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Hirte oder Schaf?

6. Februar 2014 by Papsttreuer
Lesezeit 4 Minuten
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Eigentlich muss man dem Bischof von Trier, Stephan Ackermann, fast dankbar sein. Denn bei der Lektüre der Ergebnisse der deutschen Umfrage zur Familienbischofsynode im Herbst diesen Jahres war mir eines aufgefallen: dort werden zwar Forderungen genannt, da die sich aber mit den eigentlichen Umfrageergebnissen vermischen, ist mir nie klar geworden, was davon die Befragten fordern und was die Deutsche Bischofskonferenz. Bischof Stephan Ackermann kämpft dagegen jetzt mit offenem Visier, wenn er im Wiesbadener Tagblatt (Rhein Main Presse) wie folgt zitiert wird:

„Wir müssen das Verantwortungsbewusstsein der Menschen stärken, ihre Gewissensentscheidung dann aber auch respektieren“, so Ackermann. So sei es nicht mehr zeitgemäß, eine neue Ehe nach einer Scheidung als dauernde Todsünde anzusehen und Wiederverheirateten keine Möglichkeit zu eröffnen, jemals wieder zu den Sakramenten zugelassen zu werden. „Wir werden da Vorschläge machen“, so der Bischof. Auch sei es nicht haltbar, jede Art von vorehelichem Sex als schwere Sünde zu bewerten. „Wir können die katholische Lehre nicht völlig verändern, aber Kriterien erarbeiten, anhand derer wir sagen: In diesem und diesem konkreten Fall ist es verantwortbar. Es geht nicht an, dass es nur das Ideal auf der einen und die Verurteilung auf der anderen Seite gibt.“

Zum Thema Familienplanung und Verhütung erklärte der Bischof: „Die Unterscheidung nach natürlicher und künstlicher Verhütung ist auch irgendwie künstlich. Ich fürchte, das versteht niemand mehr.“

Wie bei allen Fragen der Sexualmoral müsse die Kirche auch beim Thema Homosexualität an das Verantwortungsbewusstsein des Einzelnen appellieren. „Das christliche Menschenbild geht von der Polarität der Geschlechter aus, aber wir dürfen nicht einfach sagen, Homosexualität sei widernatürlich.“ Homosexualität dürfe aber nicht in Promiskuität und Triebbefriedigung ausgelebt werden.

An der Einzigartigkeit der Ehe zwischen Mann und Frau halte die Katholische Kirche fest; wenn aber durch eine eingetragene Lebenspartnerschaft Treue und Verantwortung gestützt würden, „dann können wir dieses Verantwortungsbewusstsein nicht ignorieren“, so Ackermann. Eine Segnung homosexueller Paare wie in der Evangelischen Kirche „ist aber nicht unsere Lösung“.

Der genaue Wortlaut des Interviews wird nicht wiedergegeben und da sich die Presse auf alles stürzt, was ihren Vorstellungen von einer Anpassung der Morallehre der Kirche angeht, bin ich nicht sicher, ob da nicht auch der eine oder andere Satz prononciert wurde, inhaltlich wird aber wohl stimmen, was die Zeitung berichtet.

In allen angesprochenen Fragen stellt sich der Trierer Bischof also gegen die katholische Lehre, die zum Beispiel auch biblisch begründet, warum ein Ehebruch eine Todsünde und die Ehe selbst (man muss dabei sagen: gültig kirchlich geschlossen) nicht aufhebbar ist. Hier daher nur in Kürze: Als derjenige, der sich einen anderen Partner nimmt, bin ich immer ein Ehebrecher, nicht nur aber insbesondere dann, wenn meine Frau bzw. mein Mann an dieser Ehe festhält. Will man letzterem dann sagen, dass seine Ehe aufgehoben sei? Und andersherum, wenn ich verlassen werde und eine (ich schreibe der Einfachheit halber aus meiner Perspektive) neue Partnerin finde … was tue ich, wenn meine Frau eines Tages zurück kommt und sich auf die bestehende Ehe besonnen hat?

Was das Thema Familienplanung angeht: Wenn der Trierer Bischof natürliche von künstlicher Verhütung (besser „Familienplanung“) nicht auseinanderhalten kann – was wirklich keine Raketentechnik ist – muss man wirklich an seinen intellektuellen Fähigkeiten zweifeln. Ich persönliche zweifle aber daran, dass er das nicht kann und habe stattdessen Zweifel, ob er diese Unterschiede nicht vermitteln möchte. Ist ja auch bequemer stattdessen einfach zur Trennung von Sexualität und Zeugung von Kindern, auch mit der hormonellen Keule, ja zu sagen, weil die Mehrheit der Menschen das so will.

Die Lehre der katholischen Kirche zur Homosexualität ist auch unmissverständlich, wenn der Katechismus der katholischen Kirche ausführt: „Gestützt auf die Heilige Schrift, die sie als schlimme Abirrung bezeichnet [Vgl. Gen 19, 1-29; Röm 1,24-27; 1 Kor 6,10; 1 Tim 1,10.], hat die kirchliche Überlieferung stets erklärt, „daß die homosexuellen Handlungen in sich nicht in Ordnung sind“ (CDF, Erkl. „Persona humana“ 8). Sie verstoßen gegen das natürliche Gesetz, denn die Weitergabe des Lebens bleibt beim Geschlechtsakt ausgeschlossen. Sie entspringen nicht einer wahren affektiven und geschlechtlichen Ergänzungsbedürftigkeit. Sie sind in keinem Fall zu billigen.“ Auch wenn nachfolgend ergänzt wird, dass homosexuellen Menschen „mit Achtung, Mitleid und Takt zu begegnen“ ist und man sich hüten solle „sie in irgend einer Weise ungerecht zurückzusetzen“ schließt der entsprechende Absatz mit den Worten „Homosexuelle Menschen sind zur Keuschheit gerufen. Durch die Tugenden der Selbstbeherrschung, die zur inneren Freiheit erziehen, können und sollen sie sich – vielleicht auch mit Hilfe einer selbstlosen Freundschaft -‚ durch das Gebet und die sakramentale Gnade Schritt um Schritt, aber entschieden der christlichen Vollkommenheit annähern.“.

Das sind alles höchst unpopuläre Formulierungen und man tut sicher gut daran, sie immer wieder auch mal zu überprüfen, um sicherzustellen, den Betroffenen damit nicht unnötig weh zu tun. Andererseits ist die Formulierung Ackermanns, dass man Homosexualität nicht als „widernatürlich“ bezeichnen dürfe, geradezu eine Einladung, nicht die Formulierung sondern die biblisch begründete Moralaussage in Frage zu stellen. Umgekehrt: Warum Bischof Ackermann nach einen Ausführungen dann noch homosexuellen Paaren einen Segen verweigern will, erschließt sich mir nicht und wird sich auch homosexuellen Paaren kaum erschließen. Möglicherweise bezieht sich der Hinweis des Bischofs aber auch darauf, dass man die Formulierung „widernatürlich“ nicht „einfach“, das heißt unbedacht und ohne Rücksicht auf die Gefühle des anderen verwenden sollte. Mir scheint das aber hier nicht gemeint und hätte man sicher anders zum Ausdruck bringen können.

Es bleibt dabei: Wenn Bischof Ackermann hier richtig wiedergegeben wurde, dann stellt er sich mit seinen Aussagen in Widerspruch zur katholischen Lehre zu Ehe, Familie und Sexualität. Warum er das tut, und ob er aus theologischer Sicht zu einer Herleitung seiner Position in der Lage wäre, muss einstweilen offen bleiben – der Zusammenhang mit den Umfrageergebnissen lässt aber erahnen: hier geht es darum, die Lehre der Kirche dem Lebensgefühl der Menschen anzugleichen. Für einen Menschen außerhalb der Kirche ist das nichts Besonderes, für einen Katholiken heißt das: Einer der kirchlichen Hirten hat sich aufgemacht, zukünftig mit den verirrten Schafen zu gehen und die Herde zurück zu lassen – da ist es egal, welche die 99 und welches das eine ist!

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Posted in: Allgemein Tagged: Sexualität, Ehe, Familie, Morallehre, Stephan Ackermann

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