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Teilen macht – so – keinen Spaß!

20. August 2013 by Papsttreuer
Lesezeit 5 Minuten
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Gerade heute steht es wieder im (katholischen) Tagesevangelium: „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.“ (Matthäus 19, 24) Und weiter steht da: „Jeder, der um meines Namens willen Häuser oder Brüder, Schwestern, Vater, Mutter, Kinder oder Äcker verlassen hat, wird dafür das Hundertfache erhalten und das ewige Leben gewinnen. Viele aber, die jetzt die Ersten sind, werden dann die Letzten sein, und die Letzten werden die Ersten sein.“

Diese und viele andere Stellen des Evangeliums und der Bibel beschreiben die kritische Auseinandersetzung Jesu mit dem Geld, dem Vermögen. Jesus hat sich nie direkt gegen die Verwendung von Geld gewandt, sich aber mehrfach zum Thema Reichtum geäußert. Viele der entsprechenden Äußerungen treffen selbst bei Sozialisten auf offene Ohren oder lassen Christen eine Parallele zum Sozialismus erkennen. Die scheinbare (!) Ablehnung von Reichtum in Verbindung mit der Forderung, den nächsten zu lieben wie sich selbst – das ist eine politisch explosive Mischung!

Daraus lassen sich einfache Vorschläge ableiten: Wer reich ist, der ist – moralisch oder aus christlicher Sicht – zum Teilen mit den Armen verpflichtet. Und da das mit dem unorganisierten Teilen so eine Sache ist – Wer weiß schon, ob der Reiche auch wirklich ausreichend teilt und ob auch wirklich jeder Arme genug bekommt? – fällt einem schnell der Staat ein, der das Teilen übernehmen soll. Durch Steuererklärung und Vermögensaufstellung weiß der Staat, wer reich und wer arm ist, wer also zum Teilen verpflichtet und zum Nehmen berechtigt sein sollte. Dazu kommt noch, dass der Staat, die Staatsausgaben, generell finanziert sein wollen. Da ist es nicht mehr als recht, wenn die Reichen für diese Staatsleistungen einen größeren Obulus bezahlen als die Ärmeren.

Schwupp haben wir ein Steuersystem mit progressiven Einkommensteuern – die Belastung ist nicht mehr abhängig vom Verbrauch bzw. Konsum, wie es bei einer reinen Umsatzsteuer der Fall wäre, sondern vom Einkommen. Andernfalls hätte der Reiche ja auch die Möglichkeit, sein Einkommen nicht auszugeben sondern zu sparen, eine Möglichkeit, die der Ärmere nicht oder nur in geringerem Umfang hat. In früheren Zeiten waren Sparquoten wichtig, weil damit Investitionen finanziert werden konnten: der Sparquote standen Kredite gegenüber, die zum Konsum oder zur Investition genutzt wurden und damit auf die eine oder andere Weise dem Wirtschaftswachstum dienten. In einem System des imaginären Geldes, mit einer Geldschöpfung auf Kredit, besteht diese Notwendigkeit nicht mehr und das Sparen wird aus Sicht der Politik kontraproduktiv. So macht die Besteuerung des Einkommens mehr Sinn (oder wirft einen höheren Ertrag für den Staat ab) als eine Verbrauchssteuer und ist insofern eine beliebte Variante, während Verbrauchssteuern eher als Steuerungsmittel des Konsums dienen, wenn beispielsweise der Konsum bestimmter Güter bestraft (Tabak, Alkohol, Genussmittel) oder gefördert (Bildung, Grundnahrungsmittel) werden sollen.

Begehrt jemand gegen dieses System auf, weist er auf die mangelnde Effizienz staatlicher Leistungen hin oder darauf, dass Sozialleistungen nicht zwingend zu einem erhöhten Anreiz, sich selbst versorgen zu können, führen, wird ihm mangelnde Solidarität vorgehalten. Solidarität ist dabei der politische Schlüsselbegriff, da die religiöse Konnotation der Begriffe Nächstenliebe und Barmherzigkeit nicht gewünscht ist, der Bezug zu diesen Begriffen aber dennoch wichtig ist, um das Gewissen des Reichen zu erreichen, der sich ob seines Reichtums gefälligst schlecht fühlen soll, und den Anspruch des Armen auch moralisch zu untermauern.

Ist diese Art der Besteuerung, mit Steuerbelastungen schon mittlerer Einkommen, inklusive Verbrauchssteuern, von weit über 50 % also christlich begründbar? Eigentlich müsste man anders fragen: Wie weit geht die Nächstenliebe wenn sie erzwungen wird? Betrachten wir das Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lukas 10, 25 ff), das sicher ein gutes Beispiel für das herhalten kann, was wir Nächstenliebe nennen, stellen wir fest: der Samariter wird in jedem Fall nicht gezwungen wird, dem Überfallenen auf dem Weg nach Jericho zu helfen. Von ihm berichtet Jesus, dass er „Mitleid“ mit dem Überfallenen hatte. Er „goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn. Am andern Morgen holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme.“

Was passiert in diesem Gleichnis: Der Samariter legt selbst Hand an, er hilft ganz persönlich dem ihm völlig fremden Mann. Und nicht nur das: Er übernimmt auch finanzielle Verpflichtungen gegenüber dem Herbergsvater, bei dem er den Mann unterbringt. Und er tut dies alles freiwillig! Das ist der entscheidende Punkt, denn nehmen wir einmal zum Vergleich einen obdachlosen Bettler, der uns am Bahnhof um einen Euro bittet und erkennbar krank ist. Geben wir ihm Geld? Helfen wir ihm in seiner Krankheit? Besorgen wir ihm einen Arzt, der sich um ihn kümmert und übernehmen wir die Kosten dafür? Vermutlich, und man ist geneigt zu sagen „natürlich“ nicht: Es gibt doch ein Sozialamt, da kann er Geld bekommen und auch Ärzte sind verpflichtet, ihm zu helfen, das Geld bekommen die notfalls vom Staat wieder. Wer so auf der Straße lebt, der hat doch Hilfsangebote des Staates vermutlich ausgeschlagen, niemand muss doch heute obdachlos sein. Vielleicht geben wir ihm ein paar Münzen um ihn loszuwerden, aber wirklich helfen, wirklich wie der barmherzige Samariter handeln, dafür gibt es doch den Staat – und den bezahle ich doch über meine Steuern gar nicht schlecht?!

Papst Benedikt XVI. hat in seiner ersten Enzyklika über die Liebe („Deus caritas est“) geschrieben:

Liebe — Caritas — wird immer nötig sein, auch in der gerechtesten Gesellschaft. Es gibt keine gerechte Staatsordnung, die den Dienst der Liebe überflüssig machen könnte. Wer die Liebe abschaffen will, ist dabei, den Menschen als Menschen abzuschaffen. Immer wird es Leid geben, das Tröstung und Hilfe braucht. Immer wird es Einsamkeit geben. Immer wird es auch die Situationen materieller Not geben, in denen Hilfe im Sinn gelebter Nächstenliebe nötig ist.[20] Der totale Versorgungsstaat, der alles an sich zieht, wird letztlich zu einer bürokratischen Instanz, die das Wesentliche nicht geben kann, das der leidende Mensch — jeder Mensch — braucht: die liebevolle persönliche Zuwendung. Nicht den alles regelnden und beherrschenden Staat brauchen wir, sondern den Staat, der entsprechend dem Subsidiaritätsprinzip großzügig die Initiativen anerkennt und unterstützt, die aus den verschiedenen gesellschaftlichen Kräften aufsteigen und Spontaneität mit Nähe zu den hilfsbedürftigen Menschen verbinden. […] Die Behauptung, gerechte Strukturen würden die Liebestätigkeit überflüssig machen, verbirgt tatsächlich ein materialistisches Menschenbild: den Aberglauben, der Mensch lebe ,,nur von Brot’’ (Mt 4, 4; vgl. Dtn 8, 3) — eine Überzeugung, die den Menschen erniedrigt und gerade das spezifisch Menschliche verkennt.

Die Freiwilligkeit, die aus der Liebe zum Nächsten erwächst, ist aus dieser Sicht essentiell für ein Gemeinwesen. Wird diese Freiwilligkeit durch Zwang ersetzt, verkümmert auch die Liebe – der Staat sorgt nur noch für einen Ausgleich zwischen Anspruchsberechtigten und Zahlungspflichtigen und schafft damit den Hilfsbedürftigen und den (liebenden) Helfer ab. Wer Nächstenliebe mit Solidarität übersetzt und auf dieser Basis drastische Steuern verlangt, der schafft am Ende beides ab. Die „Linke“ plakatiert derzeit mit dem Wahlslogan „Teilen macht Spaß!“ und fordert damit die verstärkte Besteuerung von Millionären. Als Christ kann man dem nur entgegnen: „Teilen macht nicht nur Spaß, teilen rettet! Es rettet den Hilfsbedürftigen direkt, es rettet aber auch mein Seelenheil!“ Nur: Teilen, wie Barmherzigkeit und Nächstenliebe, fußen auf der Freiwilligkeit. Unfreiwillig wird das Teilen zum Raub, der Beraubte wird sich wehren – ihn dann der Unsolidarität oder der Lieblosigkeit zu bezichtigen ist unredlich.

Christus fordert uns auf, nicht am Reichtum zu hängen (der Vergleich mit dem Kamel und dem Nadelöhr folgt auf die Geschichte eines reichen jungen Mannes, der Jesus folgen, seinen Reichtum dafür aber nicht aufgeben will), er weist darauf hin, dass wir nicht gleichzeitig Gott und dem Mammon dienen können. So ist die entscheidende Frage für den Reichen, wie er mit seinem Reichtum umgeht: Spenden, soziale Projekte fördern, Arbeitsplätze schaffen, für seine Familie, für seine Mitarbeiter sorgen, letztlich nicht am Geld oder Wohlstand um des Wohlstands willen hängen, all das ist christlicher, moralisch zu rechtfertigender Umgang mit Reichtum. Ein unmoralisches Umgehen damit betrifft aber in erster Linie sein Verhältnis zu Gott, weniger das zu seinen Nächsten, schon gar nicht das zum Staat. Der Wahlslogan der „Linken“ wäre insofern (ohne den Untertitel der Millionärssteuer) eine wunderbare Vision: Wie schön wäre es, wenn das Teilen wieder Spaß machen und nicht unter staatlichem Zwang, zum Raub degeneriert, erpresst würde. Teilen, von echter Solidarität, von Nächstenliebe und Barmherzigkeit, gelöst, solch ein Teilen macht aber nicht nur keinen Spaß sondern höhlt die Grundlagen einer funktionierenden Gesellschaft aus!

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Posted in: Allgemein Tagged: Nächstenliebe, Solidarität, Barmherzigkeit, Die Linke, Politik, Teilen

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