Die Welt ist optimistisch oder resigniert. Wir aber – mit Blick auf den Herrn – dürfen Hoffnung haben. Darum verzweifeln wir nicht.
Ein großes Wort, dieses „Hoffnung“ – selbst bei Menschen, denen das Wort im theologischen Sinne nichts mehr sagt, ist das wohl irgendwie bekannt, weshalb es nur noch selten zum Einsatz kommt und – in der „Welt da draußen“ – so gut wie nie mit einer christlichen Konnotation. Optimismus schon eher … „dieser oder jene ist eine Person, die vor Optimismus sprüht“, „Sein Optimismus ist ansteckend“ oder „Wie schön, dass sie ihren Optimismus nicht verloren hat“. Diese Formulierungen hören wir öfter, und mancher ist vielleicht versucht zu deuten, dass Optimismus und Hoffnung doch eigentlich synonym zu verwenden wären. Das sind sie aber nicht, jedenfalls nicht für einen Christen, der Wert darauf legt, dass seine Hoffnung nicht auf einer naiven Kinderannahme gründet, dass es am Ende schon gut gehen wird, dass das eigene Vorhaben erfolgreich, die Krankheit besiegt und der Streit geschlichtet sein wird. Letzteren Optimismus findet man überall … und er wird immer wieder bitter enttäuscht.
Optimismus
Denn so ist die Welt nun mal nicht, nicht mal unter Christen: Krankheiten führen trotz Gebetssturm zum Tod, Kriege brechen aus trotz Menschenketten … und unzählbar ist wohl die Zahl der Vorhaben, die bei strotzendem Optimismus „vor die Wand gefahren wurden“. Ganz abgesehen davon, dass der Erfolg des einen den Misserfolg des anderen darstellen kann: Zwei Athleten, die „optimistisch“ in den Wettkampf gehen, können nicht beide gewinnen … und fragen sie mal einen holländischen Fußballfan nach seinem Optimismus mit Blick auf die nächste WM! Ein Optimismus dieser Art verführt, die Hände in den Schoß zu legen und führt in Resignation – das Unverständnis über die Realität – wenn er enttäuscht wird
Hoffnung dagegen ist etwas anderes. Papst Franziskus hat es am Mittwoch in seiner jüngsten Katechese mal wieder deutlich gemacht (Zitate hier wie im Folgenden von Zenit):
Hoffnung
Gott enttäuscht nie. Sein Wille uns gegenüber ist nicht nebulös, sondern ein gut durchdachter Heilsplan: „[…] er will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen“ (1 Tim 2,4). Ergeben wir uns daher nicht pessimistisch dem Fluss der Ereignisse, als ob die Geschichte ein aus der Kontrolle geratener Zug sei. Resignation ist keine christliche Tugend. Ebenso ist es nicht christlich, mit dem Schultern zu zucken oder den Kopf angesichts eines scheinbar unabwendbaren Schicksals zu senken.
Gott will unser Bestes und er ist allmächtig und wird es erreichen! Allerdings leben wir nicht im Himmel sondern auf der Erde, auf der der Mensch frei ist, frei und durch die Sünde gebrochen. Der Religionskritiker mag dann in der Hoffnung eine Vertröstung auf das Jenseits sehen. In Wahrheit ist sie aber eben doch realer als jeder Optimismus, und vor allem realistischer als ideologische Heilsversprechen in den verschiedenen –ismen der Welt.
Risikofreude
Verführt eine solche Hoffnung auf ein ewiges Gut nicht trotzdem zur Gleichgültigkeit? Der Papst jedenfalls widerspricht:
Wer Hoffnung in die Welt bringt, ist niemals ein kleinlauter Mensch. Jesus empfiehlt uns, nicht untätig auf ihn zu warten: „Selig die Knechte, die der Herr wach findet, wenn er kommt!“ (Lk 12,37). Es gibt keinen Friedensstifter, der letzten Endes nicht seinen persönlichen Frieden gefährdet hat und die Probleme der anderen auf sich nimmt. Ein kleinlauter Mensch ist kein Friedensstifter, sondern ein bequemer, der in Ruhe bleiben will. Ein Christ ist hingegen ein Friedensstifter wenn er riskiert, wenn er den Mut hat zu riskieren um Gutes zu schaffen, Gutes, das Jesus uns geschenkt hat wie einen Schatz.
Maranatha
Wir sind also aufgefordert zu handeln – das bedeutet zu lieben, zu beten, Frieden zu stiften … Menschen zu Christus zu führen. Das wird mal mehr und mal weniger erfolgreich sein. Wir werden in der Welt mit unseren Plänen, und seien sie noch so gut (oder zumindest gut gemeint) scheitern und uns wundern, warum Gott hier nicht eingegriffen hat. Wohl dem, der dann aber nicht bei dieser Niederlage stehen bleibt, der dann nicht nur durch einen trügerischen Optimismus angetrieben wird sondern durch die Hoffnung auf den kommenden Herrn:
An jedem Tag unseres Lebens wiederholen wir jene Anrufung der ersten Jünger auf Aramäisch, in ihrer Sprache, mit den Worten Maranatha, die sich im letzten Vers der Bibel befinden: „Komm, Herr Jesus! (Offb 22,20). Dies ist der Kehrvers jedes christlichen Daseins: In unserer Welt brauchen wir nichts anderes als eine zärtliche Geste Christi. Welch eine Gnade ist es, wenn wir im Gebet an den schwierigen Tagen dieses Lebens seine Stimme hören, die antwortet und versichert: „Siehe, ich komme bald.“ (Offb 22,7)!
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Bildquelle: By Jessie Eastland (Own work) [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons
Gerd
„Papst Franziskus hat, nachdem ihm darin Johannes XXIII. und Paul VI. vorausgegangen waren, aber mit mehr revolutionärer Kraft im Vergleich zur kirchlichen Theologie, die Orte abgeschafft, in denen die Seelen nach dem Tod gehen sollten: Hölle, Fegefeuer, Paradies. […] Papst Franziskus – ich wiederhole es – hat die Orte einer ewigen Wohnstatt der Seelen im Jenseits abgeschafft. Die von ihm vertretene These ist, daß die vom Bösen beherrschten und nicht reuigen Seelen aufhören zu existieren.“
Eugenio Scalfari, Doyen des linken Journalismus und bekennender Atheist aus freimaurerischem Haus, zitiert Aussagen , die Papst Franziskus in persönlichen Gesprächen mit ihm geäußert habe (La Republica, 10. Oktober 2017), wonach es keine Bestrafung des Bösen gebe, kein Fegefeuer und keine Hölle. Wer bewußt Böses tue und nicht bereue, dessen Seele lösche sich mit dem Tod aus. Der Vatikan dementierte bisher nicht.
Quelle: Kath info 11.10. 2017
Wenn das stimmen sollte(!), sind die Worte des Papstes über die Hoffnung in einem besonderen Licht zu lesen. Optimistisch stimmen sie mich nicht.
Papsttreuer
katholisches.info zitiert einen Atheisten aus freimaurerischem Haus – Nichts für ungut, aber der Kombination traue ich nicht mal so weit, wie ich gucken kann. Problematisch ist für mich eher, dass Papst Franziskus offenbar Gefallen daran gefunden hat, mit Scalfari (nach allem was ich zu ihm gelesen habe, ein ziemlicher Selbstdarsteller) zu plaudern. Das stimmt mich wenig optimistisch … aber auch dadurch verlässt mich die Hoffnung nicht.
Gottes Segen!
Gerd
Ich hoffe auf ein Dementi des Papstes. Am besten man liest es auf Kath.inof!
Gerd
Ich darf vielleicht noch hinzufügen. Christliche Hoffnung braucht Nahrung. Worin besteht die Nahrung? Aus dem Wort und Taten des Herrn, welche uns die Apostel bezeugt haben. Dieses Wort des Herrn bedarf der unverfälschten Auslegung aller Hirten und Verantwortlichen in der Kirche, ansonsten ist unsere Hoffnung zunichte und dem Christen bleibt nur der weltliche Optimismus, der mit dem Tod und oft auch vorher erlischt.
Liesl Karlstadt
Ich finde es ausgezeichnet, dass der Papsttreue der Empfehlung von Franzikus folgt, seine Texte selbst zu lesen und zu meditieren und nicht das, was andere über Franziskus oder seine Texte reden. Ein wichtiger Schritt, das „chiacchiere“ (Franziskus) zu beenden. Dann kann man auch feststellen, dass Franziskus z. B. sehr häufig über den Satan spricht, häufiger als seine Vorgänger, also weit davon entfernt ist, ihn abzuschaffen. Wenn Franziskus jedes „chiacchiere“ über ihn dementieren würde, würde er sich selbst auf diese Ebene begeben. „Was sagen die Leute über mich?…“ frägt Jesus die Jünger, aber eben nicht die „Leute“. Deshalb schwieg er auch vor Pilatus.
Gerd
Den Worten müssen Taten folgen. Das gilt im übrigen für jeden Menschen. Für jemanden der im Fokus steht wohl im besonderen Maß. Man kann auch über die Worte von Frau Merkel meditieren.