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Aufruf der deutschen Bischöfe zur Bundestagswahl: Nicht Fleisch, nicht Fisch

9. September 2013 by Papsttreuer
Lesezeit 4 Minuten
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Die Predigten vom vergangenen Sonntag waren in katholischen Kirchen entgegen der „normalen“ Liturgie nicht von einer Betrachtung des lohnenswerten Evangeliums (Lukas 14, 25-33, in der Einheitsübersetzung überschrieben mit „Vom Ernst der Nachfolge“) geprägt sondern von einem Aufruf der deutschen Bischöfe zur Bundestagswahl. Das Ziel des Dokumentes lässt sich bestimmt im Schlusssatz zusammenfassen:

Deshalb bitten wir Sie, Ihre Verantwortung wahrzunehmen und sich an der Bundestagswahl zu beteiligen, aber auch immer wieder für unser Gemeinwesen und die politisch Verantwortlichen zu beten.

Auch wer die Mängel im demokratischen System erkennt, kann vermutlich mit diesem Fazit leben. Die Nutzung demokratischer Rechte ist, da nicht selbstverständlich, in gewisser Weise auch eine innere Verpflichtung. Und gerade wenn man erkennt, dass in einem demokratischen Prozess oft nicht die Besten an der Spitze stehen sondern die gewieftesten, wenn nicht die besten Konzepte zur Umsetzung gelangen, sondern die den Einzelnen am vorteilhaftesten, dann sollte es unsere Pflicht sein, dem ein Gegengewicht entgegenzusetzen mit der Wahl von Parteien, die sich dem widersetzen. Eine Stimme für eine Kleinpartei mag parlamentarisch verloren sein, nur eine nicht abgegebene Stimme wird aber wirklich im demokratischen Prozess keine Berücksichtigung finden (man sollte sich keine Illusionen machen: mit einer Nichtwahl wischt man „denen da oben“ keinen aus, man macht sich lediglich zur Verfügungsmasse).

Ergänzt um ein paar katholische Kernpositionen zum Beispiel zum Lebensrecht, hätte diese Erläuterung einen Anreiz liefern können, sich genau mit diesen Punkten in den Wahlprogrammen auseinanderzusetzen und dann die richtige Entscheidung zu treffen. Damit kann man sich dann auch eine „Wahlempfehlung“ sparen: wer die katholischen Positionen vertreten will kann sie recht gut gegen Wahl- und Parteiprogramme vergleichen, wird vermutlich nicht mit einem 100%-Treffer fündig werden, aber doch Näherungen finden – und kann auch „Sollbruchstellen“ definieren, die eine Partei mindestens liefern muss, um sie für einen Katholiken wählbar zu machen. Um beim Beispiel Lebensrecht zu bleiben: wer das Lebensrecht eines Menschen von der Zeugung bis zum natürlichen Tod für unverhandelbar hält (was jeder Christ tun sollte), der wird Parteien, die der weiteren Freigabe von Abtreibungen oder gar einem „Recht der Frau auf Abtreibung“ das Wort reden, nicht wählen können.

Leider haben sich die Bischöfe nicht auf diese zwar allgemeine, aber doch an Klarheit nichts offen lassende Formulierung beschränkt. Stattdessen geht der Text, wenn man die Reihenfolge der Themen betrachtet, von einem Wert aus, der kirchenferner nicht sein könnte: dem Mammon! Es geht um die Finanz- und Staatsschuldenkrise, es geht darum, dass Deutschland dabei im Vergleich zu anderen Staaten recht gut da steht, es geht um den Nutzen des Euro als Gemeinschaftswährung (zum Glück hat man sich nicht zu Äußerungen gegen den Nationalstaat verstiegen wie der Vorsitzende der DBK in einem Interview), es geht um Staatsverschuldung, gegen die die deutschen Bischöfe sich immer gewendet hätten. Das Problem dabei: die wirtschaftspolitische Kompetenz der deutschen Bischöfe tendiert so in etwa gegen Null – und das wäre für mich weiter auch kein Problem, wenn man sich nicht zu solchen Themen äußern würde, und das in einer Art, dass sie – trotz der Hinweise auf nationale wie internationale soziale Verwerfungen – durchaus zwischen den Zeilen als Plaidoyer zur Fortsetzung der bisherigen Politik verstanden werden können. Um noch weiter von der eigenen Kernkompetenz wegzukommen, loben die Bischöfe dann indirekt (immerhin) die Energiewende, die die „nachhaltige Energieversorgung unserer Industrienation gestalten“ soll. Richtigerweise geht man auf die sozialen Wirkungen dieser politischen Zeitenwende ein, es bleibt aber der Eindruck der Zustimmung zu diesem Hasardeurstück der aktuellen Regierung.

Immerhin, nach Wirtschaftsaufschwung, Euro, Schuldenkrise und Energiewende kommen dann endlich auch die katholischen Kernthemen zur Sprache: die Familienpolitik, der Umgang mit dem menschlichen Leben und die Rolle der Religion in der Gesellschaft. Zum Glück lassen die Äußerungen hier, obschon diplomatisch formuliert, wenig Raum zur Diskussion:

Mit Sorge beobachten wir politische Bestrebungen, den Ehebegriff auf gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften auszuweiten. Seit jeher gilt die Ehe als Verbindung von Mann und Frau, die prinzipiell offen ist für Nachkommen. An diesem Verständnis sollte festgehalten werden. Unsere Gesellschaft braucht für ihre Zukunftsfähigkeit Ehepaare und Familien, die das Zusammenleben tragen und bereit sind, Leben weiterzugeben. Das Grundgesetz stellt sie unter einen besonderen Schutz, der Beachtung verlangt. […]

Das Leben ist eine kostbare Gabe Gottes, die es unbedingt zu schützen gilt. Jedem Menschen kommt unabhängig von seiner Leistungsfähigkeit eine unantastbare Würde zu. Es ist daher Aufgabe der Politik, sich beständig für den Schutz der Würde auch des ungeborenen, kranken, behinderten und alten Lebens einzusetzen. […]

Wir wenden uns gegen ein verkürztes Verständnis von Religionsfreiheit, das dem Glauben nur einen Raum in der Kirche zuweist. Der christliche Glaube erfordert zwar eine individuelle Entscheidung, ist aber keine reine Privatangelegenheit.

„Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein. Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein.“ – so beginnt das Evangelium vom vergangenen Sonntag. Mir scheint, daraus kann man etwas im Sinne eines Wahlaufrufes machen: die Entscheidung für Christus hat Konsequenzen oder sie ist am Ende keine Entscheidung für ihn! Und diese Entscheidung für Christus wird auch Auswirkungen auf das politische Leben haben, sowohl das der Politiker, die sich katholisch nennen als auch auf die Wahlentscheidung katholischer Wähler. Mache ich meine Stimme geltend für mehr Geld, für mehr Wirtschaftswachstum, für mehr (oder weniger) „Euro“ – oder bestimmt meine christliche Ausrichtung, meine Freundschaft zu Jesus, meine Jüngerschaft und die der zur Wahl stehenden Parteien und Politiker meine Wahl?

Mein Eindruck vom Aufruf der Bischöfe ist – man ahnt es – durchwachsen. Das Plaidoyer, sich an der Wahl zu beteiligen, erscheint mir legitim, die Thematisierung von Lebensrecht, Familie und Religion auch der Kirche angemessen. Mit der oberflächlichen Erläuterung – und das als Schwerpunkt des Ausrufs – wirtschaftspolitischer Zusammenhänge gehen die Bischöfe aber weit über ihren Kompetenzrahmen hinaus und verwischen auch die notwendige Orientierung. Jeder hat so seine Vorlieben, und ich möchte meine nicht jedem Katholiken überstülpen, aber ein bisschen mehr „klare Kante“ hinsichtlich der Frage katholischer Leib- und Magenthemen, hätte dem Papier sicher nicht geschadet und – ganz nebenbei – auch die Forderung nach mehr Berücksichtigung kirchlicher Positionen in der Gesellschaft unterstrichen.

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Posted in: Allgemein Tagged: Bischöfe, Bundestagswahl, DBK

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