An verschiedenen Stellen dieses Blogs habe ich zum Thema Lebensrecht und Abtreibung bereits Stellung genommen. Es steht für den katholischen Gläubigen außer Frage, dass die Tötung eines ungeborenen, hilflosen Kindes, ganz gleich in welchem Entwicklungsstadium, ein himmelschreiendes Unrecht ist. Die Klarheit dieser Aussage mag aber über einen anderen Aspekt hinwegtäuschen: Opfer einer Abtreibung sind nicht nur die Kinder, es sind auch die Frauen, die unter der Abtreibung oft ein Leben lang leiden (und mit ihnen Väter, Familien, Freunde).
Sich gegen Abtreibung auszusprechen, gegen den Akt des Tötens des gezeugten Lebens, bedeutet darum nicht, sich gegen die Frauen zu wenden, die eine Abtreibung haben vornehmen lassen. Eine Facebook-Seite mit dem Titel Lets find 1,000,000 people against Abortion hat sich dieser Unterscheidung angenommen, und deren Text möchte ich hier gerne zitieren (die Übersetzung mag etwas holprig sein, aber hoffentlich deutlich genug auf den Punkt kommen):
Frauen, die abtreiben, leiden. Verletzen wir sie nicht und bedrängen wir sie nicht. Seien wir ihnen gegenüber offen und zeigen ihnen Barmherzigkeit und Liebe. Wenn wir das schaffen, wird die Welt ein besserer uns sichererer Ort. Ich will damit nicht sagen, dass man ihr Handeln gutheißen sollte, aber wir sollten ihnen auch kein Unheil wünschen. Verkünden wir niemals, dass sie sterben, in der Hölle schmoren oder in anderer Weise verletzt werden sollten.
Eines meiner Lieblingssprichwörter lautet Du kannst keine Hände halten, wenn du sie zur Faust ballst. Daran müssen wir uns immer wieder erinnern. Wie können wir Männern und Frauen, die unter einer Abtreibung leiden, helfen oder sie heilen, wenn wir sie anschreien oder ausgrenzen? Sie sind auch Menschen. Wir alle haben gefehlt in Gerechtigkeit und Güte. Wir müssen uns für die Liebe tausendfach öffnen und uns bei Rückschlägen daran erinnern, noch mehr zu lieben!
Ab und an kann es einem, der am Lebensrecht des ungeborenen Lebens nicht weniger interessiert ist als an dem des Geborenen, passieren, dass einen ob der reinen Zahlen mehr als 100.000 Abtreibungen in Deutschland pro Jahr und der Agitation mancher Abtreibungsbefürworter, die ein Recht auf Abtreibung proklamieren, ein Zorn auf die Entwicklung überkommt. Das darf uns aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine Abtreibung immer mehr als ein Opfer hat und auch die betroffenen Mütter, Väter und Familien unserer Unterstützung und unseres Gebetes bedürfen, selbst dann, wenn ihnen noch das Bewusstsein dafür fehlen sollte.
Beten wir also nicht nur für die gefährdeten und getöteten Kinder sondern für alle anderen Beteiligten, die auf die eine oder andere Art ebenfalls leiden und reichen wir jedem die Hand, der unsere zur Unterstützung ergreifen will!