Wer diesen Blog regelmäßig liest, weiß, dass ich passionierter, manche sagen professioneller Cigarrenraucher bin. Als solcher gehen mir Gesetzesinitiativen zur Diskriminierung von Rauchern erheblich auf die Nerven, als Einwohner von Nordrheinwestfalen habe ich mir die Landesgesundheitsministerin Barbara Steffens zu meinem Lieblingsfeind (nur um sie zu ärgern, falls sie das wider Erwarten lesen sollte, ohne binnen-in) erkoren (selbstverständlich nur im Rahmen eines vertretbaren christlichen Menschenbilds und nur in Bezug auf politisch-gesellschaftliche Fragen). Dabei stehe ich regelmäßig auf dem libertären Standpunkt, dass doch bitteschön jeder sein Leben so gestalten können sollte, wie es ihm gefällt, solange er dabei nicht anderen Schaden zufügt.
Für Raucher, damit auch für mich, wenn ich eine Cigarre genieße, bedeutet das, dass ich den Rauch keinem Kind ins Gesicht puste, auch nicht einem Passanten; ich bin zwar der Überzeugung, dass die Konsequenzen von Passivrauchen in einer Weise überzeichnet werden, wie es sonst nur bei der nicht stattgefundenen Reaktorunfalls von Fukushima stattfindet, aber gesund ist Rauchen und Passivrauchen sicher auch nicht, also reiße ich mich zusammen. In einer freien Gesellschaft würde ich mich auch in einem Restaurant zurückhalten mit dem Rauchen, wenn andere Gäste noch essen oder Kinder anwesend sind. Zu später Stunde würde ich allerdings versuchen, Einigkeit mit den anderen Gästen zu erzielen oder eben den Wirt entscheiden lassen, ob er lieber mich als Cigarrenraucher und Genießer edler Getränke oder den Bionadeschorlentrinker als Gast behalten möchte und würde das Feld selbstverständlich räumen, wenn er sich für die anderen entscheidet. So wäre das in einem freien Markt, den wir natürlich (nicht nur in dieser Beziehung, aber das ist ein anderes Thema) nicht haben. In NRW ist wie bekannt das Rauchen in Kneipen und Restaurants generell verboten keine Ausnahmen und für den Wirt stellt sich nur noch die Frage, wann er abends seinen Laden schließt wenn die bisherige rauchende Stammkundschaft das Lokal gen Heim verlässt und nur noch Grünteetrinker übriggeblieben sind, mit denen er keinen anständigen Umsatz machen kann.
Und da wäre sie dann auch, die letzte Bastion des Rauchers: Das eigene Heim! Hier darf ich rauchen, wenn ich will und unterlasse es in geschlossenen Räumen, weil ich die gesundheitlichen Risiken für meine beiden Kinder sehe und also mit dem Rauchen auf die Terrasse ausweiche. Weil es aber bei den Raucherdiskriminierungsgesetzen gar nicht um den Nichtraucherschutz geht, sondern darum, anderen vorzuschreiben, wie sie zu leben haben (eine Spezialität grüner und linker Rechthaberideologie) muss man natürlich jetzt weitere Geschütze in Stellung bringen. Als da zum Beispiel wären: die gesellschaftlichen Kosten des Rauchens!
Und rechtzeitig zu der Jahreszeit, wo es sich Raucher tatsächlich draußen gemütlich machen können, kommt gerade eine Studie heraus, die die gesundheitlichen Kosten des Rauchens in Deutschland auf rund 31,3 Milliarden Euro beziffern. Die Autoren der Studie verweisen laut Ärztezeitung darauf, dass die bisher kalkulierten Kosten in dieser Hinsicht zu niedrig angesetzt worden seien, weil man nur direkte Kosten, also bspw. die Behandlung von raucherinduzierten Lungenkrankheiten in Ansatz gebracht hätte, die neue Studie aber auch Folgekosten wie mögliche Augenerkrankungen oder Osteoporose berücksichtigen würde. Demnach kosten Raucher die Gesellschaft rund 20 % mehr, Ex-Raucher angeblich sogar 35 % mehr als Nichtraucher (die erhöhten Kosten für Exraucher werden nicht erläutert, könnte das doch die Methodik der Untersuchung in Frage stellen, da grundsätzlich klar ist, dass nach Beendigung des Rauchens die Gesundheit verbessert sein müsste).
Wenn das so ist, so schließt der nichtrauchende Ottonormalverbraucher messerscharf, dann liegen mir die Raucher doch tatsächlich auf der Tasche! Dann will ich, dass sie gar nicht mehr rauchen dürfen, denn sonst muss ich doch ihre Kosten über die Krankenversicherung mittragen?! Ich zahle Krankenkassenbeiträge und halte mich gesund, gehe zwei mal im Jahr zum Zahnarzt und verursache sonst gar keine Gesundheitskosten und die Raucher legen sich mehrmals im Jahr krank ins Bett und lassen es sich auf meine Kosten gut gehen?
Eigentlich muss man sagen: Ottonormalverbraucher hat Recht! Er finanziert als Gesunder in einer Solidargemeinschaft die Kranken mit und profitiert erst als Kranker von den anderen. Er finanziert natürlich auch die Behandlung des Skiunfalls seines Nachbarn mit oder des Tennisarms seines Kollegen, des Belastungsbruchs des Fitnessstudiomitglieds, oder des Leberschadens seines Stammtischfreundes. So funktioniert diese Solidargemeinschaft und das ist tja, gerecht oder ungerecht? Ottonormalverbraucher kann sich aus dieser Gemeinschaft, wenn er sie als ungerecht empfindet jedenfalls nicht so einfach verabschieden. In weiten Teilen gilt die gesetzliche Pflichtversicherung und überall die steuerliche Belastung für Gesundheitsausgaben: er wird in diese Solidar-(?)-Gemeinschaft, er wird zu Solidarität gezwungen!
Der Nachteil für uns Raucher: Dieser staatliche Zwang, diese Gewaltanwendung des Staates die uns durch Steuern und Sozialabgaben Solidarität abpresst, wird von Ottonormalverbraucher gar nicht in Frage gestellt. Dem deutschen Michel (und in vielen anderen Ländern sieht es nicht besser aus) werden regelmäßig 50 bis 70 % seines Einkommens für Leistungen des Staates und des Gesundheitssystems, die der Solidargemeinschaft zugute kommen, aus der Tasche gezogen und der hält das für völlig normal! Viele sind sogar durch ein Kreuzchen bei der Bundestagswahl gewillt, grüne Hasardeurpolitik in der kommenden Legislaturperiode mit höheren Steuerbelastungen zu honorieren. Geld zu verdienen, viel Geld zu verdienen sowieso, verdient bestraft zu werden, der Staat kann doch mit dem Geld viel mehr etwas anfangen!
In einem echten Markt würden wir unsere Gesundheitsrisiken privat absichern, und eine Versicherung würde sich meine Gesundheitsrisiken bezahlen lassen. Sie würde vielleicht sogar aus Marketinggesichtspunkten zu einer Mischkalkulation kommen, um Menschen mit nicht vermeidbaren Gesundheitsrisiken nicht zu benachteiligen, oder sich auf bestimmte bspw. berufliche Risiken spezialisieren. In jedem Fall würde ich als Raucher vermutlich mehr zahlen müssen in eine freiwillige Solidargemeinschaft mit anderen Rauchern und Trägern anderer gleicher Risiken. Und davon abhängig würde ich vielleicht entscheiden, die Cigarren abzulegen und Nichtraucher zu werden oder auch nicht, aber das wäre meine Entscheidung! Genau wie die Entscheidung des Wirtes ob er aus seiner Kneipe ein Nichtraucherlokal macht, eine Mischform mit getrennten Räumen für Raucher und Nichtraucher oder eben im Ganzen eine Raucherkneipe. Wie gesagt: in einem echten Markt
Jetzt aber steht Ottonormalverbraucher in völliger Verkennung der Tatsache, wer ihn da eigentlich seines Geldes beraubt, schlecht gelaunt vor mir und verlangt, dass ich das Rauchen aufgebe. Vielleicht wird dem Leser aufgehen (sonst würde ich mir nicht die Mühe machen, das alles zusammenzuschreiben), dass das Problem der Gesundheitskosten nicht Raucher, Skifahrer, Tennisspieler, Fitnessstudiobesucher oder Alkoholiker sind, sondern eine überbordende und staatlich gelenkte Gesundheitsindustrie, die von uns allen bezahlt wird aus einem schier unerschöpflichen Topf der sich Solidargemeinschaft nennt. Meine Befürchtung allerdings ist: diese Erkenntnis wird sich in der Breite nicht durchsetzen, sondern man wird dem scheinbar (!) verständlichen Ansinnen folgen, Belastungen für die Gemeinschaft zu reduzieren und das Rauchen (und in der Folge auch andere gesundheitsschädliche Verhaltensweisen wie den Verzehr von zuviel Zucker, Fett oder Alkohol, das Betreiben bestimmter Sportarten etc.) weiter zu erschweren, zu verteuern oder ganz zu verbieten. Und die Nichtraucherlobby wird tatsächlich glauben, für das öffentliche Interesse und die Freiheit einen Sieg errungen zu haben durch eine weitere Knebelung der Gesellschaft.
Darauf, bei hoffentlich gutem Wetter, heute Abend erst mal eine feine Cigarre!
DerBurner
Da kann ich nur Recht geben! Das ganze Gerede regt mich auch tierisch auf! Naja dann bleiben wir eben zuhause und gehen nicht mehr außer Haus. Da kann man seine Zigarre zum Glück noch in Ruhe genießen, ohne das sich einer gestört fühlt!