Da in dieser Woche eh bei mir eine Rezension das Hauptthema war: Hier eine andere, über ein offenbar lesenswertes Buch von Beile Ratut.
Der Beitrag ist zwar nicht aus der vergangenen Woche, aber er ist mir erst jetzt aufgefallen. Blogautor Harald Stollmeier vom Moralblog, den er mit seiner Frau betreibt, hatte nämlich auch eine Rezension zu Liane Bednarz und Christoph Giesas „Gefährliche Bürger“ geschrieben und war zu einem deutlich anderen Ergebnis als ich gekommen. Beim Nachlesen bin ich dann auf seine Rezension von Beile Ratuts „Nachhall“ gestoßen.
Das Buch kenne ich selbst nicht, kann mir aber anhand der Beschreibung vorstellen, dass es auch mir gefallen würde. Obwohl ein Missbrauchsfall eine Schlüsselrolle im Roman spielt, handelt der Roman nicht davon. Stollmeier bringt es schnell auf den Punkt: „Es ist ein Buch über die Wahrheit.“ Spannend daran finde ich die Beschreibung der Stadt, deren Namen man im Buch offenbar nicht erfährt, die wie folgt beschrieben wird:
Das oberste Gesetz in dieser Stadt scheint die Wahrung der Harmonie zu sein. Die wichtigste Bedingung dafür besteht im Verzicht auf eine allgemeingültige Wahrheit (und erst recht im Verzicht auf ein Jenseits). Die wenigen Menschen, die auf einer allgemeingültigen Wahrheit bestehen oder gar auf einem transzendenten Gott, ecken ebenso an wie die wenigen, die auf Defizite in der Wirklichkeit aufmerksam machen.
Man kommt nicht umhin, darin auch unsere Gesellschaft wieder zu entdecken, das Wort von Papst Benedikt XVI. über die Diktatur des Relativismus geht einem durch den Kopf. Dabei wird in der Rezension deutlich, dass es sich dabei gar nicht um einen bösen Willen handelt, sondern um den Versuch, eine friedliche, eine „humane“ Gesellschaft zu etablieren und die das ohne Wahrheit, die als störend empfunden wird, damit aber auch ohne Gott versucht:
Beile Ratuts Roman Nachhall beschreibt eine Gesellschaft (unsere Gesellschaft!), die human sein will. Aber sie strebt Humanität um den Preis der Wahrheit an. Espens Weigerung, sich dieser Diktatur des Relativismus zu unterwerfen, sie ist identisch mit ihrer Weigerung, das ihr widerfahrene Verbrechen zu verdrängen, macht sie einsam. Aber sie bewahrt ihr die Fähigkeit, die eine Stimme zu hören, die nicht relativistisch ist. Diese „Stimme“ die in mehreren Kapiteln jeweils ganz allein erklingt, wird nicht identifiziert, aber was sie über sich sagt, legt den Verdacht nahe, dass es die Stimme Christi ist. Diese Stimme sagt: Du bist nicht belanglos. Ich bin für Dich gestorben.
Großartig! Ich bin sicher: Das muss ich lesen!
akinom
Ich weiß nicht, ob ich mit meinem Gedanken zu dem auch mir unbekannten Buch
völlig daneben liege. Ich dachte an die Herrschaft des WELTETHOS in dieser Stadt und fragte mich, ob sich eine Diktatur der HARMONIE so sehr von dem „Geschöpf“ von Prof. Hans Küng unterscheidet.Ob dieser „Schöpfer“ wohl glaubt, selber in HARMONIE zu leben? Es ist nur ein Gedanke… Mich lässt er schaudern.
Nikodemus Naum
Oh ja, das ist ein großartiges Buch. Keines, das man einfach mal so liest. Man muss jeden einzelnen Satz auf sich wirken lassen, denn Poesie und Idee, Ausdruckskraft und die transportierte Botschaft gehen Hand in Hand. Es ist kein Buch, das mit dem Bösen spielt, sondern eines, das nach Antworten sucht und auch welche anbietet, ohne damit aufdringlich zu sein. Und alleine der Ansatz, dass das Leben nicht beliebig ist, dass man um Wahrheit ringt, ist schon eine starke Stellungnahme in einer immer beliebiger werdenden Welt. Aus meiner Sicht ein anspruchsvolles Buch, ein Muss.