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„Freiheit und Wahrheit gehören ebenso zusammen wie Freiheit und Solidarität.“

7. März 2017 by Papsttreuer
Selbstorganisation: Zu viel zu tun?
Papstinterview in der „Zeit“: Guck an, er ist katholisch!
Lesezeit 4 Minuten
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Ich zitiere Kardinal Reinhard Marx nicht oft zustimmend. Aber seine Predigt zu Freiheit und Solidarität spricht mir in vielem aus der Seele.

von Wolfgang Roucka (Erzbischöfliches Ordinariat München) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)]

Freiheit ist der Grundzustand des Menschen, gottgeschenkt und Teil seiner Würde. Nur in Freiheit ist der Mensch fähig zur Liebe, sonst ist es keine. Gott hat den Menschen in Freiheit geschaffen und träumt davon, dass dieser ihn liebt – aber er zwingt ihn nicht. Freiheit bedeutet in diesem Zusammenhang auch Verantwortung: Wer seine Freiheit gegen Gott einsetzt kann nicht damit rechnen, dass das ohne Konsequenzen bliebe. Konsequenzenlose Freiheit ist nur noch Beliebigkeit und Verantwortungslosigkeit. Insofern ist so manche Klage über mangelnde Freiheit auch eher einem mangelnden Durchblick in die eigene Verantwortung geschuldet denn einer tatsächlichen Beschränkung der Freiheit.

Eine Predigt zur Freiheit

Trotzdem gibt es natürlich den Mangel an Freiheit, die Einschränkung des Menschen von außen durch Gewalt, Druck oder schwer zu ermittelnder unrechtmäßiger Einflussnahme. Für den oben beschriebenen Freiheitsbegriff steht der Untertitel dieses Blogs „Katholisch, konservativ & libertär“, gegen die genannten Einschränkungen wenden sich eine Vielzahl meiner themenbezogenen Beiträge. Und so springe ich direkt darauf an, wenn der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, in seiner Predigt zum Eröffnungsgottesdienst zur Frühjahrsvollversammlung der DBK, Freiheit zum Thema macht. Und auch wenn ich nicht selten etwas an Kardinal Marx auszusetzen habe: Diese Predigt, jedenfalls der Auszug, die ich dazu gelesen habe, ist großartig!

Zum Beispiel:

Kardinal Marx ermutigte die Gläubigen „Zeuginnen und Zeugen der Freiheit zu sein, einer Freiheit auch für jene Menschen, die nicht unsere Überzeugung haben. Eine Freiheit für jene, die getreten, geschlagen und vergewaltigt werden, eine Freiheit für jene, die unterdrückt und mundtot gemacht werden, auch Journalisten. Für ihrer aller Freiheit wollen wir eintreten, weil das der Kern der Menschenwürde und des christlichen Auftrags ist. Daran zeigt sich der ununterbrochene Weg des christlichen Glaubens durch die Geschichte hindurch.“

Freiheit und Solidarität

Die Worte sind deshalb so bedenkenswert, weil sie die Verantwortung deutlich machen, die die Freiheit auch dann beinhaltet, wenn man als freier Mensch gar nicht aktiv geworden aber ein Christ ist. Dann nämlich kann mich die Unfreiheit von Menschen, auch wenn ich dafür nicht selbst verantwortlich bin, nicht kalt lassen. Man kann sich nun streiten, ob das Eintreten für die Freiheit „Kern des christlichen Auftrags“ ist, da fielen mir noch wichtigere Dinge ein. Aber dieses Eintreten gehört ganz sicher dazu. Unfreiheit hindert Menschen, zu Gott zu gelangen, und wenn es unser aller Auftrag ist, die Menschen zu Christus zu führen, dann müssen wir gegen Unfreiheit aufstehen. Nicht, weil uns das jemand befohlen hätte, sondern weil es zum Christsein dazu gehört, sich auch des Schwächeren anzunehmen, für dessen Schicksal man nichts kann.

So gelesen ist auch der Satz des Kardinals verständlich, der sagt:

Die Kirche soll Protagonistin der verantwortlichen Freiheit sein. Freiheit und Wahrheit gehören ebenso zusammen wie Freiheit und Solidarität.

Hier liegt nebenbei der fundamentale Unterschied zwischen einer christlich verstandenen Freiheit und eine objektivistischen Freiheit. Letztere lehnt die Verantwortung, die durch eine Solidarität mit dem Anderen einhergeht, ab. Unterstützung des Schwächeren wird von Vertretern des Objektivismus als Beitrag zum Erhalt der Schwäche uminterpretiert. Die an sich richtige Feststellung, dass man Solidarität nicht verordnen kann oder sollte, wird ins Unmenschliche verdreht, dass Solidarität dem Schwachen nicht helfe. Für den Christen dagegen zeigt sich im Gesicht des Schwachen genau jener Christus, für den er sich einsetzen will. Solidarität mit dem Schwachen ist sein Auftrag – natürlich nicht, um ihn in seiner Position der Schwäche zu belassen sondern um ihm aufzuhelfen.

Freiheit ist Gabe und Aufgabe zugleich!

Die Wiedergabe der Predigt endet mit den Worten:

Diese Freiheit nimmt alle Menschen in den Blick, nicht nur mich, meine Pfarrei, meine Ideen, sondern die Freiheit öffnet sich für die ganze Menschheitsfamilie. Dann spüren wir, welchen Auftrag wir haben: Wenn die Welt unruhig und unbarmherzig wird, wenn Auseinandersetzungen und Polarisierung zunehmen, dann muss dem die Botschaft Jesu entgegengehalten werden. Wir wollen uns als Christen bemühen, Brücken zu bauen und an einer Kultur des Respekts und der Freiheit mitzuwirken. Denn Freiheit ist Gabe und Aufgabe zugleich!

Ich weiß schon, diese Worte lassen Interpretationsspielraum und ich bin nicht sicher, ob ich jeder Schlussfolgerung, die Kardinal Marx aus diesen Worten ziehen wird, mitgehen kann. Das heißt aber nicht, dass die Worte in sich nicht richtig sind. Sicher referenzieren die Worte auch auf die Migrations- und Flüchtlingsproblematik. Aber auch wenn man die deutsche Politik in dieser Frage für verfehlt hält: Das Schicksal von Menschen, die in Deutschland Zuflucht suchen, kann einen nicht kalt lassen, nur weil manche die Situation ausnutzen. Die Unfreiheit von Menschen in manchen Regionen der Welt kann uns als Christen auch dann nicht unberührt lassen, wenn sie den Tatbestand der Verfolgung nicht erfüllt.

Freiheit und christliche Pflicht

Um das zu unterscheiden: Es gibt eine Menge Not und Leid auf der Welt, für die ich nicht verantwortlich bin, was mich aber nicht von meiner christlichen Pflicht zur Solidarität entbindet. Und zu dieser Pflicht gehört es auch, mich für die richtigen Lösungen einzusetzen, die mehr sind als ein Pflaster auf eine eitrige Wunde, die den Schaden nur noch größer machen. Kritik an der Flüchtlingspolitik der Regierung – zusammen mit der Gesellschafts- und Sicherheitspolitik – ist damit natürlich legitim, so lange sie nicht im Egoismus fußt, der die Solidarität zum Anderen ablehnt.

Das ist der deutlich schwerere Weg als der der Abgrenzung und der der unsolidarischen Freiheit. Und mit diesem Weg wird man an kaum einer Stelle im politischen Spektrum punkten können, weder links noch rechts. Aber niemand hat gesagt, dass das Christsein eine leichte Angelegenheit sein würde.

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Posted in: Gesellschaft, Glauben, Kirche, Libertarismus Tagged: DBK, Deutsche Bischofskonferenz, Flüchtlingspolitik, Reinhard Marx, Solidarität, Verantwortung, Vollversammlung

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