Ist der synodale Prozess in Deutschland der Sprint ins Schisma? Oder ist er vergleichsweise irrelevant? Es gibt jedenfalls Wichtigeres!
Von verschiedener Seite ist an mich der Wunsch nach einer Einordnung des geplanten „synodalen Weges“ im Hinblick auf die Entwicklung der Kirche in Deutschland vor dem Eindruck der Missbrauchskrise und des deutlichen Rückgangs der Gläubigenzahlen, herangetragen worden. Dem will ich mich nicht verschließen, aber auch nicht gänzlich öffnen. Denn mit Blick auf meine selbstauferlegten Neuorientierung dieses Blogs, möchte ich von allzu harschen Urteilen Abschied nehmen, die ohnehin in weiten Teilen auf Annahmen hinsichtlich der Intentionen der Beteiligten basieren müssten.
Gefahr des Schismas
Trotzdem ist wichtig, darauf hinzuweisen, was eine solche Synode eigentlich kann oder nicht kann. Denn in der katholischen Kirche hat eine Synode – hier als gemeinsames Gremium von Laien und Klerikern – nur eine beratende Funktion. Das ist auch deshalb wichtig, weil die von der deutschen Bischofskonferenz (DBK) zusammen mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) geplante Synode so zwar zu Beschlüssen kommen kann, die aber keine Änderungen an Kirchenrecht oder gar Lehre zeitigen können.
Die Befürchtung eines solchen deutschen Alleingangs ist an vielen Stellen zu spüren, und auch mich treibt sie um. Aber nicht, weil dadurch Glaubensgut geändert werden könnte, sondern weil mit einem solchen Sonderweg ein Schisma zementiert würde, das heute schon in den Köpfen vieler besteht.
Kirchenkrise
DBK und ZdK können also beschließen was sie wollen, das muss einen zunächst nicht kratzen. Unzweifelhaft ist ja auch, dass es in der katholischen Kirche in Deutschland Probleme gibt: Das Glaubenswissen der weniger werdenden Kirchenmitglieder ist eine Katastrophe, Kirchenbesuche sinken beständig, der Sakramentenempfang verliert rasant an Bedeutung, vor allem was das eher unbequeme Sakrament der Versöhnung, die Beichte angeht. Baustellen gäbe es also genug.
Um diese Themen soll es aber nur am Rande gehen; man möchte sich über das Ämterverständnis und die Kirchenhierarchie austauschen, man möchte die Rolle der Frau in der Kirche diskutieren und – natürlich – auch den Zölibat schleifen. Das alles vor dem Hintergrund der Missbrauchskrise – ohne das eigentlich nachweisbar wäre, dass Zölibat oder Frauenpriestertum mit dieser Kirchenkatastrophe im Zusammengang stünden.
„Verbindlicher synodaler Weg“?
Man darf also befürchten, dass man in der anstehenden Synode jede Menge Kirchenpolitik erleben wird, wesentliche Themen wie der Evangelisierungsauftrag der Kirche aber eher in den Hintergrund gedrängt oder höchstens instrumentalisiert werden. Das wiederum könnte dem katholischen Gläubigen egal sein, wenn man dafür nicht den Begriff des „verbindlichen synodalen Weges“ geprägt hätte, und wenn man nicht davon ausgehen müsste, dass die Hauptbeteiligten eine Synode doch eher als Kirchenparlament, also Einrichtung zur quasi-demokratischen Abstimmung von Änderungen der Verfasstheit der Kirche betrachteten.
Wenn dann am Ende „Rom“ nicht zustimmen mag (und das Schreiben von Papst Franziskus „an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland“ kann man durchaus schon mal als Ankündigung betrachten, nicht jede germanische Volte mitmachen zu wollen), wird man wohl auf den vatikanischen Apparat verweisen, in dem alte weiße Männer das Sagen hätten und gegen den sich auch „progressive“ Kräfte wie Papst Franziskus nicht durchsetzen könnte. Enttäuschungen sind also vorprogrammiert, zumal genanntes Papstschreiben auch wieder nicht so deutlich ist, als dass es die Verteidiger des „verbindlichen synodalen Weges“ nicht auch in ihre Richtung auslegen könnten.
Erwartungen, Befürchtungen und Hoffnungen
Was kann man also erwarten? Oder besser befürchten? Dass der synodale Weg der Versuch sein wird, von den Protagonisten gewünschte kirchenpolitische Veränderungen, inklusive Anpassungen an der Lehre, quasi-demokratisch zu verabschieden. Dass es keine wirklich vollständige Beteiligung des „pilgernden Volkes Gottes in Deutschland“ geben wird, sondern sich Gremienvertreter von DBK und ZdK austauschen werden, deren gemeinsame Agenda bereits im Vorfeld feststeht. Dass die Probleme eines Neu- und Reevangelisierungslandes Deutschland nicht an der Wurzel gepackt werden, sondern diese nur als Vehikel genutzt werden, um eigenen, sehr menschlichen Vorstellungen, wie die Kirche zu sein habe, zum Durchbruch zu verhelfen.
Diesen Befürchtungen setze ich aber die Hoffnung entgegen, dass die Weltkirche solche Sprünge in Häresien und Schismen nicht mitmachen wird. Ich behalte die Hoffnung, genährt auch aus seinem Schreiben, dass auch dieser Papst die katholische Lehre nicht kippen wird, nur weil ein paar deutsche Kirchenfürsten das gerne so hätten.
Und natürlich beseelt mich eine übernatürliche Hoffnung, dass die Kirche nicht durch ihre Feinde überwältigt werden wird, eine Kirche, die – nach einer modernen Übersetzung („Willkommen daheim“) – „unüberwindbar ist, weil sie sich zu [Jesus] bekennt, auch wenn sich die Tore der Hölle öffnen sollten, um sie zu verschlingen“. (vgl. Matthäus 16,18)
Der eigentliche Auftrag
Synode hin oder her, wir sollten uns nicht allzu sehr verwirren lassen sondern eher unserem Auftrag nachkommen, Menschen zu Christus zu führen. Das ist unsere Aufgabe, in die Jesus uns einbinden will. Ich habe volles Verständnis für ansteigenden Blutdruck mit Blick auf den synodalen Prozess, aber mein gestiegener Blutdruck hat noch keinen Menschen näher zu Christus gebracht. Das mag eine etwas naive Vorstellung sein, aber auch eine, mit der ich morgens in den Spiegel schauen kann.
Konrad Kugler
Lieber Herr Honekamp,
offenbar gibt es geistige Mächte, die die Menschen blenden können. Wie ist es möglich, die allerblödeste Blödheit, den Genderismus in den Köpfen zu verankern?
Wie ist es möglich, den Geist des Konzils als den Heiligen Geist zu sehen?
Wie kann man die Folgen der Würzburger Synode nicht erkennen? Und die Familiensynoden, die für die Jugend und die für Amazonien?
Unser Papst vermittelt den Eindruck, ein großer Marienverehrer zu sein. Wie passt das zu seiner Hinterlist?
Papsttreuer
Wie man meinem Beitrag entnehmen kann, möchte ich das mit der „Hinterlist“ nicht unterschreiben. Ansonsten beunruhigen mich auch immer wieder irgendwelche Hinweise auf das Gespenst des Konzils.
Gottes Segen!
gerd
Wenn die Synode nur eine Beratungsfunktion hat, ähnlich wie die des PGR, dann allerdings halten sich meine Sorgen in Grenzen.
Im übrigen ist es den Katholiken in Deutschland nicht gestattet, beim ZDK Mitglied zu werden: http://www.kath.net/news/68482
Das nennt man dann umgangssprachlich wohl „Wagenburg“ oder „Ghetto“!
akinom
Anbei ein Kommentar (oder auch Co-Referat) zu diesem Blogbeitrag des Papsttreuen (Leider könnte der Kommentar in unserer Tageszeitung der Phantasie von ZdK-Sternberg entsprungen sein. Von ihm, von „katholisch.de“ und auch von der Deutschen Bischofskonferenz fühle ich mich nicht vertreten. ):
Bezeichnend ist, dass sich der derzeitige Fels, auf den die Kirche gegründet ist „bis zu Seiner Wiederkehr“ am Hochfest Petrus und Paulus speziell „an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland“ gewandt hat, das offenbar immer noch nicht von der Irrlehre geheilt ist: „Am deutschen Wesen wird die Welt genesen!“ Ein deutscher „synodaler Weg“ würde – wie ich Franziskus verstehe – der Heiligen Geist die Vorfahrt nehmen, weil „´synodos`, einen gemeinsamen Weg unter der Führung des Heiligen Geistes“ bedeute: „Das aber verlangt Mut, denn, wessen wir bedürfen, ist viel mehr als ein struktureller, organisatorischer oder funktionaler Wandel.“
„Dieser Spiegel lügt nicht!“ sagt Franziskus und stellt den deutschen Katholiken nicht nur mit den Seligpreisungen einen Beichtspiegel mit allen Versuchungen vor Augen, an dem sie sich messen lassen sollen.
Nur ein Beispiel: „Verstimmung, Apathie, Bitterkeit, Kritiksucht sowie Traurigkeit sind keine guten Zeichen oder Ratgeber; vielmehr gibt es Zeiten in denen «die Traurigkeit mitunter mit Undankbarkeit zu tun hat: Man ist so in sich selbst verschlossen, dass man unfähig wird, die Geschenke Gottes anzuerkennen»“
„In meinem Heimatland gibt es ein zum Nachdenken anregendes und kraftvolles Sprichwort, das das erhellen kann: «Vereint seien die Brüder, denn das ist das erste Gesetz; sie mögen die Einheit wahren zu jeder Zeit, denn wenn sie untereinander kämpfen, werden sie von den Außenstehenden verschlungen».“ Ich bin überzeugt, wenn wir diesen apokalyptischen Zeiten, diesem Sprichwort nicht Wirklichkeit verschafft wird, wird der „Herr der Welt“ unvorstellbar wüten, denn er weiß: seine Zeit ist kurz.
Danke, Franziskus! Ich werde mein tägliches Gebetsabo für Sie (und auch für den Blogger) nie kündigen!
Unterschreiben kann ich besonders folgende Zeilen des Blogbeitrags:
„Diesen Befürchtungen setze ich aber die Hoffnung entgegen, dass die Weltkirche solche Sprünge in Häresien und Schismen nicht mitmachen wird. Ich behalte die Hoffnung, genährt auch aus seinem Schreiben, dass auch dieser Papst die katholische Lehre nicht kippen wird, nur weil ein paar deutsche Kirchenfürsten das gerne so hätten.“
akinom
Ein Fundstück bei Kath.Net. Ich finde es prima und wünsche mir heimlich Gänswein einmal als Nachfolger von Papst Franziskus:
Kurienerzbischof Gänswein äußert sich im Interview mit Studenten aus Heiligenkreuz zur sogenannten „synodalen Kirche“ und zum Brief von Papst em. Benedikt XVI. zum innerkirchlichen Missbrauchsproblem
Gänswein hinterfragte die von der Deutschen Bischofskonferenz in Gang gesetzte „synodale Kirche“. Eine Synode sei „ein Konzil, eine Versammlung von Bischöfen, etwas Gemeinsames mit dem Bischof“, Hier werde seines Erachtens aber „so getan, als ob es bisher diese Synodalität, dieses Gemeinsame nicht gegeben hätte“. Er frage sich, was den sogenannten synodalen Weg der Kirche von dem unterscheide, was bisher war. Die DBK habe als die drei Punkte benannt: Moral, priesterlicher Zölibat und Zugang zum priesterlichen Amt für Frauen. „Synodale Wege – oder wie immer die Bezeichnung sein mag – können in wichtigen Fragen der Glaubenslehre oder in Fragen, die die Gesamtkirche betreffen können nie von einem Bischof oder von einer Bischofskonferenz begangen werden. Und wer meint, dass die Deutsche Bischofskonferenz hier einen Sonderweg gehen müsse, um für andere Bischofskonferenzen ein Paradebeispiel zu geben, der ist meines Erachtens auf dem Holzweg, der irrt.“ Wichtige Fragen könnten nicht teilkirchlich entschieden werden.