Ist Hoffnung in den Tagen des Terrors und Krieges nicht naiv? Sollte Weihnachten dieses Jahr nicht besser ausfallen? Oder eher gerade dieses Jahr nicht?
Haben Sie noch Lust, Weihnachten zu feiern? Angesichts der Bilder vom Terror in Berlin und der Tatsache, dass der Attentäter offenbar noch frei rum läuft? Auch angesichts der Bilder von Kriegen und Zerstörung in der Welt? Wer kann schon heimelig unter dem Baum sitzen, wenn er in den Nachrichten die Schreckensbilder aus Aleppo sieht? Ist vor diesem Hintergrund Weihnachten nicht ein Skandal, ein in infamer Weise nicht eingelöstes göttliches Versprechen?
Friede auf Erden?
„Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade.“ so sang es ein himmlisches Heer nach Lukas 2,14. Friede auf Erden? Das gab es in den seither verstrichenen 2000 Jahren wohl noch nie. Und heute – so meint man – weniger denn je. Ist Jesus denn nicht eigentlich geboren zu unserer Erlösung und Rettung? Sollte mit ihm nicht alles gut werden, und war in den vergangenen 2000 Jahren nicht Zeit genug, das zu realisieren?
Die Fragen brennen, doch auch potenzielle Antworten muss man ertragen können. Zum Beispiel, dass die christliche Hoffnung nicht darin besteht, dass bereits jetzt alles gut werden würde. Bei Atheisten wird einem dafür der Vorwurf der Vertröstung entgegengehalten, aber die Hoffnung, die einen Christen trägt, bezieht sich nicht auf diese Welt. Ein Priester nannte die Vorstellung, dass der Glaube an Christus meine Probleme lösen wird – mir einen Job beschafft, meine Krankheit heilt, meine Sorgen löst – in Anlehnung an den oft freikirchlichen Hintergrund „Success Gospel“.
Gott als Cola-Automat
Aber Gott macht mich weder erfolgreich, noch fällt er mir in den Arm, wenn ich mich gegen ihn wende. Gott bittet um meine Liebe und bietet mir Erlösung, die ich annehmen kann. Dabei ist Gottes Beziehung zu mir nicht nur eine von mir als Teil der Kirche – meine Beziehung zu Christus ist persönlich, ihm geht es um mich als Person. Darum kann ich um Frieden beten, ich kann für die Heilung eines Menschen beten – wenn Gott will, ändert ein Gebet den Lauf der Welt, aber ein solches Gebet sollte auch ein „Dein Wille geschehe“ enthalten. Und so bete ich, wenn mein Gebetswunsch nicht erfüllt wird, um Einsicht, warum Gott etwas anderes geschehen lässt. Vor allem aber vertraue ich darauf, dass Gott es gut machen wird.
Gestern habe ich von einem Freund gehört, der schwer erkrankt war und nun geheilt ist. Ich habe für seine Genesung gebetet. Wäre er gesund geworden, wenn ich nicht gebetet hätte? Werden andere Menschen nicht gesund, weil niemand für sie betet, oder die, die es tun, das nicht richtig machen? Ich habe auch schon für die Heilung von Menschen gebetet, die dann gestorben sind. Ich habe für eine Linderung des Leidens eines Menschen gebetet, die sich dann nicht eingestellt hat. Habe ich für die nicht intensiv genug gebetet oder die falschen Worte benutzt? Ist Gott ein Cola-Automat?
Beziehungspflege
Ein Gebet ist aber in jedem Fall Beziehungspflege zu Christus. Darum ist der Aspekt der persönlichen Beziehung zu Christus so wichtig: Ein Gebet verbessert meine Beziehung zu ihm, immer! Ein Gebet stärkt darum meine Hoffnung. Und ein Gebet wirkt auch auf den oder die, für die ich bete. Dabei muss mein Wunsch nicht erfüllt werden, aber ich darf die Hoffnung haben, dass Gott es – am Ende – gut machen wird, und ich dann auch verstehen werde, warum mein Gebetswunsch so oft nicht erhört wurde.
Jesu Geburt feiern wir am kommenden Wochenende. Bei Jesaja heißt es über ihn (Jesaja 9,5-6):
Denn uns ist ein Kind geboren, / ein Sohn ist uns geschenkt. Die Herrschaft liegt auf seiner Schulter; / man nennt ihn: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, / Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens.
Seine Herrschaft ist groß / und der Friede hat kein Ende. Auf dem Thron Davids herrscht er über sein Reich; / er festigt und stützt es durch Recht und Gerechtigkeit, / jetzt und für alle Zeiten. Der leidenschaftliche Eifer des Herrn der Heere / wird das vollbringen.
Weihnachten ist Hoffnung
Das alles, das ist nicht heute, aber das ist bereits angebrochen mit der Geburt Jesu. Das ist die christliche Hoffnung: Nicht, dass Terror und Krieg zu Weihnachten ruhen, aber dass einmal Frieden sein wird, wie ihn Gott verheißen hat. Und darum können wir als Christen uns – trotz allem, oder gerade deswegen – auf Weihnachten freuen.
Weil es so gut dazu passt, hier noch ein Link zum Lied „I heard the bells on Christmas day“ der amerikanischen Band Casting Crowns:
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