schlafen oder besser, darüber zu beten!
Und wir als Katholiken sind nun aufgefordert, ebenfalls zu beten: für unseren jetzigen Papst und seine Zukunft, die hoffentlich auch hier auf Erden noch lang und geistreich sein möge; für die Kirche, dass sie diese Zeiten gut durchlebt und das Erbe des Pontifikats Benedikts XVI. im Glauben annimmt; und für den künftigen Papst, der in die großen Fußstapfen seiner vielen Vorgänger treten muss um den von ihnen eingeschlagenen Weg als Nachfolger Petri fortzusetzen und damit, wie die Päpste vor ihm, mit ganz spezifischen Herausforderungen konfrontiert werden wird. Wir dürfen dafür beten und gleichzeitig zuversichtlich sein, dass uns der Heilige Geist – wie er es immer getan hat – einen Papst an die Spitze der Kirche stellen wird, der für diese aktuellen Herausforderungen genau der Richtige ist!
Anonymous
Diesen Papst ist sehr oft u. heftig wiedersprochen worden.
Also muß er doch ein sehr großer,wichtier Papst gewesen sei.
Diesen Zeichen wird wiedersprochen weden!!!! Dasist wohl
ein wichtiges Merkmal diesen Amtes.