Meine Frau hält nichts vom Muttertag – ich schreibe Ihr dazu aber trotzdem einen „offenen Brief“!
Eigentlich weiß ich ja, was Du von Muttertagen hältst: Gar nichts! Jedenfalls dann nicht, wenn sie als Ausrede dafür herhalten müssen, an dem Tag besonders nett zu Müttern zu sein … oder gar sein zu müssen. Und es stimmt ja auch: Wenn am Muttertag die Kinder (zusammen mit dem Vater) früh aufstehen um das Frühstück vorzubereiten (dabei vielleicht ein bisschen unbeholfen mit Milch und Kaffee umgehen, was am Ende zu einem nicht unerheblichen Reinigungsaufwand an Küche und Kindern führen kann) und dabei einen saisongemäß überteuerten Blumenstrauß auf den Tisch stellen, an allen anderen Tagen des Jahres aber damit rechnen, sich wortlos an den gedeckten Tisch setzen zu können, dann ist der Sinn eines Muttertags (wenn man denn einen annehmen wollte) sicher verfehlt. Respekt vor der Leistung einer Mutter erweist sich eben nicht an einem Tag sondern an 365 Tagen im Jahr. So verstehe ich Deine Abneigung gegen einen solchen speziellen Tag gut.
Ein konservatives Familienkonzept
Dazu kommt noch, dass es Dir gar nicht darum geht, Dir Arbeit abzunehmen. Wir haben uns für ein Familienkonzept entschieden, dass heute für viele konservativ, für manche bestenfalls „altbacken“ erscheint: Der Mann geht arbeiten, die Frau kümmert sich um die Kinder. Wenn man sich dafür entscheidet, dann sollte dabei idealerweise ein Gleichgewicht an Belastungen entstehen. Dieses Ideal ist aber schwer zu erreichen, denn wer vermag schon zu bewerten, ob eine Woche als Berater beim Kunden schwerer oder leichter wiegt, anstrengender oder weniger anstrengend ist als in dieser gleichen Woche alleine die Kinder zu betreuen? Anders ist die Belastung sicher, aber ist das eine mehr wert als das andere?
Oder ist es nicht so, dass – jedenfalls bei uns – das eine die Voraussetzung für das andere ist? Wenn man seine Kinder nicht in eine Vollzeitbetreuung geben mag sondern ihnen ein intaktes und für sie verlässliches Elternhaus schenken möchte, dann ist eine solche Arbeitsteilung notwendig: Ich kann meinen Job nur machen, weil Du mir zu Hause den Rücken frei hältst, und Du kannst Dich nur deshalb so intensiv um die Kinder kümmern, weil ich zur Arbeit gehe. Alles andere wären Kompromisse zu Lasten der Kinder, auch zu Lasten unserer eigenen Wertvorstellungen.
„Corona-Zeit“
Gerade in den vergangenen Wochen, in der – wie die Kinder es mittlerweile als geflügeltes Wort nennen – „Corona-Zeit“ und den damit einhergehenden Belastungen, habe ich aber auch noch mehr feststellen können, beobachten können, was Du eigentlich alles tust: Es ist ja nicht ein „sicher, sauber, satt“, das für die Kinder ausreichend wäre. Es ist mehr als „Essen auf den Tisch zu bringen“. Es ist die notwendige 24/7-Verfügbarkeit für die Sorgen der Kinder, für ihre Fragen, ihre Trauer, wenn sie Freunde nicht sehen können, für die Sorgen, wenn sie über ihren Hausaufgaben brüten. Es ist auch das Eingehen auf ihre Launen, wenn der Tag nicht so läuft, wie sie es sich wünschen. Es ist das Abwägen, was man den Kindern gönnen kann, was man aber auch von ihnen verlangen muss, damit sie Eigenverantwortung lernen, auch aus Fehlern lernen können. Es ist die Liebe, die Du ihnen immer und überall schenkst.
In der Zeit jetzt, ohne einen halben Tag Schule, kommen die Herausforderungen noch intensiver, und auch wenn ich zu Hause bin, so sitze ich doch neun bis zehn Stunden unterm Dach im Büro und bin dankbar, wenn ich nichts höre. Und ich bin dankbar, wenn ich etwas höre, Lachen, Weinen, Gebrüll, Gesang oder Gemecker der Kinder … und sicher sein kann, dass Du Dich kümmerst. Und wenn ich weiß, dass Du meine Einmischung in vielen Fällen auch gar nicht möchtest, weil Du all diese Herausforderungen auch von Dir aus meisterst. Mit mir wird es im Zweifel dann nicht einfacher – das muss ich eingestehen, auch wenn ich manchmal, ganz Mann, das Gefühl habe, ich könnte doch alles. Vielleicht kann ich sogar das eine oder andere … aber ich kann es sicher nicht so gut!
Besondere Herausforderungen
Die letzten Wochen hatten besondere Herausforderungen, nicht nur durch Corona sondern auch durch den Tod meines Vaters. Wie Du da nicht nur für mich sondern auch für meine Mutter dagewesen bist, auch dafür kann ich Dir nicht genug danken. Und auch wenn ich weiß, dass Du den Dank vielleicht gar nicht willst, ist mir doch wichtig, dass Du weißt, dass ich all das nicht für selbstverständlich halte.
Die beste Mutter … und Ehefrau
Ich bin froh, sagen zu können, dass unsere Kinder die beste Mutter haben, die sie sich wünschen können. Hat man schwache Momente? Wer nicht, wir sind alle nur Menschen, und wenn wir den Anspruch sehen, den Perfektionismus an die Rollen als Mutter und Vater stellt, dann können wir nur scheitern. Aber, und vielleicht ist das der Maßstab: Ich bin sicher, unsere Kinder werden sich mit Freuden an ihre Jugend erinnern und sich erinnern, dass ihre Mama immer für sie da war und es dann – so Gott will – immer noch ist.
Und ich, ich bin mir bewusst, dass ich mit Dir „einen großen Fang gemacht habe“: Ich bin mit der Frau verheiratet, der ich all das schreiben kann, was in diesem Text steht. Und das, was ich geschrieben habe, bezieht sich ja im Wesentlichen „nur“ auf Deine Rolle als Mutter. Dass Du als Ehefrau und Mensch auch wunderbar bist, steht noch auf einem ganz anderen Blatt und kann ich hier nur erwähnen, und hoffen, dass ich Dir das ausreichend oft sage und zeige.
Danke!
Aus all diesen Gründen habe ich mir gedacht: Auch wenn Du den Muttertag an sich nicht so magst, schreibe ich Dir doch diese Zeilen und danke Dir auf dem Weg einfach dafür, dass Du da bist, meine Frau bist und die wunderbare Mutter unserer Kinder!
P.S. Und vielleicht eignet sich dieser Dank auch für alle anderen Mütter, egal wie deren Familienmodell ist und wie die konkreten Herausforderungen sein mögen.
akinom
Als Kommentar ein Brief an meine jüngste Tochter:
Liebe Ingeborg,
ich vermute, dass Dich Deine 4 Söhne mit vielen tollen Ideen zum Muttertag überrascht haben.
An einem Muttertag wurde mein Bruder Peter geboren, am 11. Mai 1939 kurz vor Beginn des 2. Weltkriegs. Meine Geburt war genau einen Monat nach Kriegsende, am 8. Juni 1945.
Unsere Mutter Clementine hielt nicht viel von diesem Gedenktag. Sie glaubte, er sei auf Hitler zurückzuführen, der den Studentinnen ins Stammbuch geschrieben habe: „Was tut ihr auf der Universität? Schenkt lieber dem Führer ein Kind!“
Auch ich habe – vermutlich deshalb – diesem Tag früher wenig Beachtung geschenkt. Ich selber war nach Norberts Geburt nicht mehr berufstätig. Der Grund dafür waren aber wohl – wie ich glaube – mangelnde Fähigkeiten für den Journalismus. Ob ich als Hausfrau und Mutter besser geeignet war, überlasse ich Deinem Urteil.
Wie sieht das heute aus? Mit Sonderangeboten und Inseraten erinnert die Geschäftswelt unübersehbar an den Muttertag. Andererseits wird die Mutterschaft heute der Genderideologie, der Berufstätigkeit und die Kinder der „Oberhoheit des Staates über die Kinderbetten“ (Olaf Scholz) geopfert.Sollen wir unsere Kinder heute dem Staat und der Regierung schenken?
Eine wirklich freie Wahl haben Frauen heute nicht mehr. Wer kann es sich heute erlauben, mehr als höchstens 2 Kinder zu haben? ( Papas Opa väterlicherseits hatte 17 Kinder.!!!) Da spielen Wohnraum, Lebensunterhalt, Berufsausbildung, Arbeitsplatz… eine entscheidende Rolle. Auch verwechselt der Feminismus Gleichberechtigung mit Gleichheit Als Ordensträger „Wider den tierischen Ernst“ sang der der verstorbene Arbeitsminister Norbert Blüm in einer Laudatio: “Der Tischler setzt den Hobel an und hobelt alles gleich.“
Es ärgert mich der gewollte und geförderte Trend: Frauen in „Männerberufe“ und Männer „Frauenberufe“. Das heißt nicht, dass sich Frauen grundsätzlich nicht für Männerberufe entscheiden sollten. Aber das Wort Quote kann ich in einem solchen Zusammenhang nicht mehr hören. Lassen wir doch bitte den Männern ihre Männlichkeit und den Frauen ihre Weiblichkeit. Machen wir nicht aus Müttern Elter 1 und aus Vätern Elter 2!
Die Stütze einer Gesellschaft ist und bleibt die Familie, bestehend aus Mutter, Vater und Kindern. Die Forderung nach „Kinderrechten“ nimmt den Eltern die Verantwortung für ihre Kinder und gibt sie dem Staat.
Es lebe der Muttertag!
Herzlichen Glückwunsch, liebe Ingeborg.
Wir sind stolz auf Dich und Deine prachtvolle Familie!
Deine
Mama und Papa
Johan
Einfach nur Danke für diesen Text!