Mission, wenn sie in das Heim Jesu führen soll, beginnt mit einer eigentlich einfachen Frage: „Was suchst Du?“ Schwer zu beantworten ist sie trotzdem.
Das Evangelium vom vergangenen Sonntag, das von der Begegnung der ersten Jünger mit Jesus berichtet (Johannes 1,35-42) ist ein ziemliches Brett. Der Text ist so dicht, dass man mit einer Predigt nur zu kurz landen kann. In unserer Gemeinde fokussierte sich der Pastor auf den Satz „Er führte in zu Jesus.“ mit dem Hintergrund, dass das auch unsere Aufgabe als Christen ist: Wie Andreas den Simon, so sollten auch wir Menschen zu Christus führen. Und wie Johannes auf Christus gewiesen hat („Seht, das Lamm Gottes!“), so muss auch unsere Mission immer auf Christus verweisen. Denn, wie der Papst in der vergangenen Sonntagsaudienz verdeutlichte (Zitat aus: Die Tagespost):
Treffen mit Jesus
Allein eine persönliche Begegnung mit Jesus bringt einen Weg des Glaubens und der Jüngerschaft hervor. Wir könnten noch so viele Erfahrungen machen, Vieles verwirklichen, Beziehungen mit vielen Menschen eingehen, doch allein das Treffen mit Jesus, zu jener Stunde, die Gott kennt, kann unserem Leben vollen Sinn geben und unsere Pläne und Initiativen fruchtbar machen.
Argumente, Zeugnisse, Diskussionen, sie können ein Weg der Mission sein, am Ende müssen Sie aber immer aus unserer Begegnung mit Jesus resultieren und zu einer Begegnung der Menschen mit Jesus führen.
Und diese Begegnung mit Jesus startet im Evangelium mit einer Frage Jesu: „Was wollt Ihr?“ oder in anderer Übersetzung „Was sucht Ihr?“ Die Jünger beantworten diese Frage scheinbar mit der Gegenfrage „Rabbi, wo wohnst Du?“ mit der sie allerdings deutlich machen, dass sie mehr von ihm erfahren wollen, bei ihm sein wollen. Zu wissen, wo jemand wohnt, ihn zu seiner Wohnung zu begleiten, ist eine wesentliche Etappe des Kennenlernens.
Was sucht Ihr?
Diese Frage muss ich auch in der Mission beantwortet sehen: „Was sucht Ihr?“ heißt dann „Was suchen die Menschen, mit denen ich spreche?“ – Was ist ihr innerer Antrieb, was ist die Lücke in ihrem Herzen? Und kann ich ihre Suche ein bisschen justieren? Nicht wenige suchen nach Erfolg – und nehmen durchaus wahr, dass es dabei nicht nur um Geld und Job geht sondern auch darum, eine „erfolgreiche“ Ehe zu führen, Kinder „erfolgreich“ zu erziehen … am Ende des Lebens sagen zu können, dass das ganze Leben „erfolgreich“ war.
Das erscheint abstrakt, und das ist es auch … also nähern wir uns dem doch einfach mit der Frage „Was suche ich?“ Oder anders: Was antworte ich Jesus, wenn er mich fragt „Was suchst Du?“ Vermutlich würde ich nicht mit den Worten „Meister, wo wohnst Du?“ antworten. Aber was wären meine Antworte, die diese Formulierung übersetzen?
Was suche ich?
Was suche ich? Ich suche Frieden im Herzen. Ich suche Versöhnung mit Gott und meinen Mitmenschen. Ich suche Vergebung für die Dinge, von denen ich weiß, dass ich damit andere verletzt habe – eine um ein vielfaches tiefere Vergebung für meine Sünden, als sie ein einfaches „‘Tschuldigung“ erlangen kann. Ich suche nach Glück, das weit über das kleine Glück der weltlichen Annehmlichkeiten, selbst über das Glück einer Ehe und eigener Kinder hinausgeht. Ich suche nach Liebe – nach einer Liebe, die ich empfangen kann und die ich schenken kann, in der ich mich noch sicherer aufgehoben fühle als in der Liebe meiner Frau. Ich weiß – im Sinne eines gläubigen Vertrauens und Wissens –, dass das alles da irgendwo ist, dass es auf mich wartet und ich im Grunde dafür bestimmt bin.
Ich suche meine wahre Heimat, in der aller Druck von mir abfällt, den ich zwar spüre aber nicht mal richtig beschreiben oder lokalisieren kann. Das bringt mich dann doch wieder zur Antwort der Jünger: „Meister, wo wohnst Du?“ Jesus, nimm mich mit zu Dir nach Hause, denn ich weiß, dass ich selbst dort auch zu Hause sein werde.
Das Gefühl von Zuhause
„Unruhig ist mein Herz, bis es Ruhe findet in Dir“, so sagt es Augustinus und man beginnt vor dem Hintergrund dieses Evangelium besser zu verstehen, was er gemeint hat. Wer kennt nicht das Gefühl, nach Hause zu kommen, in seine eigenen vier Wände, wo Familie und vielleicht Freunde auf einen warten. Wo man alles abstreifen kann, was einen „da draußen“ belastet, weil es hier von nur noch ganz geringer Bedeutung ist. Und dieser sich damit ausbreitende Friede, diese Versöhnung mit mir selbst und den meinen, diese Vergebung, die eine Familie zu geben in der Lage ist, dieses Glück einer Heimat, diese Liebe, die ich dort empfangen und geben kann … das alles ins unendliche potenziert, das ist das, was mit Jesus auf mich wartet. Das alles wartet bei ihm zu Hause – unvollständig noch in dieser Welt, aber schon greifbarer im Glauben und in der Beziehung zu Jesus, vollständig, wenn wir ganz bei ihm sind.
Das suche ich, und ich bin fest überzeugt, dass meine Suche nicht allzu sehr von den Suchen anderer Menschen unterscheidet, wenn die das vielleicht auch anders beschreiben würden, und die Suche vor allem woanders beginnen. Konsum, Sex, Rausch, weltliche Macht und weltlicher Erfolg sind die Ersatzhütten, die die Welt statt der Wohnung Jesu bietet. Und scheinbar bieten sie gleiches, wobei es nur ein Abklatsch dessen ist, was ich oben als meine Suche beschrieben habe. Man mag glauben, dem Ziel der Suche nähergekommen zu sein, wenn man sich in diese Hütten begibt, in Wahrheit ist man aber mindestens auf einem Umweg wenn nicht sogar in einer Sackgasse unterwegs. Und hier fängt einerseits meine eigene Umkehr an (wie schön, wenn man im Bild bleiben kann), es sind aber auch die Mittel von Evangelisierung und Mission, die hier ansetzen müssen.
Jeder ist auf der Suche nach Gott
Wenn man überzeugt ist, dass die eigene Heimat auch das Ideal für andere darstellt, wenn man überzeugt ist, dass jeder am Ende in dieses Heim Gottes unterwegs ist, einfach weil er ein Geschöpf Gottes ist (ob er das nun selbst glaubt oder nicht), dann gilt es, diese verschüttete Suche offenzulegen, die Schicht aus oberflächlichen Befriedigungen abzutragen und deren Mängel deutlich zu machen. Von Chesterton stammt der etwas drastische Satz: „Jeder Mann, der an die Tür eines Bordells klopft, ist auf der Suche nach Gott.“ Das kann man erweitern: Jeder Mensch, der sich betrinkt, jeder Mensch, der Drogen nimmt oder einem anderen Rausch erliegt, jeder Mensch, der einer Karriere nachjagt, … ist auf der Suche nach Gott. Nicht nur, weil am Ende sowieso jeder Mensch auf der Suche nach Gott ist, sondern weil diese Handlungen ein Ausdruck dieser Suche sind … und ein Ausdruck der Hilflosigkeit, wie der Weg gefunden werden kann zu dem, was man wirklich sucht.
Gleichzeitig ist darum das eigentliche Heim zu beschreiben, in dem eine Begegnung mit Jesus möglich ist. Grundlage dafür sind natürliche die Bibel aber auch das Zeugnis unserer eigenen Suche. Die Bibel ist nicht Jesus – wir sind keine Buchreligion – und ich bin genau so wenig das Ziel der Suche der Menschen. Aber über das Wort Gottes und mein eigenes Zeugnis kann ich Menschen helfen, nach der richtigen Heimat zu suchen und Ersatzheime hinter sich zu lassen. Es beginnt also mit der Suche, der eigenen, und der der anderen – „Was suchst Du?“ fragt Jesus jeden Menschen, und es ist für jeden, vor allem aber auch für den Missionar, wichtig, diese Frage nicht leichtfertig zu beantworten.
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Bild: By Thwagner.cfc (Own work) [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons
Andreas
Was sucht ihr?
Nun, es wäre wohl vermessen, diese Frage allgemein und gültig für jeden zu beantworten, wenngleich diese auch durchaus ähnlich lautende Antworten ergeben würde.
Für mich selbst würde ich es als den Versuch beschreiben, die Frage zu beantworten, ob da etwas ist, das über das eigene selbst hinausreicht und ob das etwas mit dem Gott der Bibel zu tun haben könnte.
Ob eine innere Stimme darauf hinweisen will, leise, aber immer da – oder ob das nur ein Rauschen ist, dem man zu viel Bedeutung zubilligt.
Ich könnte das bis heute nicht beantworten.
Konrad Kugler
Ich persönlich bin in einem katholischen Elternhaus aufgewachsen. Man ging ganz selbstverständlich in die Kirche, ging alle heilige Zeiten zum Beichten und feierte die Kirchenfeste. Mit dem Religionsunterricht begann für mich der Glaube. Seit der 1. Klasse Volksschule glaube ich an die Erschaffung der Welt und des Lebens durch Gott, seit meiner Erstkommunion an die leibliche Gegenwart Jesu im Allerheiligsten Altarsakrament. Eine kleine Begebenheit damals verschaffte mir nach 30 Jahren Gewißheit darüber.
Als 13-Jähriger wurde ich 1956 während der Niederschlaung des Ungarnaufstandes Antikommunist und UNO-Skeptiker.
Ich will nicht mit weiteren Einzelheiten langweilen. Einer Respektsperson, unserem Pfarrer, glaubte ich das Vorgetragene. Nirgends wurden an ihm Zweifel geschürt. Das allein reicht aber nicht aus, um meinen bis jetzt unerschütterten Glauben zu erklären. Da fehlt noch die Gnade Gottes: Reichlich Vorschuß bis zur Kommunion. An Allerseelen dieses Jahres trug ich die großblütigen Chrysantemen auf die Nordseite unserer Kirche zum Familiengrab. Auf dem Rückweg, die Kirchentüre stand offen, wendete ich mich zum Hochaltar und machte eine Kniebeuge. Keine Heldentat, ich glaubte mich unbeobachtet. Kaum zuhause kam die Frau, die die Kirche pflegte und schenkte mir 50 Pfennig, weil ich eine so schöne Kniebeuge gemacht habe. Unverdient! Geschenk.
Ich bekam einen viel bedeutenderen Lohn. Ich bin ideologieresistent. Nie in meinem Leben bin ich auf eine solche hereingefallen. Auf eigene Dummheiten zu oft.
Glaube ist Sache des Vertrauens. Ein zerstrittener Haufen ist keine Basis..
Glaube ist Sache der Vernunft. Diejenigen, die zu faul zum Denken sind, wollen anderen Vernünftiges ausreden. Der Trick ist die angebliche Logik, die allerdings kein Fundament hat.
Man übertölpelt die Menschen: Dabei ist nichts logischer, als daß der Schöpfeer aller Dinge keine Probleme damit hat, ein in der Jungfrau Maria gereiftes Ei mit seiner Macht zu vollenden zu einem Menschen.
Konrad Kugler
Maria als „halbe Portion“ und Gott in seiner Machtvollkommenheit.
Dieses „Gespann“ steht für Unmögliches.