Die Segnung einer homosexuellen Beziehung schließt der Katechismus aus. Das heißt aber nicht, dass man Betroffene alleine lassen muss – schon gar nicht mit medialen Blendgranaten.
Ist man eigentlich kirchenintern bereits homophob (in der aktuellen Rezeption des Wortes), wenn man die Segnung homosexueller Paare ablehnt? Oder bewegt man sich damit im Rahmen der katholischen Lehre? Man könnte ja Zweifel haben, wenn man heute Verlautbarungen von Bischöfen bis „hoch“ zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Marx, zu diesem Thema liest. Denn wenn einer wie er sagt, eine Segnung homosexueller Paare sei möglich (was in direkter Linie zur Schlagzeile „Marx macht Weg frei für Homo-Segnung“ führt) – wer bin ich dann, darüber anders zu urteilen? Genau dieser Gedankengang aber ist es, der schon immer Häresien Tür und Tor geöffnet haben: Die da oben werden es schon wissen, dann schließe ich mich mal an“! Vor allem dann, wenn die „bisherige“ Lehre unbequem und wenig erfolgversprechend war. Das ist es, was man Kardinal Marx in erster Linie vorwerfen muss, wenn es auch durchaus noch Details gibt, über die zu sprechen wäre.
Keine Tür zuschlagen
Marx, er ist ja nicht blöd, macht nämlich nicht den Weg frei zu einer kirchlichen Homo-Ehe. Er macht auch nicht pauschal den Weg frei für eine Segnung, wie deutlich auch immer unterschieden von einer echten Hochzeit, homosexueller Beziehungen. Er verweist darauf, dass die Seelsorger vor Ort einen besseren Eindruck hätten, man aus der Ferne und pauschal nicht über Menschen urteilen und ihnen einen Segen verwehren könnte, dass es also der Einzelfall sein soll, über den zu entscheiden sei. Das trifft, um den Kardinal wenigstens mal ganz kurz in Schutz zu nehmen, ziemlich genau meine – auch nicht besonders konkrete – Einschätzung, dass den Sündern gegenüber ein reines Nein (zum Sakramentenempfang wie zur Segnung) nicht ausreicht. Die Tür zuschlagen ist das Gegenteil von Mission, führt nicht zur Umkehr sondern zur inneren Verhärtung des Sünders.
Wer das so sieht, wird auch durch den Katechismus bestätigt, in dem es an den bekannten Stellen um „Achtung“ gegenüber Homosexuellen geht, wenn auch ihre Lebensweise eine schwere „Abirrung“ darstellt (vgl. KKK 2357 ff). „Die Sünde hassen aber die Sünder lieben“ kommt einem in den Sinn. Lässt sich dieser Spagat aber auflösen? Was macht denn nun ein Priester vor Ort, an den von einem homosexuellen Paar die Bitte um einen Segen herangetragen wird? Pauschal zusagen – das hat Kardinal Marx nicht gesagt. Pauschal absagen aber natürlich genau so wenig. Es ist ja auch nicht so, dass da Menschen zur Beichte gingen, eine Schuld bekennen und den Entschluss zur Buße und Umkehr gefasst hätten. Nein, da kommen welche, die ihren Weg weitergehen wollen – gerade dafür erbitten sie ja den Segen der Kirche.
Priester durch den Kardinal unter Druck gesetzt
Priester vor Ort stehen aber jetzt durch die Worte des Kardinals unter Druck, wenn sie nicht als Betonköpfe oder moderne Pharisäer gelten wollen. Da kann man den Menschen noch hundertmal erklären, dass Jesus die Ehebrecherin nicht frei gesprochen hat, sondern sie lediglich nicht verurteilt und sie aufgefordert hat, von nun an nicht mehr zu sündigen. Wenn es doch ein Kardinal, der „oberste“ in Deutschland anders sieht?!
Die „kleine“ Beichte
Dabei gibt es eine „kleine“ Lösung dieses Spagats, die in etwas anders gelagerten Fällen bereits Usus ist. Ob sie kirchenrechtlich so geregelt ist, entzieht sich meiner Kenntnis, ich kann sie aber im Sinne des nicht ausreichenden „Nein“ durchaus nachvollziehen: So wird bei zivil erneut verheirateten Menschen die Möglichkeit einer Art „Beichtgespräch“ eröffnet. Das ist kein Sakrament, es gibt keine Lossprechung, aber der Pönitent kann seine anderen Sünden vor Christus tragen, für sie um Vergebung bitten und sich ganz der Barmherzigkeit Gottes anvertrauen. Nein, das ist nicht das gleiche wie das Sakrament der Versöhnung, es fehlen wesentliche Teile. Aber es hat liturgischen Charakter und vor allem seelsorgerischen:
Der Priester steht zum Gespräch bereit, und er erteilt dem Menschen, der vor ihm sitzt oder kniet einen Segen für seinen zukünftigen Lebensweg und für die Besserung seiner Beziehung zu Gott. Als ich das erste Mal davon las, dachte ich: Was für ein großartiger Weg, zwar durchaus ein „Nein“ nicht aufzuweichen, aber auch einen Weg zu eröffnen, gemeinsam mit der Kirche zu gehen; geprägt einerseits von Klarheit und Wahrheit aber andererseits auch von Barmherzigkeit und der Erkenntnis, Menschen auch dann nicht sich selbst zu überlassen, wenn sie sich aus welchen Gründen auch immer sich nicht von der Sünde lösen können.
Begleitung statt „Hochzeit“
Könnte man ein ähnliches „Konstrukt“ nicht auch für homosexuelle Paare vorsehen? Ihre Sorgen und Nöte aufnehmen, ihre Suche nach Gott ernstnehmen, sie auf ihrem Lebensweg begleiten, Hilfe anbieten für die anderen Versuchungen, die das Leben bereit hält, die für Homosexuelle genauso gelten wie für andere Menschen, und diese Menschen – je einzeln – dem Segen Gottes unterstellen. Nein, das hätte nicht mal entfernt Ähnlichkeit mit einer Hochzeit, aber das wäre eine offene Tür, die man anbieten kann, ohne die Wahrheit zu verleugnen.
Lobbygruppen der Homosexuellen wird das nicht reichen, aber um die geht es auch gar nicht: Es geht um den einzelnen Menschen und seine Beziehung zu Christus. Für den muss man, für den muss auch die Kirche da sein, auch wenn das nicht allzu öffentlichkeitswirksam machbar sein wird, weil es vor allem auch medialen Widerspruch erzeugen wird, dass die Kirche hier eben keine „Gleichbehandlung“ zulasse. Echte Hirten würden eine solche Diskussion „stehen“ und den Betroffenen trotzdem die Türen der Kirche öffnen.
Echte Hirten …
Echte Hirten zünden allerdings auch nicht in den Medien Blendgranaten der Art, dass man das mit dem Katechismus nicht so ernst nehmen müsse, jeder Einzelfall anders aussähe und man sich eine Segnung homosexueller Beziehungen durchaus vorstellen könne … um dann die Seelsorger mit den Betroffenen alleine zu lassen, sie quasi aufeinanderzuhetzen in einen unauflösbaren Widerspruch von Sünde und Segen. Echte Hirten tun so etwas nicht, was auf die vorhandenen ein nicht allzu gutes Licht wirft.
-
Bild: Bredehorn Jens – pixelio.de
Peter Friedrich
Gott freut sich an der Zärtlichkeit, Sexualität und Liebe gleichgeschlechtlich Liebender, darauf ist Verlass. Es handelt sich um eine persönliche Botschaft von Seiten des Höchsten.
Konrad Kugler
„Es handelt sich um eine persönliche Botschaft von Seiten des Höchsten.“
Das erscheint mir so sicher wie die Botschaften an Mohammed oder eines Lorber.
Peter Friedrich
@Konrad Kugler
Er hat diese Veranlagung ja auch schon vor Millionen von Jahren bei vielen Tierarten angelegt, auf daß gleichgeschlechtlich sich liebende Partner Waisenkinder pflegen und großziehen. Das sind bereits die frühen Zeichen.
Gerd
@Peter Friedrich
Gott hat ja, nach ihrer Logik auch den Dieselmotor erschaffen, erkennen sie die Analogie?
Peter Friedrich
@Gerd:
Nein. Und auf Albernheiten war ich jetzt nicht eingestellt.
Gerd
@Peter Friedrich
Da kann man nix machen.
Lehrer Lämpel
@Peter Friedrich
Wie gehen denn Ihre Aussagen über Gottes angebliche „Freude über praktisch ausgeübte Homosexualität“ mit den völlig im Gegensatz dazu stehenden scharfen biblischen Verurteilungen von z.B. 3. Mose (=Levitikus) 18,22 überein?
Peter Friedrich
@Herr Lämpel:
Die Angst vor dem Verlust der eigenen Bezugsgruppe, des eigenen Volkes, ist aus damaliger Sicht verständlich – generative Funktionen.
Aber Gott bleibt für den Menschen nie ein Gott der Angst.
Lehrer Lämpel
@Peter Friedrich
Das ist keine klare und gescheite Antwort von Ihnen.
Das Buch Levitikus verurteilt praktizierte Homosexualität auf das schärfste unter Berufung auf Gottes Wort. Und das ist in der Bibel nur EINE von vielen Stellen.
Auf das in der Bibel überlieferte Wort Gottes können Sie sich jedenfalls ehrlicherweise nicht berufen, wenn Sie praktizierte Homosexualität verteidigen.
Gerd
@Peter Friedrich
Es geht ihnen also um die Angst des jeweiligen Volkes zur damaligen Zeit. Das erklärt natürlich einiges an ihren Kommentaren. Allerdings ist die Angst nicht Gegenstand des obigen Artikels. Mal ganz davon abgesehen, dass es in unsere heutige Gesellschaft von Ängsten nur so wimmelt.
Gerd
Man kann nur hoffen, dass es noch Bischöfe gibt, vielleicht jene die auf der MEHR-Konferenz anwesend waren, die dem Kardinal ins Angesicht widersprechen. Ansonsten sehe ich die Lage mehr als trostlos. Die Kirchenspaltung ist nicht mehr aufzuhalten. Das sollte uns schon klar sein.
Andreas
Mal ganz im Ernst: Vielleicht muss man Erkennen, das uns hier von offizieller Seite seit 2000 Jahren ein Märchen erzählt wurde, an dass die Kleriker selbst nie geglaubt haben.
Niemand der gottesfürchtig wäre, könnte seine Bibel so schnell und leichten Herzens gegen die Richtlinien von Soros Open Society Foundation austauschen.
Es geht nur noch um Politik, dafür braucht niemand eine Kirche.
Gero
Was nun, wenn sich auf einmal hieb- und stichfest wissenschaftlich herausstellte, daß Homosexualität tatsächlich eine Krankheit ist?
Eine, mit physischem Hintergrund in Form einer Fehlproduktion von bestimmten Hormonen?
Man hört diese Glocken schon auf der anderen Seite des Teichs läuten, allein die Homo-Lobby wirft sich mit allem, was sie hat, drauf, um eine Publizierung und weitergehende ernsthafte Forschung zu verhindern.
Aber wie ginge man dann moralisch mit dem Thema um, wenn Schwule, wie Albinos, Krebskranke oder Trisomie 21-Geschädigte auch, zwar allesamt Gottes Geschöpfe wären, aber nicht in der eigentlichen Zielsetzung seiner Schöpfung lägen?
Und wie stände dann Marx da?
Dieter Schrader
Es steht mir als ev. Christ nicht zu meinen kath. Mitschriften gute Ratschläge zu geben. Aber da die ev. Kirche fast flächendeckend die Homo-Ehe eingeführt hat,
möchte ich trotzdem meine Traurigkeit kundtun, daß nun auch in der kath. Kirche
die Gefahr besteht dem Zeitgeist ein entsprechendes Opfer zu bringen. Der Bischof von Osnabrück hat sich deutlicher als Kardinal Marx zum Thema „Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften“ geäußert,nämlich positiv. Wenn ich die Bibel als Gottes verbindliches Wort akzeptiere, so finde ich dort nirgends-weder
im AT noch im NT einen Hinweis, daß Homosexualität von Gott gebilligt wird,im Gegenteil. Wenn also keine göttliche Verheißung auf der H. liegt , wie kommen wir Menschen dazu sie zu segnen? Eine seelsorgerische Begleitung ist- wo sie gewünscht wird- sicherlich möglich und sollte auch stattfinden.Das Ziel kann aber nicht sein denjenigen Menschen in seiner sündhaften Haltung noch zu bestärken.
Bei einem notorischen Dieb würde das man ja auch nicht tun, selbst wenn er unter Hinweis auf eine persönliche Notlage weitere Diebstähle zu verüben beabsichtigt.
Ich wünsche mir von unseren kath. Geschwistern , daß sie um der biblischen Klarheit Willen nicht auf die Einflüsterungen des Widersachers hereinfallen und anschließend umfallen.