Zufall oder nicht, hat der Papst am vergangenen Wochenende und Montag ein paar sehr wertvolle Dinge über die Familie und die Ehe gesagt. Einerseits traf er am Sonntag Nachmittag im römischen Olympiastadion mit mehr als 50.000 Mitgliedern der katholischen charismatischen Bewegung Rinnovamento dello Spirito (Erneuerung des Geistes) zusammen. Dort antwortete er einzelnen Gruppen zu ihren Zeugnissen, darunter auch einer Familie.
Laut offizieller Dokumentation auf vatican.va äußerte sich der Papst dabei mit folgenden Worten:
Die Familien sind die Hauskirche, wo Jesus heranwächst wächst in der Liebe der Eheleute, wächst im Leben der Kinder. Und darum greift der Feind die Familie so sehr an: Der Teufel will sie nicht! Und er versucht, sie zu zerstören, versucht dafür zu sorgen, dass es dort keine Liebe gibt.
Die Familien sind diese Hauskirche. Die Eheleute sind Sünder wie alle, aber sie wollen vorangehen im Glauben, in ihrer Fruchtbarkeit, in den Kindern und im Glauben ihrer Kinder. Der Herr segne die Familie, er mache sie stark in dieser Krise, in der der Teufel sie zerstören will.
Am vergangenen Montag wandte sich der Papst dann in einer Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses Domus Sanctae Marthae an rund fünfzehn Ehepaare, die mit ihm ihren 25., 50. und 60. Hochzeitstag feierten. In der Predigt der Papst die drei Säulen der Ehe mit Treue, Beständigkeit und Fruchtbarkeit. Zum Thema Fruchtbarkeit wird die Predigt auf kath.net wie folgt wiedergegeben:
Die Liebe Jesu macht die Kirche fruchtbar: mit neuen Kindern, mit neuen Taufen. Und die Kirche wächst in dieser ehelichen Fruchtbarkeit. In einer Ehe könne es vorkommen, dass diese Fruchtbarkeit manchmal auf den Prüfstein gestellt werde, wenn die Kinder ausbleiben oder krank sind. In diesen Prüfungen gebe es Ehepaare, die auf Jesus blicken und die Kraft der Fruchtbarkeit aufnehmen, die Jesus mit seiner Kirche hat. Dagegen gebe es auf der anderen Seite Dinge, die Jesus nicht gefielen, das heißt: die durch eine bewusste Entscheidung unfruchtbaren Ehen.
Diese Ehen, so Franziskus, die keine Kinder wollen, die ohne Fruchtbarkeit bleiben wollen. Diese Wohlstandskultur, die sich vor zehn Jahren eingestellt hat, hat uns überzeugt: Es ist besser, keine Kinder zu haben! Es ist besser so! So kannst du hingehen und die Welt kennenlernen, du kannst Urlaub machen, ein Haus auf dem Land haben, du bist in Ruhe… Doch vielleicht ist es besser bequemer , ein Hündchen zu haben, zwei Katzen, und die Liebe geht zu den zwei Katzen und zum Hündchen. Das ist doch so, nicht? Habt ihr das gesehen? Und am Ende dieser Ehe kommt dann das Alter in Einsamkeit, verbunden mit der Bitterkeit der schlechten Einsamkeit. Das ist nicht fruchtbar, das ist nicht das, was Jesus mit seiner Kirche tut: er macht sie fruchtbar.
Besonders hervorstechend an diesen Worten ist für mich die Einheit, die der Papst in den Familien und in der Kirche entdeckt. Ehe und ihre Frucht, die Familie mit Kindern entspricht dem Plan Gottes genauso wie eine fruchtbare Kirche. So bilden Familien auch die Hauskirchen in denen Jesus heranwächst er wächst im Glauben der Eltern, die diesen Glauben und die Liebe an Jesus an die Kinder weitergeben. Fruchtbare Ehen gläubiger Menschen, sie sind damit ein Lebenselexier der Kirche.
Das ist nicht die erste aber doch eine Begründung, warum sich die Kirche so sehr für treue, beständige und eben fruchtbare Ehen einsetzen muss, gerade die Seelsorger, die in Kontakt mit Familien stehen, aber auch die Gläubigen untereinander, die sich gegenseitig im Glauben bestärken, und daneben einen Kampf gegen die Tendenz zur Unfruchtbarkeit wahrgenommen in der Trennung von Sexualität und Liebe oder Empfängnis oder auch in den tausendfachen Fällen der Abtreibung – führen.
Wenn die Worte des Papstes stimmen, dass Jesus fruchtbar macht, die Kirche fruchtbar sein muss, dann ist eine Ehe, die nicht fruchtbar ist, nicht im Sinne Jesu. Dankenswerterweise geht der Papst auch auf die vielen Fälle ein, in denen aus unterschiedlichen Gründen keine Kinder aus der Ehe hervorgehen, aber die sind nicht das Problem: es sind die vielen Fälle, in denen sich Eheleute selbst unfruchtbar machen und ihre Ehe damit nicht mehr zu einem Abbild sondern nur noch zu einem Zerrbild der Kirche.
Und die Fragen, die der Papst hier aufwirft, sie können jedes Ehepaar treffen, meine Frau und mich haben sie jedenfalls lange Zeit getroffen: Sollen wir wirklich Kinder bekommen? Ist es nicht für uns besser, damit zu warten? Können wir uns Kinder überhaupt leisten? Ist es nicht vielleicht sogar besser für die Kinder, keine zu bekommen? Was verbauen wir uns für Möglichkeiten, wenn wir Kinder bekommen sollten? Wie schon in vielen anderen Predigten weist der Papst in seinen Worten an die charismatischen Katholiken darauf hin, woher diese Fragen, die eine Ehe unfruchtbar machen können, stammen: Der Teufel selbst ist der Feind der Liebe, damit der Ehe und Familie, ein Feind der Fruchtbarkeit.
Darüber wird heute nicht gerne gesprochen: Aus dem Scheidungsprozess in dem Ehepaare sich zivil trennen, hat man die Frage des Schuldigen ausgeklammert, und auch in vielen christlichen Kreisen hat man so viel Verständnis für jede Untreue und Unbeständigkeit (auch für Unfruchtbarkeit abgesehen von Abtreibungen werden auch bei den meisten christlichen Familien künstliche Verhütungsmethoden nicht mehr kritisiert), dass man die Frage nach den Hintergründen, der Schuld lieber gar nicht erst stellt. Macht man sich aber klar, dass in einer Trennung beide Ehepartner, von den Kindern will ich gar nicht reden, auch Opfer sein können, dann stellt sich die Frage des Nutznießers einer Trennung? Und die vorhergehenden Kämpfe zwischen den Partnern werden wesentlich verständlicher, wenn man begreift, dass es im Hintergrund jemanden gibt, der sich das Ende der Liebe, der Ehe, der Familie wünscht.
Aus dem amerikanischen kenne ich den Begriff des Spiritual Warefare Geistliche Kriegsführung. Es ist ein Kampf, es ist ein Krieg, den besonders Eheleute und Familien zu kämpfen haben, aber auch andere Gläubige, auch Priester. Wer nicht weiß, dass er einen Gegner hat, der sich wenn man so will zwischen den Welten bewegt, dem bleibt nichts übrig, als entweder die Schuld für eine Trennung oder einen eskalierenden Streit bei sich selbst oder dem anderen zu suchen oder die Frage der Schuld ganz auszuklammern. Der versteht aber auch im wahrsten Sinne die Welt nicht mehr, wird er doch blind für den eigentlichen Gegner.
Um nicht missverstanden zu werden: Der Teufel ist der Feind der Familie, aber er trennt sie nicht! Das machen dann schon wir selbst, sind selbst verantwortlich der Teufel eignet sich nicht als Sündenbock. Doch er nutzt Gelegenheiten, die kleinen Nickeligkeiten des Alltags oder die Lebenskrisen, die jeden treffen können, um uns zu schwächen, uns ins Ohr zu setzen, ohne den anderen doch besser dran zu sein, es mit einem anderen Partner besser haben zu können, Kinder nurmehr als Belastung und nicht als Frucht unserer Liebe zu sehen. Er setzt alles daran, unsere Treue, Beständigkeit und letztlich Fruchtbarkeit zu schaden.
Haben wir ihn aber erstmal erkannt, dann sehen wir ihn auch klar, und sind gewappnet mit unserem Glauben, unserem gemeinsamen Gebet und den Gnaden des Sakraments der Ehe, die Gott uns schenkt um standhalten zu können. Mit Gott an unserer Seite werden wir den Kampf gewinnen, ohne ihn hat der Teufel, den wir dann wohl nicht mal zu erkennen in der Lage sind, leichtes Spiel!
Noch eine kleine Anmerkung zum Schluss: In den letzten Tagen habe ich wieder verschiedentlich gelesen, Papst Franziskus formuliere nicht so geschliffen, wie sein Vorgänger, sei manchmal missverständlich. Niemand wird auch bestreiten, dass Franziskus und Benedikt XVI. ganz unterschiedliche Charaktere sind. Vereint stehen sie aber im Kampf für den Glauben, gegen den Widersacher und gegen den lässt Franziskus immer wieder entlarvende Bomben wie diese beiden Predigten bzw. Ansprachen los. Danke Gott, für einen Papst, der solche Dinge beim Namen nennt!