Nachdem ich mich gestern mal wieder über das Thema Betreuung echauffieren musste, ist ein anderes, wichtigeres untergegangen: gestern war Mariä Himmelfahrt, oder besser das Hochfest der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel. Zu diesem wunderbaren Fest wollte ich eigentlich etwas schreiben, ist dann aber untergegangen doch wer weiß, wozu es gut ist, hat doch wieder mal jemand anderes viel bessere Worte gefunden! Dass ich hier vom Papst spreche, wird niemanden verwundern und der hat wieder mal was rausgehauen in seiner Predigt in Castel Gandolfo!
Zunächst verweist der Papst auf eine Meditation aus der Konstitution über die Kirche des zweiten Vatikanischen Konzils, in der es u.a. heißt:
Die unbefleckte Jungfrau, von jedem Makel der Erbsünde unversehrt bewahrt, [wurde] nach Vollendung des irdischen Lebenslaufs mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen und als Königin des Alls vom Herrn erhöht. (Nr. 59)
[ ]
Wie die Mutter Jesu, im Himmel schon mit Leib und Seele verherrlicht, Bild und Anfang der in der kommenden Weltzeit zu vollendenden Kirche ist, so leuchtet sie auch hier auf Erden in der Zwischenzeit bis zur Ankunft des Tages des Herrn als Zeichen der sicheren Hoffnung und des Trostes dem wandernden Gottesvolk voran. (Nr. 68)
In diesem Licht, das die Gottesmutter in Einheit mit der Kirche sieht, verweist der Papst auf drei Grundthemen der Lesungen bzw. des Evangeliums des Hochfestes (Offenbarung 11,19a.12,1-6a.10ab, 1. Korinther 15,20-26, Lukas 1,39-56), die er mit Kampf, Auferstehung und Hoffnung überschreibt:
Kampf
Die Lesung aus der Offenbarung beschreibt den Kampf zwischen der Frau, die sowohl Maria als auch die Kirche repräsentiert, mit dem Drachen. Triumph und Schwäche liegen hier eng beieinander. Die Frau ist siegreich und liegt doch in Geburtswehen. Genau so die Kirche, die
[ ] im Himmel schon an der Herrlichkeit ihres Herrn teilhat, erlebt sie in der Geschichte unablässig die Prüfungen und die Herausforderungen, die der Konflikt zwischen Gott und dem Bösen dem Feind von jeher mit sich bringt.
In diesem Kampf gegen den Bösen steht uns, und wir alle sind Teil dieses Kampfes, auch wenn es manche nicht sehen wollen, Maria bei. Sie kennt diesen Kampf, hat ihn gemeinsam mit Christus bereits gewonnen, und so begleitet sie, die schon in die Herrlichkeit eingegangen ist, unseren Kampf, den Kampf der Kirche in der Welt mit. Und der Papst verweist auf ein wesentliches Mittel dieses Kampfes, wenn man so will eine Waffe hin, die uns der Herr an die Hand gibt: das Gebet, namentlich das Rosenkranzgebet (der folgende Text gibt auch den Dialog zwischen Papst und Gläubigen wieder):
Das Gebet mit Maria, besonders der Rosenkranz aber hört gut zu: der Rosenkranz! Betet ihr den Rosenkranz jeden Tag? [Die Leute rufen: Ja!] Aber ich weiß nicht Wirklich? Na gut. Das Gebet mit Maria, besonders der Rosenkranz, besitzt auch diese kämpferische Dimension des Ringens; es ist ein Gebet, das in der Schlacht gegen den Bösen und seine Helfershelfer Unterstützung bietet. Auch der Rosenkranz unterstützt uns im Kampf!
Nur am Rande möchte ich hier anmerken, wie sich hier zeigt, dass der Papst in der Tat kein progressiver Reformtheologe ist: Der Teufel als Widersacher Gottes und der Menschen, wird in seinem Predigten immer wieder erwähnt als besiegt zwar aber doch nicht zu unterschätzen. Und falls noch jemand glauben sollte, der Papst würde nichts vom Rosenkranz halten hier ist der Gegenbeweis!
Eigentlich entscheidend ist aber in diesem Abschnitt eines: wir stehen, als Kirche, als Gläubige, als Jünger Christi, im Kampf, ob wir den nun erkennen oder nicht. Es ist ein Kampf, so wird er auch in der Offenbarung dargestellt, der mit aller Härte ausgetragen wird. Und trotz der scheinbaren Überlegenheit des Feindes (ein Drachen gegen eine schwangere Frau) müssen wir uns nicht fürchten, denn wir stehen in diesem Kampf nicht allein.
Auferstehung
Der Apostel Paulus beschreibt in seinem ersten Brief an die Korinther,
[ ] dass Christ sein bedeutet, daran zu glauben, dass Christus wirklich von den Toten auferstanden ist. Unser ganzer Glaube gründet sich auf diese fundamentale Wahrheit, die keine Idee, sondern ein Ereignis ist.
Diese Auferstehung, der die Mutter Christi als erste der Erlösten gefolgt ist, ist für uns von wesentlicher Bedeutung. Sie ist Christus im Leiden und in der Auferstehung gefolgt, und nun ist sie unsere Repräsentantin; sie ist unsere Schwester, unsere erste Schwester, sie ist die Erste der Erlösten, die im Himmel angekommen ist.
Die Auferstehung sowohl von Jesus als auch von Maria begründet damit unsere Hoffnung, dass es mit diesen beiden nicht die einzigen Auferstehungen gemeint sind, sondern dass Maria als Mensch unsere erste Schwester im Himmel, die erste der Erlösten von denen es noch mehr geben wird, und wir dürfen hoffen, dazuzugehören. Das führt zum letzten Teil der Predigt:
Hoffnung
Ich hatte letztens erst etwas über die Hoffnung geschrieben, aber wie immer: der Papst hat die besseren Worte:
Hoffnung ist die Tugend dessen, der im Erleben des Konflikts, des täglichen Ringens zwischen Leben und Tod, zwischen Gut und Böse an die Auferstehung Christi, an den Sieg der Liebe glaubt.
Diese Definition lässt den Kampf nicht aus, stellt ihn aber in das rechte Licht der Auferstehung, des Sieges der Liebe. Und die Hoffnung hat Maria bereits in ihrem Magnificat, kurz nach der Empfängnis Jesu, lange vor seiner Geburt, seinem Tod und seiner Auferstehung, zum Ausdruck gebracht. In seiner Betrachtung geht der Papst daher auf diesen Gesang ein, der seit Jahrhunderten zum Stundengebet der Kirche gehört, die im Glauben an Christus und auch die Auferstehung Mariens Hoffnung schöpft. Ich habe überlegt, wie ich diesen Abschnitt erläutern könnte, bin aber zum dem Schluss gekommen, ihn einfach nur wiederzugeben, jede Ergänzung würde die Dichte der Betrachtung nur beeinträchtigen. Hier also zum Abschluss dieses Beitrags einfach der Schluss der Predigt des Papstes:
Es ist der Gesang der Hoffnung, es ist der Gesang des Gottesvolkes, das in der Geschichte unterwegs ist. Es ist der Gesang so vieler Heiliger, von denen einige bekannt, ganz viele andere unbekannt, Gott aber bestens bekannt sind: Mütter, Väter, Katecheten, Missionare, Priester, Schwestern, Jugendliche, sogar Kinder, Großväter und Großmütter: Diese haben sich dem Kampf des Lebens gestellt, indem sie die Hoffnung der Kleinen und der Demütigen im Herzen trugen. Maria sagt: »Meine Seele preist die Größe des Herrn«,; das singt an diesem Tag auch die Kirche, und sie singt es in allen Teilen der Welt. Dieser Gesang ist besonders intensiv, wo der Leib Christi heute die Passion erleidet. Wo das Kreuz ist, da gibt es für uns Christen auch Hoffnung. Immer. Wenn keine Hoffnung da ist, sind wir keine Christen. Darum sage ich gerne: Lasst euch die Hoffnung nicht stehlen! Dass sie uns die Hoffnung nicht stehlen, denn diese Kraft ist eine Gnade, ein Geschenk Gottes, das uns voranbringt, indem wir auf den Himmel schauen! Und Maria ist immer dort, nahe bei den Gemeinschaften, die leiden, bei diesen unseren Brüdern und Schwestern, ist mit ihnen unterwegs, leidet mit ihnen und singt mit ihnen das Magnificat der Hoffnung.
Liebe Brüder und Schwestern, stimmen auch wir aus ganzem Herzen in diesen Gesang der Geduld und des Sieges, des Kampfes und der Freude ein in diesen Gesang, der die triumphierende mit der wandernden Kirche, mit uns verbindet, der die Erde mit dem Himmel verbindet, der unsere Geschichte mit der Ewigkeit verbindet, zu der wir unterwegs sind. So sei es.