Wer sich heute auf Facebook umsieht und dort im christlichen Umfeld die Profile durchgeht, sieht neben den klassischen christlichen Symbolen und seit einiger Zeit dem arabischen N für Nazarener neuerdings eine neue Bewegung: Geschwärzte Profile!
Worum geht es dabei? Seit einiger Zeit gibt es auf Facebbok Gruppen, die sich als Anhänger und Sympathisanten der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) bezeichnen und sich dort entsprechend solidarisch mit den Menschenrechtsverletzungen ihrer Glaubensbrüder im Irak und in Syrien zeigen. Besonders hervorgetan hat sich eine Seite mit dem Titel Islamischer Staat Berlin Untertitel Demokratie? Nein danke!. Gegen die Seite und die menschenverachtenden Inhalte gibt es seit Tagen Beschwerden bei den Moderatoren von Facebook, die sich auf die veröffentlichten Gewaltandrohungen und gesellschaftsfeindlichen Inhalte beziehen.
Und offenbar stereotyp erhalten die Beschwerdeführer seitens der Facebook-Administration die Antwort, man habe die Seite geprüft und sei zu der Einschätzung gekommen, dass sie Gemeinschaftsstandards von Facebook nicht zuwider liefen! Kurz gesagt: Aufrufe zu Hass und Gewalt gegen unsere Gesellschaftsordnung passt in die Standards von Facebook, wobei man wissen muss, dass Facebook an anderer Stelle durchaus rigide durchgreift, wenn es zum Beispiel um die Abbildung sekundärer Geschlechtsmerkmale geht (egal ob sexistisch gemeint oder nicht).Facebook kann also durchgreifen, will aber ganz aktiv an dieser Stelle nicht!
Dabei sind die Facebook-Gemeinschaftsstandards, was dieses Thema angeht, transparent. Für die betreffende Seite wären insbesondere die Regeln zu Hassbotschaften relevant. Bei diesen heißt es:
Facebook erlaubt keine Hassbotschaften, unterscheidet allerdings zwischen ernsthaften und humorvollen Botschaften. Auch wenn wir dich dazu ermuntern, Ideen, Institutionen, Veranstaltungen und Praktiken in Frage zu stellen, erlauben wir es einzelnen Personen oder Gruppen nicht, andere aufgrund ihrer Rasse, Volkszugehörigkeit, nationalen Herkunft, Religion, sexuellen Orientierung, Behinderung, ihres Gesundheitszustandes oder Geschlechts anzugreifen.
Humorvoll ist die Seite sicher nicht gemeint, in Frage stellen kann man aber durchaus, inwieweit die Koranbotschaften und Kommentare, die auf der Seite hinterlassen werden, tatsächlich einen ausreichend konkreten Angriff auf Personen aufgrund bspw. ihrer Religion darstellen. Die Betreiber der Seite sind geschickt genug, sich gerade eben nicht explizit in diese Richtung zu äußern (jedenfalls nach dem, was ich dort gesehen habe, ich habe mich dort aber nicht länger als notwendig aufgehalten und nehme gerne Hinweise als Kommentare auf, wenn ich das nicht dramatisch genug einschätze). Insofern will ich nicht ausschließen, dass bei aller Heuchelei seitens Facebook hinsichtlich der Auslegung ihrer eigenen Regeln, die Inhalte der Seite sich doch gerade eben noch in die Gemeinschaftsstandards einfügen, so sehr ich sie auch verabscheue und für hassorientiert und mittelfristig gefährlich halte. Nicht wenige deutsche Muslime sind in Syrien als Terroristen der IS unterwegs, und solche Seiten stellen womöglich einen Einstieg dar.
Guter Rat für ist für die Nutzer von Facebook also teuer, vor allem, wenn man die quasi marktbeherrschende Stellung des Anbieters berücksichtigt, über den sich eigene Beiträge wie auch die eines Blogs verbreiten lassen und den ich zum Beispiel auch zum Austausch sowohl über Glaubens- als auch über politische Themen nutze. Ich weiß von katholischen Bloggern, die ihr Facebook-Account aufgrund dieser Vorkommnisse bis auf weiteres stillgelegt haben, viele können sich diesen Schritt vorstellen, fordern jedenfalls die Löschung der entsprechenden Seiten auf Facebook. Und um dies kundzutun haben sie ihr Profilbild schwarz eingefärbt.
Nun ist Facebook ein Unternehmen, das seine Politik gestalten kann, wie es das will, ist nicht verpflichtet, sich an dem zu orientieren, was viele Nutzer offenbar denken. Auch der Ruf nach dem Staat wegen verbreiteter Hassbotschaften halte ich egal aus welcher Richtung kommend für nicht zielführend; zu nah kommt man damit der Idee eines Gedankenverbrechens, und ein solches Vorgehen wird sich über kurz oder lang gegen die richten, die sich jetzt gegen die islamistische Seite engagieren.
Trotzdem müssen sich die Verantwortlichen bei Facebook darüber klar werden, welche Art von Gemeinschaft sie denn repräsentieren wollen und ob islamistische Propaganda tatsächlich durch das Netz ihrer eigenen Standards schlüpfen kann. Das deutlich zu machen ist offenbar notwendig und darum ist auch meine Facebookseite bis auf weiteres schwarz und ich lade meine Leser, die dort präsent sind ein, es mir gleich zu tun!